Stadtrundfahrt:
Wo München
extrem rechts ist
Sightseeing mal anders: Hier
treffen sich die Ewiggestrigen
Münchens - und Deutschlands -
mächtigster Rechtsradikale hat sich verschanzt. Ein spitzer Eisenzaun
umkränzt sein Anwesen in der Pasinger Paosostraße. In der
Dämmerung bezieht ein Nachtwächter Stellung, hockt sich in ein
Containerhäuschen im Vorgarten. Die Kameras erfassen jeden Fußgänger.
Hier residiert Gerhard Frey, der Vorsitzende der DVU, in seiner
Parteizentrale: Freys Festung.
Von hier aus fließen die Gelder
des Multimillionärs vorwiegend in die neuen Länder. Frey ist der
Hauptsponsor der rechten Szene im Osten. Von München aus finanziert er
etwa seine Handlanger in Sachsen-Anhalt, die bei der letzten
Landtagswahl zehn Prozent bekamen. Von hier aus versorgt Frey aber auch
das ganze Land mit dem größten rechtsradikalen Hetzblatt
"National-Zeitung" (Auflage: 50000), in dem sich auch
Ex-Republikaner-Chef Franz Schönhuber auslässt. Themen der letzten
Ausgabe: "Jüdische Verschwörer", "Lügen zum Rechtsradikalismus" und
"Große deutsche SS-Soldaten".
Gerade öffnet sich die Garage des
Hauses: Säckeweise lagern dort Papierschnipsel - der Reißwolf läuft wohl
auf Hochtouren. Soweit die Impressionen vom Haus, an dessen
Klingelschild nur "Verlag" steht - quasi der Höhepunkt einer
Stadtrundfahrt der anderen Art: Siegfried Benker, Fraktions-Chef der
Münchner Grünen, lud zum Ortstermin. Per Kleinbus ging es auf
Besichtigungstour zu Münchens "rechtsradikalen Häusern und
Einrichtungen":
-
Möhlstraße:
In einer herrschaftlichen Villa sitzt die Burschenschaft Danubia:
"Die rechtsradikale Kaderschmiede für den Hochschulbereich", so
Benker, "Danubia bezweifelt die Zahl der im Dritten Reich ermordeten
Juden und die deutsche Kriegsschuld."
- Knoebelstraße: Hier
arbeitet der Criticon-Verlag, der die rechtsintellektuelle
Zeitschrift Criticon herausbringt - "Criticon versucht, konservative
Kräfte mit rechtsradikalen zu bündeln", sagt Benker.
- Thierschstraße: Noch
Sitz des Bundes freier Bürger - der sich zum 31.12. 2000 auflöst.
"Unter der Federführung des inzwischen bekennenden Rechtsradikalen
Alfred Mechtersheimer", so die Grünen, soll dann die "Deutsche
Aufbauorganisation" daraus hervorgehen, in der auch Schönhuber und
die Deutsche Liga für Volk und Freiheit Platz finden sollen.
- Triftstraße: Die
Redaktion des Wittikobriefes, dem "Mitteilungsblatt der nationalen
sudetendeutschen Gesinnungsgemeinschaft".
- Nailastraße: Die
Parteizentrale der Republikaner in Neuperlach: "Offiziell will man
eine Annäherung zur NPD und DVU aufhalten", so Benker, "Franz
Schönhuber macht sich aber immer noch für eine vereinigte Rechte
stark."
- Ferner verweisen die Grünen
auf den Michael-Kühnen-Versand, ein Internet-Devotionalienhandel in
Gräfelfing, den Hirschgarten als "Treffpunkt der Skinheads",
so Benker. Und auf die Theresienwiese, dem Ort des
Wiesn-Attentats
vor 20 Jahren - "des bislang größten rechtsextremen
Bombenanschlags".
haGalil 24-06-2001