Jad vaShem Daten nach Berlin:
Mahnmal nimmt weiter
Gestalt an
Das Holocaust-Mahnmal in Berlin nimmt immer mehr Gestalt an. Das
Kuratorium der Mahnmal-Stiftung entschied sich vergangene Woche für
den Entwurf der Berliner Designerin Dagmar von Wilcken für die
unterirdische Ausstellung, wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse,
Vorsitzender der Stiftung, bekanntgab.
Die Ausstellung unter dem Stelenfeld soll Daten und Fakten zum
Leidensweg der Juden im Nationalsozialismus zeigen. Für diesen "Ort
der Information" stehen rund 800 Quadratmetern in vier Räumen zur
Verfügung.
Mit der Entscheidung für den Entwurf von Dagmar von Wilcken "ist die
künstlerische, bauliche und funktionale Integration des Ortes der
Information in das Denkmal einen großen Schritt weiter gekommen",
sagte Thierse. Die Gestalterin
befasst sich bereits seit Mitte der 90er Jahre thematisch mit der
Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. Für diese Ausstellung
griff sie den Gedanken des Stelenfeldes auf und führte ihn in den
unterirdischen Räumen fort.
Die Besucher gelangen über eine Rampe in den Untergrund. Der "Raum
der Stille" wird das Ausmaß der Shoah darstellen und zur Besinnung
dienen. In den Boden werden Glasplatten eingelassen, die an
Kirchenfenster erinnern, wodurch eine sakrale Atmosphäre erzeugt
wird. Im "Raum der Schicksale"
wird der Leidensweg einzelner jüdischer Familien nachgezeichnet. Von
den Decken werden Säulen wie Stalaktiten hängen. Im "Raum der Orte"
werden die über ganz Europa verstreuten Vernichtungsstätten der
Nazis dargestellt.
Lea Rosh kündigte zudem an, man habe mit der israelischen
Holocaust-Gedenkstätte Jad vaShem eine Übereinkunft getroffen, aus
dem digitalen Archiv in Jerusalem die Namen von fünf Millionen
Holocaust-Opfern für die Ausstellung in Berlin nutzen zu können.
Dadurch werde es für Besucher möglich, im "Raum der Namen" über
Computer nach dem Schicksal von Holocaust-Opfern zu suchen.
Zusätzlich werden die Namen der ermordeten
Juden Europas über Lautsprecher verlesen. Dagmar von Wilcken wünscht
sich dazu einen Hinweis, der den Zuhörern klar macht, dass sie
hundert Tage und Nächte dort verweilen müssten, um alle Namen der
Opfer zu hören.
Die Übereinkunft mit Jad vaShem ist etwas ganz besonderes, denn die
Gedenkstätte hat noch niemals zuvor, die digitalisierte Datei der
Opfernamen für außerhalb zur Verfügung gestellt, auch nicht für das
berühmte Holocaust-Museum in Washington.
Wolfgang Thierse zeigte sich zuversichtlich, dass der Bau des
Mahnmals mit dem "Ort der Information" noch vor Jahresende begonnen
werden kann, da die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den
Baubeginn Ende Sommer vorliegen sollten.
haGalil onLine 04-04-2001
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