Der Flick-Enkel Friedrich-Christian hat vergangene Woche bekannt
gegeben, er werde zehn Millionen Mark zur Einrichtung einer
deutschen Stiftung zum Kampf gegen Rechtsradikalismus und
Fremdenfeindlichkeit zur Verfügung stellen. Er reagierte damit auf
Kritiker, die ihm vorwarfen, die geplante Ausstellung seiner
Kunstsammlung in Zürich sei mit unlauter erworbenem Geld entstanden.
Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung
ehemaliger Zwangsarbeiter hatte kein Glück bei den millionenschweren
Erben des Flick-Unternehmens. Die Familie ignoriert beständig die
Diskussion um Entschädigung und Wiedergutmachung und sieht sich
keineswegs in der moralischen Verantwortung.
Dabei beschäftigte Friedrich Flick Tausende von Zwangsarbeitern in
seinem Unternehmen, das der wichtigste Rüstungslieferant Hitlers
war. Zahlen sind schwierig zu ermitteln, Tote wurden erst gar nicht
gezählt, aber alleine für das Jahr 1943 sollen 40.000 Zwangsarbeiter
bei Flick geschunden worden sein. Die Hamburger Historikerin
Friederike Littmann
veröffentlichte bereits vor fünfzehn Jahren eine Studie mit dem
Titel "Vom Notstand eines Haupttäters – Zwangsarbeit im
Flick-Konzern".
Das Buch wurde ironischerweise von einem anderen Erben eines großen
Nazi-Unternehmers herausgegeben, von Jan Philipp Reemtsma, der sich
mit der moralischen Verantwortung für die unternehmerischen
Leistungen der Familie nicht so schwer tut.
Flick wurde 1947 vom Nürnberger Tribunal der Alliierten als
Kriegsverbrecher zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, aber bereits
im August 1950 wieder freigelassen, weil er für den Wiederaufbau der
neuen Bundesrepublik gebraucht wurde. Er hat ein riesiges Erbe
hinterlassen, das zumindest teilweise durch die skrupellose
Ausbeutung von Zwangsarbeitern entstanden ist. Das Gesamtvermögen
des Sohnes und der drei Enkel wird auf mindestens zwölf Milliarden
Mark geschätzt.
Ende 1997 kam nun Friedrich-Christian Flick die grandiose Idee, eine
Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst ins Leben zu rufen, die
eine konstruktive und sinnvolle Möglichkeit zur neuen
Identifizierung mit dem Namen Flick für die Nachkommen der Familie
bietet. Konkret plant er seitdem die Errichtung eines Museums, das
nun, nachdem es in Dresden nicht geklappt hat, in Zürich gebaut
werden soll.
Doch die Diskussion um die Zwangsarbeiter-Entschädigung holte den
Erben ein, in Zürich entbrannte eine heftige Debatte um die
moralische Legalität eines solchen Museums, die wohl noch einige
Zeit andauern wird.
Als Lösung präsentierte Flick nun den
Vorschlag, eine Stiftung zum Kampf gegen Rechtsradikalismus und
Fremdenfeindlichkeit einzurichten. Er führt damit eine gute
Familientradition fort: die moralische Verantwortung für den
rücksichtslosen Einsatz von Zwangsarbeitern im Unternehmen des
Großvaters auf keinen Fall anerkennen. Lieber eine Stiftung
einrichten, die, mit einem für die Flicks lächerlichen Betrag
ausgestatteten Budget, das Rad neu erfinden kann.
Wir dürfen gespannt sein, wer das Rennen um die Flick Millionen
machen wird.
A.U.
haGalil onLine 28-03-2001
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