Basel - Die
Wahl eines neuen Rabbiners stellt die Israelitische Gemeinde Basel
vor eine schwere Belastungsprobe. Ob am Sonntag (18.3.) im 2.
Wahlgang ein Entscheid fällt, ist offen. Für Viele sind beide
Kandidaten zu orthodox und zu wenig offen und tolerant.
Zu bestimmen ist
der Nachfolger von Israel Meir Levinger, der nach 21 Jahren als
Basler Rabbiner in den Ruhestand tritt. Wählen können die rund 1300
Stimmberechtigten zwischen dem aus den USA stammenden und in
Südafrika tätigen 51-jährigen Avigdor Bokov und dem 37-jährigen
Franzosen Joël Jonas, der in Aix-en-Provence wirkt.
Dass indes einer
der beiden im Rennen verbliebenen Kandidaten am Sonntag gewählt
wird, ist keineswegs sicher. Statutengemäss muss bei der
Israelitischen Gemeinde Basel auch im zweiten Wahlgang die Hürde des
absoluten Mehrs überwunden werden, was angesichts der zahlreichen zu
erwartenden leeren Wahlzettel schwierig sein dürfte.
Aufruf zum
Leereinlegen
Auf Ablehnung
stossen beide Rabbiner-Kandidaten in der Basler Einheitsgemeinde bei
der Erneuerungsbewegung Ofek. Diese wünscht sich einen Rabbiner mit
modern-othodoxem Profil, der zudem Deutsch spricht, was Beides weder
bei Bokov noch bei Jonas der Fall ist.
Die Rabbiner-Wahl ist seit Wochen ein Haupt-Diskussionsthema in den
Leserbriefspalten der «Jüdischen Rundschau» und des «Israelitischen
Wochenblattes».
Mit ihrem auch für die zweite Runde erlassenen Aufruf zum
Leereinlegen hatte Ofek schon im ersten Wahlgang vom 4. Februar
Erfolg: Von den 856 gültigen Wahlzetteln waren 294 leer. Jonas lag
mit 381 Stimmen an der Spitze, verfehlte jedoch das absolute Mehr
von 429 Stimmen. Bokov erhielt 106 Stimmen. Mit 75 Stimmen auf Rang
drei landete Davod Zodok, der damit aus dem Rennen schied.
Kommt am Sonntag keine Wahl zustande, muss über das weitere Vorgehen
die Gemeindeversammlung entscheiden; ein dritter Wahlgang ist nicht
vorgesehen. Muss die schwierige Suche nach einem Rabbiner neu an die
Hand genommen werden, kann die Nachfolge von Israel Meir Levinger
frühestens in zwei Jahren geregelt werden, fürchtet Felix
Liatowitsch, der Präsident der Israelitischen Gemeinde Basel.
Belastungsprobe für Einheitsgemeinde
Ohne Oberhaupt
steht die zweitgrösste jüdische Gemeinde der Schweiz jedoch auch in
diesem Fall nicht da: Rabbiner Levinger hat sich bereit erklärt, so
lange im Amt zu bleiben, bis seine Nachfolge gesichert ist.
Die Rabbiner-Wahl stellt die 1805 gegründete Einheitsgemeinde Basel,
in der alle Strömungen unter einem Dach vereint sind, vor eine
schwere Belastungsprobe. An eine Spaltung will indes niemand
glauben.
Präsident Liatowitsch stellt auf allen Seiten ein grosses Bemühen
fest, «es nicht zum Äussersten kommen zu lassen». Zudem ist auch in
Ofek-Kreisen unbestritten, dass für Basel grundsätzlich nur ein
orthodoxer Rabbiner in Frage kommt, wie dies auch die Statuten
vorsehen.
Dienstag, 13. März 2001
haGalil onLine
16-03-2001
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