Wie in jedem Jahr gedenken
wir der Ereignisse zwischen dem 27. und 28. Februar 1943. In diesen
Stunden wurden in Berlin und im gesamten »Reich« zur Zwangsarbeit
verpflichtete Jüdinnen und Juden aus den Fabriken geholt, aus ihren
Wohnungen einbestellt und von der Straße weg verhaftet. Auch das
Jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße war zur
Sammelstelle umfunktioniert. Von hier aus wurde deportiert.
Als jüdische Bevölkerung
Berlins wurden damals etwa 35.000 Menschen bezeichnet, von denen ca.
17. 000 Sklavenarbeit leisten mußten. Berlin sollte mit dieser
Aktion »judenrein« werden. Etwa 4 .000 Jüdinnen und Juden sollen
entkommen sein. Sie versteckten sich oder wurden versteckt. Für
andere folgte der Weg in die Konzentrationslager.
Es war aber auch anders
gekommen: unmittelbar nach dieser Inhaftierungswelle hatten tapfere
nichtjüdische Ehefrauen in der benachbarten Rosenstraße, wo die
Nazis das Verwaltungsgebäude der Jüdischen Gemeinde als Gefängnis
nutzten, gegen die Inhaftierung ihrer Männer tagelang demonstriert.
Das NS-Regime gab unerwartet ihrem Druck nach, die Männer kamen
frei.
Gedenken an die
Opfer der »Fabrikaktion«
Mittwoch, 28. Februar, 16 Uhr, am
Gedenkstein in der Großen Hamburger Straße in Berlin-Mitte
Kaddisch und
El Mole Rachamim
Dr. Baruch Poetke, Motek Weinryb
(Jüdischer Kulturverein Berlin)
Anschließend
gemeinsamer Gang zum
Denkmal in der Rosenstraße
Worte des
Gedenkens
Rabbiner Dr.
Andreas Nachama (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin)
Dr. Mario
Offenberg (Vorstandssprecher der Israelitischen Synagogegemeinde
(Adass Jisroel) zu Berlin)
Kaddisch und
El Mole Rachamim
Kantor Oljean Ingster (Synagoge Rykestraße)
Kantor Simon Zkorenblut (Synagoge Pestalozzistraße und
Fränkelufer)
Jüdische
Gemeinde zu Berlin, Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel)
zu Berlin, Jüdischer Kulturverein Berlin e.V., Lagerkomitee
Auschwitz, Sachsenhausenkomitee e.V., IVVdN, BVVdN und Bezirksamt
Berlin-Mitte rufen gemeinsam zu diesem Gedenken auf.
Wir
verstehen diese Veranstaltung zugleich als Aufruf gegen den
Rechtsextremismus und als andauernden Protest gegen die
Hinhaltetaktik jenes Teils der deutschen Unternehmen, die nach wie
vor nicht bereit sind, den wenigen überlebenden jüdischen und
nichtjüdischen Zwangsarbeitern die ihnen zustehende Entschädigung zu
zahlen.
Am gleichen
Tag lädt der Jüdischen Kulturverein um 19 Uhr zum Vortrag »Die
Sinti und Roma. Der nationalistische Völkermord« und
nachfolgendem Gespräch mit Herrn Romani Rose, Präsident des
Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland, der ebenfalls an der
Gedenkveranstaltung teilnehmen wird.
Ort:
Jüdischer Kulturverein, Oranienburgerstr.26, 10117 Berlin-Mitte
(Eingang Krausnickstraße)
Mit
freundlichen Grüßen
Dr. Irene Runge (1.
Vorsitzende JKV)
Berlin, 13. Februar 2001
haGalil onLine
14-02-2001
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