Fond für die Opfer
der Arisierung:
Entschädigung österreichischer
Juden
Nach langen und schwierigen Verhandlungen zwischen der österreichischen
Regierungsdelegation unter Sonderbotschafter Ernst Sucharipa und den Vertretern
der Opfer von sogenannten Arisierungen in der NS-Zeit in Österreich, konnte
vergangene Woche eine Einigung erzielt werden.
Österreichische Juden werden demnach fast 500 Millionen Dollar Entschädigung für
Haus- und Vermögensbesitz erhalten. Die
Einigung kam noch rechtzeitig vor dem Ausscheiden von US-Chefunterhändler Stuart
Eizenstat aus seinem Amt als Vize-Finanzminister zustande. Das Ergebnis der
Verhandlungen wurde von der Mehrheit der Anwälte der Opfer unterschrieben.
Allerdings weigerten sich zwei der Kläger, die Einigung zu unterzeichnen.
Auch der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Ariel Muzicant,
unterschrieb nicht, sondern paraphierte das Abkommen nur, da er bis zuletzt
einige Punkte für zu unbestimmt hielt.
Der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sprach von einem
historischen Augenblick. Österreich habe „bewiesen, dass es zu seiner
moralischen Verantwortung auch für die dunklen Seiten seiner Vergangenheit
steht. Wir alle waren uns der historischen Tragweite dieser Versöhnungsgeste
zutiefst bewusst.“
Das Abkommen beinhaltet im wesentlichen die Errichtung eines Fonds mit insgesamt
360 Millionen Dollar. Davon werden 150 Millionen Dollar für die Entschädigung
von entzogenen Mietrechten, Hausrat und persönlichen Wertgegenständen verwendet.
Mit den verbleibenden 210 Millionen Dollar sowie 20 Millionen Dollar aus Zinsen
sollten darüber hinausgehende Ansprüche entschädigt werden. Zusätzlich stehen
weitere 112 Millionen Dollar stehen für Sozialmaßnahmen bereit.
Außerdem sollen Gebäude und Grundstücke, die heute dem Staat gehören, an
Privatpersonen und Institutionen zurückerstattet werden. Alle jüdischen
Friedhöfe auf österreichischem Boden sollen wiederhergestellt und restauriert
werden. Die bereits laufende Rückgabe von Kunstwerken wird fortgesetzt. Der
frühere Hakoah Sportverein, der zu Beginn des Nazi-Terrors aus allen
Fußball-Tabellen gestrichen und dessen Grundstück ebenfalls enteignet worden
war, wird auf einem Grundstück wieder errichtet, das die Stadt Wien zur
Verfügung stellt.
haGalil onLine 23-01-2001
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