Film-Datenbank im WWW:
Cinematografie des Holocaust
Informationen über Filme
zum Thema Holocaust bietet seit kurzem eine umfangreiche Datenbank
im Internet: Die "Cinematografie des Holocaust".
Frankfurter
Fritz Bauer Institut (FfM) begann man 1992 sämtliche
verfügbaren Filmdokumente über den Holocaust zu erschließen und die
Informationen im Internet zur Verfügung zu stellen. Die
Datenbank
nennt Regisseure, Produzenten, Darsteller. Dazu gibt es knappe
Inhaltsangaben und zum Teil sogar Schnittprotokolle.
Nach Projektleiter
Ronny Loewy gibt es ca. 7.000 Filme und Sequenzen zum Thema
Holocaust, 1.000 seien bereits in der Datenbank erfasst und weitere
2.000 lägen bereits im Institut vor. Die Geschichtsforschung habe
bisher schriftlichen Dokumenten unbedingten Vorrang eingeräumt, es
bestehe somit "erheblicher Nachholbedarf" bei der Aufarbeitung
filmischer Zeugnisse der Katastrophe, so Loewy: "Im
Vergleich zu schriftlichen Quellen bieten die Bildquellen durch
ihren scheinbar authentischen Charakter erhebliche pädagogische
Chancen. Sie bergen aber aus demselben Grund auch Risiken und
Probleme, die es zum Gegenstand der Forschung zu machen gilt.".
Zum Teil handelt es sich um
noch unbearbeitete Bildsequenzen oder Materialien der US-Army von
der Befreiung der Lager. Neben Bildern aus der NS-Zeit und der Zeit
nach der Befreiung werden auch Spiel- und Dokumentarfilme, auch aus
der neueren Zeit - wie zB die aktuelle ZDF-Reihe "Holokaust" - oder
auch Beiträge aus Fernsehmagazinen - wie zB Report - in die
Datenbank aufgenommen.
Einfache
Zeichen einer komplexen Welt
Bunte Piktogramme
informieren über jüdisches Leben in Deutschland - Eine
außergewöhnliche Austellung im Jüdischen Museum Franken
Von JIM G. TOBIAS
Die meisten
Bundesbürger kennen Juden nur aus Erzählungen oder
Geschichtsbüchern. Das deutsche Judentum wird heute meist auf den
Holocaust reduziert oder als exotische Kuriosität wahrgenommen.
Dem wollen junge Berliner
Juden und Nichtjuden mit ihrer unkonventionellen Ausstellung
„Zeichen des Alltags“ entgegenwirken. Anhand von 50, auf
neonbeleuchtete Plastikkästen gedruckten Piktogrammen stellt die
Künstlergruppe x:hibit kulturelle, emotionale, soziale und religiöse
Aspekte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik vor.
„Was Sie schon immer über
das Judentum wissen wollten, aber nie zu fragen wagten,” scheint das
Motto der frechen und witzigen Installationen zu sein. Unter dem
Symbol eines Soldatenhelms wird etwa die Frage aufgeworfen, ob Juden
Wehrdienst in der Bundeswehr leisten müssen. Jeweils zwei
nebeneinander angeordnete Geschlechter-Symbole erinnern daran, dass
auch schwule und lesbische Juden in Deutschland leben. Im Verein
„Yachad“ haben sich etwa 100 der sexuell anders Orientierten
zusammengefunden.
Ein stilisierter
Cheeseburger weist den Besucher auf die jüdischen Speisevorschriften
hin. Eine Regel, so informiert der dazugehörige Text, fordert die
strikte Trennung von Milchprodukten und Fleisch. Bei der mit Käse
belegten Bulette ist demnach Vorsicht geboten: Unkoscher!
Wieviel Juden besuchen regelmässig die Gottesdienste? Unter dem
Piktogramm einer Synagoge steht die Antwort: Knapp drei Prozent der
jüdischen Deutschen versammeln sich am Shabbat zum Beten. Dass die
einzige Rabbinerin in Deutschland in Oldenburg ordiniert, erfährt
der Besucher unter einer Figur mit Gebetsschal und Kippa. Ein
rennendes rotes Männchen, das überall auf der Welt auf Notausgänge
hinweist, unterrichtet über die Anzahl der Austritte aus jüdischen
Gemeinden. Und was verbinden deutsche Juden mit dem 9. November, dem
Tag an dem 1938 die Synagogen brannten und 1989 die Berliner Mauer
fiel? Für die in Kanada geborene und in Berlin lebende Jüdin Naomi
Bodemann-Ostow ist die Antwort klar: „Den Mauerfall, den habe ich ja
selbst miterlebt.“
Bei den Recherchen zur
Ausstellung hat die Gruppe um die 24-jährige Bodemann-Ostow
interessante Entdeckungen gemacht: Die Abkürzung IS (israelitisch)
auf der Lohnsteuerkarte wird von vielen Finanzbeamten als Hinweis
auf die religiöse Zugehörigkeit zum Islam gedeutet. Bei den
Nachforschungen, ob junge Juden zum Wehrdienst verpflichtet werden
können, wollten die Ausstellungsmacher ebenso wissen, ob immer noch
35 Kasernen nach Wehrmachtsoffizieren benannt sind. Die Antworten
aus dem Verteidigungsministerium ließen nicht lange auf sich warten:
Enkel von NS-Verfolgten müssen nicht zur Armee, Urenkel werden
allerdings eingezogen. Außerdem bestätigte die Bundeswehr, dass
weiterhin viele Truppenunterkünfte den Namen von
Wehrmachtsangehörigen tragen. Doch die Zahl 35 ist falsch, es sind
38 Kasernen!
Die „Zeichen des
Alltags“ sind im Jüdischen Museum Franken, Königstraße 89, in Fürth
noch bis 18. Februar 2001 zu sehen. Geöffnet ist täglich außer
Samstag, von 10 bis 17 Uhr, dienstags bis 20 Uhr. Danach wandert die
Ausstellung ins Rathaus der Stadt Hannover, anschließend ins
Jüdische Museum Hohenems in Österreich.
haGalil onLine
05-12-2000
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