Wegen der ungewöhnlichen Entwicklungen
in den Wahlen der U.S.A, schreiben heute die israelischen Zeitungen, wie
sonst auf der ganzen Welt auch, vorwiegend von den beispiellosen
Wahlergebnissen, deren Endergebnis erst in mehreren Tagen feststehen wird.
SCHLAGZEILEN AUS MA’ARIV
- - Scharfe Konfrontation zwischen
Peres und Barak ü ber die Beziehungen zu Arafat; Peres: "Warum Arafat nicht
halbwegs entgegenkommen?"; Barak: "Er versucht, einen allgemeinen Krieg zu
erwirken"
- - Generalstabschef annuliert
Massengottesdienst auf Rachels Grab anlä ß lich des Todesgedenktages der
Matriarchin
- - Noah Dahan, 24, in Schieß
zwischenfall in Rafiah umgebracht, gestern beerdigt
- - "Barghouti droht Araft: ja nicht
die Intifada einstellen"
- - Zunehmende Aufrufe der IVK "die
Initiative ergreifen und handeln"
Nachstehend der israelische Aspekt der
Wahlen und Kandidaten aus der Jerusalem Post und
Ha’aretz.
Jerusalem Post
Aus: Israel Auslandsstimmen
möglicherweise ausschlaggebend bei Wahlen,
von Jonathan Krashinsky
"Mitten in den knappsten Wahlen in der
Geschichte der Vereinigten Staaten kann ohne Übertreibung gesagt werden, daß
alles mö glich ist - einschließ lich der Mö glichkeit, daß Auslandstimmen
aus Israel eine ausschlaggebende Rolle spielen werden.
"Ich hatte vor mehreren Monaten
vorausgesagt, daß die Auslandstimmen den Prä sidenten der Vereinigten
Staaten bestimmen werden" sagte David Froehlich, der an der Spitze der
demokratischen Partei in Israel steht. ‘es kann [an diesem Punkt] Bush oder
Gore sein. Wenn aber Gore mit einem Unterschied von 50 oder weniger Stimmen
gewinnt, dann war Israel der ausschlaggebende Faktor... [da] es circa 100
Einwohner Floridas in Israel gibt und ich nehme an, daß wahrscheinlich die
Hä lfte von ihnen gewä hlt haben’.
In einem Staat mit etwa sechs Million
Wahlberechtigten, wü rde unter anderen Umstä nden die Aussicht, daß einen
solche Wä hlerschaft bei der Prä sidentschaftswahl ausschlaggebend ist, ü
bertrieben klingen. Jedoch in einem Rennen, bei dem George W. Bush und Al
Gore in jeder Hinsicht einen gleichen Anteil der Stimmen erzielt haben, ist
es wohl mö glich, daß die erneute Zä hlung als Ergebnis eine Siegesmarge von
wenigen Hunderten oder gar von nur wenigen Dutzenden Stimmen zeigt, und
damit eine Situation schaffen, in der jede Gemeindewahl ausschlaggebend sein
kann - einschließ lich der "Gemeinden" Floridas im Ausland.
‘Die ganze Wahlen befinden sich im
Augenblick in vorübergehenden Leblosigkeit’, stimmt der Chef der
Republikaner in Israel Mark Zell zu. ‘Die gesamte Wahl ist zu haben...
[gestern zur Mittagszeit] standen in Florida 224 Stimmen aus... Theoretisch
kö nnten die israelischen Stimmen die Ergebnisse ä ndern. Die gesamte Prä
sidentschaftswahl kö nnte von den Auslandstimmen aus Israel geä ndert
werden.’
Weiterhin meinte Zell, könnte eine
Besonderheit des Gesetzes in Florida erwirken, daß die nagelkauende Spannung
darü ber, wer Prä sident wird, ü ber eine Woche lang auf dem Land lastet.
Dem Gesetz gemäß können Auslandstimmen
bis zu 10 Tagen nach den Wahlen eintreffen, solange sie den Poststempel von
einem Tag vor den Wahlen tragen. Unter diesen Umstä nden, bei einem Rennen,
wo praktisch jede einzelne Stimme ausschlaggebend ist, dü rfte dies wohl fü
r beide Kandidaten und deren Ahä nger eine angespannte Woche werden. ‘Es
kann sein, daß wir erst am 17. November erfahren, wer Prä sident ist’
erinnert Froehlich.
‘Etwa
drei Million amerikanische Bürger leben ü erall in der Welt’, sagt er ‘ und
ich glaube, daß im 21. Jahrhundert, wegen der zunehmende Globalisation, die
Kandidaten anfangen werden, den ausschlaggebenden Auslandwählern mehr
Aufmerksamkeit zu schenken’".
Ha’aretz
Fokus/
Amir Oren: Israel sicher mit Bush oder Gore
"Regierungschef Ehud Barak glaubt, daß
wenn George Walker Bush an der Spitze der nä chsten Regierung steht und
Colin Powell zum Auß enminister ernennt, Powell eine Politik gestalten wird,
in der Israel im Verhä ltnis seines positiven oder negativen Einflusses auf
amerikanische strategische Interessen angesehen wird, welche auch in mä ß
igen arabischen Staaten, wie Ä gypten und Saudi Arabien grü nden mü ssen.
Bush, ebenso wie Al Gore, mü ß ten
innerhalb eines Rahmens handeln, der eine grundlegende Kontinuitä t der
amerikanischen Verteidigungs- und Auß enpolitik vorschreibt, besonders wä
hrend einer Periode der Schwä che des Prä sidenten gegenü ber Congress. Die
hauptsä chlichen Unterschiede zwischen einer demokratischen und einer
republikanischen Regierung, sind daß demokratische Regierungen fü r
amerikanische Juden und Israel auf direktere Weise ansprechbar sind. Was
jedoch Israel das Erzielen wesentlicher Zielen nicht erleichtert.
Die Ergebnisse im Congress gefielen den
AIPAC (American Israel Public Affairs Committee) Lobbyisten und den Beamten
des israelischen Auß enministeriums: im Allgemeinen ziehen sie Republikaner
als Vorsitzende der wichtigen Komites vor und sorgten sich wegen der Mö
glichkeit, daß der Fraktionsvorsitzende der Demokraten, David Bonior, die
Position des Mehrheitschefs einnimmt.
Ebenfalls glücklich waren sie ü ber die
Niederlage des arabischen republikanischen Senator aus Michigan, Spencer
Abraham.
Während der gerade geendeten - oder
nicht geendeten - Wahlkampagne war Israel kein Grund zu
Meinungsverschiedenheiten zwischen Bush und Gore.
Selbst wenn ein Gegenkandidat die
Nahostpolitik eines amtierenden Prä sidenten kritisierte (wie es im Falle
der Prä sidenten Reagan und Carter der Fall war), ü bernahm letztenendes der
neue Prä sident die Richtlinien seines Vorgä ngers.
Dies wird zweifelsohne auch in diesem
Jahr der Fall sein, egal ob Bush oder Gore letztenendes der Sieger ist.
Wahrscheinlicher ist eine Ä nderung
beim Tempo der Tä tigkeit zu erwarten als in der Richtung der Politik, aber
dies hä ngt vom Congress, vom Charakter des Auß enministers und dessen
Beziehungen zu anderen hohen Regierungsbeamten, ab. Clinton sind zwei seiner
wichtigsten Bestellungen miß lungen: Warren Christopher und Madeleine
Albright. Die von Bush (Powell) und Gore (UNO Botschafter Richard Holbrooke)
vorgeschlagenen Kandidaten sind beide energischere Typen.
Powell hat auch gute Beziehungen zu
Buschs Wahlpartner, Richard Cheney, sowie zum Anwä rter auf das Amt des
Verteidigungsministers, Paul Wolfowitz.
Es ist unwahrscheinlich, daß eine Bush
Regierung unter einem internen Kampf leiden wird, wie der der zwischen
William Rogers und Henry Kissinger in der Nixon Regierung herrschte und die
Bemü hungen von Alexander Haig und George Schultz in der Reagan Regierung
stö rte".
Florida Einwohner in Israel halten
machtvolle Stimmen, von Mazal
Mualem
"Circa 200 amerikanische in Israel ansä
ssige Bü rger sind in Florida wahlberechtigt, meint einer der Leiter der
israelischen Filiale der Organisation der Demokraten im Ausland, Sheldon
Schorer.
Schorer sagt, es sei trotz einer von
ihm gestern gefü hrten telefonischen Umfrage unmö glich festzustellen,
wieviel dieser Wahlberechtigten tatsä chlich an den Prä sidentschaftswahlen
gewä hlt haben.
‘In einer Situation wie dieser, bei der
jede Stimme auschlaggebend ist, haben diejenigen, die nicht stimmten diese
Tatsache wirklich bedauert. Keiner glaubte, die Wahlen wü rden auf diese
Weise entschieden werden’ meinte Schorer.
Nach Schorers Angaben leben etwa 2
Prozent der amerikanischen Wahlberechtigten auß erhalb der Vereinigten
Staaten, einschließ lich circa 100.000 in Israel. Schä tzungsweise nahmen
ungefä hr 45 Prozent dieser Amerikaner in Israel ihr Recht bei den gegenwä
rtigen Wahlen ihre Stimme abzugeben wahr, ein hoher Prozentsatz im Vergleich
zu anderen im Ausland ansä ssigen amerikanischen Gemeinschaften.
In den Präsidentschaftswahlen von 1992,
wä hlten circa 38.000 in Israel lebenden Bü rger der U.S.A. Schorer sagte,
90 Prozent der amerikanischen Wahlberechtigten in Israel identifizieren sich
mit der demokratischen Partei.
Die Ortsfiliale der Organisation der
Auslandsdemokraten wurde während der Kampagne mobilisiert, verteilte
Informationen ü ber die Wahlverfahren und betonte die Bedeutung der
Wahrnehmung des Wahlrechts."
haGalil onLine
23-10-2000
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