Ein Ende von Blut und Tränen", prophezeite Ministerpräsident Jizchak
Rabin auf dem Rasen des Weißen Hauses vor sieben Jahren. Und er sagte
noch mehr: "Die Zeit des Friedens bricht an." Es stellt sich heraus,
dass Jizchak Rabin irrte. Wir alle haben uns geirrt.
Zwischen Jordanfluss und
Mittelmeer wird immer noch nach Blut und Tränen gedürstet, und es gibt
immer jemanden, der die Nachfrage stillt. Zwei Wochen kriegsähnlicher
Zustände endeten in einem entsetzlichen Lynchmord im Stadtzentrum
Ramallahs vor einer johlenden palästinensischen Masse. Barak blieb keine
Wahl, er musste handeln.
Nicht nur drei Millionen
Palästinenser und sechs Millionen Israelis verfolgen aufmerksam Israels
Abschreckungsvermögen, sondern auch der Irak mit seinen Scud-Raketen -
die er gern abfeuern würde - sowie Iran, Syrien, Ägypten und Jordanien.
Palästinenserchef Jassir Arafat
sieht sich selbst als Staatsmann von Welt und als Stratege. Wie von
Clausewitz ist er der Meinung, Krieg sei allenfalls die Fortsetzung der
Politik mit anderen Mitteln. Was in Verhandlungen nicht geht, geht mit
Blut. Er führte die palästinensische Revolution über einen grausamen
Pfad, der Zehntausende das Leben kostete und Hunderttauende zu
Flüchtlingen machte. Im Laufe der Jahre wurde seine Haut dünner. Sein
Händedruck wurde weicher, sein Kinn zittert. Aber im Innern blieb er so
hart wie eh und je.
Man kann nicht umhin, die
Hartnäckigkeit zu bewundern, mit der er sein Ziel ansteuert. Nur
Menschen, denen der Frieden den Verstand verwirrte, sehen nicht den
moralischen Mangel seiner Taten. Arafat brach grob sein wichtigstes
Versprechen von Oslo: die Gewalteinstellung. Oslo konnte Arafat für
einige Jahre aus dem Terror ziehen, aber nicht den Terror aus Arafat.
Israel zieht jetzt in diesen
Krieg - wenn es denn ein Krieg sein wird -ohne Illusionen. Da ist nicht
jenes existenzielle Gefühl, das die Kämpfer im Unabhängigkeitskrieg, im
Sechs-Tage-Krieg oder im Jom-Kippur-Krieg begleitete und auch nicht jene
Machttrunkenheit, die mit der Verwicklung im Libanon einher ging. Am
Ende des Kampfes lockt kein Nutzen - nicht einmal die Illusion eines
Nutzens. Über diesen Krieg werden keine Lieder gesungen werden.
Doch trotz allem werden die
Israelis diesen Kampf auf sich nehmen müssen, werden sie los ziehen.
Ansonsten können sie in dieser harten Region nicht weiter existieren.
Sonst wird es keinen Frieden geben.
Ordentliche Armeen tuen sich
schwer im Kampf gegen Zivilisten, sogar wenn diese Zivilisten bewaffnete
Milizionäre sind. Solche Kriege geben kein gutes Fernsehbild ab. Und das
Fernsehen ist das wichtigste Schlachtfeld. Wenn die Armee gegen die
palästinensischen Streitkräfte kämpfen muss, muss sie den Weg finden,
die uniformierten Kräfte mit einzubeziehen. Je mehr Soldaten auf der
Gegenseite zu finden sind, desto besser für Israel.
Als Ministerpräsident hat Ehud
Barak keinen leichten Finger am Abzug. Seine legendäre Kaltblütigkeit,
die ihm in Innen- wie Außenpolitik oft zum Nachteil gereichte und ihn zu
langsam auf Arafats Schritte reagieren ließ, ist in Krisenzeiten ein
guter Ratgeber. Barak weiß, dass es in diesem Krieg keinen Sieger geben
wird. Der Tag danach will mit bedacht sein, wenn alle an den
Verhandlungstisch zurück kehren.
Darum könnte es angeraten sein,
jetzt keine Notstandsregierung aufzustellen, die ihm heute die Lage
erleichtern kann, ihm morgen aber zur Last fallen wird. Ein Krisenstab,
in dem sich alle befinden, von Likud-Chef Ariel Scharon auf der rechten
Seite bis zu Meretz-Parteichef Jossi Sarid zur Linken, wäre bequemer.
Doch stellt sich die Frage, ob ein solcher Stab Barak eine stabile
Mehrheit im Parlament garantieren kann.
In den letzten Jahrzehnten wurden
solche Szenen wie der Lynchmord an israelischen Soldaten seltener
gesehen. Einige Male schändeten Palästinenser die Leichen von Israelis.
Ein Mal schändeten Israelis die Leiche eines palästinensischen
Terroristen. Der Vorfall in Ramallah sagt nicht viel über die
Kriegsregeln zwischen den Völkern aus, aber viel über Herrschaft des
Mobs über die Herrschenden.
Die beglückten Visagen der Jungen
- auch eine johlende Frau war dabei - werden sich zur Schande in die
Annalen des Konflikts einbrennen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die
Juden, die am vergangenen Wochenende johlend zu Ausschreitungen gegen
Araber auszogen, in diesen hässlichen Grimassen ihr eigenes Spiegelbild
wieder erkennen.
Bei aller Wertschätzung der
Zielgenauigkeit der Hubschrauber-Piloten und bei aller Trauer um die
beiden ermordeten Soldaten muss die jüngste Serie an Misserfolgen dem
Armeechef die Schamröte in die Wangen treiben. Erst die Entführung der
Soldaten an der libanesischen Grenze unter noch ungeklärten Umständen,
dann das ungehinderte Eindringen eines Mopeds in den Hof des
Verteidigungsministeriums während einer Regierungssitzung und ein
zusätzliches Eindringen eine halbe Stunde später. Wären es Terroristen
gewesen, hätten sie die gesamte Regierung in die Luft jagen können. Und
dann die unglückliche Fahrt der Reservisten, die ungehindert die
Straßensperre passieren. Mit den Arabern werden wir schon irgendwie
fertig. Wie aber werden wir mit unserem eigenen Durcheinander fertig?
© Jedioth Aharonoth
Übersetzung: Norbert Jessen SZ
Warum reden wir nicht?
'Salamu alekhum - Shalom alekhem!
Palästinenser in Deutschland? Jude in Prag? Palästinenserin in der
Schweiz? Israeli in Österreich?
Ahlan
veSahlan beSukath haShalom!
Kulam musmanim ve kol haBaim Brukhim!
[haGalil
Sounds: Let's talk again!]
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