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In der israelischen Wirtschaftszeitung
Globes zog Noa Wassermann-Amir vorgestern das Fazit, dass aus Sicht der
europäischen Medien (namentlich erwähnt wurden Berichte in den brititischen,
französischen und italienischen Medien und im europäischen CNN) die Situation im
Nahen Osten in der letzten Woche völlig klar gewesen sei: "Die Israelis sind
brutal, die Palästinenser leiden, und der Eindruck, den ein normaler
europäischer Zuschauer erhalten hat, ist der eines legitimen palästinensischen
Protests gegenüber der israelischen Brutalität".
Die Tatsache, dass die Dinge eben nicht
so klar liegen, dass es in Israel eine enorme Friedensbereitschaft gibt, dass
die überwältigende Mehrheit im Lande auch heute den Friedensprozess weiterhin
unterstützt, dass es eine grosse Friedensbewegung gibt und es insbesondere der
Besonnenheit der israelischen Regierung zu verdanken ist, dass die Situation
nicht weiter eskalierte, fand kaum einen Niederschlag im öffentlichen
Bewusstsein der Europäer.
In Europa tritt fast nur die israelische
Rechte in Erscheinung und offizielle Stellungnahmen werden besonders dann wahr
genommen, wenn sie die Stärke und die Entschlossenheit Israels betonen. Über die
ernsthaften Bemühungen und die diffizilen Probleme der israelischen Regierung
bei der Umsetzung des bisher Vereinbarten wird kaum nachgedacht. Jede Aussage
eines Scharfmachers findet hundertmal grössere Aufmerksamkeit, als jeder
besonnene Kommentar.
Diese Situation wird in Israel zwar
erkannt und beklagt aber es folgen kaum Taten. Israel ist viel zu sehr mit sich
selbst und den inneren Streitigkeiten beschäftigt, die Umsetzung einer wirksamen
Öffentlichkeitsarbeit bleibt vernachlässigt.
Es ist es einfach zu klagen und über
Schieflagen zu jammern. Viel schwieriger ist es etwas zu tun, jeden Tag Präsenz
zu zeigen und zu versuchen die Proportionen ein wenig zu beeinflussen.
Anbetracht der Hartnäckigkeit vorgefasster Meinungen ist es notwendig die
Friedensbemühungen unermüdlich zu präsentieren.
Dass es nicht genügt ab und an einmal
aufgeregt auf einzelne besonderes Missfallen erregende Unwissenheiten zu
reagieren, sondern eine langfristig angelegte Arbeit geleistet werden muss,
vielfältig, unabhängig und engagiert, könnte eine der Lehren aus den Ereignissen
der letzten Wochen sein. Hervorragende Ideen und Ansätze sind bereits vorhanden,
es ist endlich an der Zeit deren Ausbau zu unterstützen, damit bei weiteren
Krisen - und diese werden kommen, eine ausreichend stabile Basis gesichert ist.
Noa Wassermann-Amir blieb zum Abschluss
ihres Artikels vorerst nur die rhetorische Frage nach der israelischen
Öffentlichkeitsarbeit: "Wo war die?", und die Antwort lautete: "Die war ganz
einfach nicht existent...".
dg / haGalil
onLine 16-10-2000
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