In Bezugnahme auf die Welle rechtsradikaler Anschläge in Deutschland hat der
deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass Edmund Stoiber (CSU) und Roland
Koch (CDU) scharf angegriffen.
Grass erklärte, der bayerische Ministerpräsident Stoiber habe vor Jahren, ganz
zu Beginn der Asyldebatte in Deutschland, "mit demagogischem Tremolo vor einer
'Durchrassung des deutschen Volkes' gewarnt". Der hessische Regierungschef Koch
habe während der sogenannten "Anti-Ausländer-Unterschriftensammlung" Wahlkampf
"mit rassistischen Nebentönen" betrieben und die Einbürgerung von Ausländern zu
hintertreiben versucht.
Auch die "Kinder statt Inder"-Kampagne der nordrhein-westfälischen CDU "war ein
Beweis dafür, wie verantwortungslos Politiker, die heute nach einem Verbot der
NPD verlangen, punktuell die rassistische Politik genau dieser Partei
betreiben". Zudem sei der Umgang mit Asylbewerben in Deutschland
menschenverachtend.
Bisher fehle es am notwendigen Mut, solche "Biedermänner als
regierungsverantwortliche Mittäter beim Namen zu nennen", rief Grass am Mittwoch
bei der Eröffnung einer vom Europarat in Straßburg organisierten Konferenz gegen
Rassismus: "Der Fisch beginnt vom Kopf her zu stinken".
Ein NPD-Verbot greife zu kurz. Der Rechtsradikalismus setze oft genug lediglich
"die regierungsamtliche Politik auf brutalstmögliche Weise in die Tat" um, so
Grass. Er setzte sich auch dafür ein, "der größten Minderheit in Europa, dem
Volk und der Nation der Roma", im Europaparlament Sitz und Stimme zu geben.
haGalil onLine
12-10-2000
|