Guten Abend Bürger Israels,
wir stehen vor dem Beginn einer neuen
Situation im Staat Israel. Wir sind Zeugen einer akuten und gewaltsamen
Eskalation in unseren Beziehungen mit den Palästinensern. Die Verantwortung
hierfür liegt bei dem Vorsitzenden Arafat und der palästinensischen
Autonomiebehörde. Wenn er wollte, könnte er mit einer einfachen Order, die
Gewalt anhalten.
Ich rufe die Palästinenser auf,
augenblicklich die Gewalt einzustellen und dem Ruf von Präsident Clinton letzte
Woche zuzustimmen, in den kommenden Tagen die Verhandlungen über die
Durchführung der Vereinbarungen weiterzuführen.
Israel wird keine Verhandlungen parallel
zu jeglicher Gewalt führen. Mit der gleichen Entschlossenheit, mit der wir uns
um Frieden bemüht haben, werden wir auch gegen Gewalt vorgehen.
Bis jetzt habe ich Instruktionen gegeben,
Zurückhaltung zu üben – Reaktion statt Aktion. Wenn wir in den kommenden zwei
Tagen keine Änderung des gewaltsamen Verhaltens gewahr werden, werden wir das
als den Abbruch der Friedensverhandlungen durch Arafat auffassen – einen Abbruch
für den er die Verantwortung trägt und den er initiiert hat. Wir werden die IDF
und die Sicherheitsorgane anweisen, alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel
einzusetzen, um die Gewalt zu stoppen.
Tatsächlich formt sich eine neue
Situation. Das ist einer der wichtigsten Kämpfe in der Geschichte des Staates
Israel – ein Kampf für unser Lebensrecht als freies Volk in dieser schwierigen
und geplagten Region.
Unsere Haltung in dieser Situation wird
unsere Zukunft in großem Maße bestimmen.
Der Kampf wird kein einfacher sein. Er
wird vielleicht langwierig sein. Es wird Höhen und Tiefen geben und – wie heute
– wird es schwierige Momente geben – vielleicht sogar noch schwierigere. Aber
wenn wir geeint bleiben, werden wir uns durchsetzen.
Seit Madrid und Oslo, ein Jahrzehnt lang,
haben drei oder vier aufeinanderfolgend Regierungen in Israel sich bemüht, zu
einem Friedensabkommen mit den Palästinensern zu gelangen – unter der Prämisse,
daß wir einen Partner für den Frieden haben.
Heute bildet sich ab, daß es anscheinend
keinen Partner für den Frieden gibt. Diese Wahrheit schmerzt, aber sie ist wahr
und wir müssen uns mit ihr mit offenen Augen auseinandersetzen und die nötigen
Schlüsse ziehen.
Wir werden Gewalt nicht nachgeben. Wir
sind ein kleines Volk, aber stark und mutig. Jedem, der sich uns mit Gewalt
entgegenstellt, wird mit Gewalt begegnet werden – sofort.
Wir werden vereint sein. Wir haben keinen
Grund zu Selbstvorwürfen. Unsere Hände sind sauber. Wir haben jeden Stein
umgedreht und sind bereit, fast jede mögliche Idee zu besprechen, um
herauszufinden, ob die andere Seite bereit ist, den Weg des Friedens
einzuschlagen.
Ein Abkommen kann erreicht werden, aber
die andere Seite – für die die Wahl zwischen Abkommen und Gewalt ebenfalls keine
leichte ist – hat anscheinend Gewalt gewählt und wird die Verantwortung für die
Konsequenzen ihrer Wahl tragen.
Unsere Friedensbemühungen haben uns nicht
geschwächt, sondern vielmehr unsere interne Einigkeit verstärkt. Die Zeit im
Rahmen des gesamten politischen Prozesses ist jetzt reif – mit dem kommenden
Ende der Clinton Regierung und der Beendigung der Interimsabkommen, die zwischen
uns und den Palästinensern unterzeichnet wurden.
Wir dürfen nicht die Hoffnung verlieren.
Der Frieden wird kommen. Er wird kommen, wenn wir wissen, wie wir auf unseren
lebenswichtigen Rechten und den lebenswichtigen Interessen des israelischen
Volkes, der Sicherheit Israels, der Einigkeit Israels und der heiligen Werte
Israels bestehen. Wir werden auf dem bestehen, was am wichtigsten ist - und wir
werden es gemeinsam tun.
Ich verstehe diejenigen innerhalb des
heutigen Friedenslager, die – gemeinsam mit uns allen – gezwungen sind, den
Partner zu beobachten, in dem wir eine größere Bereitschaft für den Frieden zu
sehen gehofft haben, als er anscheinend besitzt.
Ich verstehe den Schmerz unserer
israelischen Mitbürger auf der rechten Seite des politischen Spektrums, die
gezwungen sind, schmerzlich einzusehen, daß für den Frieden akzeptiert werden
muß, daß wir weniger als erträumt haben werden.
Aber jetzt ist die Zeit der Vorbereitung
auf die Konfrontation, sich die Hände zu reichen und zusammen zu agieren –
gemeinsam den vor uns stehenden Herausforderungen entgegen.
Heute nachmittag wurden drei IDF Soldaten
auf Mount Dov, in der Nähe des Tores, das zum libanesischen Dorf Shaba führt,
während einer Routine Sicherheits- Patroullie entlang der Grenze entführt. Die
drei Soldaten sind jetzt in den Händen der Hisbollah.
Die israelische Regierung betrachtet die
Hisbollah, die Regierung Syriens und die Regierung des Libanon für das
Wohlergehen der Soldaten für verantwortlich, sie sicher unter
zufriedenstellenden Bedingungen zu halten und sie schnell nach Hause zu lassen.
Die Entführung von Soldaten ist sehr
schmerzhaft wie wir alle aus Erfahrung wissen. Der Vorfall ist für uns und für
die IDF schwierig. Ich bitte um Ihr Verständnis, daß ich - aus offensichtlichen
Gründen – nicht ins Detail über unsere Handlungen und Intentionen diesbezüglich
in den kommenden Tagen gehen kann.
Ich möchte allen Bürgern Israels sagen:
Wir gehen alle durch schwere Zeiten. Aber ich bin von dem Glauben erfüllt, daß
wir am Ende aus dieser Konfrontation und Kampf stärker und vereinter hervorgehen
– ohne unsere Werte als ein jüdischer und demokratischer Staat aufzugeben, oder
unsere lebenswichtigen Interessen und gleichzeitig weiterhin nach Sicherheit und
Frieden in Israel streben.
Den arabischen Bürgern Israels möchte ich
sagen: Wir haben gemeinsam eine demokratische Gesellschaft aufgebaut, die das
Zusammenleben von verschiedenen Gemeinden und Glaubensrichtungen anerkennt. Wir
haben zusammen ein Leben aufgebaut, das zuallererst auf der Anerkennung basiert,
daß wir gemeinsam in einem demokratischen und rechtstaatlichen Staat leben.
Ich rufe Euch erneut auf, weiterhin sich
wie die große Mehrheit der israelischen Araber zu verhalten, die verantwortlich
und reif handelt und sich nicht von Extremisten und Aufhetzern provozieren
lässt.
An uns alle appelliere ich, unsere
Bemühungen zu verstärken, um die Rechtstaatlichkeit zu unterstützen. Kein Staat
kann sich eine Wiederholung der Bilder von blockierten Straßen, abgesperrter
Siedlungen, von Vandalismus oder der Beschädigung von Eigentum erlauben.
Wir alle sind verpflichtet, Frieden und
Gleichheit zu erreichen und die arabischen Bürger voll in die israelische
Gesellschaft zu integrieren – und das im Rahmen einer offenen, fortschrittlichen
und rechtstaatlichen Gesellschaft.
Am Vorabend von Jom Kippur möchte ich uns
allen, jeder Familie in Israel, ein gutes Jahr wünschen. Mögen Sie alle in das
Buch des Lebens eingeschrieben werden.
haGalil onLine
08-10-2000
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