Ich weiß
nicht warum , aber in den letzten Tagen denke ich oft an meinen
entfernten Verwandten: den Moses. Zwanghaft und fast manisch
überlege ich unter anderem warum der liebe Gott Moses die Tafel mit
den zehn Geboten ausgehändigt hat.
Immer wieder
spukt mir eine Frage im Kopf herum: falls Moses nicht Moses geheißen
hätte, sondern zum Beispiel Hartmut oder Dieter und er nicht
beschnitten gewesen wäre - hätte ihn dann der liebe Gott auch mit
den zehn Geboten beglückt?
Nein, ganz
bestimmt nicht. Wenn schon, dann wären es nicht zehn Gebote sondern
zehn Verbote. Mit Verboten läßt es sich leichter regieren und
leichter leben. Scheinbar. Die Deutschen, die sich immer das Leben
erleichtern wollen, haben eine schmerzhafte Erfahrungen mit Verboten
gemacht. Noch schmerzhafter war das allerdings für andere Völker.
Die 68-er , die
heute alternde Revolutionäre sind, wollten es daher umgekehrt haben:
Toleranz als höchstes Gebot. Nichts sollte verboten sein, sondern
alles erlaubt. Nun, 30 Jahre danach wissen schon fast alle, daß
Friede, Freude und Eierkuchen leider nicht zu den wertvollsten
Requisiten der modernen Gesellschaft zählen. Nicht alle möchten nur
Liebe machen.
Manche wollen
den Krieg. Die National-demokratische Partei Deutschlands steht mit
Schnürstiefeln stur auf dem Schlachtfeld. Ihre von den Großvätern
übernommene Ideologie ist wie ein Eintopf, immer wieder aufgewärmt
und mit Wasser nachgefüllt, soll sie die Hungrigen sättigen. Und es
funktioniert!
Nur, wie es wohl im Ausland wirkt? fragte neulich Minister Joschka
Fischer. Und das Echo wiederholt seine Frage bis heute. Jetzt will
Berlin prüfen, ob die NPD verboten werden sollte.
Manche haben
daran Zweifel. Die rechtsradikale Partei nutzt die Stunde, die ihr
jetzt schlägt, zu Werbezwecken. Sie sind die Opfer der Geschichte
und die Beute einer Hexenjagd von längst pensionierten
Antifaschisten. Ich lese klagende Worte in den beiden NPD-Zeitungen,
reibe mir die Augen und überlege, ob ich als anonymer Spender nicht
ihr Leid lindern könnte. Gestern war ich fast entschlossen meine
Steuergelder vom Finanzamt zurückzufordern. Zu der über einen
Million, die sie aus der Staatskasse kriegen gibt es auch ein paar
Hundert von mir. Und damit drucken sie neue Hetzzeitungen gegen
mich. Die zuständige Arbeitsgruppe der Regierung muss jetzt über ein
NPD-Verbot entscheiden. Ich werde den Prüfern Margariten schicken.
dann können sie ein Blatt nach den anderen abzupfen: verboten, nicht
verboten, verboten, nicht verboten, verboten....?
haGalil onLine
26-09-2000
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