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Die Interviews eines Antisemiten

Der Fall Kupka: Ein deutscher Rechtsradikaler, 
der ins Netz ging, um in Neuseelands Wissenschaftsbetrieb 
wieder aufzutauchen.

Von Peter Bern


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Bei der Debatte um die rechtsradikalen Nutznießer des Internet scheint man inzwischen die Möglichkeit, diesem Gegner in Fleisch und Blut gegenüberzustehen, völlig auszuschließen. Der virtuelle Raum wird zum Alibi für Konfliktscheue, und die Verpflichtung, den Anfängen zu wehren, verschwindet hinter dem Hinweis auf die endlosen Weiten des Netzes. Auch bei der Regulation eines Mediums, das sich weitgehend von nationalstaatlichen Hoheitsgrenzen unabhängig organisiert, sollten die klassischen Methoden politischer Streitkultur nicht in Vergessenheit geraten. Die Auseinandersetzung mit Neonazis, Antisemiten und Holocaustleugnern beginnt lange, bevor diese sich auf den Bildschirmen ausbreiten, und es liegt nicht nur bei juristischen Institutionen, ob sie gewonnen wird.

Ein Fall, in dem das Internet eine zentrale Rolle einnimmt und gerade die gesellschaftliche Institutionen ihrer Verantwortung nicht gewachsen zu sein scheinen, bewegt seit zwei Jahren die akademische Welt Neuseelands. Er ist exemplarisch für die Trägheit, mit der der organisierten Rechten weltweit begegnet wird: Ein deutscher Doktorand der Auslandsgermanistik an der Universität Waikato (Hamilton) verbreitet seit Jahren von seinem Neuseeländischen Wohnsitz aus revisionistische und antisemitische Propaganda im Internet. Nach Bekanntwerden des Falls protestierten einzelne Angehörige der Universität zusammen mit der jüdischen Gemeinde Neuseelands und verlangten den Ausschluss des Studenten von der Universität. Diese gab den Fall dem "Race Relations Committee" zur Prüfung, welches entschied, die Äußerungen seien (zumal meist in deutscher Sprache) nicht dazu geeignet, in Neuseeland Rassenhass zu schüren. Auch sei Holocaustleugnung dort keine Straftat. Damit sah sich die administrative Seite aus der Pflicht. Für die Universitätsleitung schließlich war es ein Konflikt zwischen dem individuellen Recht der freien Meinungsäußerung und linken Sittenwächtern, der zugunsten des bürgerlichen Freiheitsrechts entschieden wurde.

Gespaltenes Verhältnis zum Recht

Es empfiehlt sich jedoch, den Fall genauer zu betrachten, da der betroffene Student, Hans Joachim Kupka, in Deutschland kein Unbekannter ist. Während der Ära Schönhuber war der heute 55-jährige Kupka im Landesvorstand der bayerischen Republikaner, Bezirksvorsitzender von Niederbayern und Beauftragter für die Saalordner der Partei. Allerdings entwickelte er, wie viele Law and Order-Extremisten, selbst ein gespaltenes Verhältnis zum bürgerlichen Recht. In der von Klaus-Henning Rosen herausgegebenen Publikation Die Republikaner, Aspekte einer rechten Partei wird berichtet, Kupka habe sich ins Ausland abgesetzt, nachdem ihm falsches Titelführen vorgeworfen wurde und er in seinem Institut für Zelltherapie eine Millionenschuld aufgetürmt hatte. In seinem Neuseeländischen Exil begann er, an der Universität Waikato Germanistik zu studieren, was ihm trotz fehlender deutscher Hochschulberechtigung die dortige Studienordnung ermöglichte.

Durch seine rechtsradikalen Äußerungen aufmerksam geworden, stellten Angehörige der Universität Nachforschungen an und stießen auf Kupkas Internetpropaganda. Man begann, den Protest zu organisieren und den Fall publik zu machen. Das Studentenmagazin Nexus informierte die Öffentlichkeit und dokumentierte Kupkas Aussagen, darunter Ausfälle gegen Eli Wiesel und die szeneüblichen Rechenspiele mit den Opferzahlen des Holocaust. Mittlerweile interessierte sich auch die überregionale Presse Neuseelands für den Skandal. Die Waikato Times und der New-Zealand-Harold zogen Parallelen zum Prozess des bekannten Holocaust-Leugners David Irving gegen die Historikerin Deborah Lipstadt, der zeitgleich in London stattfand.

Ging es in London noch um eine Buchpublikation, so rückte der Neuseeländische Fall das Internet in den Mittelpunkt des Interesses. Wie der Sunday Star berichtete, produzierte Kupka seit Mitte der 90-er Jahre etwa 3000 Seiten im World-Wide-Web. Für das amerikanische Nizkor-Projekt, das in Zusammenarbeit mit der American Jewish Association speziell die Homepages von Holocaust-Leugnern untersucht, rangiert er unter den führenden 400 Holocaust-Leugnern weltweit. Der antisemitische Charakter seiner Publikationen wurden von Experten wie Konrad Kwiet, Inhaber des Lehrstuhls für Holocaust-Studien an der Universität Sydney und Historiker bei der australischen War-Crimes Commission sowie Peter Longerich, dem Direktor des Institute for Holocaust Studies an der Universität London, bestätigt. Kupkas Argumentationsmuster sei das bei Holocaustleugnern typische. John Moses, emeritierter Historiker der Universität Queensland, verglich Kupkas Texte in seinem Gutachten mit den Arbeiten Irvings und titulierte beide als "hasserfüllte Spinner".

Doch geht es für Kupkas Gegner nicht um dessen private Überzeugung oder seine internationale Tätigkeit als Neo-Nazi. Ziel ist, zu verhindern, dass dieser seine Tätigkeit mit einem akademischen Titel einer angesehenen Neuseeländischen Universität aufwertet. Besonders zynisch erschien die Protektion Kupkas durch die Universität angesichts seines Dissertationsvorhabens: einer Untersuchung über "die Verbreitung der deutschen Sprache in Neuseeland". Für diese Studie ist empirisches Arbeiten in Form von Interviews mit der deutschsprachigen Gemeinde Neuseelands notwendig.

Diese Gemeinde besteht aber überwiegend aus emigrierten Juden, deutschen Muttersprachlern also, die eben jenem Ereignis entkamen, dessen Stattfinden Kupka bestreitet: dem Holocaust. Ebenfalls um ein Gutachten gebeten, nannte Luise Freudenberg von der FU Berlin die Vorstellung, Kupka solle Interviews mit deutsch-jüdischen Flüchtlingen machen, "mehr als ekelhaft". Kupkas Gegner im Lehrkörper wiesen darauf hin, dass Antisemitismus nicht mit seinem Forschungsprojekt vereinbar sei. "Die Universitätsleitung stiehlt sich aus der Verantwortung", so der Vorwurf des New Zealand Jewish Chronicle und verschiedener Organisationen, die versuchen, Kupkas Promotion zu unterbinden.

Die Universität Waikato weist nach dem Spruch des Race Relations Committee vorerst jeglichen Handlungsbedarf von sich. Der zuständige stellvertretende Universitätspräsident Bryan Gould gibt sich fachfremd und vom Urteil internationaler Experten unbeeindruckt. Germanist Volker Knüferman, der Kupka wissenschaftlich betreut, hält dessen Texte für "äußerst harmlose Kommentare". Aber selbst wenn die Universität weiterhin nicht handelt, dürfte das Forschungsprojekt Kupkas nicht mehr zur Ausführung kommen. Nach vehementen Protesten der jüdischen Gemeinde Neuseelands hinsichtlich der Gefahr der Retraumatisierung ihrer Angehörigen durch die Konfrontation mit Holocaustleugnern, lassen sich kaum mehr Muttersprachler finden, die sich über die Verbreitung der deutschen Sprache in Neuseeland interviewen lassen.

Auch Hans Joachim Kupka selbst passte der Wirbel um seine Person wohl nicht ins Konzept: Zur Zeit hat er Neuseeland verlassen und hält sich an einem unbekanntem Ort auf.

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Erscheinungsdatum 25.08.2000

haGalil onLine 28-07-2000


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