antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Israels Friedensbewegung und Camp David:
Hoffen oder nicht hoffen?

Sind wir wirklich soweit? Erleben wir jetzt jenen Augenblick der Wahrheit, der so oft vorausgesagt und über den so endlos spekuliert worden ist? Der Augenblick, in dem ein wirrer, längst überreifer und zeitlich unbegrenzter Friedensprozess endlich ein bisschen realen Frieden herstellt - oder alles in einer Explosion aus Gewalt, Blutvergießen und Hass zusammenkrachen lässt?

Vor 22 Jahren, als jener andere Gipfel von Camp David in seiner Schlussphase war, unterzeichnete der damalige israelische Premierminister Menachem Begin im Kontext eines israelisch-ägyptischen Friedensabkommens ein Dokument, das die »legitimen Rechte des palästinensischen Volkes« anerkannte - und sofort danach ersäufte er diese Verpflichtung in Krieg und Massaker.

Später schuf der Handschlag zwischen Rabin und Arafat vor dem Weißen Haus die Illusion, dass jetzt endlich Frieden kommen würde. Dieses Gefühl wurde mehr und mehr ausgehöhlt durch sieben Jahre nicht eingehaltene Fristen, fortgesetzte Enteignung von Land, Terroranschläge, Expansion von Siedlungen und Unterdrückung Tag für Tag.

Die Palästinenser scheinen jetzt fest entschlossen, ihre Unabhängigkeit zu gewinnen - ob mit oder ohne israelisches Einverständnis. Und sie scheinen zu haarsträubenden Opfern bereit zu sein, um die Ketten zu sprengen, die sie immer noch einengen. Wenige von ihnen glauben noch daran, dass sie ihre Freiheit über Verhandlungen erreichen können. Auch bei den Israelis macht sich Zynismus breit.

Ehud Barak trifft Arafat und Clinton zu einem »Gipfel der letzten Gelegenheit« in Camp David: ein lädierter Premierminister, verlassen von den meisten Parteien und Gruppierungen seiner Koalition, der parlamentarisch darum kämpft, die Überreste seines Kabinetts zusammenzuhalten - und sich unbekümmert Bahn bricht. Barak ist völlig überzeugt davon (zumindest dem Anschein nach), dass er bei dem Abkommen, das er schließt, das kleingeistige politische System umgehen, sich direkt an das Volk wenden und dessen Unterstützung bei Wahlen oder in einem Referendum erhalten kann. Aber dazu müsste er natürlich erst ein Abkommen schließen ...

Wir warteten in der Nacht auf Dienstag in einem Friedenszelt außerhalb des Ben-Gurion-Flughafens auf ihn, Hunderte von Aktivisten: einige grauhaarige Veteranen von vielen Demos der Vergangenheit zusammen mit der »Frieden Jetzt«-Jugend, den »Blue Shirts« und den »Peace Drummers« mit ihren hypnotischen Rythmen. Der Spruch »Die Mehrheit ist für Frieden« auf den T-Shirts war durch Gush-Shalom- Sticker wie »Eine legale Siedlung gibt es nicht« ergänzt. Die Jungen riefen stundenlang das gute, alte »No more war«, »Frieden ja, Besatzung nein!«, »Israel und Palästina - zwei Staaten für zwei Völker«, »Stirb nicht umsonst, make peace now«. Und es gab neue: »Gipfel heute - morgen Frieden« (was sich auf Hebräisch gut reimt), »Ehud, bring uns Frieden« und »Ehud wird uns Frieden bringen«.

Wird Premierminister Ehud Barak die hochgesteckten Hoffnungen erfüllen, die die Jungen - und sehr bald werden viele von ihnen Armeedienst leisten müssen - auf ihn gesetzt haben? Oder geht er nur nach Camp David, um unannehmbare Bedingungen zu stellen, ein Scheitern des Gipfels »palästinensischer Unnachgiebigkeit« anzulasten und die Jugend schließlich aufzurufen, ihm in den nächsten Krieg zu folgen? Baraks Ausgangspositionen sind die fünf Neins, die er dauernd wiederholt hat, und sie sind weit entfernt von den palästinensischen Minimalforderungen. 

Es stimmt, dass der Premier willens scheint, etwa 90 Prozent der Westbank aufzugeben, mehr als frühere Regierungen und sogar er selbst vor einem Jahr noch angeboten haben. Aber die »Siedlungsblöcke«, auf denen Barak beharrt, wurden an strategischen Orten gebaut, um die Westbank zu teilen und eine palästinensische territoriale Einheit zu verhindern. Deshalb würden selbst 90 Prozent bedeuten (und die machen nicht mehr als 20 Prozent des historischen Palästina aus, alles andere wurde schon 1948 Teil Israels), dass ein palästinensischer Staat nicht lebensfähig ist, eine Ansammlung von isolierten Enklaven. Nimmt man Baraks erklärte Kompromisslosigkeit bei der sensiblen und hochemotionalen Jerusalem-Frage hinzu (»Ewige Hauptstadt Israels, für immer«) sowie die palästinensischen Flüchtlinge (»Keine Übernahme irgendeiner politischen oder gesetzlichen Verantwortung Israels«), dann ist nicht nur der weitverbreitete Pessimismus verständlich, der »Camp David 2« begleitet. Verständlich ist auch die Weigerung vieler Friedensaktivisten, am Montag überhaupt zur Demo am Flughafen zu gehen, oder zu einer der größeren Demos, die in Jerusalem und Tel Aviv geplant sind.

Gerade wegen dieser geschwächten Position wird Barak verzweifelt nach einem Ende des Gipfels und einem Abkommen suchen, das er der Bevölkerung auch präsentieren kann. Mehr noch, sein politisches Überleben hängt weitgehend davon ab. Während Palästinenser willens sind, für ihre Freiheit zu kämpfen, werden Israelis wenig begeistert über einen Krieg sein, durch den die Besetzung des Gebiets gewährleistet bleiben soll. Kommt es mit Arafat nicht zu einem Abkommen, dann würde ein Krieg Baraks Wiederwahl unmöglich machen.

Führt »Camp David 2« aber zu einem israelisch- palästinensischen Abkommen, dann muss es genauestens analysiert werden. Wieviele politische Aktivitäten israelischer Friedens- und Menschenrechtsgruppen werden dadurch hinfällig? Müssen wir weiter gegen Hauszerstörungen protestieren? Wird die ungleiche Wasserverteilung ein Problem bleiben? Wird es weiter Landnahme im besetzten Gebiet geben?

P.S.: Just als der Gipfel beginnt, graben sich israelische und palästinensische Einheiten überall in der Westbank und Gaza in Befestigungsstellungen voneinander ein und messen Schusspositionen aus. Kurz vor Beginn des Gipfels schossen nervöse und schießwütige Soldaten, Beschützer der Siedlung Kfar Darom - die wiederum die Hauptstraße des Gazastreifens in zwei Teile teilt -, wild um sich, trafen ein vorbeifahrendes palästinensisches Taxi, töteten die 33jährige Aatidal Muamar und verletzten ihren Mann und das acht Monate alte Kind schwer. Wird ihr Name als letzte tragische Opfer eines 100 Jahre alten Konflikts in die Geschichte eingehen - oder werden ihnen viele neue Namen von heute lebenden Palästinensern und Israelis folgen? 

Adam Keller und Beate Zilversmidt / Tel Aviv
Aus: »The Other Israel« 11.7.2000.
Übersetzung: Max Böhnel Junge Welt

Gush Shalom
Gush Shalom
P.O.Box 3322, Tel-Aviv 61033 Phone 972-3-5221732
info@gush-shalom.org

Stop priviligation of the Settlements!
Ask the Gush office for the list of products by mail, telephone or e-mail.
Every Shekel for the Settlements
is a Shekel against peace!

"Remet Tarom" aluminium products
are produced in Adumim settlement.
No settlement is legal. Period.

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved