Leah Rabins Plädoyer
für ein Friedensabkommen:
Ehúd und Jasír - habt den Mut
und erfüllt den Traum Eurer Völker!
Von Leah Rabin
Die Geschichte des Nahen Osten ist
sowohl von blutigen Kriegen als auch von Durchbrüchen für den Frieden
gekennzeichnet. Doch Durchbrüche geschehen nicht zufällig. Führer, die die
Nutzlosigkeit des Krieges erkannt haben, die in die Gesichter der Opfer geblickt
haben, die niemals wieder kommen werden, sind Voraussetzungen für den Frieden.
Das Wissen darum, welche Schmerzen ein
Krieg verursacht, muss gepaart sein mit dem Mut, einen Prozess zu gestalten, der
nicht von allen akzeptiert wird. Genauer: Ein Prozess, der eine ungeheure
Kontroverse auslöst. Menachem Begin und Anwar el Sadat waren solche Führer. Und
auch mein Ehemann,
Jizchak Rabin. Niemand wird
den Tag auf dem sonnenüberfluteten Rasen des Weißen Hauses vergessen, als
Jizchak Rabin und Jassir Arafat sich die Hände gaben - ein symbolischer Akt, der
den Friedenszug auf seinen Weg brachte. Der Händedruck war für beide schwer,
aber er riss die Barrieren aus Misstrauen und Furcht nieder.
Vermittelt durch Präsident Bill Clinton erfüllte das Oslo-Abkommen die Herzen
der Menschen mit Hoffnung und etablierte eine neue Realität des Dialoges, der
auf Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt basierte. Die drei Kugeln, die
meinen Ehemann töteten, sollten nicht nur einen Mann auslöschen sondern andere
Führer davon abhalten, den Weg des Friedens einzuschlagen.
Ministerpräsident Ehud Barak, wie fühlt es sich an, in Camp David zu sein, dort
wo das erste Abkommen zwischen Israel und der arabischen Welt geschlossen wurde?
Wieder ist Israel voller Hoffnung. Wieder sind Führer aus dem Nahen Osten darauf
vorbereitet, einen komplizierten Weg zu gehen, bereit, Frieden zu schließen.
Das Volk Israels wartet!
Ehud, Du wandelst auf den Spuren von Menachem, um den Weg zu Ende zu gehen, den
Jizchak geebnet hat. Wir beten für Deinen Erfolg, ein Abkommen zu erreichen, von
dem beide Seiten Nutzen haben werden - ungeachtet der komplexen Situation, mit
der Du Dich konfrontiert siehst. Wir vertrauen Deinem ausgeprägten Sinn für
Sicherheit und Verantwortung für die Zukunft des Landes, Deiner Flexibilität und
Kreativität.
Als Mutter und Witwe weiß ich, dass Frieden für die Zukunft geschlossen wird. In
so vielen Familien wird der Kampf für den Frieden von Generation zu Generation
weitergegeben. Folgende Worte meiner Tochter Dalia Rabin-Pelossof, Mitglied der
Knesset, mögen Dir eine Stütze sein:
"Aus Israels Jugend, die um den Tod
meines Vaters geweint hat, sind Deine Soldaten des Friedens hervorgegangen. Sie
gingen hinaus in das ganze Land, beleuchteten Deinen Weg mit brennender
Unterstützung und gaben Dir ein Mandat, ein Mandat für den Frieden. Lass nicht
jene Deinen Geist beherrschen, die das Schiff des Friedens verlassen haben. Komm
zu uns zurück mit einem starken und fairen Abkommen. Wir stehen hinter Dir, wir
stehen neben Dir, wir werden an Deiner Seite sein."
Vorsitzender Arafat, in der schmerzvollsten Zeit meines Lebens und des Lebens
unserer Nation kamst Du, mich zu trösten. Du hast in meinem Haus gestanden und
meine Kinder umarmt. Du trauertest mit mir und mit Israel. Du hast die Kraft,
diese Trauer zu beenden und meiner und Deiner Nation einen Traum zu erfüllen.
Mein persönlicher Traum war es, neben meinem Ehemann zu stehen und mit ihm das
Ende des Konfliktes zu erleben, der unsere Völker so bitterlich trennt; das
Gesicht von Jizchak Rabin zu sehen, wenn der Frieden vom Papier in die Stuben
der Menschen gelangt. Mein Traum wird niemals in Erfüllung gehen.
Lass Dir nicht Deinen Mut und Willen nehmen, das Leiden Deines Volkes zu
beenden. Präsident Clinton steht an Deiner Seite, ein ehrlicher und
hingebungsvoller Makler.
Ehud Barak und das Volk Israels gestalten ihren Traum neu. Sei flexibel,
gestalte auch Deinen Traum und den Deines Volkes neu. Du und Ehud Barak, Ihr
seid die beiden mutigen Führer, die Frieden schließen können. Verpasst diese
Gelegenheit nicht! © International
Herald Tribune
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23-07-2000
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