Tausende
Juden werden den iranischen Präsidenten, der morgen zu einem dreitägigen
Besuch in Berlin eintrifft, mit stürmischen Demonstrationen empfangen.
Die
Demonstrationen werden von der Jüdischen Gemeinde Deutschlands
organisiert, aber auch Juden aus anderen europäischen Ländern haben ihre
Teilnahme zugesagt.
Die Demonstranten
werden Hatami aufrufen, öffentlich zu erklären, wie es zu der
Verurteilung der 10 iranischen Juden kam, die beschuldigt wurden, für
Israel spioniert zu haben. Auch die in Deutschland im Exil lebenden
Iraner beabsichtigen, während des Besuch zu demonstrieren. Im Hinblick
auf die bevorstehenden Proteste werden die Sicherheitsvorkehrungen in
Berlin verstärkt.
Die jüdische
Empörung gegen den Besuch richtet sich vor allem gegen dessen Zeitpunkt:
die Bekanntgabe des Besuchs Hatamis in Deutschland erfolgte nur zwei
Stunden nach der Verkündung des Urteils gegen die 10 Juden. Nach einer
Meldung in Jedioth Achronoth sandte die Führung des amerikanischen
Judentums letzte Woche ein empörtes Schreiben zu diesem Thema an den
deutschen Außenminister, Joschka Fischer. Amerikanische Stellen teilen
mit, Fischer habe als Reaktion erklärt, der Besuch werde zum geplanten
Zeitpunkt stattfinden und betont, es sei wichtig, den gemäßigten Flügel
im Iran zu stärken, zu dessen Führern Hatami zähle.
Deutschland hat
sich verpflichtet, das Thema Menschenrechte im Iran zur Sprache zu
bringen, und in diesem Rahmen auch die Verurteilung der 10 Juden. Das
zentrale Thema des Besuchs ist jedoch die Festigung der wirtschaftlichen
Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran. Deutschland ist an
Verträgen in Milliardenhöhen interessiert, die Hatami beabsichtigt, mit
deutschen Firmen zu unterzeichnen.
Eran Tiefenbrunn -
Jedioth Achronoth |