Ein klitzekleines Stück Kischon
ist drin und viiiel Heym: "Immer sind die Weiber weg" lautet der Titel
einer ganz privaten Sammlung von Kurzgeschichten die bereits in der
vierten Auflage erschienen ist. Und es ist auch der Titel einer
Kurzgeschichte selbst, in welcher er - der alte Heym, sich bitter,
ironisch und liebevoll beklagt über das Allein-Gelassen-Werden durch
seine Frau, wenn sie einmal Bekanntenbesuch macht.
Diese und andere Desaster des
Alltags hat er seinem "Weib" aufgeschrieben. Die Geschichte einer
verlorenen Handtasche, die Plackerei eines Saunagangs, die Zores mit den
dritten Zähnen während einer Live-Show: kurz, alles was Menschen
wirklich bewegt. Das ist Stefan Heym von innen. Witzig und
selbstironisch aber immer noch so ernst und ehrlich sind die
Schilderungen, dass er und seine Frau einem aus den Seiten nahezu
dreidimensional entgegentreten.
Das Buch könnte ein Fest für einen
Psychologen sein. Eine entlarvende Analyse über alte Männer, die "Zeilen
dazwischen" eng bedruckt. Die Geschichten sind privat, intim und sehr
jiddisch - Dramen des Alltags, die eigentlich nicht zur Veröffentlichung
bestimmt waren. "Aber jetzt ist gekommen ein Verleger und hat erfahren,
bei einem Glas Wein oder zwei, von der Sammlung". Zum Glück für die
Leser!
Oliver Viest
Stefan Heym:
Immer sind die Weiber weg
- und andere Weisheiten.
List Verlag 2000, 207 Seiten, DM 10,-
haGalil onLine
15-05-2000
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