Viel m?gen sie nicht gemeinsam haben - ein Bildhauer aus dem uralten
Jerusalem und ein Maler aus Tennessee, dem Heimatstaat Elvis Presleys. Dennoch
haben sich eine israelische und eine amerikanische Gruppe von K?nstlern
aufgemacht, das Leben der jeweils anderen zu erforschen. Sie glauben fest daran,
dass kultureller Austausch die Kreativit?t anregt.
Das Programm wurde vom Ministerium f?r Erziehung, Kultur und Sport und vom
Au?enministerium gef?rdert. Im Oktober konnten so sechs israelische bildende
K?nstler ihre Kollegen in Tennessee besuchen. Das Programm des zehnt?gigen
professionellen Austausches umfasste unter anderem Vortr?ge, Studiobesuche,
Touren und sogar etwas Unterhaltung.
Im Gegenzug reisten dann sieben
amerikanische K?nstler aus dem tiefen S?den der USA f?r eine ?hnliche Erfahrung
nach Israel - die meisten von ihnen zum ersten Mal. Der pers?nliche Kontakt
wurde bei dem Austausch gro?geschrieben. Jeder der israelischen K?nstler erhielt
einen amerikanischen Partner mit ?hnlichen k?nstlerischen Interessen. Begleitet
wurde dieser pers?nliche Austausch durch ausgiebige historische und kulturelle
Exkursionen, die nach Aussage der Teilnehmer dabei halfen, ihre Gemeinsamkeiten
und Unterschiede zu erhellen.
Was aber haben die K?nstler - und mit
ihnen die Gesellschaften - in Israel und dem tiefen amerikanischen S?den
gemeinsam?
"Austausch hat meine Arbeit, die sich
stark mit Leben und Tod auseinandersetzt, in besonderer Weise beeinflu?t. Mein
letzter Austausch war mit Deutschland. Nach Israel zu kommen, ist wie die
Gegenseite der Geschichte zu sehen", erkl?rt der amerikanische Installations-
und Holzk?nstler Richard Painter. Sein Austauschpartner war der visuelle
K?nstler Haim Maor, der vor allem die Photographie als Medium nutzt.
Yehudit Sasportas-Koriat, eine
israelische Bildhauerin und Dozentin an der Bezalel Schule f?r Kunst und Design,
ist begeistert: "Als wir in Tennessee waren, haben wir einen wunderbaren Dialog
gef?hrt. Ich habe eine Vorlesung im Studio gehalten und eine Meisterklasse
unterrichtet. Die Welten sind so verschieden, dass es fast be?ngstigend ist,
aber wir treffen uns auf der k?nstlerischen Ebene."
Andere fanden, dass schon allein das Miterleben des Alltags ihrer
K?nstlerkollegen in ?bersee ihnen ein Gef?hl der Verbundenheit vermittelte. "Wir
hatten viel gemeinsam, obwohl es von au?en betrachtet nicht so aussehen mag,
z.B. darin, wie wir die verschiedenen Gruppen unserer Gesellschaft behandeln",
reflektiert Ibrahim Nubani, ein arabisch-israelischer K?nstler. Mikki Tropper
hielt die Teilnahme am t?glichen Leben seines Austauschpartners Greg -
einschlie?lich Ausfl?gen in das Nachtleben Tennessees - eher f?r einen
kritischen Aspekt der Reise; andere meinten, dass gerade dieses Element den
Gastgebern erm?glichte, ihre eigene Gesellschaft in einem neuen Licht zu
betrachten.
Sylvia Hyman, eine der f?hrenden
Keramikerinnen Tennessees fand die Besuche in individuellen Wohnst?tten
inspirierend. "Der Besuch in Mikkis Kibbutz brachte mich dazu, ihn als K?nstler
zu verstehen." Auch Yehudit wurde von dem, was sie in Tennessee gesehen hat,
inspiriert: "Ich arbeite jetzt an einem Projekt mit dem Titel "Elvis Presley's
Kitchen"!"
Was ist das Ergebnis eines solchen Austausches? Das sichtbarste Ergebnis ist
der Wunsch, berufliche Quellen zu kombinieren. Yehudit schlug einen
Lehraustausch zwischen den Kunstdozenten der Gruppe vor. Au?erdem ist bereits
eine gemeinsame Ausstellung in den USA geplant. Eine solche Ausstellung k?nnte
?ltere Werke der K?nstler zeigen. Andere Mitglieder der Gruppe hatten die Idee,
gemeinsam neue Kunst zu schaffen. "Wir m?ssen die Ziele des Programms weiter
verwirklichen, indem wir zusammenarbeiten und das Wissen, das wir voneinander
erworben haben, nutzen, um etwas v?llig Neues auf unseren Gebieten der Kunst zu
schaffen." Eine solche Ausstellung k?nnte in verschiedene Richtungen gehen. Die
K?nstler waren davon fasziniert, jedes der beiden L?nder durch die Augen der
anderen betrachten zu k?nnen und zudem ?hnlichkeiten in ihrer jeweiligen
Geschichte festzustellen.
Sowohl Israel als auch die USA sind
Einwanderungsl?nder, beide scheinen ein gro?es Potential zu haben. Aber das
Hauptziel der K?nstler ist, ihr gemeinsames kreatives Potential zu verwirklichen
und den Eindruck dieses und - hoffentlich - zuk?nftiger Projekte weiter wirken
zu lassen.
haGalil onLine
05-04-2000
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