Die
Zusammenarbeit von auf "intellektueller" Ebene
Von Jens
Heibach
Wenn auch momentan keine Belege für eine ernsthafte Kooperation
zwischen rechtsextremen Aktivisten und islamistischen Terroristen
vorzufinden sind, wurden in den vergangenen Jahren verstärkt
Versuche zur Koordinierung auf geistiger Ebene unternommen, sprich
die Aufwieglerriege der europäischen Rechten versucht Kontaktmänner
im arabisch-islamischen Raum zu finden – und trifft mit ihren
abstrusen Ideen auf fruchtbaren Boden.
Die
Kontaktaufnahme und der bereits begonnene Export antisemitischen
Gedankenguts in den Vorderen Orient ist langfristig wohl als
deutlich gefährlicher einzuschätzen als die vereinzelte
Zusammenarbeit der Aktivisten beider Lager.
Zwei Anmerkungen
müssen an dieser Stelle gemacht werden. Erstens ist die Bevölkerung
des Nahen und Mittleren Osten natürlich nicht erst über die
europäische Rechte an antijüdische Vorurteile herangeführt worden,
vielmehr existieren dort seit je her antijüdische Denkstrukturen.
Der Import westlicher antisemitischer Stereotype ("Protokolle der
Weisen von Zion", "Brunnenvergifter", etc.) sowie das sich bestärkt
Fühlen durch die pseudowissenschaftliche Arbeitsweise des
Revisionismus wirkt indessen als potenzierender Faktor. Zweitens ist
in diesem Kontext bemerkenswert, dass bislang alle Anstöße zur
Zusammenarbeit, soweit bekannt, von rechter Seite erfolgten. (1)
Zentrale Rolle in der Kontaktknüpfung spielen hierbei vor allem
rechte Konvertiten (2), wie etwa Ahmed
Huber, oder in Europa lebende rechte Islamisten, wie Ahmed Rami.
Die gemeinsame
Agitation von rechten Ideologen und Revisionisten mit ihren
muslimischen Partnern zielen in erster Linie auf den Zusammenbruch
der politischen Ordnung ab, der über ein Schüren des Terrors durch
die Verbreitung antisemitischer Parolen erreicht werden soll. Die
Attackierung der politischen Mitte sowie die Schaffung von
Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit über eine Beteiligung am
gesamtgesellschaftlichen Dialog sind erklärte Zwischenziele. Die
Zusammenarbeit mit Islamisten wird dem rechten Fußvolk dabei mit der
Auswanderung der in Deutschland lebenden Muslime begründet, die
erfolgen werde, sobald islamistische Parteien in ihren Heimatländern
die Macht übernommen haben. Die wichtigsten Akteure und Befürworter
von rechter Seite sind Ahmed Huber, Ahmed Rami und Jürgen Graf. (3)
Der Schweizer
Ahmed Huber wird oft als Vorzeigebeispiel der Zusammenarbeit
zwischen islamistischen und rechtsextremen Kreisen hervorgehoben, da
er über hervorragende Kontakte zu beiden Seiten verfügt. Er steht
nicht nur in regem Kontakt mit führenden Revisionisten, etwa zu
seinem Freund, Jürgen Graf, sondern pflegt enge Kontakte zur
deutschen NPD. Bereits im Oktober 2000 hielt er einen Vortrag mit
dem Titel "Islam und die neue Rechte" auf dem Europa Kongress der
Jungen Nationaldemokraten, der ganz offensichtlich auf Anklang
stieß, da er einen Tag später in leicht abgewandelter Form abermals
vorgetragen wurde. Huber werden zudem sehr gute Verbindungen zur
muslimischen Seite nachgesagt, sowohl zum sunnitischen (bspw.
Kontakte zur ägyptischen Muslimbruderschaft) als auch zum
schiitischen Teil des Islams.
Besonders Hubers
Beziehung zum schiitischen Iran können als besonders privilegiert
charakterisiert werden, da er bislang der einzige Europäer ist, der
eine Rede vor dem Grab Khomeinis halten durfte. (4)
Außerdem steht Huber als Vorstandsmitglied von nada management
(al Taqwa; weitere Vorstandsmitglieder sind Youssef Mustafa
Nada und Ali Ghaleb Himmat) in Verdacht, über finanziellen
Transaktionen den Terror der al Qaida zu unterstützen. Höchst
wahrscheinlich steht Huber aber auch in direktem Kontakt zur al
Qaida. In einem Interview mit jta gesteht Huber, sich in
Beirut einige Male mit bin Laden-Anhängern getroffen zu haben,
die er als "very intelligent and nice" beschreibt. (5)
Dem deutschen Verfassungsschutz gilt Huber als eifrigster Verfechter
der Zusammenarbeit zwischen europäischer Rechter und islamistischen
Kräften, der in der islamischen Welt jedoch keinen Anklang mit
seinen Ideen findet. (6)
In Bezug
auf die Verbreitung des westlichen Revisionismus wird Ahmed Rami als
das Bindeglied zwischen arabischen und europäischen
Holocaustleugnern gehandelt. (7) Diese
Sichtweise bestätigt auch Germar Rudolf. Laut Rudolf waren es der
gebürtige Marokkaner Rami und der Schweizer Jürgen Graf, die
erstmals 1996 mit der Idee der Zusammenarbeit aufwarteten. Generell
sind die auf der Website der VHO/ Castle Hill Publishers veröffentlichten
VffG-Aufsätze Rudolfs "aufschlussreich". (8)
An dem Verhalten Rudolfs ist zu erkennen, wie schwer die Akzeptanz
einer solchen Allianz für rechtsextreme Aktivisten sein muss, da
sogar Rudolf als einer der Chefideologen einer Zusammenarbeit
zunächst skeptisch gegenüberstand. So äußert sich Rudolf an einer
Stelle: "Außerdem würde es dem
Revisionismus enorm schaden, wenn es gelänge, ihn politisch mit
radikalen Arabern und extremistischen Muslimen gleichzusetzen."
Letztendlich spielt er das Spiel aber mit: "Der aufmerksame Leser
wird bemerkt haben, dass ich meine Ansicht über eine
revisionistisch-arabische Zusammenarbeit geändert habe. Das stimmt,
zumindest was diejenigen arabischen Kreise betrifft, die wie wir für
Gerechtigkeit und Menschenrechte eintreten, und dies ist in Arabien
bekanntlich ein weites Feld. Von einer derartigen Allianz können
beide Seiten nur profitieren." Für diesen Sinneswandel gibt es
bedeutsame Gründe, schließlich kann die unheilvolle Kooperation nach
seinen Worten erste Erfolge bei der Verbreitung revisionistischen
Gedankenguts in der arabischen Welt aufweisen: "Es steht zudem
zu hoffen, dass es trotz all der Hindernisse dennoch zu einer
Zusammenarbeit zwischen den Revisionisten und gewissen arabischen
und islamischen Kreisen kommt. Erste Ansätze dazu gibt es bereits.
So besteht zum Beispiel ein reges Interesse daran, das von mir
letztes Jahr herausgegebene revisionistische Sammelwerk
Dissecting the Holocaust (die englische aktualisierte
Übersetzung der Grundlagen zur Zeitgeschichte) auf Arabisch
herauszugeben."
>>>Weiter
Anmerkung:
(1) Eigene Recherche; vgl. auch
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Gemeinsame
Ziele? Ansätze und Perspektiven der Zusammenarbeit rechter, linker
und islamistischer Extremisten, August 2003, S.3.
(2) Dohnanyi erwähnt beispielsweise in
einem Interview, dass der letzte Anruf einer der Attentäter von
Djerba an einen deutsch-polnischen Konvertiten im Ruhrgebiet ging.
(3) Im Folgenden wird auf die
ausführlichere Darstellung Ramis oder Grafs verzichtet, da beide in
anderem Zusammenhang noch näher beschrieben werden, bzw. weil keine
relevanten Informationen gefunden wurden, die nicht z.B. schon unter
http://www.idgr.de/ einzusehen sind. Das prominenteste
Beispiel der deutschen Rechten, die für eine deutsch-arabische
Kooperation plädiert, ist übrigens Franz Schönhuber.
(4) Vgl.
http://www.trackingthethreat.com/db/notes/
EntityNote_1493.htm
(5) Vgl.
http://www.jta.org/page_print_story.asp?
intarticleid=10566&intcategoryid=2
(6) Vgl. Anm.8., S.5.
(7) Vgl. Maegerle/Schiedel: a.a.O., S.9.
(8) Für die folgenden Zitate vgl. Germar
Rudolf: Von Beirut nach Amman, in: Vierteljahreshefte für freie
Geschichtsforschung 5(2) (2001), im Internet erhältlich unter
http://vho.org/VffG/2001/2/Rudolf122.html.
hagalil.com
08-08-2004
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