Nationalismus und Antisemitismus
Der Zusammenhang zwischen der Entstehung
antisemitischer Strukturen und nationalistischer Ideologien in der
arabischen Welt unter besonderer Berücksichtigung des ägyptischen
Nationalismus bis 1920
Von Jens Heibach
1. Eine erste Annäherung - Was ist
Antisemitismus?
"Antisemitismus – der, Abneigung und
Feindseligkeit gegenüber den Juden" – so lautet im Kern die
Definition von Antisemitismus der CD-Rom-Version des Brockhaus
(2002). Die Knappheit dieser eher kritikwürdigen Definition ist wohl
auch Ausdruck der Suche nach einem kleinsten gemeinsamen Nenner
angesichts der Unzahl verschiedener Antisemitismus-Definitionen.
Da der Antisemitismus-Begriff im
Verlauf dieser Untersuchung konkretisiert wird, sollen an dieser
Stelle zunächst zwei kurze Definitionen gegenübergestellt werden.
Nach Wolfgang Benz ist Antisemitismus "die Gesamtheit
judenfeindlicher Äußerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und
Handlungen unabhängig von ihren religiösen, rassistischen, sozialen
und sonstigen Motiven". Weiterhin wird Antisemitismus von Benz "als
ein gesellschaftliches Phänomen verstanden, das als Paradigma für
Bildung von Vorurteilen und politische Instrumentalisierung daraus
resultierender Feindbilder dient." (1)
Das Antisemitismus-Konzept des
Soziologen Klaus Holz hingegen, welches dieser Arbeit zugrunde liegt
und welches später näher erläutert wird, versteht Antisemitismus vor
allem als Symptom eines rassisch-nationalen
Identitätsbildungsprozesses. Nach Holz (2001:16) "bezeichnet
'nationaler Antisemitismus' die Form der Judenfeindschaft, in der
das 'nationale' Selbstverständnis wesentlich durch die Abgrenzung
von denen, die als Juden vorgestellt werden, konturiert wird."
Was aber kennzeichnet antisemitische
Einstellungen und wie unterscheiden sie sich etwa von
antizionistischen Äußerungen? Obwohl es auch in dieser Hinsicht
mehrere Standpunkte gibt (2), muss selbst ein radikaler
Antizionismus per se nicht unbedingt antisemitisch motiviert sein
(vgl. Lewis 1987b:296). Wenn sich aber Kritiker Israels nicht damit
zufrieden geben,
"die Missetaten der Israelis
anzuprangern, sondern diese Missetaten angeborenen und erblichen
jüdischen Rassemerkmalen zuzuschreiben, die im gesamten Verlauf der
Geschichte erkennbar seien; wenn sie weiterhin das jüdische Volk als
Ganzes so monströser Verbrechen wie des Ritualmords und der
Verschwörung zur Erlangung der Weltherrschaft beschuldigen; wenn sie
diese Beschuldigungen mit den Standart-Machwerken der europäischen
antisemitischen Literatur dokumentieren" (ebenda),
entspringt ihre vorgebrachte Kritik
ganz klar antisemitischen Motiven.
2. Der Eintritt der
europäischen "Moderne" in den Vorderen Orient und die Folgen
3. Die verschiedenen Gesichter des
Nationalismus
4. Ägyptischer und arabischer Nationalismus
bis 1920
5. Nationalismus und aufkeimender
Antisemitismus in Ägypten bis 1920
6. Nationaler Antisemitismus in Ägypten und
in der arabischen Welt?
7. Zusammenfassung
8. Literaturverzeichnis
Anmerkungen:
(1) Zit. nach
http://antisemitismus.adlexikon.de/
Antisemitismus.shtml (15. Juli 2005); ausführlicher in Benz
(2004).
(2) Vgl. etwa die Kritik an der Antisemitismus-Definition der im
März 2004 veröffentlichten EUMC-Studie, die erstmals auch bestimmte
Ansichten zum Staat Israel als antisemitisch einstuft. Vgl.
http://orf.at/050518-87097/index.html?url=http%3A//orf.at/050518-87097/87098txt_story.html
(15. Juli 2005).
hagalil.com
01-11-2005
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