Dortmunder Neonazis: Antisemitische Beleidigungen zu Rosh Haschana

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„Palästina hilf uns doch, Israel gibt’s immer noch“ – Der Botschafter Israels ist entsetzt…

Von Sigrid Müller

Dortmund bleibt sich gleich. Dortmund bleibt seinem Ruf als Nazi-Hochburg mit öffentlich ausagiertem antisemitischem Vernichtungswunsch treu. In Dortmund werden Juden weiterhin, in Anwesenheit der Polizei, öffentlich bedroht und beleidigt. Der Protest der in Dortmund noch verbliebenen mutigen Menschen, die sich diesem Menschenhass entgegen stellen, wird hingegen häufig massiv bedrängt.

Es ist Rosch HaSchana, der jüdische Neujahrsmorgen. Erneut marschieren 70 Neonazis durch Dortmund. Trotz der Kette der nicht abreißenden antisemitischen Skandale in Dortmund brüllen die Neonazis zu Rosch Haschana erneut, umringt von Polizei: „Palästina hilf uns doch, Israel gibt’s immer noch.“ Die Polizei schreitet nicht ein, offenkundig ist dies in der Nazistadt Dortmund eine erlaubte Meinungsäußerung, im Stile der in Haft sitzenden Shoahleugnerin Haverbeck.

Die „Infozentrale“ hat die Szene veröffentlicht:

Wenig später brüllen die Dortmunder Neonazis, wie schon so oft: „Nie wieder Israel“. Auch hier schreitet die zahlenmäßig überlegene Polizei nicht ein. Gegendemonstranten, die dies nicht hinnehmen wollen, werden hingegen teils rüde behandelt.

Judenhass als Dortmunder Tradition

Judenhass ist gewissermaßen gute Dortmunder Tradition: In den vergangenen 15 Jahren schmierten die Dortmunder Neonazis regelmäßig Hakenkreuze an die Wohnungen von politischen Gegnern, störten gezielt jüdische Gedenkfeiern. Der Neonazi Brück ließ seine Einschüchterungsszenen gegenüber der Jüdischen Gemeinde ins Netz stellen.

Immerhin: Als weinender Neonazi errang Michael Brück wenig später Kultstatus. „Michi, Dein Handy ist weg“ ist seitdem eine beliebte Demoparole.

2014 verhöhnten die Dortmunder Neonazis der Pseudopartei Die Rechte – Felix Huesmann hat diese Szenen filmisch dokumentiert – mehrfach und lautstark, in Anwesenheit der Polizei, den von einem Dortmunder Neonazi ermordeten Punker „Schmuddel“ und hetzten gegen Anne Frank. Auch hier tolerierte die Polizei diese ungeheuerlichen Szenen:

Im Sommer 2018 war es in Dortmund zu einer „Judenfeindlichen Gewaltserie“ gekommen: Ein Dortmunder Jude wurde gleich dreimal hintereinander antisemitisch beleidigt, bedroht und attackiert. Dies war in Dortmund kein Einzelfall, sondern gelebte antisemitische Routine der Neonazis: Im Februar 2017 kam es im Dortmunder Stadion zu judenfeindlischen Schmähungen, im Oktober 2017 wurden Skulpturen von zwei jüdischen Sportlern vor dem Fußballmuseum zerstört. Im April 2018 marschierten 600 Neonazis mit antisemitischen Schmährufen durch das Zentrum von Dortmund und riefen zum „Straßenkampf“.  Auf der Bühne hing ein riesiges Transparent mit dem Schriftzug „The world without zionism“. Am 14. Mai, anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung Israels, durften die Neonazis unter der Losung „Der Staat Israel ist unser Unglück“ durch die Stadt ziehen.

 Weltweite Berühmtheit als antisemitische Metropole erlangte Dortmund im September 2018. Die filmisch festgehaltenen gespenstischen Szenen eines auf Vernichtung ausgerichteten Antisemitismus – die Neonazis brüllten ungestört, optisch untermalt durch Bengalos: „Wer Deutschland liebt, ist Antisemit“ –  gingen durch die Weltpresse.

Botschafter Jeremy Issacharoff protestiert scharf

Nun aber hat sogar der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff scharf und in persönlicher Form gegen die erneuten antisemitischen Schmähungen zu Neujahr protestiert. Auf Facebook postet Issacharoff:

„Es ist beschämend, Neonazis offen auf den Straßen von Dortmund zu sehen, während wir das jüdische Neujahr feiern. Die Urgroßeltern meiner Frau stammten aus Dortmund und wurden von den Nazis ermordet. Wo keine Reue ist, kann es keine Vergebung geben!“