Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Mai 2019…

Do, 16. Mai · 22:50-23:35 · HR
Bubis – das letzte Gespräch

Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Wenige Monate vor seinem Tod gibt Ignatz Bubis im Jahre 1999 sein letztes Interview. Seine Lebensbilanz ist unüberhörbar: „Ich habe nichts oder fast nichts erreicht.“ Das Gespräch mit den beiden Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann erscheint im Stern und entfacht eine heftige Debatte. Es wird ein Gespräch über Angst, Schuld, Deutschland und sein Leben als Jude in Deutschland. Bubis sinnt nach über die Macht des Zufalls und spricht über die Deutschen und ihren Umgang mit dem Holocaust. Bis heute gilt dieses Interview als Bubis‘ Vermächtnis. Die unmittelbare Erfahrung von Bubis‘ Desillusionierung und seine Einsamkeit, sie werden zum Ausgangspunkt der Erzählung. Für die Dokumentation, eine Zusammenarbeit von hr, rbb, NDR und AVE, wurde das letzte Interview mit dem Schauspieler Udo Samel als Ignatz Bubis so einfach wie eindrucksvoll in Szene gesetzt. Es bildet den Rahmen für die Dokumentation. Interviews mit Bubis‘ Tochter Naomi in Tel Aviv, den Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann, mit Weggefährten – wie Salomon Korn, Michel Friedman und Daniel Cohn-Bendit – entwerfen ein intimes und umfassendes Porträt. Ihre Erinnerungen und sorgfältig ausgewählte Archiv-Sequenzen führen zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Ignatz Bubis als Immobilieninvestor in Frankfurt am Main etablierte und recht bald als „jüdischer Spekulant“ angegriffen wurde, zurück in die Jahre seines politischen Engagements als „deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“, als Brückenbauer, als Mahner und „moralische Autorität“ im Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Entstanden ist dabei eine intensive bild- und wortgewaltige Annäherung an einen streitbaren, engagierten Deutschen – der die deutsche Gesellschaft, in der er lebte, zu Lebzeiten nicht in Ruhe ließ, der unbequem war, der sich angesichts von ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, Ausschreitungen und rechtsradikalen Wahlerfolgen einmischte und seine Stimme erhob. Die Filmautorin Johanna Behre und der Regisseur Andreas Morell dokumentieren das Leben und Wirken von Ignatz Bubis in angespannten Zeiten. „Bubis – das letzte Gespräch“ ist eine Annäherung an Ignatz Bubis und eine Auseinandersetzung mit diesem Land, ein Nachdenken über das Ankommen und Weggehen, über Zugehörigkeit und Fremdsein. Bubis‘ damalige Bilanzen und Prognosen – der Hass und die Gewalt -, das ist auch die Gegenwart: Deutschland im Jahr 2018.

Do, 16. Mai · 23:35-01:10 · HR
Die guten Feinde

Christian Weisenborn erzählt in seinem Dokumentarfilm „Die guten Feinde – Mein Vater, die Rote Kapelle und ich“ die dramatische Lebensgeschichte seines Vaters, der für die 68er-Generation zum Vorbild geworden war. Günther Weisenborn – Autor, Liebhaber, Familienvater, Widerstandskämpfer – starb 1969 mit gerade einmal 66 Jahren. Sein Bemühen, zusammen mit Adolf Grimme die von Adolf Hitlers Juristen zum Tode verurteilten Freunde der „Roten Kapelle“ zu rehabilitieren, war gescheitert. Als einer von wenigen war Günther Weisenborn seiner Hinrichtung knapp entkommen. Christian Weisenborn erzählt in seinem Dokumentarfilm „Die guten Feinde – Mein Vater, die Rote Kapelle und ich“ die dramatische Lebensgeschichte seines Vaters, der für die 68er-Generation zum Vorbild geworden war. Günther Weisenborn – Autor, Liebhaber, Familienvater, Widerstandskämpfer – starb 1969 mit gerade einmal 66 Jahren. Sein Bemühen, zusammen mit Adolf Grimme die von Adolf Hitlers Juristen zum Tode verurteilten Freunde der „Roten Kapelle“ zu rehabilitieren, war gescheitert. Als einer von wenigen war Günther Weisenborn seiner Hinrichtung knapp entkommen. Den ganzen Kalten Krieg über galten die Mitglieder der Gruppe als KGB-Agenten und Vaterlandsverräter. Auch „Stern“ und „Spiegel“ waren den Lügen der alten Naziseilschaften auf den Leim gegangen. Erst 2009 wurden die Urteile gegen die Gruppe aufgehoben, 2016 dokumentierte eine Historikerkommission die gezielte Verleumdung durch den deutschen Geheimdienst. Über Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Fotos und privates Filmmaterial lässt der Film hautnah miterleben, wie sich aus der sehr unterschiedlich geprägten Gruppe junger Leute die aus heutiger Sicht interessanteste Widerstandsgruppe überhaupt entwickeln konnte. Ein ergreifender Dokumentarfilm, eine intime und ungeschminkte Suche des Sohnes nach der wahren Identität des Vaters, ein Blick zurück auf das Berlin der 30er Jahre, auf eine Gruppe von Freunden, die das Leben liebten, feierten und sich in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte für das Gute entschieden.

Fr, 17. Mai · 18:15-19:15 · ARD-alpha
Planet Wissen: Extremismus auf dem Vormarsch?

Hetze und Gewalttaten bis hin zu Mord – ob Rechtsradikale, Linksautonome oder religiöse Fanatiker, Feind ist, wer anders denkt. Extremistische Kräfte nehmen zu und stören empfindlich ein friedliches Gesellschaftsgefüge. Zugleich scheinen Toleranz und Respekt gegenüber Andersdenkenden allgemein nachzulassen und radikales Gedankengut auch in gutbürgerlichen Milieus anzukommen. Aber was steckt dahinter und wann ist eine Demokratie in Gefahr? Hetze und Gewalttaten bis hin zu Mord – ob Rechtsradikale, Linksautonome oder religiöse Fanatiker, Feind ist, wer anders denkt. Extremistische Kräfte nehmen zu und stören empfindlich ein friedliches Gesellschaftsgefüge. Zugleich scheinen Toleranz und Respekt gegenüber Andersdenkenden allgemein nachzulassen und radikales Gedankengut auch in gutbürgerlichen Milieus anzukommen. Aber was steckt dahinter und wann ist eine Demokratie in Gefahr? Birgit Klaus und Dennis Wilms klären mit dem Kriminalisten Bernd Wagner und dem Neonazi-Aussteiger Maik Scheffler, wie jemand zum Extremisten wird und welche Auswege es aus dieser Radikalität gibt, der auch moderate Bürger in seinen Sog zieht.

Fr, 17. Mai · 22:15-22:45 · ARD-alpha
Meine Demokratie: Rahel Mann

Den Abschluss der Reihe bildet das Interview mit der Psychotherapeutin und Lyrikerin Rahel Mann. Den Holocaust überlebte sie als jüdisches Mädchen versteckt. Demokratie, das bedeutet für Rahel Mann, „die Freiheit des Denkens, die Freiheit des Fühlens, die Freiheit der Entscheidung – und den Mut, das zu leben“.

Sa, 18. Mai · 15:00-15:45 · PHOENIX
Basare der Welt

Jerusalem – Heiligtum und uralter Handelsplatz. In der Stadt wohnen 37.000 Menschen in nach Religionen getrennten Vierteln auf knapp einem Quadratkilometer Fläche. Dazu kommen täglich Tausende Pilger, die die heiligen Stätten besuchen. Konflikte sind programmiert, die Altstadt ist ein brodelnder Kessel, der jeden Moment explodieren kann. Deshalb ist auch der Basar, der sich über weite Strecken des muslimischen und christlichen Viertels erstreckt, kein Basar wie jeder andere. Filmautorin Elke Werry zeigt Orte und Innenansichten, die den meisten Touristen verborgen bleiben. In dieser Folge: Die Altstadt von Jerusalem ist nicht nur ein Heiligtum, sie ist auch ein uralter Handelsplatz, auf dem sich Angehörige verschiedener Religionen und Ethnien begegnen und sich mit den Waren des täglichen Bedarfs eindecken. Jerusalem: Heiligtum und uralter Handelsplatz. Sieben Tore führen durch dicke Mauern in eine Altstadt, die drei Weltreligionen heilig ist: Juden, Christen und Muslimen. Innerhalb der Mauern wohnen 37.000 Menschen auf knapp einem Quadratkilometer Fläche – in nach Religionen getrennten Vierteln. Dazu kommen Tausende von Pilgern auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Religion. Konflikte sind vorprogrammiert, die Altstadt ist ein brodelnder Kessel, der jeden Moment explodieren kann. Deshalb ist auch der Basar, der sich über weite Strecken des muslimischen und christlichen Viertels erstreckt, kein Basar wie jeder andere. Die Dokumentation zeigt Orte und Innenansichten, die den meisten Touristen verborgen bleiben. Er porträtiert Händler der verschiedenen Viertel und ihren ungewöhnlichen Alltag. Er besucht jahrhundertealte Marktgewölbe, in denen die Bewohner ihren Lebensmittelbedarf decken, die alte Metzgergasse Souk Lahamin und eine palästinensische Bäckerei. Er beobachtet einen armenischen Fotografen bei der Arbeit und verweilt in Gässchen, in denen mit „heiligen“ Souvenirs gute Geschäfte gemacht werden. Er macht Station in einer muslimischen Pilgerherberge, bei einem Judaica-Händler oder einem Friseur, bei dem Frauen aller Religionen für einige Zeit ihren tristen Alltag vergessen können.

So, 19. Mai · 09:05-10:05 · 3sat
Sheila Heti: Ich will keine Kinder

Von Frauen wird erwartet, dass sie Kinder wollen. Die Gesellschaft macht Druck, aber auch der eigene Körper. Doch was, wenn der Zweifel nagt? Die 36 Jahre alte Protagonistin in Sheila Hetis Buch „Mutterschaft“ fragt sich, ob sie Kinder haben soll oder nicht. Yves Bossart spricht mit der kanadischen Schriftstellerin Sheila Heti über ihr Buch und fragt: Wie treffe ich eine gute Entscheidung? Die Protagonistin befragt ihren Körper, das Orakel, ihren Lebenspartner, ihre Freundinnen und auch die Philosophie. Jahrelang ringt sie mit dem Entscheid. Ist Kinderlosigkeit ein Stigma? Wird sie ihre Wahl bereuen, sobald es zu spät ist? Was schuldet sie ihren jüdischen Vorfahren, ihrer Großmutter, die den Holocaust überlebte? Wie kann sie eine weise und moralisch richtige Entscheidung treffen?

So, 19. Mai · 23:45-00:15 · NDR
Luz Long – Jesse Owens: Eine Geste für die Ewigkeit

Carl Ludwig Hermann Long, genannt Luz, war der Vorzeigeathlet und entsprach dem Idealbild eines Mannes in der Nazizeit: groß, blond, blaue Augen. Das Duell im Weitsprung zwischen ihm und dem Schwarzen Jesse Owens gehörte zu den Höhepunkten der Olympischen Spiele 1936. 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauer fieberten seinerzeit mit. Beide Sportler sahen sich bei den Olympischen Spielen 1936 zum ersten Mal. Owens war Favorit, drohte aber in der Qualifikation aufgrund zu vieler Fehlversuche auszuscheiden. In dem Moment soll Luz Long Jesse Owens vor den Augen Adolf Hitlers einen Tipp gegeben haben. Mit dem Ergebnis, dass sich Long und Owens ein packendes Finale lieferten. Nach dem Siegessprung von Owens gratulierte Luz Long ihm mit einer herzlichen Umarmung als Erster. Dafür bekam Luz Long von Rudolf Heß, dem Stellvertreter Adolf Hitlers, einen Verweis. Das belegt ein Eintrag im Tagebuch der Mutter. Bis heute konnte die „Legende“ des Tipps durch Luz Long nicht ganz eindeutig bewiesen werden. Für diesen Film wurde ein Zeitzeuge von damals besucht, der 1936 als Helfer im Olympiastadion war. Er befand sich 20 Meter von der Sprunggrube entfernt und beobachtete, wie die beiden Athleten sich unterhielten. Werner Textor spricht exklusiv über seine Erinnerungen von damals und bringt neue Fakten ans Tageslicht. Nach dem Wettkampf 1936 schrieb Luz Long selbst in der „Leipziger Zeitung“: „Der Kampf der Farben ist beendet. Schwarz war der Beste, einwandfrei der Beste, mit 19 Zentimetern vor Weiß“. Erstmalig spricht auch einer der Frontkameraden von Luz Long, Robert Stadler. Für ihn war Luz Long ein Vorbild als Sportler und Soldat, korrekt und aufrecht. Obwohl er Vorgesetzter war, konnte man ihn immer ansprechen, und er war ein guter Zuhörer. Luz Long starb viel zu früh, er ist 1943 im Krieg gefallen. Im Gegensatz zu Jesse Owens konnte er seinen Ruhm nicht ausleben. Jesse Owens hat aber dazu beigetragen, die Erinnerung an die Legende und an Luz Long am Leben zu halten. Kurz vor Jesse Owens Tod 1980 wurde seine Biografie veröffentlicht, die mit folgender Widmung beginnt: „Für zwei unvergleichliche Mannschaftskameraden: Meine Frau Ruth – und den Nazi, der Hitler mit mir bekämpft hat, Luz Long.“ Es ist ein beindruckendes Porträt eines Mannes, dessen Passion der Sport war und der sich in einer bewegten Zeit, vor allem im Wettkampf, mit den besten Sportlern seiner Zeit messen wollte. Longs Schicksal war möglicherweise, dass er zu fair war. Als Vorzeigeathlet hätte er vielleicht den Einsatz an der gefährlichen Front in Sizilien vermeiden können. Er wollte jedoch seine Kameraden nicht im Stich lassen. Luz Long, ein stiller Held, der bis heute weltweit für seine Tapferkeit bewundert wird.

Mo, 20. Mai · 23:00-23:45 · Das Erste (ARD)
Rabiat – Deutschland den Deutschen? 2/3

Deutschland schwankt zwischen „Merkel muss weg“ und „Wir sind mehr“. Wer ist Nazi? Wer ist Wutbürger? Wer ist bloß konservativ? Was macht die Mehrheit, die Mitte? Wie wappnet sich der Republikaner gegen die Feinde der Demokratie? Verblasst der Entwurf einer modernen und weltoffenen Gesellschaft? Das fragt sich „Rabiat“-Autorin Gülseren Ölcüm seit einigen Monaten. Für „Rabiat: Deutschland den Deutschen?“ reist sie, die selbst zwei Pässe hat, durch die Republik, um herauszufinden, wie Deutschland derzeit tickt und wie sie selbst zu Deutschland steht. Dabei begegnet Gülseren Ölcüm Heike Arnold. Sie möchte, dass ihre Enkel genauso frei und demokratisch aufwachsen, wie sie es konnte. Sie will keinen Rechtsruck im Land und keine autokratische Partei. Deswegen engagiert sie sich bei der Initiative „OMAS GEGEN RECHTS“. Zusammen gehen sie auf Demos oder organisieren andere Projekte. Rechts fängt für Heike Arnold und ihre Mit-Omas sehr früh an: jeder, der nach Herkunft, Ethnie und Religion differenziert und vor allem ausgrenzt. Stimmt die Definition? Weiß der Jurist und Fernsehmoderator Michel Friedman Antworten darauf, wie man streitet und ob man sich auf jede Diskussion einlassen sollte? Er diskutiert ausnahmslos mit jedem, sagt er. Aber auch für ihn gibt es Grenzen: „Wenn jemand den Holocaust leugnet, habe ich keine Gesprächsgrundlage mehr.“ Fast 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben rechtspopulistische Denkmuster, sagt Prof. Wilhelm Heitmeyer, Soziologe. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Rechtsextremismus, Gewalt, soziale Desintegrationsprozesse und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Von ihm will Gülseren Ölcüm wissen, was gerade los ist, wann sich das alles angebahnt hat und wie er selbst mit der Situation umgeht. Auf ihrer Suche wagt die „Rabiat“-Reporterin schließlich selbst den Versuch und redet mit Rechtspopulisten. Sie trifft in Zwickau Frauke Petry, Ex-AfD-Vorsitzende. Für Gülseren Ölcüm hat Frauke Petry die Stimmung in Deutschland in den letzten Jahren stark beeinflusst. Unter ihrem Vorsitz fielen rechtspopulistische und teilweise extreme Äußerungen. Für sie gehört Polarisierung und Emotionalisierung zum Politik-Business. „Vielleicht schießt man da manchmal über das Ziel hinaus“, so Frauke Petry, aber das gehört nun mal dazu. Quer durch Deutschland führt „Rabiat: Deutschland den Deutschen?“ und trifft Menschen, die sich für Toleranz und Vielfalt engagieren, und andere, die den Populismus vorangetrieben haben. Dabei geht es immer auch um die eigene Einstellung: Muss man nicht mehr die Diskussion suchen? Tut man manchen Menschen unrecht?

Di, 21. Mai · 13:45-16:15 · arte
Der Untergang

Berlin im April 1945. In den Straßen der deutschen Hauptstadt tobt der Häuserkampf. Der Diktator Adolf Hitler hat sich mit einigen Generälen und engsten Vertrauten im Führerbunker der Reichskanzlei verschanzt. Während draußen die Lage immer mehr eskaliert und die Rote Armee weiter vorrückt, erlebt Hitler den Untergang des Dritten Reiches in einer abgeschlossenen Welt hinter Bunkermauern. Die Anwesenden, unter ihnen die junge Sekretärin Traudl Junge, erleben den steten Verfall des „Führers“, der durch die fortschreitende Parkinsonerkrankung gezeichnet ist und zunehmend unter schwerem Realitätsverlust leidet. Obwohl Berlin nicht mehr zu halten ist, weigert sich Hitler, die Stadt zu verlassen. Während sich die Wucht des verlorenen Krieges mit aller Härte über den Deutschen entlädt, entzieht der Diktator sich der Verantwortung und begeht im Bunker gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Eva Braun, die er wenige Tage zuvor geheiratet hat, Selbstmord.

Di, 21. Mai · 20:15-21:05 · arte
Wahlkampf der Wutbürger

Überall in Europa verstärken populistische Parteien den Druck. Sie möchten die Landesgrenzen wieder dichtmachen und ihre Souveränität zurückhaben. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, wollen sie möglichst zahlreich nach der Europawahl am 26. Mai ins Europäische Parlament einziehen. Nur das deutsch-französische Paar scheint noch immer dem gemeinschaftlichen Traum verschrieben – obwohl auch dort die Wähler zunehmend den populistischen Meinungsmachern folgen. In Deutschland sitzt zum ersten Mal seit 1945 wieder eine Rechtsaußen-Partei im Bundestag: Mit 92 Abgeordneten wuchs die AfD inzwischen zur Oppositionsführerin gegenüber der Koalitionsregierung. Der französische Präsident Emmanuel Macron ist derzeit von seinem Kräftemessen mit den Gelbwesten geschwächt und hat in Umfragen die Le Pen-Partei Rassemblement National kurz hinter sich.Die kommende Europawahl ist so entscheidend wie nie für die Zukunft der EU. Die Filmemacher verfolgen die Wahlkampagne auf beiden Seiten des Rheins – nicht in den Hauptstädten, sondern in Orten, an denen die antieuropäischen Akteure besonders stark sind: In Chemnitz, Sachsen, Wiege der AfD und Bastion von Neonazis und Rechtsextremen aus ganz Deutschland, und im südfranzösischen Carpentras, einer historischen Hochburg des Front National und Sammelplatz für Gelbwesten. Außerdem kommen Intellektuelle und Sozialwissenschaftler zu Wort: Frank Richter und Frank Asbrock aus Deutschland, Michel Moatti und Michel Wieviorka aus Frankreich. Ihre Analyse verdeutlicht, was bei dieser Europawahl tatsächlich auf dem Spiel steht.

Mi, 22. Mai · 09:30-10:00 · ARD-alpha
Schulfernsehen: Religionen der Welt – Judentum

Mit welchem Bewusstsein Kinder die Welt sehen, wird entscheidend von ihrer Religion geprägt – für einige ist dieses Leben nur eins von vielen, für andere der Schlüssel zum Paradies. Die Sendereihe zeigt anschaulich die Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam aus Sicht junger Gläubiger. Die Filme begleiten sie in ihrem Alltag, zeigen die Wurzeln und die Geschichte der Religion, die Werte und Weltbilder sowie die Bräuche und Riten. Judentum Der 13-jähige Alon bereitet sich auf seine Bar Mizwa vor, bei der er zum ersten Mal während des Gottesdienstes vor der ganzen Gemeinde einen Gebetstext aus der Tora vorträgt.

Do, 23. Mai · 00:00-01:45 · HR
Hannah Arendt

Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich (Axel Milberg) schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat. Im Auftrag der Zeitung „The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Als sie 1961 in Jerusalem den Gerichtssaal betritt, erwartet sie, auf ein Monster zu treffen, und ist zunächst irritiert. Die geistlose Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte. Dieser Widerspruch beschäftigt Hannah Arendt sehr. Zurück in New York liest sie hunderte Prozessakten, recherchiert, diskutiert mit ihrem Mann Heinrich Blücher und ihren Freunden. Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie mit dem Titel „Eichmann in Jerusalem“, deren provozierende These von der „Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Die Reaktionen sind verheerend und niederschmetternd. Hannah Arendt wird geächtet und angefeindet. Das Unverständnis einiger ihrer Freunde trifft sie hart. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Sie bleibt konsequent bei ihrer Haltung, kämpft und scheut keine Auseinandersetzung, wenn es um für sie so wichtige Themen wie Totalitarismus und Macht geht. Denn sie will verstehen. Auch wenn das bedeutet, „dahin zu denken, wo es weh tut“. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt aber auch zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen).

Do, 23. Mai · 19:40-20:15 · arte
Re: Dem Rechtsruck auf der Spur

Vor den Wahlen in Sachsen begeben sich drei Reporter der Sächsischen Zeitung auf Recherchen im rechten Umfeld. Neonazi-Aufmärsche, AfD-Versammlungen, mit Bautzen eine tief polarisierte Stadt in Ostsachsen – die Journalisten zeigen, wie sich das Land verändert. So gerät Lokalreporter Andreas Weller bei einem Neonazi-Aufmarsch rund um den Gedenktag zur Bombardierung Dresdens zwischen die Fronten. Bei seiner Arbeit wird der Journalist von der Polizei behindert. Die AfD und ihr ehemaliger Landesvorsitzender André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt versuchen, die Bombennacht in Dresden für ihre Zwecke zu nutzen.Reporter Tobias Wolf reist zur AfD nach Seifhennersdorf, um mit einem AfD-Aussteiger über die Radikalisierung der Partei zu sprechen.Auf einer AfD-Wahlkampfveranstaltung will er herausbekommen, warum es in der Partei gärt. Mit seinem Kollegen Ulrich Wolf bildet Tobias Wolf mittlerweile ein eingespieltes Team. Die Politik-Reporter fragen sich: Welche neuen rechten Strukturen gibt es hinter und neben den bekannten Parteien und Playern in Sachsen? In Bautzen trifft Ulrich Wolf auf Bürger, die das politische System ablehnen und die versuchen, mit neuen Lokalmedien eine Gegenöffentlichkeit aufzubauen. Bei der Suche nach den Strippenziehern trifft Reporter Ulrich Wolf auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Verflechtungen, beispielhaft für viele Orte in Sachsen und Deutschland. Der Rechtsruck, der einst von Neonazis ausging, so das Fazit der Reporter, greift zunehmend auf die bürgerliche Mitte über.

Fr, 24. Mai · 00:00-01:45 · RBB
Abschied

Im August 1914 beginnt der Erste Weltkrieg, und ganz Deutschland scheint im nationalistischen Freudentaumel gefangen. Hans Gastl aber, der 17-jährige Sohn eines Münchner Oberstaatsanwalts, entscheidet sich gegen den Zeitgeist: „Ich mache Euren Krieg nicht mit.“ Die Entscheidung, die seinen Vater über alle Maßen schockt, ist lange gereift. Schon als Kind rebellierte Hans gegen die Saturiertheit und Scheinmoral der Älteren. Er freundete sich mit einem jüdischen Jungen an und mit Hartinger, der aus einer Arbeiterfamilie stammt. Und er verliebte sich in die Prostituierte Fanny, mit der er gemeinsam in den Freitod gehen wollte. Schließlich hat er den Tod des Mädchens auf dem Gewissen.

Fr, 24. Mai · 01:00-02:30 · HR
Die Akte General

In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 50er Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 50er Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten.

Fr, 24. Mai · 19:00-19:15 · 3sat
Tel Aviv – Lebensfreude trotz allem

Tel Aviv, Israels Aushängeschild für Lebensfreude und Leichtigkeit, präsentiert sich als westliche Metropole im Nahen Osten, als Berlin am Mittelmeer mit orientalischer Prägung. Aufregend, chaotisch und voller Widersprüche ist Tel Aviv. Die prachtvolle Strandpromenade und die vielen stylishen Bars ziehen Einheimische und Touristen aus aller Welt an. Die Tel Avivis lieben ihre Stadt, auch wenn sie laut und dreckig ist und stinkt und oft ein rauer Ton herrscht. Auch der Schwabe Norbert Hoepfer hat sich für das Leben hier entschieden. Der Putzmeister restauriert Häuser im berühmten Bauhausviertel, der „Weißen Stadt“. Überall in Tel Aviv wird gebaut, 70 Jahre nach der Staatsgründung Israels 1948. Der Schwabe berichtet auch, was er macht, wenn in Tel Aviv wieder einmal die Sirenen heulen. Denn obwohl niemand die Realität in Israel so gut verdrängen kann wie die Tel Avivis, liegt die Stadt doch mitten im Konfliktgebiet. Und wenn die Hamas, wie zuletzt 2014, Raketen aus Gaza schießt und jeder nur 15 Sekunden hat, um in einem Bunker Schutz zu suchen, dann ist sie plötzlich auch hier spürbar, die Angst vor Terror und Krieg. In Jerusalem beten die Leute, in Haifa arbeiten sie, und in Tel Aviv wird gelebt, heißt es in Israel. Und zum guten Leben gehört Matkot, Israels heimlicher Nationalsport. Eine Art Strandtennis, laut und nervig, aber irgendwie macht es auch süchtig, sagt Amnon Nissim. Der 72-Jährige ist Matkot-König und hat sogar ein Museum, durch das er Besucher gern führt, wenn er nicht gerade am Strand ist, wo er – klar – Matkot spielt. Musik an, Kippa auf, und ab geht es mit dem Party-Bus quer durch die Stadt: Orthodoxe Hippies sind so jedes Wochenende in Tel Aviv unterwegs. Ihre Mission: Glaube durch Lebensfreude. Kaum ruhiger geht es im arabischen Stadtteil Jaffa im Laden von Rami Gilucha zu; hier ist nie ein Stuhl frei. Der Barbier ist gläubiger Jude, seine Familie stammt aus Usbekistan. In sein Geschäft dürfen nur Männer, fremde Frauen darf Rami nicht anfassen. Und doch könnte die Mischung seiner Kunden bunter nicht sein: Juden, Araber und Christen, alle schwören auf Ramis Handwerk, und alle wollen in seinem Laden die neuesten Jaffa-Gossips hören. So feiern sie das Leben in Tel Aviv, obwohl – oder gerade weil – sie von Chaos umringt sind.

Sa, 25. Mai · 06:00-06:30 · SWR
Ich und die anderen – Plötzlich ist man wer: Neonazi!

Felix ist jung, klug, kommt aus gesicherten Verhältnissen und war jahrelang aktiver Neonazi. Heute will er verhindern, dass andere den gleichen Weg einschlagen und leistet politische Aufklärungsarbeit. Auch Heidi, Benedikt, Gunnar und Klaus waren als Jugendliche in der Neonaziszene. Musik, Propaganda und Gewalt spielten bei ihrem Einstieg eine wichtige Rolle. Wer nicht in das Weltbild passte, wurde diskriminiert und bedroht. Die Gruppe gab den Mitgliedern das Gefühl dazuzugehören, wichtig zu sein. Nach strikten Vorgaben wurde zwischen Freund und Feind unterschieden; für Zweifel war wenig Raum.

So, 26. Mai · 22:30-23:15 · SWR
Ashcan – Das geheime Gefängnis?

Am 8. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg in Europa. Die amerikanische Armee inhaftiert Nazigrößen aus Hitlers engerer Umgebung wie Göring, Dönitz, Ley, oder Keitel in einem geheimen Gefängnis im luxemburgischen Bad Mondorf, dem Palace Hotel, Codename Ashcan. Eine Handvoll amerikanischer Vernehmer, die auch des Deutschen mächtig sind, erhalten den Auftrag, sie zu verhören – unter ihnen ein junger Offizier, der gebürtige Luxemburger John Dolibois. Im September 1945 werden die Gefangenen nach Nürnberg überstellt. Die Protokolle aus Ashcan bleiben lange ein wohlgehütetes Geheimnis. Erst Jahrzehnte später werden sie entdeckt.

Mo, 27. Mai · 01:05-02:05 · HR
Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben

Es geschah am 2. Juni 1967. Die Westberliner Polizei geht mit massiver Gewalt gegen protestierende Studenten vor. In den Armen von Friederike Hausmann liegt der sterbende Benno Ohnesorg, am Hinterkopf getroffen von einer Polizeikugel. Der Schuss zielte in viele Köpfe und veränderte Lebensläufe. Menschen, für die der 2. Juni 1967 zum Wendepunkt wurde, erzählen ihre persönliche Geschichte. Friederike Hausmann politisiert sich. Ralf Reinders radikalisiert sich so, dass er zu den Waffen greift und zum Terroristen wird. Zusammen mit anderen wird er die „Bewegung 2. Juni“ gründen und den Politiker Peter Lorenz entführen. Der Polizist Martin Textor ist noch in der Ausbildung und wird von alten Nazi-Offizieren gedrillt. Auch er bleibt nicht unberührt vom Tod des Studenten. Der Film entwickelt durch seine eindrucksvolle Montage mehr als nur ein Abbild der damaligen Geschehnisse. Während die Zeitzeugen erzählen, erleben sie Aufbruch und Aufbegehren, Empörung und Wut neu. Der Film trägt die Stimmung von damals mühelos in die Gegenwart – auch durch die Originalaufnahmen von Thomas Giefer, der 1967 gerade sein Studium an der Filmhochschule begann. Heute wird der 2. Juni 1967 häufig als Geburtsstunde der Radikalisierung dargestellt. Doch ausgelöst wurde viel mehr. Ohnesorgs Tod wird zum Fanal für die westdeutsche Studentenbewegung. Die Tragödie, die den Protesten gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien folgte, markiert in Westdeutschland den Ausgangspunkt für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, der nicht erst 1968 begann.

Mo, 27. Mai · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Der „Schwulen-Paragraf“ – Geschichte einer Verfolgung

Man nannte sie „die 175er“. Verhaftet wurden diese Männer schon mal direkt beim Liebesspiel, nicht selten am Arbeitsplatz, oder die Polizei holte sie von zu Hause ab. Ein paar Stunden später saßen sie oft schon in Haft, die Kündigung vom Arbeitgeber ließ meist nicht lange auf sich warten. Ihr begangenes Verbrechen: einvernehmlicher Sex unter erwachsenen Männern. Damit verstießen sie gegen den Paragrafen 175. „Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts“ begangen werde, sei mit Gefängnis zu bestrafen. So stand es zur Einführung des Paragrafen 1871 im Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches. Die Nazis verschärften ihn, erhöhten die Strafen. Viele landeten im Konzentrationslager. Frei aber waren sie auch nach dem Krieg nicht. Die junge Bundesrepublik übernahm den Paragrafen 175 in seiner verschärften Form eins zu eins von den Nazis. Wer das KZ überlebt hatte, musste damit rechnen, erneut ins Gefängnis gesteckt zu werden, um die Reststrafe abzusitzen. Selbst das Bundesverfassungsgericht bestätigte 1957, dass der Paragraf 175 mit dem Grundgesetz im Einklang stehe: Männer, die mit Männern Sex hatten, wurden in der Bundesrepublik weiter verfolgt. Nach Schätzungen des Justizministeriums wurde gegen 100.000 Männer ermittelt, 64.000 hat man verurteilt. Der Paragraf hat Leben zerstört, Existenzen vernichtet. In diesem Film berichten Zeitzeugen davon. So wie der 80-jährige Hermann Landschreiber aus Gelnhausen, den die Polizei 1966 vom Postamt abgeführt hat, weil die Mutter seines Exfreundes ihn angeschwärzt hatte. Oder Günter Werner, der im katholischen Franken mit einem amerikanischen Soldaten in flagranti erwischt wurde und deshalb im Jugendarrest landete. Sie alle sprechen über ihre Verhaftung, den Knast, ihre Angst, erwischt zu werden oder erpressbar zu sein, aber auch über ihren Wunsch, trotzdem ein selbstbewusstes schwules Leben zu führen. Sie lassen uns verstehen, wie lang und beschwerlich der Weg war von der damals verbotenen Sexualität und Heimlichkeit bis hin zur Schwulenehe heute. Wie sieht jemand wie Klaus Beer diese Entwicklung? Sechs Männer hat er als Richter wegen Verstoßes gegen Paragraf 175 verurteilt. Er setzt sich offen mit seiner beruflichen Vergangenheit auseinander. Wie dachte er damals, wie denkt er heute über diese Urteile? Der Film führt auch in die ehemalige DDR, wo der Paragraf viel früher außer Kraft gesetzt und schon 1988 endgültig abgeschafft wurde. Lebten männerliebende Männer oder lesbische Frauen in der DDR also angstfrei, weil ihr Sex nicht mehr strafbar war? Wann kamen sie trotzdem ins Visier der Staatsmacht? Wolfgang Schmidt war Leiter der Auswertungs- und Kontrollgruppe in der Hauptabteilung XX des Ministeriums für Staatssicherheit. Er gibt offen Auskunft, warum man sich dort mit den Schwulen- und Lesbengruppen beschäftigte. Die lesbische Aktivistin Karin Dauenheimer wurde Anfang der 80er Jahre observiert. Für den Film öffnet sie ihre Stasi-Akte. Frauen, die Frauen liebten, fielen nicht unter den Paragrafen 175, ihnen drohte also auch im Westen keine Strafverfolgung. Hatten sie deshalb wirklich ein sorgenfreieres Leben? Auch darauf findet der Film Antworten. Marco Giacopuzzi geht mit großer Sensibilität auf seine Zeitzeugen zu. Sein Film zeigt eindrucksvoll, wie ein menschenverachtender Paragraf und brutale Diskriminierung das Leben unschuldiger Männer und auch Frauen zerstörte, und warum es so lange dauerte, bis der Paragraf 175 aus der bundesdeutschen Rechtsprechung endlich verschwand. Erst 2017 beschloss die Bundesrepublik ein Gesetz zur Rehabilitierung aller Opfer des Paragrafen. Doch nur wenige trauten sich, einen Antrag zu stellen, und die meisten waren ohnehin verstorben.
Bild oben: © HR, Alfred Ledermann wurde als „schwuler Asozialer“ am 12.7.1942 im KZ Sachsenhausen im Rahmen der „Aktion Klinker“ im Alter von 21 Jahren ermordet.

Di, 28. Mai · 20:15-21:55 · arte
„Blut und Boden“. Nazi-Wissenschaft

Der Film behandelt eine Forschungseinrichtung der SS, die sich „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.“ nannte. Ihr Ziel war es, der NS-Rassenideologie vom „arischen Herrenmenschen“ einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, die daraus abgeleiteten Verbrechen wie ethnische und kulturelle Verfolgung zu legitimieren, die Germanisierung der Gebiete voranzutreiben und die ideologische Herrschaft des Regimes abzusichern. Das ganze Ausmaß des wissenschaftlichen Unternehmens, auf das sich die Nazis zur Rechtfertigung und Festigung ihres politischen Projektes stützten, ist noch weitgehend unbekannt. Innerhalb verschiedener Organisationen, die namhafte Forscher und Hochschullehrer vereinten, entstand nach der Machtergreifung eine wahre „Kampfwissenschaft“. So wurde das 1935 auf Anregung von Heinrich Himmler gegründete „Ahnenerbe“ zur Hauptstütze dieses wissenschaftlichen Vorhabens der Nazis. Hauptanliegen der mit sämtlichen Vollmachten und umfangreichem Mitteln ausgestatteten SS-Organisation war es, den Begriff „germanische Rasse“ zu definieren. Dazu bemühten sich die jeweiligen Forscher – dem Regime treu ergeben oder zumindest an den sich bietenden Forschungsmöglichkeiten und ihren Karrierechancen interessiert – auf allen Gebieten „wissenschaftliche“ Beweise zu erbringen, mit denen sie die Ideologie von der „Herrenrasse“ untermauern und damit das Nazi-Regime stützen konnten. Um die Gegenwart zu beherrschen und die Zukunft zu meistern, mussten die Nazis die Geschichte umschreiben. So wurde durch eine verzerrte Interpretation der Archäologie die „Überlegenheit“ des deutschen „Ariers“ konstruiert, der die Zivilisation erfunden und die Kultur geschaffen habe. Auch die Biologie wurde herangezogen, um den Politikern zu helfen, die Vorzüglichkeit und hierarchische Vorherrschaft der „germanischen Rasse“ zu rechtfertigen. Im Ergebnis dieser Forschungen wurden den Nicht-Ariern das menschliche Wesen abgesprochen: Ihre Einstufung als „niedere Rasse“ machte jede Art von Missbrauch möglich. Vertreter des deutschen Wissenschaftsbetriebs trugen dazu bei, diese Lüge in der deutschen Bevölkerung zu verbreiten und die Forschung zu manipulieren, um die schlimmsten Gräueltaten zu rechtfertigen. Anhand unveröffentlichter Dokumente und Bilder verschafft der Film weitere Aufschlüsse darüber, wie das Dritte Reich funktionierte: nicht zuletzt auch durch die notwendige Beihilfe und aktive Unterstützung vonseiten namhafter Wissenschaftler!

Di, 28. Mai · 21:55-22:55 · arte
Fritz Bauer – Generalstaatsanwalt. Nazi-Jäger

Fünfzehn Jahre des unverhofften Wirtschaftswunders gingen ins Land, bis eine bundesdeutsche Staatsanwaltschaft erstmals systematische und umfassende Ermittlungen gegen SS-Personal des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau einleitete und im Rahmen eines Sammelverfahrens den Versuch unternahm, den Verbrechenskomplex Auschwitz aufzuklären. Auf Antrag des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer hin fanden ab April 1963 in Frankfurt die sogenannten Auschwitzprozesse statt, bei denen Befehlsgeber und Handlanger der NS-Vernichtungspolitik im KZ Auschwitz-Birkenau verurteilt wurden. Fritz Bauer, der sich als Humanist und Demokrat verstand, wusste nur zu gut, dass viele der einstigen Täter nach dem Krieg wichtige Positionen in Staat und Gesellschaft eingenommen hatten. Sein entschiedenes Eintreten für die juristische Aufarbeitung der Nazizeit zwang die Bundesrepublik, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Bauer begann die Ermittlungen im Frühjahr 1959 auf der Basis von authentischen Dokumenten, die gezielte Tötungen von Auschwitz-Häftlingen durch SS-Leute belegten. Im April 1963 konnte gegen 23 SS-Angehörige und einen Funktionshäftling Anklage erhoben werden. Wenige Tage vor Weihnachten 1963 begann die Hauptverhandlung schließlich gegen 22 Angeklagte. Der Prozess umfasste insgesamt 183 Verhandlungstage bis August 1965, in deren Verlauf 360 Zeugen vernommen wurden. Mit den Verfahren gegen jene, die an der Planung und Ausführung der „Endlösung“ beteiligt waren, wollte Bauer zum einen erreichen, dass Schuldige verurteilt werden, zum anderen aber den Deutschen auch die Verbrechen vor Augen führen, die im Dritten Reich in ihrem Namen begangen worden waren. Der jungen Generation gab Bauer eine Botschaft mit auf den Weg, die zu einer radikal neuen Haltung führen sollte: Dass es in einem Unrechtsstaat eine moralische Pflicht ist, Widerstand zu leisten.

Mi, 29. Mai · 00:10-01:10 · arte
Rettet Auschwitz!

Das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers wurde mehrfach geplündert, umgebaut und von verschiedenen Seiten für eigene Zwecke instrumentalisiert. Die historischen Tatsachen wurden immer wieder umgeschrieben und neu dargestellt, entsprechend der Ideologie der verschiedenen kommunistischen Regierungen. Sogar der Genozid an den Juden, die Schoah, wurde zeitweise verschwiegen. Ein Teil der polnischen Gesellschaft und Politik wünschte sich, das Geschehene zu vergessen. Andere wiederum setzten und setzen sich entschieden dafür ein, dass die Erinnerung lebendig gehalten wird. Dass dieser Ort auch für zukünftige Generationen ein Mahnmal für die Menschheit bleibt. Mittlerweile ist das Gelände durch Verwitterung und immer größere Besucherzahlen in seiner Substanz bedroht. Eigentlich sollte Europas größter Friedhof ein Ort der Besinnung sein, doch manchmal wirkt das frühere Vernichtungslager wie ein makabrer Ausflugsort. Wie soll in Zukunft ein wirksames Erinnern an Auschwitz, an die Schoah, an die Ermordung von Millionen Menschen aussehen? Ähnlichen Fragen die Erinnerungskultur betreffend sehen sich auch andere Schreckensorte gegenüber.

Mi, 29. Mai · 20:15-21:00 · 3sat
Rechtsrockland

Seit Jahren steigt die Zahl rechtsextremer Konzerte in Deutschland, vor allem in Mitteldeutschland. Bei den Festivals handelt es sich nicht einfach nur um Treffs von Neonazis. Sie bieten Rechtsextremen die Gelegenheit, sich zu vernetzen. Die Dokumentation analysiert diese Netzwerke, die Neonazis in Deutschland und in ganz Europa verbinden. Sie stellt die wichtigsten Vertreter vor und beschreibt besorgniserregende Entwicklungen. Allein zwischen Juli und September 2017 besuchten 11 000 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland Neonazi-Konzerte in Deutschland. Im Vorjahreszeitraum waren es 5000. Die Hälfte der 34 bundesweiten Konzerte im dritten Quartal 2017 fand in Sachsen und Thüringen statt. Besonders der kleine Ort Themar in Südthüringen hat sich in der Szene einen Namen gemacht. Gleichzeitig reagieren die Behörden oft hilflos. Während die Szene etwa in Bayern und Baden-Württemberg auf kleine, eher konspirativ organisierte Konzerte setzt, muss sie sich in Sachsen und Thüringen kaum verstecken. Konspirative Planung ist unnötig, staatlichen Verfolgungsdruck gibt es nicht. Die Behörden sind nicht selten überfordert und haben den rechten Netzwerken nichts entgegenzusetzen.

Mi, 29. Mai · 21:00-22:00 · 3sat
Themar – Die Kleinstadt und der Rechtsrock

Seit im thüringischen Themar 2017 ein Rechtsrockkonzert mit über 6000 Neonazis stattfand, gehen Risse durch die Kleinstadt: zwischen Rechtsextremen, ihren Gegnern und denen, die wegsehen. Auf der einen Seite gibt es einen bunten Protest, trotz der Gefahr, die von den rechten Strukturen ausgeht. Doch es gibt auch viele Menschen im Ort, die kein Problem mit den Rechten haben – sondern mit den Gegenprotesten. Themar ist eine gespaltene Stadt geworden. Filmautor Adrian Oeser lebte drei Wochen in Themar und hat die Stimmung vor Ort eingefangen. Wie konnte eine beschauliche Kleinstadt zu einer Hochburg der rechten Musikszene werden? Wie hat sich das Leben ihrer Einwohner seitdem verändert? Der Film ermöglicht Einblicke in eine rechte Parallelwelt, die sich vor Ort etablierte. So lässt sich wie durch ein Brennglas beobachten, wie sich antidemokratisches Gedankengut in der Gesellschaft Themars manifestierte. Doch wie geht man mit extrem Rechten vor der Kamera um? Kann man sie unkommentiert sprechen lassen, oder fällt man so auf ihre Selbstinszenierung herein und bietet ihnen eine Plattform? Doch nicht nur die Organisatoren und Anhänger des Rechtsrock kommen zu Wort. Es regt sich auch aktiver und kreativer Protest innerhalb der Bevölkerung. An vorderster Front durch Thomas Jakob, den Sprecher des Bündnisses „Themar gegen Rechts“, der sich für seine medienwirksamen Auftritte gern in ein Aufsehen erregendes Superman-Kostüm zwängt.

Do, 30. Mai · 18:40-20:15 · 3sat
Belle & Sebastian

Auf seinen Streifzügen durch die Savoyer Alpen entdeckt der siebenjährige Sebastian eine verwilderte Hündin. In den Augen der Dorfbewohner gilt der Vierbeiner jedoch als blutrünstige Bestie. Der Waisenjunge sieht das Tier mit ganz anderen Augen und nennt es „Belle“. Als er seine neue Gefährtin vor aufgebrachten Jägern versteckt, werden die beiden in ein Abenteuer verstrickt: Eine jüdische Familie, die von deutschen Soldaten verfolgt wird, braucht Hilfe. Mit Belles Spürsinn gilt es, einen Weg über den verschneiten Hochgebirgspass zu finden. Regisseur Nicolas Vanier gelang mit „Belle & Sebastian“ ein atemberaubender Kinder- und Jugendfilm. Der Franzose verlegte die Geschichte, die auf einem Kinderbuch von Cécile Aubrys basiert, von den 1960er-Jahren in den Zweiten Weltkrieg. So verbinden sich in der Geschichte zwei Stränge: die angefeindete Freundschaft zwischen dem Waisenjungen und einem vermeintlichen Monster sowie die Not der vor dem Holocaust flüchtenden Juden.