Jahresbericht von RIAS Berlin: Antisemitismus 2018 gewalttätiger und direkter

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Häufiger als zuvor nahm Antisemitismus im vergangenen Jahr in Berlin verrohte Formen an. Dies geht aus dem Bericht antisemitischer Vorfälle 2018 hervor, den am heutigen Mittwoch die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) vorstellte…

Besorgniserregend ist der deutliche Anstieg bei Vorfallsarten mit besonderem Gefährdungspotential für die Betroffenen. So hat sich die Anzahl der Angriffe von 18 auf 46 mehr als verdoppelt, die Zahl der Bedrohungen – von 26 auf 46 – ist ebenfalls merklich gestiegen. Insgesamt erfasste RIAS Berlin 2018 1.083 antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt – 14 % mehr als im Vorjahr (951).

Mit 368 Personen waren 73 % mehr Einzelpersonen betroffen als im Vorjahr. Mit 187 war über die Hälfte davon jüdisch, doch auch zahlreiche nichtjüdische Personen, die sich gegen Antisemitismus oder Rechtsextremismus aussprachen, wurden angefeindet. So wurde im September einem Mann ins Gesicht geschlagen, nachdem er als „Du Jude“ beschimpft wurde und diese Äußerung kritisiert hatte. Ebenfalls im September bewarf ein Spätkaufverkäufer eine jüdische Frau mit Kronkorken, als er ihren Davidstern-Schlüsselanhänger erblickte. Zudem beschimpfte er sie als „Judenschlampe“ und forderte sie auf, den Laden zu verlassen. Im April wurde eine Gruppe von Personen auf dem Weg zur Demonstration „Berlin trägt Kippa“ bespuckt, getreten und mit „Verpisst Euch Ihr Juden“ beschimpft.

Zu dem deutlichen Anstieg von Angriffen und Bedrohungen erklärte RIAS Berlin-Projektleiter Benjamin Steinitz: „Wir stellen im Vergleich zu den vergangenen Jahren eine zunehmende Bereitschaft fest, antisemitische Aussagen mit konkreten Gewaltandrohungen zu verbinden oder ihnen gar Gewalt folgen zu lassen. Diese Verrohung geschieht jedoch nicht im luftleeren Raum, sondern auch im Kontext wachsender Zahlen niedrigschwelliger Formen von Antisemitismus, der den Alltag von Betroffenen prägt.“ Insgesamt 831 Fälle von verletzendem Verhalten dokumentierte RIAS Berlin 2018 – ein Anstieg von 22 %. Hierbei handelte es sich um schriftliche oder mündliche Anfeindungen, Propaganda oder Veranstaltungen mit antisemitischen Inhalten.

Der vollständige Bericht kann online unter https://report-antisemitism.de/media/bericht-antisemitischer-vorfaelle-2018.pdf eingesehen werden.