Jecken und Antisemiten

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In Essen liefen die extrem rechten „Steeler Jungs“ als offizieller Wagen im Karnevalszug mit, im belgischen Aalst sorgte ein vulgär antisemitischer Karnevalswagen für internationale Empörung…

Von Roland Kaufhold
Zuerst erschienen bei: blick nach rechts, 06.03.2019

Seit zwei Jahren verbreitet die sehr rechte Hooliganformation der „Steeler Jungs“ – die sich vor allem aus der Rocker- und Türsteherformation rekurriert – ein Klima der Angst in Essen. Regelmäßig marschiert die Truppe bei Patrouillengängen in Essen-Steele mit 50 bis 80 gewaltbereiten Hooligans auf. Nun ist diese Formation sogar als offizieller Wagen am Karnevalssonntag im Karnevalszug von Essen-Freisenbruch mitgelaufen. Auf einem großformatigen Wagen stand ein Dutzend rotgekleideter Männer, sie trugen einen militärisch anmutenden Stahlhelm und nannten sich „Steeler Jecken“. Um alle Unklarheiten zu beseitigen,war am Heck des Wagens der Spruch „Schützt Euch vor den Zecken – Helau die Steeler Jecken“ abgebildet, wie die „Westdeutsche Allgemeine“ (WAZ) berichtet.

Fußtruppe aus Erwachsenen und Kindern

Weiterhin war auf der Rückseite des Wagens neben dem militanten Spruch eine großformatige Faust dargestellt, die eine Zecke zerdrückt – was als „klassische“ rechte Gewaltandrohung gegen Demokratinnen und Demokraten verstanden werden muss. Auf der Außenfassade des Karnevalwagens prangte als riesiger Schriftzug „Auf Kohle geboren mit Stahl in den Adern“. Begleitet wurde der Wagen durch eine Fußtruppe aus Erwachsenen und Kindern. Auch sie trugen Helme, die an Wehrmachtshelme erinnern. Weiterhin waren sie mit gleichförmigen schwarz-weiß-roten Pullovern bekleidet, die Farbformation dürfte an die Reichsflagge angelehnt sein.

Die Veranstalter des Zuges fühlen sich laut Selbstauskunft von den „Steeler Jungs“ getäuscht. Ein Insider stellt dies jedoch energisch in Abrede, in diesem Sinne titelt auch die WAZ: „Karnevalverein wusste offenbar Bescheid“. Das Bündnis „Essen stellt sich quer“ protestierte in scharfer Form gegen diesen erneuten Tabubruch in Essen.

Ratte auf einem Geldkoffer abgebildet

In der flämischen Kleinstadt Aalst sorgt ein vulgär antisemitischer Karnevalswagen für internationale Empörung: Eine riesige Skulptur aus Pappmaché stand auf einem Wagen, die zwei orthodoxen Juden symbolisiert. In ihrer Aufmachung verkörpern sie Hässlichkeit. Eine Figur raucht grinsend eine Zigarette und streckt die Hand aus, offenkundig um Geld zu kassieren. Auf der Rückseite des Wagens war eine Ratte abgebildet, die auf einem Geldkoffer saß. Im Hintergrund war ein Medusah-Symbol zu sehen – eine typisch antisemitische Karikatur wie aus den Jahren 1936 oder 1939. Über 80.000 Zuschauer standen am Wegesrand. Selbstredend, so teilte die verantwortliche Karnevalsgesellschaft mit, wollte man mit dieser antisemitischen Hassbotschaft – die unter dem Motto „Sabbatjoor“ stand – gegen steigende Inflation protestieren.

Bereits 2013 war gleichfalls in Aalst ein Umzugswagen mitgefahren, der einen Eisenbahnwaggon symbolisierte, mit dem die Juden in die deutschen Gaskammern transportiert worden sind.

Karnevalisten marschierten in SS-Uniform, Plakate zeigten flämische Politiker mit Kanistern, auf denen „Zyklon B“ stand. Noch während des Karnevalzuges wurde ein PKW mit geschwärzten Kennzeichen in die gesperrte Zone gefahren, die Polizei entdeckte Waffen und Baseballschläger im Wageninnern.