Naziaufmarsch auf Hitlers Tribüne

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Wie erst jetzt durch ein Internetvideo bekannt wurde, veranstalteten Neonazis einen nächtlichen Fackelmarsch auf der Zeppelintribüne des NS-Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Genau an der Stelle, wo Hitler in der 1930er Jahren Hunderttausende von „Volksgenossen“ mit seinen hasserfüllten Hetztiraden auf die NS-Ideologie eingeschworen hatte…

Nach Medienberichten soll der rechte Aufmarsch schon vor einigen Wochen stattgefunden haben; erst kürzlich sei das Video ins Netz gestellt worden. Dies bestätigte auf Anfrage von haGalil das „Nürnberger Bündnis Nazistopp“. Die Aktivisten hatten das Video am Wochenende entdeckt und unverzüglich die Medien informiert. Auf dem immer noch im Netz zugänglichen Video eines „Patrioten TV“ ist deutlich zu sehen, wie sich mehr als ein Dutzend Neonazis zunächst vor einer nahegelegenen Flüchtlingsunterkunft sammeln und dann in Richtung der Nazitribüne marschieren. Im Schein ihrer Fackeln nehmen die teilweise vermummten Gestalten Aufstellung. Die Szene ist mit dem Gesang von „Deutschland, Deutschland über alles“ unterlegt. Am Ende des etwa 10-minütigen Videos bedankt sich ein Mitglied der „Division Bayern – Wodans Erben“ für die Unterstützung bei den Kameraden von „Patrioten TV“.

Das „Bündnis Nazistopp“, das den Vorfall öffentlich gemacht hat, ist entsetzt. „Wir sind fassungslos, dass auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände erneut Fackelmärsche von Nationalsozialisten veranstaltet werden“, erklärte Sprecherin Birgit Mair gegenüber haGalil. „Solche Aufmärsche müssen verhindert und unter Strafe gestellt werden.“

Nach Angaben der Stadt Nürnberg war der Fackelmarsch nicht angemeldet worden. Daher leitet die Stadt Nürnberg gegen die Verantwortlichen „ein Bußgeldverfahren wegen einer nicht angemeldeten Versammlung ein“, teilte Pressesprecher Siegfried Zelnhefer haGalil mit. Außerdem prüfe die Staatsanwaltschaft „eine Anzeige wegen Volksverhetzung“ und es werde „die Frage nach einer Videoüberwachung“ des Geländes diskutiert, so Zelnhefer weiter. Für die öffentliche Sicherheit und Ordnung sei jedoch allein die Polizei zuständig.

Da auf dem Internet-Video Polizeifahrzeuge in unmittelbarer Nähe des Nazi-Spektakels zu sehen sind – die Sicherheitskräfte aber offensichtlich nicht eingegriffen haben – soll der rechte Aufmarsch zeitnah im Bayerischen Landtag thematisiert werden. – (jgt)

Bild oben: Auf den Stufen der Zeppelintribüne versammelten sich die Neonazis. Im Sommer 2018 malten Unbekannte u. a. die Parole „Nie wieder NSU“ an die Mauern der NS-Weihestätte; die Stadt Nürnberg ließ die Inschrift entfernen. Foto: jgt-archiv

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