1933 – Eine Kunstinstallation von Ramesch Daha

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Das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben zeigt ab dem 7. November 2018 die Installation „1933“ der österreichisch-iranischen Künstlerin Ramesch Daha. Der 80. Jahrestag der Novemberpogrome ist der geeignete Anlass, mit einer künstlerischen Arbeit den Beginn der Ausgrenzung der deutschen Juden und Jüdinnen zu thematisieren – gerade heute, in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft wieder polarisiert…

In der eigens für das Museumsfoyer angefertigten Arbeit setzt sich Ramesch Daha mit der antisemitischen Symbolpolitik der Nationalsozialisten im Jahr 1933 auseinander: der Entfernung der als „jüdisch“ markierten Namen aus der amtlichen Buchstabiertafel und der zeitgleich einsetzenden Bücherverbrennungen jüdischer Autorinnen und Autoren. Die deutsche Bevölkerung sollte dadurch sichtbar in Deutsche und Juden getrennt werden, um die jüdische Bevölkerung schließlich zu stigmatisieren und aus der Gesellschaft zu entfernen.

Noch heute ist die Buchstabiertafel, die der Übermittlung schwer verständlicher oder Fremdwörter dient, genormt und damit amtlich. In Deutschland heißt es nach DIN 5009: A wie Anton, B wie Berta, C wie Cäsar, D wie Dora etc. Kaum bekannt ist hingegen, dass diese Tafel, die auch in allen Telefonbüchern abgedruckt war, vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten die Namen David, Jakob, Nathan, Samuel und Zacharias beinhaltete.

Nach einer Beschwerde-Postkarte, die am 22. März 1933 an das Postamt Rostock geschickt worden war und bis ins Postministerium nach Berlin gelangte, wurde die Umbenennung noch 1933 vollzogen. Spätestens 1934 findet sich die neue, nationalsozialistische Buchstabiertafel in den öffentlichen Telefonbüchern, gleichzeitig wurden auch die Aufdrucke auf den Feldtelefonen der deutschen Wehrmacht geändert.

Parallel zu den Änderungen in den Telefonbüchern verbrannten die Nationalsozialisten nicht erst im Mai, sondern bereits ab März 1933 über Monate hinweg in den verschiedensten deutschen Städten Bücher von jüdischen oder als solche angesehenen Autor*innen. Nach aufwendiger Recherche hat Ramesch Daha auch diese weitgehend unbekannten Ereignisse in der Installation aufgearbeitet.

Laufzeit: 8. November 2018 – 24. Februar 2019

Ort: Jüdisches Kulturmuseum, Halderstraße 6-8, 86150 Augsburg
Eintritt: frei

Ramesch Daha

1971 in Teheran geboren, übersiedelte Ramesch Daha 1978 nach Wien. Nach Studien an der Wiener Akademie der Bildenden Künste mit einem Staatsstipendium und Aufenthalten in Vancouver, London, Berlin und New York lebt und arbeitet sie heute in Wien. Die Installation „1933“ wurde in veränderter Fassung 2015 in der Wiener Secession gezeigt und mit dem Gmoser Preis ausgezeichnet.

Ramesch Daha (© Vincent Entekhabi)

Im Juni 2018 hat sie ein Mahnmal in Krems entworfen, das sich mit der „Kremser Hasenjagd“ beschäftigt. Am 6. April 1945 ermordeten SS-Männer, lokale Gendarmen und Zivilbevölkerung dort 386 zuvor freigelassene vorwiegend politische Häftlinge der Justizanstalt Stein. Für das Mahnmal hat Ramesch Daha mit ihrem Team einen etwa 100 Meter langen Mauerabschnitt der Justizanstalt Stein mit den Namen der Inhaftierten bemalt.

Ramesch Daha ist Trägerin von mehreren Preisen und unterrichtet u.a. an der Universität Stockholm.

www.ramesch-daha.com

Bild oben: Bücherverbrennungen 1933 (© Ramesch Daha)