Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 30. April 2018…

Mo, 16. Apr · 20:15-22:20 · arte
Die Akte Odessa

Odessa, die Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen, eine Geheimorganisation in Deutschland, arbeitet an einem Raketenfernlenksystem, mit dem in Ägypten positionierte Raketen mit Spezialsprengköpfen Israel komplett zerstören könnten. Am 22. November 1963, dem Tag der Ermordung Kennedys, ist der Journalist Peter Miller auf der Suche nach einer Story. Per Zufall gerät er an einen Tatort. Ein alter Mann hat sich das Leben genommen. Am nächsten Tag übergibt ihm der befreundete Polizist Karl die im Zimmer des Mannes gefundenen Dokumente. Salomon Tauber, ein ehemaliger KZ-Insasse, berichtet in seinen Memoiren über den SS-Offizier Eduard Roschmann, den Schlächter von Riga. Wie viele weitere Nazis war er kurz vor der Befreiung 1945 geflohen. Miller beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und Roschmann aufzuspüren. Dabei stößt er sowohl bei seinem Chefredakteur als auch bei seiner Familie auf taube Ohren. Warum in diesen alten Geschichten herumkramen? Unbeirrt macht sich Miller an die Arbeit. Er macht Marx, einen Bekannten Taubers, ausfindig, der ihm berichtet, dass Tauber Roschmann vor drei Wochen in Hamburg in der Oper gesehen habe. Als Tauber zur Polizei gegangen sei, habe man ihn abgewimmelt, weshalb sich Tauber das Leben genommen habe. Bei dem Versuch, Roschmanns Akte einzusehen, wird Miller klar, dass Roschmann von einer Gruppe Altnazis beschützt wird. Er nimmt die Fährte auf. Doch seine Suche ist gefährlich. Schon bald ist sein Leben in Gefahr. Gelingt es ihm, die Gräueltaten des Schlächters von Riga publik zu machen?

Mo, 16. Apr · 20:15-21:45 · One
Zwei Leben

Norwegen, 1990. Katrine ist zufrieden: Sie führt eine glückliche Ehe, hat ein enges Verhältnis zu ihrer Tochter und ihrer Mutter und ist seit Kurzem stolze Oma. Doch dann fällt die Berliner Mauer, und Katrines Lebenslüge zerbricht. In den 1970er-Jahren war sie als DDR-Spionin nach Norwegen gekommen – mit der fiktiven Identität eines von den Nazis im Zweiten Weltkrieg im Zuge der Lebensborn-Politik entführten Kindes. Als ein junger, engagierter Anwalt das damalige Unrecht aufklären möchte, droht Katrine alles zu verlieren. In Norwegen hat die deutschstämmige Katrine (Juliane Köhler) scheinbar ihr Familienglück gefunden. Sie, ihr Ehemann Bjarte Myrdal (Sven Nordin), Tochter Anne (Julia Bache-Wiig), der kleine Enkel und Katrines Mutter Åse (Liv Ullmann) sind fast eine Bilderbuchfamilie. Wobei Katrine und Åse schwere Zeiten hinter sich haben. Aber darüber wird nie gesprochen. Dann fällt die Berliner Mauer. Wenig später taucht der Anwalt Sven Solbach (Ken Duken) bei Katrine auf. Er will Gerechtigkeit für ehemalige „Lebensborn“-Kinder in der DDR und vertritt deren Recht auf Wiedergutmachung vor dem Europäischen Gerichtshof. Katrines ungewöhnliche Geschichte, auf die er bei seinen Recherchen gestoßen ist, interessiert ihn besonders: Als Kind eines deutschen Besatzungssoldaten wurde Katrine einst von den Nationalsozialisten in eines der „Lebensborn“-Heime verschleppt. Jahre später gelang ihr jedoch die abenteuerliche Flucht über die Ostsee, um nach ihrer norwegischen Mutter zu suchen. Ihr Fall ist offenbar der einzige, bei dem Mutter und Tochter sich nach vielen Jahren wiedergefunden haben. Aber jetzt verhält Katrine sich seltsam, und ihre Familie versteht nicht, warum sie Solbach nicht unterstützt und vor Gericht nicht aussagen will. Vor allem Anne, selber angehende Juristin, ist irritiert. Katrines Erklärung: Sie möchte Åse das Leid ersparen, die dramatischen Ereignisse wieder aufzuwühlen. Tatsächlich wurde Åse damals wegen ihrer Liebe zu einem deutschen Soldaten diskriminiert und gab schließlich dem Druck nach, das „Kind der Schande“ zur Adoption freizugeben. Aber der Grund für Katrines Verhalten liegt ganz woanders: Katrine lebt unter einer falschen Identität; sie ist in den 1970er-Jahren mit der Biografie einer „Lebensborn“-Frau nach Norwegen gekommen: als Spionin der DDR.

Mo, 16. Apr · 23:50-01:05 · arte
Wien vor der Nacht

Robert Bobers Erkundung wird zu einer Reise in die Zeit vor der langen Nacht des Holocaust, als Wien am Ende der Habsburgermonarchie kulturelle Weltstadt und Heimat einer der größten jüdischen Gemeinden Europas war. Bober streift über den Prater und durch die berühmten Kaffeehäuser, er besucht den Heldenplatz, auf dem Hitler im März 1938 den sogenannten Anschluss Österreichs an das „Dritte Reich“ verkündete, und den Stadttempel, die einzige Wiener Synagoge, die in der Pogromnacht im November desselben Jahres der Zerstörung entging. Das Leben seines Urgroßvaters rekonstruiert er aus den Biografien der vielen jüdischen Autoren, für die Wien vor dem Krieg zur Wahlheimat geworden war. Die Lebenserfahrungen von Joseph Roth, Stefan Zweig, Peter Altenberg und Arthur Schnitzler sowie deren literarische Stoffe von Entwurzelung, Exil und leiser Hoffnung sind für ihn untrennbar mit dem Leben des eigenen Urgroßvaters verschmolzen. „Wien vor der Nacht“ ist eine berührende Familiengeschichte, die sehnsuchtsvolle Annäherung an einen verlorenen Ort und eine tief persönliche Reflexion über jüdische Identität und Geschichte.
Bild oben: © Les Films du Poisson/Riva Filmproduktion/Kranzelbinder Gabriele Production Der französische Autor und Dokumentarfilmer Robert Bober auf Spurensuche nach Erinnerungen an den Urgroßvater

Di, 17. Apr · 22:00-23:30 · arte
Frühjahr 48

Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs steht Europa erneut an einer historischen Schwelle. Wird der Kontinent endlich dauerhaft Frieden finden? Werden sich die Hoffnungen der Menschen auf eine bessere Zukunft erfüllen? Aus den Alliierten von gestern sind die Feinde von heute geworden. Ein Eiserner Vorhang trennt Ost und West, Kommunismus und Kapitalismus. Es sieht so aus, als ob der Vorhang für lange Zeit abgesenkt bliebe. Die erste Hälfte des Jahres 1948 bringt entscheidende Wendepunkte: einen kommunistischen Putsch in Prag, die Festigung von Stalins Macht im Osten Europas, in Jugoslawien den Bruch zwischen Tito und Stalin und eine Krise in Berlin, die zu einer Machtprobe wird und die Welt an den Rand eines neuen großen Kriegs führt. Die Juden Europas finden eine neue Heimat in Israel. Das Frühjahr 48 wird noch jahrzehntelang nachwirken. Zeitzeugen wie der Franzose Marc Ferro, der Deutsche Günter Lamprecht oder die Russin Maja Turowskaja erzählen von ihren Erlebnissen im krisengeschüttelten Nachkriegsfrankreich, von der Hoffnung auf einen demokratischen Aufbruch in der Tschechoslowakei, vom Stalinismus in Moskau. Es gibt eine Phase der Euphorie im sozialistischen Jugoslawien und die Angst der Berliner, die gerade die Trümmer beiseite geräumt haben, vor einem neuen Krieg. Texte zeitgenössischer Autorinnen wie Anna Seghers und Simone de Beauvoir führen in diese Zeit der Unsicherheit und Orientierungssuche. Selten gezeigtes Archivmaterial zeigt ein Jahr, in dem entscheidende Weichen für die Zukunft des Kontinents gestellt wurden.

Di, 17. Apr · 23:40-01:15 · WDR
Hotel Lux

Berlin, 1938: Der Komiker und Stalin-Parodist Hans Zeisig muss mit falschen Papieren aus Nazi-Deutschland fliehen. Ein außerplanmäßiger Witz über Hitler kostet den Komödianten nicht nur die Theaterkarriere, sondern bringt ihn geradewegs auf die gefürchtete Schwarze Liste. Hollywood knapp verfehlt, verschlägt es Zeisig mit gefälschten Papieren nach Moskau, wo er in dem berüchtigten Hotel Lux absteigt. Der Zufluchtsort kommunistischer Funktionäre ist jedoch alles andere als ein Traumhotel: Im Lux lebt man gefährlich – willkürliche Verhaftungen und Denunziationen sind an der Tagesordnung. Weil der sowjetische Geheimdienst Zeisig jedoch mit dem abtrünnigen Leibastrologen Adolf Hitlers verwechselt, wird er nicht gleich exekutiert. Mit dieser Tarnung gerät der unpolitische Entertainer zwischen die Fronten blutiger Intrigen in Josef Stalins Machtapparat. Zu seiner Überraschung trifft Zeisig im Lux auch seinen früheren Bühnenpartner, den jüdischen Hitler-Parodisten Siggi Meyer und die niederländische Untergrundkämpferin Frida van Oorten wieder, die beide fest an das Gute im Kommunismus glauben. Als zu aller Überraschung plötzlich der echte Astrologe auftaucht, muss der Geheimdienst schnell eine Entscheidung treffen: Lieber den Stalin-Bekannten am Leben lassen oder einen Fehler zugeben? Für die drei Freunde beginnt ein Abenteuer auf Leben und Tod. Der Filmtitel bezieht sich auf das gleichnamige Hotel in Moskau, das auch heute noch existiert. Stalin und Hitler sind sich hier zwar nie persönlich begegnet, doch im Hotel Lux sind sie sich in gewisser Weise nahe gekommen. Das Exilanten-Hotel war Magnet und Zufluchtsort für kommunistische Funktionäre, die durch den Faschismus aus ihren Heimatländern vertrieben wurden. Sie erhielten Asyl in diesem „Absteigequartier der Weltrevolution“. Die größte Gruppe kam aus Deutschland, unter ihnen Walter Ulbricht, Herbert Wehner und Wilhelm Pieck. Von Hitler verfolgt, flohen sie in die Arme Stalins. Die Mehrheit hat das nicht überlebt – das Hotel Lux war eine Falle.

Mi, 18. Apr · 00:55-02:40 · Das Erste (ARD)
Hannah Arendt

Die jüdische Philosophin Hannah Arendt verfolgt 1961 den Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem. Im Gerichtssaal trifft sie auf einen unscheinbaren Mann, der, wie er nicht müde wird zu betonen, „nur“ Befehle ausführte. In einer Artikelserie charakterisiert sie ihn, einen der Hauptverantwortlichen für die Shoa in Europa, als mediokren Schreibtischtäter und löst damit ungeahnte Proteststürme aus. Margarethe von Trotta gelingt eine faszinierende Annäherung an das Hauptwerk der jüdischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Die sensible Filmbiografie mit der großartigen Barbara Sukowa in der Titelrolle verdeutlicht, warum die Frage nach dem Holocaust immer wieder neu gestellt werden muss. Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich (Axel Milberg) schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat. Im Auftrag der Zeitung „The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Im Gerichtssaal erwartet sie, ein Monster anzutreffen, und ist zunächst irritiert. Die Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte. Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie, deren provozierende These von der „Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen).

Mi, 18. Apr · 23:55-00:25 · 3sat
Wir kriegen dich!

Pfarrer Charles Cervigne kümmert sich um Geflüchtete und organisiert auch Kirchenasyl. Damit macht er sich Feinde in der rechten Szene. So wie ihm geht es auch anderen Gottesmännern. Schon in seiner Studentenzeit bekämpfte Cervigne rechtsradikale Umtriebe. Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt erreicht, wird er massiv von rechten Schlägern angefeindet und bedroht, nun machen sie ernst: An seiner Haustür wird er niedergeknüppelt. Ohne Spuren zu hinterlassen, tauchen die Täter ab. Der Angriff ruft die Gemeindeglieder auf den Plan. Sie organisieren sich, um das Pfarrhaus zu bewachen und ihren Pfarrer zu beschützen. Charles Cervigne lässt sich jedoch nicht beirren: „Wenn wir die Gnade Gottes erwarten, müssen wir Menschen erst einmal anfangen, selbst gnädig untereinander zu sein.“ In der Südheide wird Pfarrer Wilfried Manneke am frühen Morgen von seinem Sohn auf eine Brandspur am Haus aufmerksam gemacht. Der zwölfjährige Junge will gerade zur Schule gehen, als er die Spuren des Angriffs auf sein Elternhaus bemerkt. Ein Molotow-Cocktail hätte einen Brand entfachen und die Familie in Lebensgefahr bringen können. Der Geistliche, dem der Anschlag gilt, ist seit Jahren bekannt für sein Eintreten gegen Rechts: Pfarrer Manneke. Vor dem Anschlag ist Wilfried Manneke EKD-Auslandspfarrer in Südafrika, noch zur Zeit der Apartheid. Was er in Südafrika erlebt, macht ihn sensibel auch für Formen des Rassismus in seiner Heimat Deutschland. Als er 1995 nach Unterlüß in der Südheide kommt, schließt er sich sofort den Protesten gegen das Neonazi-Zentrum „Hetendorf 13“ an. Manneke ist sich auch nach dem Anschlag auf sein Pfarrhaus sicher: Nichts wird ihn davon abhalten, sich auch künftig den Nazis in den Weg zu stellen. „Wir kriegen Dich bald!“, diesen Satz hört Pfarrer Michael Kleim in Gera immer wieder – auch nachts am Telefon. Kleim fühlt sich schon lange bedroht. Sein Briefkasten wird gesprengt, zudem ist er Gewaltaufrufen im Internet ausgesetzt. Der Kampf gegen Rechts wird wider Willen zu seinem Lebensthema. Schon in der DDR hatte er sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Pfarrer Kleim ist der Meinung: Auch heute lohnt es sich, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen.

Do, 19. Apr · 21:45-22:15 · ARD-alpha
„Sonst hätte es keiner geglaubt…“ – Joe J. Heydecker und seine Fotos aus dem Warschauer Ghetto

Am 19.04. jährt sich zum 75. Mal der Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto. Der Aufstand wurde nach rund vier Wochen von der Waffen-SS blutig niedergeschlagen. Heute – ein Dreivierteljahrhundert später – gibt es nur noch wenige Augenzeugen, die die Schrecken des Ghettos erlebt haben. Joe J. Heydecker, Soldat der Wehrmacht in Warschau, schlich sich heimlich ins Ghetto und hielt die Bilder des Grauens mit dem Fotoapparat fest. Seit Kriegsende hat er Polen nicht wieder besucht. Mit der Autorin kehrt er nach Warschau zurück. Er erinnert sich als Augenzeuge eines Verbrechens, das nie verjährt. Am 19.04. jährt sich zum 75. Mal der Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto. Der Aufstand wurde nach rund vier Wochen von der Waffen-SS blutig niedergeschlagen. Heute – ein Dreivierteljahrhundert später – gibt es nur noch wenige Augenzeugen, die die Schrecken des Ghettos erlebt haben. Joe J. Heydecker, Soldat der Wehrmacht in Warschau, schlich sich heimlich ins Ghetto und hielt die Bilder des Grauens mit dem Fotoapparat fest. Seit Kriegsende hat er Polen nicht wieder besucht. Mit der Autorin kehrt er nach Warschau zurück. Er erinnert sich als Augenzeuge eines Verbrechens, das nie verjährt. Er berichtet so, wie es seine Fotos in dem Buch „Wo ist dein Bruder, Adam?“ tun.

Fr, 20. Apr · 00:00-01:20 · HR
Zensierte Stimmen

Der Sechstagekrieg endete 1967 mit dem Sieg Israels. Der jüdische Staat, gerade einmal 19 Jahre alt, schien nun gesichert; auf beeindruckende Weise hatte er seine militärische Überlegenheit demonstriert. Im Triumph des siegreichen Augenblicks gab es kaum jemanden, der die Konflikte der Zukunft hätte voraussehen können. Doch schon damals gab es die Stimmen der Soldaten. Die jungen Männer waren als Sieger in ihre Häuser zurückgekehrt, viele jedoch verwirrt, traumatisiert, voller Angst und Schuldgefühle. Die jungen Männer waren als Sieger in ihre Häuser zurückgekehrt, viele jedoch verwirrt, traumatisiert, voller Angst und Schuldgefühle. Amos Oz war zum damaligen Zeitpunkt noch kein international gefeierter Schriftsteller. Er war ein einfacher Soldat, der am Sechs-Tage-Krieg teilgenommen hatte und nach Kriegsende fühlte, dass sich hinter der Euphorie noch etwas anderes verbarg. Mit einem Tonbandgerät ausgerüstet begab er sich mit Abraham Shapira in die Kibbuze des Landes und fragte die Männer nach ihren Kriegserlebnissen. Die Soldaten beschrieben sich selbst als zerrissen zwischen dem Gefühl des Triumphes und dem Gefühl von Schmerz, Scham und Unheil. Doch ihre Stimmen wurden nie gehört. Sie wurden aufgrund ihrer Brisanz von der israelischen Armee zensiert. Heute, nach Ablauf der fast 50 Jahre währenden Zensur, lässt der Dokumentarfilm „Censored Voices“ die Stimmen wieder aufleben. Sie erzählen, was Krieg bedeutet – in einem universellen Sinne. Die Regisseurin Mor Loushy über ihren Film: Jetzt, wo die Aufnahmen von damals wieder zu hören sind, entsteht ein echtes Bild von diesem Krieg, der so anders verlief als uns Kindern beigebracht wurde. Es ist ein trauriges Bild, ein tragisches. Und während ich diesen Stimmen lausche, stellt sich mir nur eine Frage: Wie wären wir als Gesellschaft geworden, wenn wir diesen Stimmen Raum gegeben hätten?

Fr, 20. Apr · 00:50-01:35 · SWR
Allein unter Flüchtlingen

Deutschland und seine Flüchtlingspolitik… Was kommt eigentlich dabei heraus, wenn der scharfzüngige Autor und Theatermacher Tuvia Tenenbom eines der heißesten Eisen anpackt, das man derzeit in der Bundesrepublik anpacken kann? Spätestens seit 2015 entzweit die Flüchtlingskrise die Nation wie kaum ein anderes Thema in den vergangenen Jahrzehnten. Sind die gesellschaftlichen und politischen Folgen der sogenannten „Willkommenskultur“ ein visionärer Akt großzügiger Humanität oder der Beweis für eine auf allen Ebenen gescheiterte Flüchtlingspolitik? Was ist los in diesem zerrissenen Land? Und was geht eigentlich in den Köpfen der Deutschen vor? Tenenbom, bekannt für seine beim Suhrkamp Verlag erscheinenden Bücher und seine politische Kolumne für „Die Zeit“, macht sich auf die Suche nach Antworten. Als amerikanischer Jude mit israelischen Wurzeln, der seit Jahren teils in Hamburg lebt, begibt er sich auf eine Monate lange Recherchereise kreuz und quer durch Deutschland – für sein neues Buch und für diesen Film. Aus der Perspektive eines neugierigen Ausländers stellt der Autor seine direkten, manchmal unbequemen Fragen jedem, der sich zu einem Gespräch bereit erklärt. Darunter besorgte Bürger auf der Straße, ihr Helfersyndrom zelebrierende „Gutmenschen“, Politiker wie Gregor Gysi oder Frauke Petry und polarisierenden Persönlichkeiten, wie der Autor Akif Pirinçci oder der geistige Führer der neuen Rechten Götz Kubitschek. Und er spricht vorallem mit jenen, um die es eigentlich geht: mit Flüchtlingen. Tenenbom lauscht ihren Geschichten, erfährt, wie es ihnen nach ihrer Ankunft in Deutschland ergangen ist und besucht ohne offizielle Genehmigung ihre teils katastrophalen Unterkünfte, wodurch er einen schockierenden Einblick in die Widersprüche der „Willkommenspolitik“ erhält. Wo ist diese einerseits gepriesene, andererseits verrufene Bereitschaft zu helfen und zu retten abgeblieben? Warum gibt es so wenig Strukturen und Pläne, wie mit diesen Menschen nach ihrer Ankunft umgegangen werden sollte? Wie denken die Flüchtlinge? Und wie denken die Deutschen? Werden Verschwörungstheorien und Antisemitismus aus dem Nahen Osten neu importiert – oder sind sie fester Bestandteil der autochthonen Mehrheitskultur? Statt Antworten zu erhalten, werfen sich dem Autor immer mehr Fragen auf – und je länger er durch Deutschland reist, desto öfter begegnet ihm auf Seiten der Deutschen ein immer wiederkehrender Begriff: Schuld, Schuldgefühle basierend auf einem nicht überwundenen Holocaust und Weltkriegstrauma, welches die Nation nach wie vor im Griff zu haben scheint. Worum geht es den Deutschen in der Flüchtlingspolitik tatsächlich? Brauchen die Flüchtlinge Deutschland oder Deutschland die Flüchtlinge im Sinne einer nationalen Therapie? Wer braucht wen mehr? Ein schnörkellos unbequemes, entlarvend erhellendes, provozierendes und trotzdem leichtfüßiger Film im Road-Movie-Stil, in dem viele Masken fallen.

Fr, 20. Apr · 20:15-21:05 · ARD-alpha
Der Zweite Weltkrieg in Farbe – Italiens Parallelkrieg

Italiens Diktator Benito Mussolini träumte davon, das Römische Reich wiederauferstehen zu lassen. Mit der Übernahme der, zu dieser Zeit von den Briten kontrollierten Länder Ägypten und dem Sudan, plante er ein koloniales Imperium entstehen zu lassen, gruppiert um das Mittelmeer – dem Herzgewässer Italiens. Im September 1940 st0ßen seine Truppen nach Ägypten vor und öffnen damit ein neues Schlachtfeld im Zweiten Weltkrieg. Italiens Diktator Benito Mussolini träumte davon, das Römische Reich wiederauferstehen zu lassen. Mit der Übernahme der, zu dieser Zeit von den Briten kontrollierten Länder Ägypten und dem Sudan, plante er ein koloniales Imperium entstehen zu lassen, gruppiert um das Mittelmeer – dem Herzgewässer Italiens. Im September 1940 st0ßen seine Truppen nach Ägypten vor und öffnen damit ein neues Schlachtfeld im Zweiten Weltkrieg. Die Briten sind zahlenmäßig weit unterlegen – für einen Soldat ihrer Majestät marschieren 10 Männer des Duce in das Land am Nil. Mussolini erwartet einen mühelosen Triumph, doch die Engländer haben andere Pläne. Bald drängen sie die Italiener zurück. Hitler schickt einen seiner fähigsten Generäle, Erwin Rommel, und ein deutsches Afrika-Korps zur Rettung seines Verbündeten Italien. So beginnt ein Krieg der sich über zwei Jahre von einer Seite der Wüste zur anderen bewegt. Erst durch massive britische und amerikanische Unterstützung können die deutsch-italienischen Truppen in Tunesien überwältigt werden. Als die nord-afrikanische Küste von den Alliierten gesichert ist, beginnen sie mit dem Vorstoß nach Europa. Doch auch nach dem Sturz Mussolinis und der Kapitulation Italiens schickt Hitler weiter Truppen an die mediterrane Front. Er ist sich der tödlichen Gefahr bewusst die diese Schneise in seiner Verteidigung darstellt. Fast zwei Jahre dauert der zähe Vorstoß der alliierten Truppen. Jeder Kilometer muss der Wehrmacht mühsam abgerungen werden. Doch schließlich gelingt, was Hitler befürchtet hatte. Mussolinis koloniales Abendteuer kostet ihn schlussendlich das Leben, verwüstet sein Land und schwächt die Position seines deutschen Verbündeten empfindlich. Zerbombte Häuser, marschierende Soldaten, Hitler im Reichstagsgebäude – diese Bilder kennt man, allerdings nur in Schwarz-Weiß. Den „Zweiten Weltkrieg in Farbe“ zeigt diese 13-teilige Dokumentationsreihe mit neuem Filmmaterial, das mit den modernsten Färbmethoden und aufwändigsten Mitteln die Geschehnisse erzählt wie nie zuvor.

Sa, 21. Apr · 19:30-19:45 · 3sat
Jewgeni Kissin – Das Comeback einer Pianisten-Legende

Jewgeni Kissin – ein Solitär unter den Pianisten. Filmemacherin Hannah Kristina Friedrich hat ihn in seiner neuen Heimat Prag zu einem seiner seltenen Interviews getroffen. Er ist das Gegenteil eines Show-Talents wie es etwa Lang Lang ist. Gerade deshalb zieht er das Publikum weltweit in den Bann wie kaum ein anderer Pianist. Einst als Wunderkind aus der damaligen Sowjetunion von Karajan gefördert, versetzte er die Musikwelt in Verzückung. Einer, der sich für nichts anderes interessierte als für seine 88 Tasten. Inzwischen ist Jewgeni Kissin ein anderer geworden. Er ist nicht mehr nur mit Mutter und Lehrerin unterwegs, sondern hat geheiratet und interessiert sich plötzlich auch für Politik. Vor allem für Israel, das Land seiner Vorväter. Jetzt hat er sich Beethovens Klavier-Sonaten gewidmet. Und die klingen heute genauso eigenwillig wie makellos.

So, 22. Apr · 04:15-05:40 · ZDF
Plötzlich Gigolo

Brooklyn, New York. Murray muss seinen Buchladen schließen. Sein Freund Fioravante kommt als Florist auch gerade so über die Runden. Da hat Murray eine ungewöhnliche Idee. Fioravante soll einsame Frauen gegen Bezahlung glücklich machen. Die Geschäftsidee schlägt ein. Doch dann verliebt sich der Gigolo in eine seiner Kundinnen. Mit der Leichtfüßigkeit Woody Allens inszenierte John Turturro diese ungewöhnliche Großstadtkomödie. Brooklyn. Ein großer Teil dieses Stadtteils von New York ist jüdisch geprägt. Hier betreibt der alte Murray (Woody Allen) einen Buchladen, der sich nicht mehr rentiert. Murray muss schließen. Murrays Freund Fioravante (John Turturro) schwimmt als Florist auch nicht gerade im Geld. Als Murrays attraktive Ärztin Dr. Parker (Sharon Stone) ihm gegenüber äußert, einen Mann für „gewisse Stunden“, gegebenenfalls auch einen flotten Dreier, zu suchen, hat Murray eine Idee. Murray vermittelt die Kontakte, Fioravante beglückt die Frauen als Gigolo, das Geld wird aufgeteilt. Zunächst hat der schüchterne Florist, der sich als langjähriger Single kaum Chancen bei den Damen ausrechnet, Zweifel. Doch nach einem ersten Besuch bei Dr. Parker, die Fioravante als höchst zufriedene Kundin verlässt, pendelt sich das neue Geschäftsmodell der Freunde ein. Murray findet immer neue Klientinnen für seinen „Loverboy“ in den besten Jahren. Fioravante macht Hausbesuche, andere Frauen kommen in seine kleine Wohnung. So auch die zurückhaltende Witwe Avigal (Vanessa Paradis). Avigal hat mit ihrem verstorbenen Mann ein abgeschirmtes Leben in der chassidischen Gemeinde verbracht. Doch sie ist sich immer mehr bewusst geworden, dass sie viel zu jung ist, um ewig als trauernde Witwe durch die Gegend zu laufen – verfolgt von einem unermüdlichen Verehrer namens Dovi (Liev Schreiber). Dovi ist Mitglied der orthodoxen Gemeinschaftspolizei Shomrim. Ein größeres Kontrastprogramm als Avigal zu Dr.Parker und ihrer Freundin Selima (Sofía Vergara) ist für Fioravante kaum vorstellbar. Auf der einen Seite extreme Schüchternheit und Zurückhaltung, auf der anderen Seite Lack, Leder und große Offenheit für Experimente aller Art. Doch dann verliebt sich Fioravante in Avigal, und damit ist er nicht allein. Die Karten zwischen Murray, Fioravante, Dr. Parker, Selima, Avigal und Dovi müssen neu gemischt und verteilt werden. Mit seiner wunderbaren Mischung aus Leichtigkeit und Schwermut, mit seinem blitzgescheiten Wortwitz und seinem genialen Darsteller-Gespann hat sich Regisseur Turturro viel von seinem Vorbild Woody Allen abgeschaut. Außerdem inszenierte John Turturro die augenzwinkernde Tragikomödie um Sexarbeiter Fioravante mit sich selbst in der Hauptrolle. Er siedelte sie im New Yorker Stadtteil Brooklyn an, der auf eine lange und einmalige jüdische Tradition zurückblickt. Selbst Marilyn Monroe kam auf Besuch zu den Schwiegereltern nach Brooklyn, nachdem sie 1957 den jüdischen Schriftsteller Arthur Miller geheiratet hatte.

So, 22. Apr · 23:15-00:40 · MDR
Geheimsache Ghettofilm

62 Minuten Archivmaterial, unbetitelt, unvertont, nur teilweise geschnitten; eine außergewöhnliche historische Quelle. Alles, was an Filmbildern aus dem Warschauer Ghetto überliefert ist. Jahrzehntelang wurden diese Ghettobilder als authentisches Archivmaterial verstanden und verwendet. Erstmals fragt Regisseurin Yael Heronski nach den Auftraggebern dieser Filmaufnahmen. Unter welchen Umständen wurden diese Bilder gedreht? Und mit welcher Aussageabsicht? Und plötzlich entsteht ein ganz anderes Bild von der Authentizität des Ghettofilms. Es stellt sich heraus, dass deutsche Propagandafilmer Szene für Szene inszenierten. 62 Minuten Archivmaterial, unbetitelt, unvertont, nur teilweise geschnitten; eine außergewöhnliche historische Quelle. Alles, was an Filmbildern aus dem Warschauer Ghetto überliefert ist. Bei näherem Betrachten sind es verstörende Bilder: Das nackte Elend verhungernder Bettler neben auffallend wohlgekleideten Männern und Frauen im Restaurant oder beim Tangotanzen. Bittere Armut neben vermeintlichem Wohlstand, das eine das jeweils andere scheinbar ignorierend. Jahrzehntelang wurden diese Ghettobilder – bzw. wenige immer gleiche Ausschnitte daraus – von Dokumentaristen und Museen in der ganzen Welt als authentisches Archivmaterial verstanden und verwendet. Erstmals wird nun das Material im Ganzen betrachtet. Bild für Bild, Einstellung für Einstellung, unter besonderer Beachtung der herausgeschnittenen Szenen. Erstmals fragt Regisseurin Yael Heronski auch nach den Auftraggebern dieser Filmaufnahmen. Wer hat diese Bilder gedreht? Unter welchen Umständen? Und mit welcher Aussageabsicht? Spiegeln die Bilder das wirkliche Leben? Anhand von eindrucksvollen Schilderungen Überlebender, detailreichen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Ghetto sowie eines protokollierten Interviews mit einem der Kameramänner Mitte der 1970er-Jahre entsteht in diesem herausragenden Dokumentarfilm plötzlich ein ganz anderes Bild von der Authentizität des Ghettofilms. Es stellt sich heraus, dass deutsche Propagandafilmer nur wenige Wochen vor der großen Deportation im Frühjahr 1942 gezielt ins Ghetto geschickt wurden, um Szene für Szene „jüdischen Lebens“ für die Nachwelt zu inszenieren. Regieanweisungen für Todgeweihte. Und plötzlich sehen wir die Bilder mit anderen Augen. Lernen, genau hinzuschauen. Erkennen auf mehreren Einstellungen die Kameraleute bei der Arbeit, hören wie die Protagonisten des Films perfide gezwungen wurden, so und nicht anders zu agieren. Und beginnen, unsere eigenen Vorstellungen und unseren Umgang mit Archivmaterial zu hinterfragen, ohne dabei das reale Schicksal der Ghettobewohner zu vergessen. Das Schicksal der Kinder und Alten, der Frauen und Männer, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Als das Material 1942 schließlich im Schneideraum seiner Auftraggeber landete, waren all diese Menschen auf dem Streifen Zelluloid tot.

Mo, 23. Apr · 20:15-22:15 · One
Die Frau die singt

Ein kanadisches Geschwisterpaar reist in den Nahen Osten. Dem rätselhaften Testament ihrer Mutter folgend suchen die beiden den tot geglaubten Vater und einen ihnen unbekannten Bruder. In einem nicht benannten, von Bürgerkrieg und religiösen Spannungen zwischen Christen und Muslimen zerrissenen Land, kommen sie dem Leidensweg der Mutter auf die Spur. Und damit auch der ungeheuerlichen Wahrheit über ihre eigene Herkunft. Denis Villeneuve hat vor dem Hintergrund der Verwerfungen im Nahen Osten eine epische Parabel über die Folgen von Krieg und Gewalt inszeniert. Das Familiendrama wurde 2011 für den Oscar nominiert. Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswille ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird.

Di, 24. Apr · 07:00-07:30 · SWR
Mein Himmel ist voller Musik – Die israelische Komponistin Ella Milch-Sheriff

Ella Milch-Sheriff wuchs in Israel mit dem Schweigen ihres Vaters auf. Erst als sie sein Tagebuch liest, erfährt sie von seinem grausamen Geheimnis. „Der Himmel ist leer“ hatte Baruch Milch 1942 in Polen in sein Tagebuch gekritzelt, nachdem die Deutschen seine junge Frau und seinen kleinen Sohn ermordet hatten. Das Leben des erfolgreichen jungen Arztes in Ostpolen war zu Ende – er hat überlebt, nicht gelebt. Er wurde ein Anderer. Seine Tochter Ella übersetzt seine Geschichte in ihre Sprache: die Musik. „Mein Himmel ist nicht leer – er ist voller Musik“ erzählt sie der Filmemacherin Aneta Panek. Ein Porträt. Ein Schlager plätschert aus den Lautsprechern am Strand von Tel Aviv. Lachende, Ballspielende, flirtende junge Menschen. Eine mädchenhafte blonde Frau spaziert am Meer. Eine harsche Melodie verdrängt den Schlager. Es ist die Musik, die sie in ihrem Kopf hört. Es ist das Lied, das sie für ihren Vater geschrieben hat. „Der Himmel ist leer“ hatte der verzweifelte Baruch Milch in sein Tagebuch gekritzelt, 1942, nachdem die Deutschen seine junge Frau und seinen kleinen Sohn ermordet hatten. Das Leben des erfolgreichen jungen Arztes in Ostpolen war zu Ende – er hat überlebt, nicht gelebt. Er wurde ein Anderer. Dieser Überlebende gründete in Israel eine neue Familie. Aber er sprach nicht über das was geschehen war. Seine Tochter Ella wuchs mit seinem Schweigen und der vermeintlichen Kälte der Eltern auf, die sie nicht verstand, bis Dr. Milch seiner 13-jährigen Tochter sein Tagebuch in die Hand drückte. Ella erfährt von seiner ersten Familie und von dem unvorstellbaren Grauen, das er durchlebte. Sie erfährt von seinem Geheimnis und sie gibt schließlich diesem schwierigen, schweigenden Vater eine Stimme: in der Sprache, die die heute 56-Jährige am besten beherrscht: der Musik! Mit der Oper „Baruchs Schweigen“ hat sie seine Geschichte und ihre Kindheit verwoben und in Musik übersetzt. Die Filmemacherin Aneta Panek hat die Künstlerin begleitet: in Tel Aviv, nach Braunschweig zur Uraufführung von „Baruchs Schweigen“, nach Ostpolen, auf den Spuren ihres Vaters. Für die Geschichte der Musikerin hat sie assoziative und poetische Bilder gefunden, Film und Musik entfalten eine Sogwirkung. Ella Milch-Sheriff ist eine „Sabra“: Die in Israel Geborenen nennen sich nach der Kakteen-Frucht – außen stachelig und innen süß. In Israel ist die Musikerin und Komponistin von Konzerten, Kantaten, Opern, sehr bekannt. Sie hat u.a. in Berlin studiert, und Deutsch ist eine der vielen Sprachen, die sie spricht. Mit den jungen Sängerinnen und Sängern in Braunschweig probt sie die Szene, in der ihr Vater die „10 Gebote“ formuliert: So hat er sie in sein Tagebuch notiert, als er vom Massaker an seiner Familie erfuhr. Sie singen mit Geisterstimmen: „Du sollst keinen anderen Gott haben als dich selbst“, „Tu nur, was dir selbst nutzt“, „Vertraue keinem“ und: „Glaube nicht – der Himmel ist leer!“. Bei der Premiere verwandelt sich die Braunschweiger Bühne in das polnische Totenhaus von 1942. Was Historiker oder Publizisten häufig als „unfassbar“ beschreiben, hat an diesem Abend die Köpfe und Herzen der Zuschauer erreicht. „Mein Himmel ist nicht leer, mein Himmel ist voller Musik“, sagt Ella Milch-Sheriff in Tel Aviv, am Grab ihrer Eltern. Und lächelt. Versöhnt.

Di, 24. Apr · 20:15-21:10 · arte
Mein gelobtes Land (1/2)

14. Mai 1948. Der Staat Israel verkündet die Unabhängigkeit. Ein langgehegter Traum wird wahr. „Eretz Israel.“ Eine Heimstatt für alle vertriebenen Juden und für die Überlebenden der Schoah…. Nach dem Krieg von 1948 sah der junge israelische Staat seine Hauptaufgabe darin, jüdische Einwanderer aus der ganzen Welt aufzunehmen. Den Holocaust-Überlebenden aus Europa folgten Sepharden, deren Integration sich als schwieriger erwies. 1956 verstärkten sich in der Folge der Verstaatlichung des Suezkanals durch den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser die ständigen Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, während der palästinensische Nationalismus schärfere Konturen annahm. Vier Jahre nach Ben Gurions Rücktritt brach 1967 der Sechstagekrieg aus. Er endete mit dem militärischen Triumph Israels, das sein Territorium beträchtlich vergrößerte und fortan die eroberten palästinensischen Gebiete, darunter Ost-Jerusalem, militärisch verwaltete. Die Palästinenser wurden aus den „besetzten Gebieten“ vertrieben, in denen erste jüdische Siedlungen entstanden. Rund 50 Jahre später ist die Siedlungsfrage noch immer der Dreh- und Angelpunkt der geopolitischen Interessen in der Region.

Di, 24. Apr · 21:10-22:00 · arte
Mein gelobtes Land (2/2)

Nach dem Krieg von 1948 sah der junge israelische Staat seine Hauptaufgabe darin, jüdische Einwanderer aus der ganzen Welt aufzunehmen. Den Holocaust-Überlebenden aus Europa folgten Sepharden, deren Integration sich als schwieriger erwies. 1956 verstärkten sich in der Folge der Verstaatlichung des Suezkanals durch den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser die ständigen Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, während der palästinensische Nationalismus schärfere Konturen annahm. Vier Jahre nach Ben Gurions Rücktritt brach 1967 der Sechstagekrieg aus. Er endete mit dem militärischen Triumph Israels, das sein Territorium beträchtlich vergrößerte und fortan die eroberten palästinensischen Gebiete, darunter Ost-Jerusalem, militärisch verwaltete. Die Palästinenser wurden aus den „besetzten Gebieten“ vertrieben, in denen erste jüdische Siedlungen entstanden. Rund 50 Jahre später ist die Siedlungsfrage noch immer der Dreh- und Angelpunkt der geopolitischen Interessen in der Region.

Di, 24. Apr · 22:20-23:50 · arte
Inside Mossad – Israels Agenten erzählen

Er gilt als bestinformierter Geheimdienst der Welt und operativer Arm der Regierung – der Mossad. Nach dem Holocaust und der Staatsgründung Israels wurde er als ziviler Auslandsgeheimdienst geboren: Die Organisation sollte so stark und effektiv sein, dass sie nicht nur den Staat Israel, sondern auch die weltweite jüdische Diaspora zu schützen in der Lage sein sollte. Heute, fast 70 Jahre danach, hat der Mossad sich zu einem so mächtigen und sagenumwobenen Geheimdienst entwickelt, dass es kaum möglich ist, Realität von Fiktion zu trennen. Die Dokumentation gewährt einen tiefen Blick ins Innere des Mossad, um herauszufinden, wo der Mythos endet und die Wirklichkeit beginnt. Erstmals haben sich hochrangige Agenten des israelischen Geheimdienstes bereiterklärt, vor die Kamera zu treten. Die Dokumentation taucht ein in ihre Gefühlswelten, schildert das persönliche Erleben und die moralischen Dilemmata, die sich aus der Arbeit beim Mossad ergeben. Es ist das intime Porträt eines Lebens entstanden, das sich in Schattenwelten abspielt, ganz und gar im Dienst einer Mission steht und von dem die Öffentlichkeit in der Regel nur erfährt, wenn etwas schiefgegangen ist. Packende Interviews führen durch die Geschichte Israels und erzählen von berüchtigten Operationen höchster Geheimhaltungsstufe. Bis heute relevante geschichtliche Ereignisse wie der Eichmann-Prozess, die Islamische Revolution oder der Krieg im Libanon erscheinen in einem neuen Licht. Am Ende lässt sich erahnen, zu welchem Anteil die Weltgeschichte von Geheimagenten mitgeschrieben wird.

Di, 24. Apr · 23:50-00:35 · arte
Städte am Meer – Tel Aviv

Tel Aviv war einst der rettende Hafen für Juden aus der Diaspora, heute reißt der Strom freiwilliger Zuwanderer nicht ab. Die Dokumentation zeichnet ein facettenreiches Bild von Israels zweitgrößter Stadt, deren Name so viel wie „Hügel des Frühlings“ bedeutet. Tel Aviv wurde buchstäblich auf Sand gebaut, nachdem jüdische Familien 1909 mit Muscheln vom Strand die Parzellen ausgelost hatten, auf denen sie die ersten Häuser errichteten. Nazi-Verfolgung, stalinistische Bedrohung und Anfeindungen in arabischen Ländern machten sie zum Zufluchtsort für Juden unzähliger Nationalitäten. In Israel heißt es, Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv tanzt. Lifestyle, Kreativität und Individualität sind die Visitenkarte der Stadt am Mittelmeer. Wer hier mithalten will, nimmt sich einen Personal Trainer wie Maria Pomerantz. Die Bodybuilderin erzielt Spitzenhonorare, indem sie ihre Kunden quält. Die Sicherheitsstandards der immer wieder von terroristischen Anschlägen bedrohten Stadt sind hoch. Dennoch gibt die Dokumentation Einblick in den War-Room, ein multimedial ausgerüstetes Krisenzentrum drei Stockwerke unter der Erde, und begleitet den städtischen Sicherheitschef David Aharony. Um die alltäglichen Sorgen der Bewohner Tel Avivs kümmern sich etwa die Gassigeher von DogMen, einem Start-up, das einen allumfassenden Service für rund 80.000 Hunde bietet. Der neueste Trend ist die vegane Küche. Als die Restaurantchefin Nana Shrier Fleisch von ihrer Speisekarte verbannte, prophezeiten ihr viele das Aus. Aber bis heute wird im „Nanuchka“ jeden Abend auf den Tischen getanzt.

Mi, 25. Apr · 01:30-02:30 · arte
Martin Buber, Religionsphilosoph und Humanist

Martin Buber, der 1878 in Wien geboren wurde, gehört neben Sigmund Freud und Albert Einstein zu den bekanntesten jüdischen Denkern und Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Als einer der führenden Köpfe des zeitgenössischen Judentums im deutschsprachigen Raum stand der Philosoph Zeit seines Lebens für einen humanistischen Zionismus und ein weltoffenes Judentum. Aus seinem bedeutendsten Werk „Ich und Du” zitierte Martin Luther King ebenso wie Leonard Cohen.Hinsichtlich des jüdisch-arabischen Gegensatzes war Buber der erste Verfechter einer Zwei-Staaten-Lösung – er schrieb viel über die Anerkennung der Völker im Nahen Osten, warnte aber auch vor den Risiken und Gefahren im Falle deren Missachtens.In der chaotischen, gewalttätigen Welt von heute sind Martin Bubers Worte wertvoller denn je. „Humanismus” – ein scheinbar antiquierter Begriff in einer Zeit, in der Fremdenhass die Nachrichten beherrscht.Am 23. Juni 2015 ehrte Joachim Gauck den großen Denker anlässlich seines 50. Todestages – neben dem deutschen Bundespräsidenten hatten sich dafür erstmals die größten Humanismus-Experten aus Deutschland, Frankreich, Israel, Großbritannien, den USA und Italien zusammengefunden.Im Herbst 2015 erschien eine der wohl bedeutendsten Biografien des humanistischen Philosophen, verfasst von Dominique Bourel, Wissenschaftler am CNRS und emeritierter Buber-Experte.Obwohl Martin Buber in Deutschland und den meisten anderen Ländern äußerst bekannt ist, kennen ihn in Frankreich nur wenige. Neben der Vielzahl an Literatur gibt die Dokumentation nun erstmals auch einen visuellen Einblick in Bubers Werdegang und dessen Schriften.

Mi, 25. Apr · 20:15-21:50 · arte
Der Staat gegen Fritz Bauer

Im Deutschland der Nachkriegszeit ermittelt der hessische Generalstaatsanwalt gegen flüchtige NS-Verbrecher. Er ist ein Kämpfer, steht doch ein Großteil der Bevölkerung seiner Arbeit ablehnend gegenüber. Und auch die Behörden sind durchsetzt von Nationalsozialisten. Selbst in seiner eigenen Abteilung verschwinden immer wieder Akten, scheint seine Arbeit sabotiert zu werden. Als Bauer einen Hinweis darauf erhält, dass Adolf Eichmann sich in Argentinien aufhält, ist es zunächst unklar, wie er den SS-Offizier nun dingfest machen und vor Gericht stellen soll. Zu groß sind seine Befürchtungen, dass Eichmann gewarnt wird und erneut untertaucht. Und tatsächlich ist ihm der BND auf den Fersen und versucht Näheres über den Stand seiner Recherchen zu erfahren. Bauer beschließt, sich an den Mossad, den israelischen Geheimdienst, zu wenden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Eichmann später nach Deutschland ausgeliefert wird, um hier vor Gericht gestellt zu werden. Bauer will eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen während der NS-Zeit. Der Mossad ist nach einer oberflächlichen Untersuchung zunächst skeptisch. Sie bestehen auf eine zweite Quelle, bevor sie eine tatsächliche Ermittlung einleiten. Bauer ist außer sich, ist er doch überzeugt davon, auf der richtigen Fährte zu sein. In seinem jüngeren Kollegen Karl Angermann findet Bauer wider Erwarten einen Verbündeten. Als er von dessen ungewöhnlich geringem Strafmaß in einem Paragraf 175-Fall, einem Verstoß gegen das Verbot von Homosexualität, erfährt, fasst er Vertrauen zu dem jungen Mann. Doch auch Angermann gerät schnell ins Fadenkreuz der Behörden.

Mi, 25. Apr · 21:50-22:45 · arte
Israel erzählt

2018 begeht Israel den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung. Aber was weiß man eigentlich über dieses Land? Über den Palästinenserkonflikt? Die Rolle der Siedler, des Militärs und der Religionsvertreter in der Gesellschaft? Über die Auswirkungen von Terror und Krieg im Alltag? Die Antworten auf diese Fragen sucht die Dokumentation in der israelischen Gegenwartsliteratur. Die israelischen Schriftsteller erzählen Israel anders, als es die Fernsehnachrichten tun. Ihre Inspiration schöpfen sie aus dem Spannungsfeld ihrer unmittelbaren Umgebung. Ihre Texte reflektieren allgegenwärtige Themen wie den besagten Palästinenserkonflikt, die Gebietsbesetzungen, die Last der Vergangenheit, Zionismus und Religion, die von der Armee einverleibte junge Generation sowie soziale und territoriale Spannungen. Die Filmemacher William Karel und Blanche Finger lassen zehn israelische Autoren und Autorinnen zu Wort kommen: Amos Oz, David Grossman, Abraham B. Jehoschua, Alona Kimhi, Meir Shalev, Zeruya Shalev, Eshkol Nevo, Etgar Keret, Benny Barbash und Ronit Matalon. Sie sind Vertreter einer pulsierenden Literaturszene, deren Bücher in zahlreiche Sprachen der Welt übersetzt werden. Ihre modernen Helden sind entwurzelte Emigranten, Holocaust-Überlebende, von aktuellen Konflikten und Verlusten Gezeichnete und Soldaten, die mit ihrer Besatzerrolle klarkommen müssen. Trotz der zermürbenden Sorgen und Traumata haben die Autoren eines gemeinsam: Sie verbindet ein unermüdlicher Schaffensdrang und die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben in einer ständig bedrohten Normalität. Die Dokumentation ist keine geopolitische Analyse der Situation im Nahen Osten, sondern zeichnet ein bewusst subjektives Bild von Israel und dem neuen kulturellen Dialog, der derzeit dort stattfindet.

Sa, 28. Apr · 21:45-23:15 · ARD-alpha
Titos Brille

Die Protagonistin, die Berliner Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras will endlich die Geister der Vergangenheit abschütteln. Sie macht sich im alten Mercedes ihres Vaters auf den Weg zu den Orten ihrer Kindheit in Deutschland, Kroatien und Italien und sucht nach Spuren ihrer jüdisch-kommunistischen Eltern. In ihrem selbstironischen und humorvollen Road-Movie lässt Adriana Altaras die Zuschauer an der Geschichte ihrer strapaziösen Familie teilnehmen. Die Protagonistin, die Berliner Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras will endlich die Geister der Vergangenheit abschütteln. Die Protagonistin, die Berliner Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras will endlich die Geister der Vergangenheit abschütteln. Sie macht sich im alten Mercedes ihres Vaters auf den Weg zu den Orten ihrer Kindheit in Deutschland, Kroatien und Italien und sucht nach Spuren ihrer jüdisch-kommunistischen Eltern. In ihrem selbstironischen und humorvollen Road-Movie lässt Adriana Altaras die Zuschauer an der Geschichte ihrer strapaziösen Familie teilnehmen. Die Protagonistin, die Berliner Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras will endlich die Geister der Vergangenheit abschütteln. Sie macht sich im alten Mercedes ihres Vaters auf den Weg zu den Orten ihrer Kindheit in Deutschland, Kroatien und Italien und sucht die Spuren ihrer jüdisch-kommunistischen Eltern. Ihr Vater, der ein bekannter Radiologe war, kämpfte als jugoslawischer Partisan im Zweiten Weltkrieg, ihre Mutter, später war sie eine Architektin, wurde als Jüdin in dieser Zeit verfolgt. 1964, Adriana war damals ein kleines Kind, verließ die Familie Jugoslawien, nachdem gegen den Vater ein Prozess angestrengt worden war. Der Film enthält viele Fotos und Super8-Filmaufnahmen aus dem Privatarchiv von Adriana Altaras. Sie lässt die Zuschauer mit ihrem selbstironischen und humorvollen Road-Movie an der Geschichte ihrer strapaziösen Familie teilnehmen. So ungewöhnlich ihr persönliches Familienleben auf den ersten Blick sein mag, so beispielhaft steht ihre Kindheit und Jugend für einen Großteil ihrer Generation der Nachkriegskinder – trotz eines prallen Lebens sind die Wunden aus der Vergangenheit der Eltern noch heute zu spüren. Adriana Altaras macht die Reise zu einem kleineren Teil zusammen mit ihren beiden Söhnen, der jüngere steht gerade vor seiner Bar Mizwa. Sie lässt die Geschichte persönlich werden, z.B. in einer Höhle in der sich der jugoslawische Partisanenführer und spätere Präsident Josip Tito versteckte. Sie besucht ihre über 90-jährige Tante am Gardasee, bei der sie als Kind einige Zeit lebte, liest im Kroatischen Staatsarchiv Akten zum Prozess gegen ihren Vater und besucht das Lager, in dem ihre Mutter eingesperrt war. Mit jüdischem Witz und deutscher Sturheit knöpft sich Adriana Altaras all jene vor, die ihr den Schlaf rauben. Kommentar im off durch Adriana Altaras.

Do, 26. Apr · 01:00-02:30 · BR
Landauer – Der Präsident

Die Geschichte des Fußballfunktionärs Kurt Landauer. Mit der Machtergreifung der Nazis verliert der Jude Landauer trotz großer Erfolge seinen Posten als Präsident des FC Bayern und wird in Dachau interniert. Aus der Haft entlassen, flieht er in die Schweiz. Nach dem Krieg kehrt er nach München zurück und entscheidet sich zu bleiben – trotz immer noch vorhandener Ressentiments gegen Juden. Die Geschichte des legendären Fußballfunktionärs Kurt Landauer: eine lebende Legende, eine Respektperson. Spätestens mit der gewonnenen Meisterschaft 1932 hat der Präsident des erfolgreichen Fußballklubs Bayern München seinen Status als einer der wichtigsten Söhne seiner Stadt sicher. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verliert der Jude Landauer seinen Posten. Er wird 1938 in Dachau interniert. Zwei Monate später wird er entlassen und flieht in die Schweiz. Nach dem Krieg kehrt er nach München zurück und wählt den Wiederaufbau, obwohl er seiner Heimatstadt, Deutschland und dem FC Bayern den Rücken kehren und wie so viele in die USA auswandern könnte. Dabei muss er sich als Nazi-Opfer mit den Deutschen, den Bayern und seinen ehemaligen Freunden, ihrer Kriegsvergangenheit und ihren Ressentiments gegen Juden auseinandersetzen.

Do, 26. Apr · 23:15-00:00 · HR
Nicht Rache, sondern Gerechtigkeit – Das Leben von Beate und Serge Klarsfeld

Die Geschichte von Beate und Serge Klarsfeld ist eine deutsch-französische Geschichte der ganz besonderen Art. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe und eines jahrzehntelangen Kampfes gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit. Die Klarsfelds werden zu den bekanntesten Nazi-Jägern in Europa. Lange galten die beiden als Nestbeschmutzer und wurden nicht ernst genommen, heute sind sie sowohl in Frankreich als auch in Deutschland als moralische Instanz anerkannt und werden geehrt. Die Geschichte von Beate und Serge Klarsfeld ist eine deutsch-französische Geschichte der ganz besonderen Art. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe und eines jahrzehntelangen Kampfes gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit. Ihr Kampf beginnt 1968 mit einer Ohrfeige für Kurt Georg Kiesinger, mit der Beate Klarsfeld die NS-Vergangenheit des deutschen Bundeskanzlers bekannt macht. Für die junge deutsche Frau und ihren französischen Mann, Serge, dessen Vater als Jude in Auschwitz ermordet wurde, ist es unerträglich, dass ehemalige NS-Funktionsträger in der Bundesrepublik politische Karriere machen. Sie wollen die verdrängte nationalsozialistische Vergangenheit öffentlich machen – und sie wollen NS-Täter, die unbehelligt in der Bundesrepublik leben, zur Verantwortung ziehen. Die Klarsfelds werden zu den bekanntesten Nazi-Jägern in Europa. In Frankreich decken sie die Beteiligung der französischen Behörden an den Judendeportationen während des Zweiten Weltkriegs auf. Gegen massiven Widerstand und mit äußerster Beharrlichkeit setzen sie den Prozess gegen den ehemaligen Politiker und Kollaborateur Maurice Papon durch. Lange galten die beiden als Nestbeschmutzer und wurden nicht ernst genommen, heute sind sie sowohl in Frankreich als auch in Deutschland als moralische Instanz anerkannt und werden geehrt. Und auch heute kämpfen die beiden noch: vor allem gegen das Erstarken des Antisemitismus in Frankreich. Sie mischen sich ein, wenn Populisten gegen Juden hetzen, und sorgen dafür, dass sie sich vor Gericht verantworten müssen. Ihr Kampf ist noch nicht zu Ende.

So, 29. Apr · 09:10-09:55 · SWR
Ein Oskar für Bayern

Der Bäckerssohn Oskar Maria Graf hat sein Heimatdorf Berg am Starnberger See mit 17 Jahren verlassen. Er ist daraufhin bei der Revolution mitmarschiert, nannte sich Maria und „Provinzschriftsteller“, wurde Anarchist, Kommunist, Revolutionär und kannte angeblich „Herrn“ Hitler persönlich. Das jedenfalls verraten die biografischen Daten. Im Kopf des Dichters sieht es anders aus: Obwohl Graf nach dem Exil in sein idyllisches „Heimatdorf“ Berg physisch nur noch selten zurückgekehrt ist, hat er es geistig nie verlassen. So etwa hat er zeit seines Lebens und überall auf der Welt die Lederhose getragen oder kaum über etwas anderes …

So, 29. Apr · 23:15-00:00 · PHOENIX
Nach der Flucht – Wie Fremde Heimat werden kann

„Ist es nicht herrlich, ein Flüchtling zu sein!“, ruft die zehnjährige Judith Kerr 1934 über den Dächern von Paris. Ein Jahr zuvor ist sie mit ihrer Familie vor den Nazis aus Deutschland geflohen. Die Flucht ist für sie ein großes Abenteuer, die Eltern lassen sie ihre eigene Angst nicht spüren. Heute lebt die weltberühmte 94-jährige Schriftstellerin („Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) in London und sagt: „Für mich war England am Ende des Krieges mein Zuhause. Nicht für meine Eltern. Sie haben nie irgendwo hingehört“. Gelungene Integration Typisch für viele Flüchtlingsfamilien. Wie Integration gelingen kann und woran sie scheitert, zeigen auch die Geschichten der anderen Protagonisten: Es sind der syrische Pianist Aeham Ahmad, der deutsch-bosnische Schriftsteller Sasa Stanisic, die nigerianisch-deutsche Musikerin Nneka Egbuna und der chilenische Autor und Regisseur Antonio Skármeta. Zufluchtsort Deutschland Sie alle sind nach Deutschland gekommen, das sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zum Zufluchtsort vieler verfolgter Künstler und Kulturschaffender entwickelt hat. Die Dokumentation „Nach der Flucht“ lässt sie ihre Geschichten erzählen – und zeigt, wie die Zuwanderer Kunst, Kultur und Gesellschaft in Deutschland befruchtet haben.

Mo, 30. Apr · 01:20-02:40 · SWR
45 Minuten bis Ramallah

Rafik (Karim Saleh), ein Palästinenser aus Ostjerusalem, hat keine Lust, sich von seinem autoritären Vater tyrannisieren zu lassen. Lieber arbeitet er als Tellerwäscher im fernen Hamburg. Nur der Mutter zuliebe kommt er zur Hochzeit seines kleinen Bruders Jamal (Navid Navid) nach Israel. Auf der Familienfeier gerät er prompt wieder in einen Streit mit seinem alten Herrn, der für ihn eine Ehe arrangieren will. Als sich Rafik vehement weigert, fällt der zornige Vater tot um. Sein Letzter Wille sorgt dafür, dass die Probleme für Rafik nicht abreißen: Der Verstorbene hat verfügt, in seinem Geburtsort Ramallah beigesetzt zu werden.

Mo, 30. Apr · 01:30-03:15 · HR
Alexander Granach – Da geht ein Mensch

Angelika Wittlichs eindringliches Porträt erzählt den Lebensweg Alexander Granachs von seiner Kindheit bis zum frühen Tod im US-amerikanischen Exil. Dabei greift der Dokumentarfilm auf Briefe Granachs an seine große Liebe Lotte Lieven sowie auf die zuerst 1945 im Exil-Verlag „Neuer Verlag“ in Stockholm erschienene Autobiografie zurück, die hier von den Schauspielern Juliane Köhler und Samuel Finzi gelesen wird. Filmautorin Angelika Wittlich zeichnet das Leben dieses Ausnahmeschauspielers nach, der 1890 als neuntes Kind einer frommen jüdischen Familie in Werbowitz im ostgalizischen Bezirk Horodenka geboren wurde. Mit seiner Vitalität und seinem Improvisationstalent gelang es Granach, sich aus der galizischen Provinz bis nach Berlin an die Schauspielschule durchzukämpfen. Der Erste Weltkrieg konnte seine Karriere zum gefeierten Theater- und Stummfilmstar nur aufschieben, nicht aber verhindern. Und auch nach der erzwungenen Flucht ins US-amerikanische Exil gelang dem Künstler, der in Deutschland mit den großen Theaterlegenden seiner Zeit gearbeitet und der im Kino in Klassikern wie Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1921) und Arthur Robisons „Schatten – Eine nächtliche Halluzination“ (1923) in Haupt- und Nebenrollen brilliert hatte, eine zweite Karriere.