Die neuen Fernsehtipps

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Vom 1. bis 15. Februar 2018…

Sa, 3. Feb · 17:25-17:55 · RBB
Die Püppchen aus der Auguststraße

Die Zwillinge Ruth und Regina sind in der Auguststraße in Berlin Mitte groß geworden. Heute sind sie 85 Jahre alt. Ihre Mutter starb früh, und sie kamen ins jüdische Kinderheim. Nur knapp haben sie überlebt. Jetzt sind sie noch einmal von Israel nach Berlin Mitte gekommen und zeigen die Orte ihrer Kindheit und ihrer Träume. Damals wollten sie Bühnenstars werden. Doch alles kam anders. „Ruthchen und Ginchen“ haben sich noch einmal auf den Weg gemacht. Vermutlich zum letzten Mal in ihrem Leben kommt das Zwillingspaar, heute 85 Jahre alt, von Tel Aviv nach Berlin. Hier haben die Mädchen ihre Kindheit verbracht und Visionen von einem Leben als Bühnenstars gehabt. Ruth und Regina sind in der Auguststraße in Berlin Mitte groß geworden. Bereits 1935 wurden der Mutter und ihren Kindern die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen – ihr Vater war Jude. Fünf Jahre später starb ihre Mutter an Tuberkulose und die Mädchen kamen ins Jüdische Kinderheim. In der Reportage führen die Zwillingsschwestern an all jene Orte, die es ihnen möglich gemacht haben, dem Transport in ein Lager zu entkommen und so die Kriegszeit zu überleben. Der Höhepunkt ihres knapp einwöchigen Aufenthaltes ist ein Besuch im Kino Babylon. Dort haben beide ihren ersten Film mit Shirley Temple gesehen, der sie nacheifern wollten – wenn sie gekonnt hätten. Nun, fast am Ende ihres Lebens dürfen sie hier im Babylon gemeinsam auf der Bühne stehen und singen.

Sa, 3. Feb · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Bubis – Das letzte Gespräch

Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Wenige Monate vor seinem Tod gibt Ignatz Bubis im Jahre 1999 sein letztes Interview. Seine Lebensbilanz ist unüberhörbar: „Ich habe nichts oder fast nichts erreicht.“ Das Gespräch mit den beiden Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann erscheint im Stern und entfacht eine heftige Debatte. Es wird ein Gespräch über Angst, Schuld, Deutschland und sein Leben als Jude in Deutschland. Bubis sinnt nach über die Macht des Zufalls und spricht über die Deutschen und ihren Umgang mit dem Holocaust. Bis heute gilt dieses Interview als Bubis‘ Vermächtnis. Die unmittelbare Erfahrung von Bubis‘ Desillusionierung und seine Einsamkeit, sie werden zum Ausgangspunkt der Erzählung. Für die Dokumentation, eine Zusammenarbeit von hr, rbb, NDR und AVE, wurde das letzte Interview mit dem Schauspieler Udo Samel als Ignatz Bubis so einfach wie eindrucksvoll in Szene gesetzt. Es bildet den Rahmen für die Dokumentation. Interviews mit Bubis‘ Tochter Naomi in Tel Aviv, den Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann, mit Weggefährten – wie Salomon Korn, Michel Friedman und Daniel Cohn-Bendit – entwerfen ein intimes und umfassendes Porträt. Ihre Erinnerungen und sorgfältig ausgewählte Archiv-Sequenzen führen zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Ignatz Bubis als Immobilieninvestor in Frankfurt am Main etablierte und recht bald als „jüdischer Spekulant“ angegriffen wurde, zurück in die Jahre seines politischen Engagements als „deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“, als Brückenbauer, als Mahner und „moralische Autorität“ im Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Entstanden ist dabei eine intensive bild- und wortgewaltige Annäherung an einen streitbaren, engagierten Deutschen – der die deutsche Gesellschaft, in der er lebte, zu Lebzeiten nicht in Ruhe ließ. Der unbequem war, der sich angesichts von ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, Ausschreitungen und rechtsradikalen Wahlerfolgen einmischte und seine Stimme erhob. Die Autorin Johanna Behre und der Regisseur Andreas Morell dokumentieren das Leben und Wirken von Ignatz Bubis in angespannten Zeiten. „Bubis – Das letzte Gespräch“ ist eine Annäherung an Ignatz Bubis und eine Auseinandersetzung mit diesem Land. Ein Nachdenken über das Ankommen und Weggehen, über Zugehörigkeit und Fremdsein. Bubis‘ damalige Bilanzen und Prognosen – der Hass und die Gewalt – das ist auch die Gegenwart: Deutschland im Jahr 2017.

Sa, 3. Feb · 22:20-23:50 · RBB
Der Tel-Aviv-Krimi: Masada

Die antike Bergfestung Masada gilt als Symbol für den Freiheitswillen des jüdischen Volkes: 73 n. Chr. gingen dort Aufständische lieber in den Freitod als in die Gefangenschaft der römischen Besatzer. Dieser für das heutige Israel wichtige Mythos steht im Zentrum des dritten Tel-Aviv-Krimis „Masada“. Katharina Lorenz als Kommissarin Sara Stein und Samuel Finzi in der Rolle ihres Kollegen Blok müssen einen rätselhaften Todesfall klären, bei dem alle Beteiligten bedacht sind, eine nationale Legende zu schonen. Michael Degen spielt einen Shoah-Überlebenden und berühmten Archäologen, dessen eigener Sohn ihn vom Sockel stoßen wollte. Kommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz) und ihr Kollege Jakoov Blok (Samuel Finzi) werden zur antiken Festung von Masada gerufen. Es gab eine Explosion, bei der der Archäologe Aaron Salzman (Guy Zu-Aretz) ums Leben kam. Aaron war nicht irgendwer, sondern der Sohn von Avram Salzman (Michael Degen), dem „König“ der Archäologie, Entdecker von Masada und Überlebender der Shoa. Avram war bei der Explosion ebenfalls vor Ort, hat aber sein Gedächtnis verloren. Zwischen Sara und Avram stellt sich vom ersten Moment an eine eigenartige Vertrautheit ein. Sara, nicht sicher, ob sie an Avrams Amnesie glauben kann, sucht die Nähe dieses beeindruckenden Mannes, der so viel in seinem Leben durchlitten hat. Unterdessen gehen die Ermittlungen weiter und führen zu Philippe (Iftach Ophir), Aarons jungem Assistenten. Sara und Blok erfahren, dass Aaron gemeinsam mit Philippe einen lukrativen Schmuggel mit antiken Fundstücken unterhielt. Der angesehene Wissenschaftler verkehrte in Kreisen, in denen Verbrechen an der Tagesordnung sind. Ist hier der Mörder zu suchen? Eine einfache Lösung, die Sara nicht zu überzeugen vermag. Sie spürt, dass die Wahrheit in Aarons Familie zu suchen ist, bei Aarons zuverlässigem, aber ungeliebtem Bruder Elia (Yigael Sachs) und bei Avram. Hartnäckig und unbestechlich wie sie ist, kommt Sara einer tragischen Familiengeschichte auf die Spur, der der Salzmanns, aber auch ihrer eigenen.

So, 4. Feb · 23:15-00:00 · PHOENIX
Der Mossad, Die Nazis und die Raketen

Die Rakete steigt steil in die Höhe über der Wüste. Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser ist zufrieden. Deutsche Experten sichern ihm einen ungeheuren Propaganda-Erfolg und Prestige-Gewinn. Diese Waffen, so verkündet Nasser, könnten bis nach Israel fliegen. Nur zwei Tage später, am 23. Juli 1962, werden der Weltöffentlichkeit in Kairo weitere Raketen auf einer Parade präsentiert. In Jerusalem schrillen die Alarmglocken. Der ehrgeizige israelische Geheimdienstchef Isser Harel, gerade noch für seinen Erfolg bei der Jagd nach Adolf Eichmann gefeiert, richtet seinen gesamten Dienst auf die neue Aufgabe aus: die Abwehr der drohenden Vernichtung des jüdischen Volkes. Während in der Knesset noch über das Ausmaß der Bedrohung gestritten wird, sind Mossad-Agenten bereits aktiv. In der Raketenfabrik Kairo-Heluan explodieren Pakete, die Sekretärin des deutschen Chef-Ingenieurs, Professor Wolfgang Pilz, wird durch eine Briefbombe schwer verletzt. Dann verschwindet in München der Chef der Material-Zulieferer-Firma für das ägyptische Raketenprojekt, Dr. Heinz Krug, spurlos. Bis heute hat die Staatsanwaltschaft dessen Akte nicht geschlossen. Erst jetzt erhellen neue Dokumente und Aussagen hoher ehemaliger Mossad-Mitarbeiter sein Schicksal. Bei der Verfolgung seines Zieles, die deutschen Raketen aus Kairo unschädlich zu machen, scheint Geheimdienst-Chef Harel fast jedes Mittel recht. Er lässt sogar in Madrid den ehemaligen SS-Offizier Otto Skorzeny anwerben – einen Alt-Nazi, der 1943 durch seine Beteiligung an der Mussolini-Entführung auf dem Gran Sasso zu Ruhm gelangt war. Er liefert, wie Ex-Mossad-Offiziere berichten, über einen einstigen SS-Untergebenen entscheidende Informationen zu dem Raketen-Projekt am Nil. Alarmiert durch die Mossad-Aktionen, versucht der israelische Vize-Verteidigungsminister Shimon Peres gemeinsam mit seinem deutschen Amtskollegen Franz-Josef Strauß die Situation zu entschärfen. Auf Israels Straßen demonstrieren derweil aufgebrachte Bürger gegen „einen zweiten deutschen Holocaust“, skandieren „Strauß raus und Peres auch!“. Und der Poker geht weiter. Außenministerin Golda Meir nutzt die Gunst der Stunde, treibt den auf Aussöhnung mit Deutschland hin arbeitenden Ministerpräsidenten Ben Gurion vor sich her. Der nimmt schließlich, entnervt von vielen Affären, seinen Hut. Eine tragische Entwicklung, wie Shimon Peres in der Rückschau bedauert. Denn Nassers Raketen hatten weder Steuerung noch Sprengköpfe, hätten also für Israel nie zur Gefahr werden können. „Es war alles ein Bluff“, sagt Peres heute in einem Interview. Die 45-Minuten-Dokumentation präsentiert neue Augenzeugen, Fakten und Beweise in dem politischen Thriller um Nassers Raketen, deutsche Experten und zweifelhafte Aktionen des Mossad.

Mo, 5. Feb · 09:35-10:30 · arte
360° Geo Reportage: Jerusalem im Morgengrauen

In der Altstadt von Jerusalem leben rund 30.000 Menschen – Christen, Juden und Muslime – auf engstem Raum. Sie produzieren täglich Tonnen von Müll. Nachts sind die Gassen vollgestopft mit Plastiksäcken, Kartons und Abfällen, dann ist die Heilige Stadt wahrscheinlich auch eine der dreckigsten. Jedenfalls bis Männer wie Midhat und Sharon ihren Job erledigt haben. Der Araber und der Jude befehligen jeweils eine eigene Truppe von Müllmännern. Sie mögen und sie brauchen sich, denn im jüdischen Viertel kommt Midhat ohne Sharon nicht aus – und umgekehrt. Ein kleiner Traktor kämpft sich frühmorgens die Stufen des muslimischen Viertels hinauf. Ein Mann springt ab und wirft die Säcke auf die Ladefläche des Anhängers. Der Ruf des Muezzins ertönt, dann Glockengeläut. Midhat Abu Hani muss sich beeilen, bald kommen Scharen von Gläubigen und Touristen. Dann ist hier kein Durchkommen mehr. Der Araber ist Chef der motorisierten Müllabfuhr und für zwölf Traktoren verantwortlich, mit denen seine Truppe jeden Tag Unmengen Unrat von den Straßen räumt. Midhats Kollege Sharon ist Chef der Kärchertruppe und einer von 3.000 Juden, die in der Altstadt arbeiten. Er wohnt mittlerweile außerhalb der Stadtmauern, aber aufgewachsen ist er hier zwischen 25.000 Palästinensern, 500 Christen und 1.500 Armeniern. Sharon beherrscht mehrere Sprachen. Das erleichtert ihm das Arbeiten mit seinen meist palästinensischen Kollegen und verschafft ihm Respekt. Für ihn wie für Midhat beginnt die Arbeit am frühen Morgen und endet nicht vor Mitternacht. Besonders heikel ist ihr Job an den Feiertagen der verschiedenen Religionen oder bei unvorhergesehenen Zwischenfällen. Ihre Heilige Stadt sauber zu halten ist weder für Sharon noch für Midhat ein alltägliches Geschäft. Beide sehen ihren Job als persönliche Herausforderung und als Beitrag für ein friedliches Zusammenleben innerhalb der Mauern von Jerusalem.

Mo, 5. Feb · 22:25-23:55 · 3sat
Der NSU-Komplex

4. November 2011, Eisenach in Thüringen: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verbrennen in einem Wohnmobil. Das Ende zweier Terrorkarrieren. – Der Film rollt den Fall noch einmal auf. 16 Jahre lang waren ihre Namen auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Begriff. Die jungen Neonazis wurden zeitweise observiert, abgehört, verfolgt. Informanten berichteten immer wieder über sie. Trotzdem konnten die beiden abtauchen, unterstützt von Freunden. Böhnhardt und Mundlos wurden mutmaßlich Terroristen, erschossen Menschen, legten Bomben, bekannten sich jedoch nie zu den Taten. Erst nach ihrem Tod taucht ein Film auf, in dem sich eine Gruppe namens „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit zehn Morden brüstet, für die Böhnhardt und Mundlos verantwortlich sein sollen. Zunächst scheint es, dass mit ihrem Tod einer der mysteriösesten Kriminalfälle der bundesdeutschen Geschichte aufgeklärt ist. Doch je länger die Ermittlungen dauern, desto merkwürdiger wird der Fall. Obwohl die verschiedenen Verfassungsschutzbehörden diverse V-Männer in unmittelbarer Nähe der untergetauchten Neonazis im Einsatz hatten, gelang es nicht, die Morde zu verhindern. Doch nicht nur die Inlandsgeheimdienste waren auf der Spur der Rechtsterroristen – auch die Sonderkommission, die sich über Jahre um eine Serie von Morden an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund kümmerte, kam zum Ende ihrer Ermittlungen Mundlos und Böhnhardt immer näher. Der entscheidende Schlag gelang jedoch nicht. „Der NSU-Komplex“ rekonstruiert diese beispiellose Jagd und fragt: Was trieb Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihre Freunde an? Wer unterstützte die beiden? Wer half ihnen bei den Taten und dem Leben im Untergrund? Die Ermittlungen der Polizei und die Überwachung der Szene – und damit des Umfeldes der Täter – sind der rote Faden, an dem entlang die Geschichte erzählt wird. Es ist eine Geschichte über die Entstehung und Entwicklung der militanten rechten Szene nach der Wiedervereinigung in Deutschland und der am Ende hilflosen und riskanten Versuche staatlicher Behörden, mit ihr fertig zu werden. Das macht den „NSU-Komplex“ hochaktuell. Denn wieder brennen Flüchtlingsheime, und erneut steht der Staat vor der Frage: Wie begegnet man dieser akuten Gefahr?
Bild oben: © ZDF und BR/Dirk Laabs Die Arbeit der Ermittlungsbehörden und des Verfassungsschutzes wird durch Spielszenen rekonstruiert.

Di, 6. Feb · 20:15-22:00 · 3sat
Mitten in Deutschland: NSU (1/3) Die Täter – Heute ist nicht alle Tage

Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Der NSU fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, der Polizei. Der dreiteilige Fernsehfilm fragt, wie eine rechtsextreme Terrorvereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt in Deutschland morden konnte. Teil eins blickt auf die Täter. Jena, 1990: Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Andere bleiben – und beginnen wütend, zu rebellieren. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit tausenden, jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den Dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit und werden entsetzlich fündig. In einem rechtsextremen neonazistischen Umfeld organisieren und radikalisieren sie sich, dicht gefolgt und umgeben nicht nur von Verbündeten, sondern von „Nazi-Kameraden“, die inzwischen als Spitzel für den Verfassungsschutz arbeiten. Ihre Aktionen sind sowohl der Polizei wie dem Verfassungsschutz bekannt, dennoch werden sie nicht festgenommen. Nach einem missglückten Bombenanschlag und nach dem Fund von Sprengstoff in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage, gehen die drei Neonazis, inzwischen ein unzertrennbares Trio, Ende 1998 in den Untergrund. Was folgt, ist die schwerstwiegende, erschütterndste Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte. Redaktionshinweis: Die zwei weiteren Folgen von „Mitten in Deutschland: NSU“ zeigt 3sat am Mittwoch, 7. Februar, ab 20.15 Uhr.

Di, 6. Feb · 22:30-00:10 · BR
Die Frau in Gold

Maria Altmann (Helen Mirren) führt ein zufriedenes Leben in Los Angeles. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit haben sie nie losgelassen: Als Tochter der jüdischen Unternehmerfamilie Bloch-Bauer war sie vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien zu Hause, bevor sie vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste. Viele Jahrzehnte später erfährt die alte Dame, dass sie die rechtmäßige Erbin mehrerer Werke des österreichischen Malers Gustav Klimt ist. Darunter befindet sich Klimts Porträt ihrer geliebten Tante Adele Bloch-Bauer, das zu den bedeutendsten Werken der Wiener Secession zählt. Die Kunstwerke, damals von den Nazis geraubt, sind mittlerweile im Besitz der Republik Österreich. Die „Goldene Adele“ wird dort als österreichische Mona Lisa verehrt – Marias Ansinnen nach Rückgabe des millionenschweren Kunstschatzes stößt dementsprechend auf wenig Begeisterung. Deshalb schätzt sie ihre Forderung zunächst als hoffnungsloses Unterfangen ein. Zögern lässt sie auch ihr Schwur, niemals wieder nach Österreich zurückzukehren. So ist die tatkräftige Unterstützung des unerfahrenen Anwalts Randy Schoenberg (Ryan Reynolds), eines Enkels Arnold Schönbergs, und des Wieners Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl) nötig, damit die Erbin nach Wien fliegt und sich mit Entschlossenheit der Herausforderung stellt, einen juristischen Machtkampf um das wertvolle Familienerbe auszutragen. Diese Reise wird Marias Leben abermals verändern.

Di, 6. Feb · 23:10-23:55 · 3sat
Kreuz ohne Haken

Durch ihre klare Position in der Flüchtlingsfrage haben sich die Kirchen Feinde gemacht und sind Angriffen von Rechts ausgesetzt. Wie geht die Kirche mit dieser Situation um? Beleidigungen, Morddrohungen, Körperverletzung: Das ist der Preis, den viele Geistliche für ihr Engagement für Flüchtlinge bezahlen. Ein Film über die Kirche im Kreuzfeuer rechter Extremisten und Populisten – und ihre Suche nach Antworten. Neonazis erstürmen in Dortmund kurz vor Weihnachten den Turm der Reinoldi-Kirche im Zentrum der Stadt. Oben feuern sie Leuchtraketen ab und hängen ein islamfeindliches Banner auf: eine bewusste Provokation. Die Bilder verbreiten sich rasch. Sie stehen symbolisch für einen Konflikt, der die beiden christlichen Kirchen beschäftigt wie seit vielen Jahren kein Thema mehr: die Auseinandersetzung mit den Rechten. Durch das Aufkommen der AfD hat sich das gesellschaftliche Klima verändert. „Es gibt auf allen Ebenen eine Verschiebung“, meint der katholische Politikwissenschaftler Andreas Püttmann, „rechte Kräfte sind stärker geworden. Und das spüren alle, auch die Kirche.“ Was erleben Geistliche, die sich schon seit Jahren im Kampf gegen Rechts engagieren? Wie umgehen mit rechten Christen, die in die AfD eingetreten sind? Und wer steckt hinter der Kirchturmbesetzung in Dortmund?

Mi, 7. Feb · 19:40-20:15 · arte
Re: Mussolini als Souvenir – Italiens faschistisches Erbe

Drei Souvenirgeschäfte im Ort machen Riesenumsätze – sie verkaufen alles, was das rechte Herz begehrt: Mussolini-Tassen, White-Power-T-Shirts, Hitler-Büsten. Ziel vieler Faschisten ist auch ein nahe gelegenes Privatmuseum, das der Mussolini-Fan Domenico Morosini gegründet hat – in der ehemaligen Villa des Duce.Der Bürgermeister der Stadt Giorgio Frassineti, ein moderater Linker, kann gegen den Duce-Kult rechtlich wenig ausrichten. Er will ihn anders bekämpfen. Frassineti plant Mitten in der Stadt, im ehemaligen Hauptquartier der Faschisten, ein Museum und Studienzentrum zum Totalitarismus zu errichten. Bildung und Aufklärung statt Verherrlichung oder Dämonisierung. Der überzeugte Anti-Faschist Frassineti führt einen mühsamen Kampf. Es fehlt ihm an Geld und zum Teil auch an Unterstützung. Den Linken ist er nicht antifaschistisch genug und die Rechten verachten ihn ohnehin.

Fr, 9. Feb · 20:15-21:00 · 3sat
Exil Deutschland

Der im Exil lebende türkische Autor Can Dündar zeigt, in welch dramatischem Zustand sich die Gesellschaft der Türkei befindet und was es für Tausende bedeutet, ihre Heimat verlassen zu müssen. Obwohl in Deutschland die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei lebt, erwächst daraus kein Heimatgefühl für die Exilanten sondern eher eine Gefährdung. Denn Präsident Erdogan hat in der deutsch-türkischen Gemeinde prozentual mehr Unterstützer als zuhause. Dass die deutsche Politik die Flüchtlinge willkommen heißt, provozierte den türkischen Präsidenten so sehr, dass er Nazivergleiche bemühte und Deutschland vorwarf, Terroristen zu beherbergen. Für Can Dündar bedeutet das: Er ist auch in Deutschland nicht sicher, erhält massive Drohungen und lebt deswegen zeitweise unter Personen- und Polizeischutz. Can Dündar und die deutsche Journalistin Katja Deiß begegnen vier Menschen, die aus der Türkei fliehen mussten, um der drohenden Verhaftung zu entgehen: Die oppositionelle Wissenschaftlerin Latife Akyüz wurde von den staatlich gelenkten Medien als Terroristin denunziert, weil sie gegen Menschenrechtsverletzungen in den türkischen Kurdengebieten protestierte. Es folgte eine Lynchkampagne von Nationalisten. Am Ende sagten sich Freunde von ihr los. Sie bekam Berufs- und Ausreiseverbot und musste ihr Land auf geheimen Fluchtwegen verlassen. „In diese Lage sind wir gekommen, weil die Menschen geschwiegen haben“, erzählt sie, „keiner hat sich getraut, was zu sagen.“ Der kurdische Bürgermeister Orhan Sansal musste seine Heimat und seine Familie zurücklassen, nachdem er seines Wahlamtes enthoben und durch einen staatlichen Verwalter ersetzt worden war. Exklusiv berichtet Orhan Sansal von den Kriegsverbrechen, die türkische Soldaten in der Stadt Cizre begingen. In Deutschland ist er durch türkische Nationalisten so gefährdet, dass er nicht ohne Schutz auf die Straße gehen kann. So sehr setzt ihm die Einsamkeit zu, dass er manchmal wünscht, lieber in die Türkei zurück und ins Gefängnis zu gehen. Dem Regisseur Mustafa Altioklar wurde in seiner Heimat nicht nur der Prozess wegen Beleidigung Erdogans gemacht, sondern auch jede Arbeitsmöglichkeit geraubt. Während die Demokratie in seiner Heimat Tag für Tag schwächer wird, führt Can Dündar seinen Kampf jetzt aus der Ferne weiter. Dabei unterstützte ihn der Journalist Hayko Bagdat, der mit seiner Familie einen Neuanfang in Deutschland sucht. „Die Türkei ist dabei, eine Diktatur zu werden. Das ist ein Witz!“, sagt er fassungslos. Katja Deiß versuchte, ein Journalistenvisum für die Türkei zu bekommen, um auch über das Schicksal von jenen Kollegen und Freunden Can Dündars berichten zu können, die die Türkei bisher nicht verlassen konnten. Vergeblich. Aber ein mutiges türkisches Kamerateam begleitete heimlich die Ehefrau von Musa Kart bei einem Besuch in Silivri. In dem riesigen Gefängniskomplex sitzt der Karikaturist der oppositionellen Tageszeitung „Cumhuriyet“ schon seit Monaten in Isolationshaft. Es gebe keinen Flecken im Land, wo mehr Intellektuelle versammelt seien als im Gefängnis von Silivri, sagen die Menschen in der Türkei hinter vorgehaltener Hand. Und so sind es vor allem Akademiker, Journalisten, Künstler und Lehrer, die jetzt nach Deutschland flüchten. Die Türkei vertreibt ihre geistige Elite. „Nicht wir haben die Türkei verlassen, die Türkei hat uns verlassen“, beschreibt Can Dündar die Stimmung der Exilanten. „Exil Deutschland – Abschied von der Türkei“ zeigt, in welch dramatischem Zustand sich die Zivilgesellschaft der Türkei befindet und welch brachiale Veränderung das für tausende Menschen bedeutet, die entweder ihre Heimat verlassen müssen oder zum Schweigen verdammt sind.

Sa, 10. Feb · 21:45-23:30 · One
Miral

Jerusalem, in den späten 1980er Jahren. Krieg und Bombenterror prägen das Leben der hübschen jungen Miral (Freida Pinto), die in Ostjerusalem unter der Obhut ihres liebevollen Vaters Jamal (Alexander Sidding), eines gemäßigten Geistlichen, aufwächst. Ihre Mutter Nadia (Yasmine Al Masri) leidet an den Folgen eines sexuellen Missbrauchs, der sie in den Alkohol getrieben hat. Nach deren Selbstmord muss Jamal die Tochter schweren Herzens ins Waisenhaus geben. Doch Miral hat Glück im Unglück, die Siebenjährige kommt in das renommierte Dar-Al-Tifl-Institut. Dessen Leiterin, die charismatische Hind Husseini (Hiam Abbass), eröffnet jungen Frauen nicht nur eine der wenigen Möglichkeiten, ihre Persönlichkeit zu entfalten und eine gute Ausbildung zu erhalten – ‚Mama Hind‘ erzieht ihre palästinensischen Schützlinge auch zu Menschlichkeit und Gewaltverzicht. Als die 16-jährige Miral sich in den PLO-Aktivisten Hani (Omar Metwally) verliebt, gerät sie in ein persönliches Dilemma: Soll sie an dessen Seite den Weg des bewaffneten Kampfes einschlagen oder weiterhin nach Mama Hinds pazifistischen Idealen leben? Nach seiner Hommage an den kubanischen Schriftsteller Reinaldo Arenas (‚Bevor es Nacht wird‘) und dem gefeierten Biopic ‚Schmetterling und Taucherglocke‘ wirft Ausnahme-Regisseur Julian Schnabel einen persönlichen Blick auf einen weltpolitischen Schlüsselkonflikt: Nach dem autobiografischen Roman der palästinensischen Autorin Rula Jebreal entstand ein Frauendrama, das mit der israelischen Staatsgründung beginnt und dem Oslo-Abkommen zur Beendigung des Nahostkonflikts endet. Der malende Filmemacher verknüpft dokumentarisches und inszeniertes Material zu einem faszinierenden Gewebe aus Licht und Farben. Neben dem aus ‚Slumdog Millionär‘ bekannten Bollywood-Star Freida Pinto und der israelisch-arabischen Darstellerin Hiam Abbass sind Vanessa Redgrave und Willem Dafoe zu sehen.

So, 11. Feb · 07:30-08:00 · arte
Schau in meine Welt! Bar Mitzwa in Jerusalem – Omer wird ein Mann

Die Doku-Reihe „Schau in meine Welt!“ ist eine Einladung und zugleich die Eintrittskarte in Lebenswelten, die Kindern bislang nicht bekannt waren. Omer ist 13 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Nes Ziona, einer kleinen Stadt in Israel. 13 ist ein ganz wichtiges Alter in Israel, denn dann feiert ein Junge seine Bar Mitzwa, die neben der Hochzeit das wichtigste religiöse Ereignis im Leben eines Juden ist. Die Bar Mitzwa hat den Sinn, einen Jungen im Judentum zum Mann zu machen und ist ein Symbol für den Eintritt in die Religionsmündigkeit. Es ist eine Art Reifeprüfung, für die auch viel gelernt und trainiert werden muss. Bei einer Bar Mitzwa trägt der Junge einen Abschnitt aus der Thora, der heiligen Schrift des Judentums, singend vor – und zwar auf Hebräisch. Auch körperlich es hat die Zeremonie in sich: Die Thora zum Beispiel wiegt an die acht Kilogramm – allein diese hin- und herzutragen verlangt schon einiges an Kraft von den Jungen. Ansonsten ist Omer wie andere Kinder auch: ein fröhlicher Junge mit den gleichen Interessen und Verpflichtungen wie andere in seinem Alter. Natürlich muss Omer ebenfalls zur Schule gehen und das sogar an sechs Tagen pro Woche. Sein Lieblingsfach ist Sport – klar, denn er ist begeisterter FC-Barcelona-Fan und spielt auch selbst leidenschaftlich gern Fußball. Bald ist es so weit für Omer, dann findet seine Bar Mitzwa direkt an der Klagemauer in Jerusalem statt. Er meint zwar, er sei nicht aufgeregt, doch so richtig will ihm das sein Rabbi und Mentor nicht abnehmen. Er weiß genau, was für ein besonderes Ereignis die Bar Mitzwa im Leben der Jungen aus der Gemeinde ist.

Di, 13. Feb · 23:50-00:45 · arte
Die Klage gegen die Franco-Diktatur

Bis heute sind die Menschenrechtsverbrechen der Franco-Diktatur in Spanien ungesühnt. Die Filmemacher Lucía Palacios und Dietmar Post haben die argentinische Untersuchungsrichterin María Servini bei ihren Bemühungen begleitet, noch lebenden mutmaßlichen Tätern des Franco-Regimes aufgrund begangener Verbrechen gegen die Menschlichkeit den Prozess zu machen. Bislang profitieren die mutmaßlichen Täter von einem 1977 in Spanien erlassenen Amnestiegesetz. Dieses Gesetz widerspricht der internationalen Rechtsprechung, wonach gravierende Menschenrechtsverletzungen nicht verjähren. Jetzt sollen diese Verbrechen vor einem Gericht verhandelt werden. Seit Jahren jedoch behindern spanische Justiz und Regierung die juristische Aufarbeitung massiv. Die Anklageschrift spricht von einem geplanten Völkermord und beruft sich dabei unter anderem auf die bereits 1946 von den Vereinten Nationen ausgesprochene scharfe Verurteilung des Franco-Regimes als illegal und in einer Reihe stehend mit den Regimen Hitlers und Mussolinis. Zwei Terrorregime, die den Putsch Francos gegen die vom Volk gewählte und legitimierte 2. Republik unterstützten und somit eine Mitschuld an den horrenden Verbrechen tragen. Ein mögliches Gerichtsverfahren in Buenos Aires könnte somit zum letzten großen Prozess gegen eine europäische faschistische Diktatur des 20. Jahrhunderts werden und sich damit in die Tradition der Nürnberger Prozesse stellen.