Liberales Judentum in Bamberg

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Chanukkafeier in der liberalen jüdischen Gemeinde Mischkan ha-Tfila e.V. in Bamberg…

Von Israel Schwierz

Am Freitagabend, den 15.12.2017, hatte die Rabbinerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde Mischkan ha-Tfila e.V. in Bamberg, Dr. Antje Yael Deusel, alle Mitglieder eingeladen, und viele – über 30 – kamen auch zur Chanukkahfeier mit anschließendem Shabbathgottesdienst in den derzeitigen Betsaal am Schillerplatz.
An diesem Abend wurde das vierte Licht der Chanukkiah durch die Rabbinerin gezündet. Anschließend sangen Gemeindemitglieder und Gäste aus ganz Nordbayern Chanukkahlieder. Danach wurde der allwöchentliche Sabbathgottesdienst gefeiert. Im Anschluss daran saßen die über 30 Gottesdienstteilnehmer noch längere Zeit zusammen und ließen sich die Latkes (Kartoffelpuffer) , Sufganiot (Krapfen) und die anderen Speisen zusammen mit Traubensaft und Tee schmecken.

Jedem der Anwesenden wurde nun endgültig klar, dass sich die Liberale Jüdische Gemeinde Mischkan ha-Tfila als zweite jüdische Gemeinschaft in Bamberg etabliert hat. Vorausgegangen waren Enttäuschungen, Verletzungen und Unfrieden, bedingt durch das unfreiwillige Ausscheiden von Rabbinerin Dr. Deusel aus der Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg, der sie und viele ihrer neuen Gemeindemitglieder jahrelang angehört hatten.

Rabbinerin Dr. Deusel versteht ihre neue Gemeinde – die übrigens inzwischen der „Union progressiver Juden in Deutschland e.V.“, einer Arbeitsgemeinschaft von derzeit 26 liberalen jüdischen Gemeinden sowie Institutionen mit Sitz in Bielefeld unter dem Vorsitz von Rabbiner Walter Homolka angehört – keineswegs als „Spaltung, sondern als Erweiterung des Angebots. Die Rabbinerin und promovierte Urologin betont, dass „Mishkan ha-Tfila den Gläubigen, die sich in der herkömmlichen Gemeinde nicht aufgehoben fühlen, eine spirituelle Heimat bietet.“

„Wir haben dieselben Grundlagen wie die Israelitische Kultusgemeinde, nur eine etwas andere Auslegung. Uns unterscheidet etwas, trennt uns aber nicht“, erklärt Rabbinerin Dr. Deusel. Sie weist nachdrücklich darauf hin, dass ihre Gemeinde tief in den Traditionen des Judentums verwurzelt sei, gleichzeitig aber auch bereit, „angesichts moderner Sichtweisen und in Anbetracht neuer Lebensumstände bestimmte Neuinterprätationen vorzuschlagen.“ „In kleinen Änderungen der Liturgie liegt Kraft!“ erklärt Dr. Deusel und fährt fort:“ Es geht darum, das Judentum im 21.Jahrhundert als lebendige Kraft zu erhalten, die es in früheren Generationen war, mit einer klaren Aussage über den Glauben und die für heute gültigen Werte“. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist für die Rabbinerin die Feststellung, dass „wir keine Leute abwerben, jeder kann zum Beten hingehen, wo er will.“ Allen Richtungen des Judentums müsse ihr Recht gelassen werden, gleich ob orthodox, konservativ oder liberal.

Die Teilnehmer an den Gottesdiensten von Rabbinerin Dr. Deusel aus vielen Orten in ganz Nordbayern wünschen sich einen dauerhaften Betsaal, in dem alle für die Gottesdienste notwendigen Utensilien ( Aron Hakodesch, Sabbathleuchter, Gebetbücher u.s.w) dauerhaft untergebracht werden können.

Am Ende der Chanukkahfeier dankten alle Teilnehmer ihrer äußerst aktiven Rabbinerin – der in der Tat die Sorge um das Seelenheil der ihr anvertrauten Gemeindemitglieder das Hauptanliegen ist – für alles, was sie für ihre Gemeindemitglieder tut, besonders aber für die gelungene Feier, die allen noch lange sehr positiv im Gedächtnis bleiben wird.