Nick Cave: „In Israel wegen BDS“

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Der legendäre Musiker Nick Cave hat am Sonntagabend das erste von zwei Konzerten in Tel Aviv absolviert. Bei einer Pressekonferenz vor dem Konzert äußerte er sich zu den Gründen für seine Entscheidung, erstmals in Israel aufzutreten…

Cave erklärte, er habe bereits bei seinem ersten Besuch in dem Land vor Jahren eine tiefgehende Verbindung zu Israel empfunden.

„Menschen sprechen davon, dass sie eine Nation lieben“, so Cave, „aber ich habe eine Art der Verbindung gespürt, die ich nicht wirklich beschreiben konnte“.

Der Sänger sagte, er erinnere sich, dass sein 1997 erschienenes Album „The Boatman’s Call“ sich in Israel nicht gut verkauft habe und Israel nicht in die Tour aufgenommen worden sei – einerseits, weil man den Eindruck hatte, dort sei seine Musik nicht beliebt, andererseits wegen der logistischen Komplikationen, die eine Station in Israel mit sich gebracht hätte.

Cave äußerte sich anschließend zu den Bemühungen der Boykott-Bewegung, seine Konzerte in Israel zu verhindern. „Vor einigen Jahren hat Brian Eno mir einen Brief geschickt, den ich unterschreiben sollte, um Israel auszuschließen“ erklärte er. „Ich habe den Brief zurückgeschickt und gesagt, dass ich ihn nicht unterschreiben würde. Ich habe bemerkt, dass ich zwar nicht unterschreiben wollte, aber auch nicht in Israel auftreten – und das erschien mir als, würde ich aus Angst handeln. Ich habe also meine Leute zusammengerufen und darum gebeten, dass wir in Israel auftreten sollen. Auf einmal wurde es mir sehr wichtig, ein Zeichen zu setzen, gegen diese Menschen, die versuchen, Musiker stillzulegen, Musiker einzuschüchtern, Musiker zu zensieren und Musiker zum Schweigen zu bringen.“

Cave erklärte, er sei aus zwei Gründen in Israel: „Ich liebe Israel und die Menschen in Israel“, sagte er, und er wolle „prinzipiell Stellung beziehen gegen jeden, der versucht Musiker zu zensieren und zum Schweigen zu bringen. Man könnte also wirklich sagen, dass auf gewissen Weise [die Boykottbewegung] BDS mich dazu gebracht hat, in Israel zu spielen.“

Das zweite Israel-Konzert der aktuellen Tour findet heute Abend statt.

Times of Israel, 19.11.17, Newsletter der Botschaft des Staates Israel
Nick Cave, 2009 (Foto: By David Shankbone (David Shankbone) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons)

2 Kommentare

  1. Steven Patrick Morrissey im aktuellen SPIEGEL Nr. 47 vom 18 11 2017 S 123

    SPIEGEL: Ein anderes Lied vom neuen Album heißt „The Girl from Tel-Aviv Who Wouldn’t Kneel“, das Mädchen das niemals kniet.
    Morrissey: Ich liebe diese Stadt. Der Rest der Welt meint es nicht gut mit Israel. Aber die Menschen dort sind sehr großzügig und freundlich. Man sollte nie ein Volk nach seiner Regierung beurteilen. Es ist sehr selten, dass die Regierung die Wünsche des Volkes widerspiegelt. Auf jeden Fall nicht in England, Auf jeden Fall nicht in Amerika. Vermutlich auch nciht in Deutschland.
    SPIEGEL: Was halten Sie von der antiisraelischen BDS-Bewegung? Also insbesondere von Künstlern, die aus politischen Gründen nicht in Israel auftreten?
    Morrissey: Ich bin dagegen. Wenn ich in Russland spiele, singe ich nicht für Putin. Ich singe für die Leute da. Es ist absurd und engstirnig. Politisch korrekt zu sein ist inkorrekt. Es ist absurd. Es bedeutet, die Redefreiheit zu verbieten. So klingt die BDS-Bewegung für mich.
    SPIEGEL: Sie setzen sich seit Jahrzehnten für Tierrechte ein. Wenn es in Ihrer Hand läge, was würden Sie ändern?
    Morrissey: Ich würde das Schlachthaus verbieten. Ich war noch nie in meinem Leben wählen. Ich habe noch nie meine Stimme für irgendeine politische Partei abgegeben. Ich hebe meine Stimme für die Partei auf, die das Schlachthaus abschafft. Tiere sollten frei geboren werden und ihr Leben leben dürfen. Sie sollten nicht als Sklaven geboren werden. Ich verstehe nicht, warum irgendwer glaubt, Tiere verdienten es, zerhackt zu werden. Wenn du erlaubst, dass das Schlachthaus weiterhin existiert, sagst du: Der Holocaust ist großartig. Auschwitz war fantastisch. Lasst uns damit weitermachen. Es ist exakt dasselbe. Wenn du mir nicht glaubst, geh in ein Schlachthaus. …

  2. Gelegentlich wünsche ich mir, Musiker, die solche schäbigen Geschäfte wie Israelboykott aktiv betreiben, in einer entsprechenden Auflistung ausfindig machen zu können. Einerseits würden diese das sicher als Adelung empfinden und andererseits wäre sichergestellt, dass ich (und vielleicht ein paar andere) nicht etwa versehentlich ihre Platten kaufe. So wäre beiden Seiten geholfen.

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