Ludwigsfeld: Grabung auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Dachau-Allach beendet

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Auf dem Grundstück Granatstraße 12 finden Archäologen zwölf vollständige Skelette, die in der Forensik des LKA untersucht werden…

Von Eva von Steinburg
Zuerst erschienen in: Abendzeitung München v. 23.10.2017

Nun haben alle Gewissheit: Auf dem Areal des „Münchner KZ“ liegen noch Tote. Archäologen haben bisher unentdeckte Gräber von Opfern des NS-Regimes gefunden – auf dem Grundstück Granatstraße 12 ­­- in der Wohnsiedlung Ludwigsfeld, im Münchner Norden.

Historiker Klaus Mai hatte vermutet, dass sich auf dem Gelände des ehemaligen KZ Dachau-Allach, das die Nazis 1943 errichtet hatten, noch Tote zu finden sind. Heute ist hier Münchner Stadtgebiet.

Die letzte erhaltene KZ-Baracke ist frisch renoviert und Sitz des TSV Ludwigsfeld, (c) Eva von Steinburg

Von neugierigen Blicken abgeschirmt, hatte hat das Landesamt für Denkmalpflege – ab 2016 – zwei Areale nach Überresten des früheren Konzentrationslagers untersucht. Bei der ersten Grabung fanden  Archäologen viel Geschirr und  Kleidung von KZ-Häftlingen. Denn: 14 500 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die für die Firma BMW und die Organisation Todt arbeiten mussten, befreiten die Amerikaner im April 1945 aus dem Lager.

Ein unterirdischer Bunker wurde dokumentiert, dann zerstört. Die zwölf jetzt gefundenen Skelette sind zu elft in einer Grube gelegen, eines in einem Einzelgrab. Das NS-Dokumentationszentrum formuliert in seinem Abschlussbericht die Vermutung,  dass es sich bei den Toten um die Opfer einer Typhus-Epidemie nach  Befreiung des Lagers handele. Denn hier war ab 1950 der KZ-Friedhof Karlsfeld, der 1955 aufgelöst wurde.

Es ist aber genauso möglich, dass die Toten aus der Nazi-Zeit stammen. Forensiker des LKA sind gerade dabei das Todesdatum zu bestimmen. „Opfer des KZ sind diese Toten in jedem Fall. Bei elf Opfern in einer Grube kann man schon fast von einem Massengrab sprechen. Meine Vermutung, dass hier NS-Opfer liegen, hat sich bestätigt“, sagt Klaus Mai, der die wichtige Grabung angeregt hatte. Seine Information über mögliche Massengräber in Ludwigsfeld stammten von dem jüdischen Münchner Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer, der hier interniert war.

Gedenken 2017 – Klaus Mai spricht bei der Feier zur Befreiung des Münchner KZ am 30. April 1945

Das NS-Dokumentationszentrum erklärt die zweijährige Grabung auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Dachau-Allach nun für abgeschlossen. „Die weiteren Planungen zur zukünftigen Bebauung des Grundstücks sind Angelegenheit der zuständigen Planungsbehörden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Eigentümer ist die Projektgeselllschaft „PG Granatstraße 12, an der die Firma Hirmer Anteile hat. Das Unternehmen will hier Wohnungen für Münchner bauen. Es hat die wichtige Bodenuntersuchung bezahlt, damit der Boden „frei“ ist von menschlichen Überresten.

Klaus Mai vermutet jedoch weitere Opfer, verscharrt an der letzten verbliebenen KZ-Baracke sowie unter dem Fußballrasen des TSV Ludwigsfeld. Klaus Mai: „Es ist nur der Teil des früheren KZ abgesucht worden, wo gebaut wird.“