Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. November 2017…

Do, 2. Nov · 23:15-00:45 · HR
Der Anständige

Am 6. Mai 1945 besetzen Soldaten der 88. US-Armeedivision das Haus der Familie Himmler in Gmund am Tegernsee. Sie finden Hunderte von privaten Briefen, Dokumenten, Tagebüchern und Fotos. Anhand dieses Materials und mit zahlreichen historischen Aufnahmen skizziert der Film das Denken, die Ideale, Pläne und Geheimnisse des SS-Führers und Architekten der Endlösung Heinrich Himmler. Wie konnte aus dem nationalistischen Kleinbürgersohn jener enge Gefolgsmann Hitlers werden? Ein Film über die Anmaßungen eines Massenmörders und die Verdrängung jeglicher Schuld. „Man muss im Leben immer anständig und tapfer sein und gütig.“ Heinrich Himmler an seine Tochter, 1941, Poesiealbum, Private Sammlung Heinrich Himmler war handfester Nationalsozialist. Dies trennte er auch nicht von seiner Rolle als Familienvater. Der Dokumentarfilm „Der Anständige“ gibt Einblicke in das Innenleben des NS-Mörders. Am 6. Mai 1945 besetzen Soldaten der 88. US-Armeedivision das Haus der Familie Himmler in Gmund am Tegernsee. Sie finden Hunderte von privaten Briefen, Dokumenten, Tagebücher und Fotos. Anhand dieses Materials und mit zahlreichen historischen Aufnahmen skizziert der Film das Denken, die Ideale, Pläne und Geheimnisse des SS-Führers und Architekten der Endlösung Heinrich Himmler. Diese Briefe und Aufzeichnungen gelangten nach Israel. Dort kaufte sie 2007 der Vater der Filmemacherin. Wie konnte aus dem nationalistischen Kleinbürgersohn jener enge Gefolgsmann Hitlers werden, der die Strategien zur Ermordung von Millionen Juden, Homosexuellen, Kommunisten, Sinti und Roma entwarf und durchführte? Woher kam seine Ideologie? Wie sah er sich selbst und wie wurde er von seinem privaten Umfeld wahrgenommen, der Frau Margarete, der Tochter Gudrun, der Geliebten Hedwig? Wie konnte der Mann, der sich in Briefen stets auf sogenannte deutsche Tugenden – Ordnung, Anstand, Güte – berief, mitten im Grauen von Krieg und Holocaust nach Hause schreiben: „Trotz der vielen Arbeit bin ich wohlauf und schlafe gut“? Ein Film über die Anmaßungen eines Massenmörders und die Verdrängung jeglicher Schuld. Die Filmemacherin Vanessa Lapa stellt die unter anderem von Tobias Moretti (Stimme Heinrich Himmlers) und Sophie Rois (Stimme Marga Himmlers) gesprochene Text-Auswahl einer Collage aus Archivbildern gegenüber. Dabei handelt es sich um überwiegend unveröffentlichtes Material.

Fr, 3. Nov · 18:30-19:15 · PHOENIX
Mein Ausland: „Schaut’s net aus dem Fenster“ – 70 Jahre Krimmler Judenflucht nach Palästina

Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten mehr als 200-tausend Juden zwischen 1945 und 1948 Richtung Palästina. Österreich war ein wichtiges Transitland für diesen Exodus und Salzburg die Drehscheibe. Tausende Flüchtlinge mussten nachts ohne richtige Ausrüstung, oft mit Kleinkindern oder schwanger, ins hochalpine Gelände. Sie gingen über den Krimmler Tauernpass nach Italien und weiter dem gelobten Land entgegen. Denn die Engländer, damals Besatzungsmacht in Palästina, wollten den jüdischen Zuzug verhindern und schnitten in ihren österreichischen Besatzungszonen Osttirol und Kärnten alle Fluchtmöglichkeiten ab. Auch die Franzosen verweigerten die Durchreise durch Nordtirol. Als einziges Schlupfloch blieben den verzweifelten Menschen, die gerade erst dem Holocaust entronnen waren, die Krimmler Tauern, wo die amerikanische Besatzungszone Österreichs an Italien grenzte.Das „Schlupfloch“ hatte Marko Feingold, Jahrgang 1913 und Überlebender von vier Konzentrationslagern, 1947 entdeckt, nachdem er seit 1945 bei der Betreuung jüdischer Flüchtlinge in Salzburg mitgewirkt hatte. Feingold beteiligt sich weiterhin jedes Jahr an dem Gedenkmarsch, der im Juni von Österreichern gemeinsam mit Israelis initiiert wird. Er erinnert sich, dass die Juden in Krimml von der österreichischen Gendarmerie nicht gerne gesehen waren. Aber die Polizisten bekamen die Anweisungen vom Innenministerium, nicht aus dem Fenster, sondern wegzuschauen. Auch die Amerikaner wussten von den Transporten, hatten aber die Weisung, weder zu helfen noch zu behindern. Anlässlich des 70. Jubiläums der Judenflucht über die Krimmler Tauern hat ARD-Korrespondentin Susanne Glass die noch lebenden Zeitzeugen in Israel besucht.

Fr, 3. Nov · 19:15-20:00 · PHOENIX
Der See Genezareth – Das vierte Meer Israels

Seit biblischen Zeiten ist der See Genezareth bekannt. Immerhin wandelte schon Jesus über den See. Da das ARD-Team dies nicht kann, macht es eine Reise rund um den See, um Land und Leute in einer der schönsten Regionen des Heiligen Landes vorzustellen. So begegnen sie etwa einem Fischer, der darüber klagt, dass es kaum noch Fische im See gibt. Sie besuchen das Benediktiner Kloster in Tabgha und sie wandern durch Tiberias, eine Stadt am See, die von Herodes Antipas im Jahre 17 n. Chr. errichtet wurde.

Sa, 4. Nov · 22:45-23:30 · 3sat
Zubin Mehta – Partitur eines Lebens

Der indische Dirigent Zubin Mehta war Chefdirigent von vielen großen Orchestern in Amerika und Europa. In der Dokumentation blickt der Stardirigent zurück auf seine Laufbahn. Mit Wien verbinden Zubin Mehta nicht nur intensive Arbeitsjahre mit den Wiener Philharmonikern in Konzert und Oper: Schon in seiner Jugend absolvierte Mehta dort ein Studium beim mittlerweile legendären Dirigentenlehrer Hans Swarowsky. Mehta wirkte acht Jahre als musikalischer Leiter der Bayerischen Staatsoper in München und ist auf Lebenszeit Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra. Seit 1985 ist er dem Maggio Musicale und der Oper in Florenz verbunden und fungiert in Valencia als Präsident eines Musikfestivals.

So, 5. Nov · 03:55-05:45 · 3sat
Jimmy P.

Der indianisch-stämmige Amerikaner Jimmy hat im Zweiten Weltkrieg gekämpft. Seitdem leidet er unter Anfällen und gilt als schizophren. Hilfe kommt von einem progressiven Psychoanalytiker. Das bewegende Drama von Regisseur Arnaud Desplechin über Freundschaft, Menschlichkeit und das komplexe Verhältnis von Körper und Seele lief im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes 2013. Über Jimmy Picards Geisteszustand besteht kein Zweifel: schizophren. Als der Kriegsveteran, ein amerikanischer Ureinwohner des Blackfoot-Stammes, 1948 nach Kansas zurückkehrt, plagen ihn Schwindel, zeitweise Erblindung und Gehörverlust – Symptome, die die Ärzte als Zeichen für eine multiple Persönlichkeit deuten. Jimmy ist bereit, sich als unheilbar aufzugeben, als eine exzentrische Persönlichkeit in sein Leben tritt: Dem jüdischen Psychiater Georges Devereux gelingt es, den verschlossenen Indianer zum Sprechen zu bringen. Wird er aber auch der Ursache auf den Grund kommen?

So, 5. Nov · 11:00-12:30 · 3sat
Hannah Arendt – Die Pflicht zum Ungehorsam

Hannah Arendt ist eine der einflussreichsten politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Der Film dokumentiert ihre Relevanz für politisches Handeln unserer Tage. In jüngster Zeit hat Hannah Arendts Werk eine neue Aktualität erhalten. Doch was sagen ihre Schriften jungen Leuten von heute, einer Generation, die sich jenseits nationaler oder kontinentaler Beschränkungen bewegt? Und die Partei ergreift für ein „Denken ohne Geländer“ (Hannah Arendt) der Systeme, Ideologien und Wunschvorstellungen? Ob im Arabischen Frühling, beim Protest gegen politische Repressionen in der Ukraine, in Hongkong, in Kanada, dem Engagement der Occupy-Bewegung, bei NGOs oder beim Publikmachen staatlich sanktionierten Ausspionierens ganzer Völker. Hannah Arendts Buch „Über die Revolution“ nimmt eine zentrale Bedeutung bei der politischen Debatte von Oppositionellen in den Ländern des Arabischen Frühlings ein, ihr Essay „Macht und Gewalt“ hilft bei der Betrachtung der Unrechtsregimes unserer Tage, und ihr „Bericht von der Banalität des Bösen“, das vermutlich zu den meist zitierten Versuchen zählt, die Wurzeln und Abgründe des nationalsozialistischen Regimes in der Person von Adolf Eichmann zu erfassen, verweist auf unsere modernen Gesellschaften. Der Film spielt auf zwei Ebenen: Er porträtiert Hannah Arendt, ihre „Vita activa“, und zeichnet ihren exemplarischen Weg als deutsche Jüdin nach, die sich stets dem Ungehorsam verpflichtet fühlte. Geboren 1906 in Hannover, Studium bei den Philosophen Karl Jaspers und Martin Heidegger, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, Flucht aus Nazi-Deutschland und Emigration in die USA, wo sie sich in der zionistischen Bewegung und der Erforschung und Deutung des Totalitarismus widmete: Hannah Arendt ging es vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Massenbewegung und dem totalitären Bewusstsein stets darum, den Menschen vor seiner Degradierung zum Konsumenten, „Automaten“ und reinen Bürokraten zu bewahren. Denn diese sind in ihren Augen willenlose Wesen, die „leer“ sind und mit denen Ideologen alles machen können. Hannah Arendts politisches Denken blieb stets der Aktualität verbunden. Und so schlägt der Film immer wieder Brücken zu gegenwärtigen Entwicklungen und Brennpunkten nach Ägypten, in die Ukraine, nach Israel, Hongkong und Kanada.

Mo, 6. Nov · 05:50-06:20 · RBB
„Mein Himmel ist voller Musik …“ – Die israelische Komponistin Ella Milch-Sheriff

Ein Schlager plätschert aus den Lautsprechern am Strand von Tel Aviv. Lachende, Ballspielende, flirtende junge Menschen. Eine mädchenhafte blonde Frau spaziert am Meer. Eine harsche Melodie verdrängt den Schlager. Es ist die Musik, die sie in ihrem Kopf hört. Es ist das Lied, das sie für ihren Vater geschrieben hat. „Der Himmel ist leer“ hatte der verzweifelte Baruch Milch in sein Tagebuch gekritzelt, 1942, nachdem die Deutschen seine junge Frau und seinen kleinen Sohn ermordet hatten. Das Leben des erfolgreichen jungen Arztes in Ostpolen war zu Ende – er hat überlebt, nicht gelebt. Er wurde ein Anderer. Dieser Überlebende gründete in Israel eine neue Familie. Aber er sprach nicht über das was geschehen war. Seine Tochter Ella wuchs mit seinem Schweigen und der vermeintlichen Kälte der Eltern auf, die sie nicht verstand, bis Dr. Milch seiner 13-jährigen Tochter sein Tagebuch in die Hand drückte. Ella erfährt von seiner ersten Familie und von dem unvorstellbaren Grauen, das er durchlebte. Sie erfährt von seinem Geheimnis und sie gibt schließlich diesem schwierigen, schweigenden Vater eine Stimme: in der Sprache, die die heute 56-Jährige am besten beherrscht: der Musik! Mit der Oper „Baruchs Schweigen“ hat sie seine Geschichte und ihre Kindheit verwoben und in Musik übersetzt. Die Filmemacherin Aneta Panek hat die Künstlerin begleitet: in Tel Aviv, nach Braunschweig zur Uraufführung von „Baruchs Schweigen“, nach Ostpolen, auf den Spuren ihres Vaters. Für die Geschichte der Musikerin hat sie assoziative und poetische Bilder gefunden, Film und Musik entfalten eine Sogwirkung. Ella Milch-Sheriff ist eine „Sabra“: Die in Israel Geborenen nennen sich nach der Kakteen-Frucht – außen stachelig und innen süß. In Israel ist die Musikerin und Komponistin von Konzerten, Kantaten, Opern, sehr bekannt. Sie hat u.a. in Berlin studiert, und Deutsch ist eine der vielen Sprachen, die sie spricht. Mit den jungen Sängerinnen und Sängern in Braunschweig probt sie die Szene, in der ihr Vater die „10 Gebote“ formuliert: So hat er sie in sein Tagebuch notiert, als er vom Massaker an seiner Familie erfuhr. Sie singen mit Geisterstimmen: „Du sollst keinen anderen Gott haben als dich selbst“, „Tu nur, was dir selbst nutzt“, „Vertraue keinem“ und: „Glaube nicht – der Himmel ist leer!“. Bei der Premiere verwandelt sich die Braunschweiger Bühne in das polnische Totenhaus von 1942. Was Historiker oder Publizisten häufig als „unfassbar“ beschreiben, hat an diesem Abend die Köpfe und Herzen der Zuschauer erreicht. „Mein Himmel ist nicht leer, mein Himmel ist voller Musik“, sagt Ella Milch-Sheriff in Tel Aviv, am Grab ihrer Eltern. Und lächelt. Versöhnt.

Di, 7. Nov · 22:30-00:00 · BR
Barenboim oder Die Kraft der Musik

Ausgangspunkt dieses Filmes ist die Eröffnung des Pierre Boulez Saales in Berlin am 4. März 2017. Der nach seinem engen Freund Pierre Boulez benannte und von Frank Gehry für 700 Zuhörer entworfene ovale Saal im Herzen von Berlin ist nicht nur eine spektakuläre, neue Spielstätte für klassische und zeitgenössische Kammermusik. Junge Musiker aus dem Nahen Osten – Juden, Christen und Muslime gleichermaßen – sollen hier gemeinsam studieren und musizieren: Ein Ausdruck von Daniel Barenboims tiefer Überzeugung, dass klassische Musik zum friedlichen Zusammenleben der Menschen im Nahen Osten und in allen anderen Krisenregionen der Welt beitragen kann und muss. Die Idee zur Barenboim-Said Akademie in Berlin entstand aus einem früheren Projekt, das Barenboim gemeinsam mit seinem Freund, dem Literaturtheoretiker Edward Said bereits 1999 mit der Gründung des West-Eastern Diwan Orchestra verwirklicht hatte. Dieses außergewöhnliche Symphonieorchester begleitete das Filmteam im Sommer 2017 auf seiner Konzertreise mit Daniel Barenboim nach Buenos Aires. Dabei wird Barenboims lebenslange Überzeugung, dass es für politische Konflikte wie den Nahostkonflikt nur kulturelle und menschliche, niemals politisch verordnete Lösungen geben kann, für die Zuschauer erlebbar. Der Höhepunkt der Reise nach Buenos Aires, der Heimatstadt Barenboims, ist das Konzert in dem spektakulären Opernhaus Teatro Colón, zu dem er gemeinsam mit  Martha Argerich, seiner Freundin seit Kindertagen, und dem West-Eastern Diwan Orchestra einlädt. Im Juni 2017 waren die Kameras dabei als Daniel Barenboim die Berliner Staatskappelle in George Bizets „Die Perlenfischer“, inszeniert von Wim Wenders, dirigierte. Letzte Station des Films ist die Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.

Mi, 8. Nov · 22:45-00:05 · BR
Der ewige Antisemit

Es war Liebe auf den ersten Blick, eine Liebe, die noch immer anhält – und so begeben sich die Freunde, der Publizist und Buchautor Henryk M. Broder und der Schriftsteller und Regisseur Leon de Winter auf die Suche nach der verlorenen Zeit, auf die Suche nach einem Deutschland, nach einem Europa, dem die Leichtigkeit des Seins abhandengekommen ist, auf eine Reise von Dresden über Paris bis hinauf ins kalte Malmö. „Der ewige Antisemit“ ist ein Road-Movie, eine intensive, schöne, nachdenkliche und melancholische Reise. Auch Hamed Abdel-Samad und Henryk M. Broder verbindet eine wunderbare Freundschaft seitdem sie vor fünf Jahren gemeinsam für die Doku-Reihe „Entweder Broder“ kreuz und quer durch Europa fuhren. Inzwischen wurde Hamed von den Muslimbrüdern mit einer Fatwa belegt, weil er von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf eine Auszeichnung annahm. Seitdem braucht er rund um die Uhr Personenschutz. Henryk, Leon, Hamed und ihr chauffierender Produzent Joe Schroeder fahren in wechselnden Konstellationen nach Dresden, Paris, Naumburg, Hildesheim, München und Malmö, um herauszufinden, was die Ereignisse der letzten Jahre für die Juden, die noch in Europa leben, bedeuten. Im Marais, dem alten jüdischen Viertel von Paris, leben nur noch wenige Juden. Seit dem Anschlag 2015 auf das Konzerthaus Bataclan dominieren nicht nur Touristen das Straßenbild, sondern auch schwer bewaffnete Einheiten der Armee. Henryk besucht die wenigen jüdischen Cafés und trifft unter anderen Alain Korcarz, der Frankreich trotz allem nicht verlassen will: „Mein Herz schlägt in Tel Aviv, aber Paris ist meine Heimat.“ In den Cafés rund um die Rue des Rosiers kann Henryk noch mit einigen Gästen Jiddisch sprechen. Und im Café der Psalmen, in dem die alten Maraisaner noch unter sich sind, lauscht Henryk den Erinnerungen der „Absolventen der Hochschulen von Auschwitz, Bergen-Belsen und Ravensbrück“. Leon de Winter prophezeit seinem Freund Henryk, dass „wir vermutlich die letzte Generation in Europa sind, die jiddische Kultur noch erlebt“. Zurück in Deutschland trifft Henryk in Hildesheim eine Hochschulpräsidentin, die eine ihrer Lehrkräfte nur als „naiv“ bezeichnet, nachdem diese 14 Jahre lang anti-israelisches Propagandamaterial in ihrem Seminar verteilte. In München besucht Henryk mit seinem Freund Hamed den Wirt eines jüdischen Restaurants, der sein zweites Lokal schließt, weil er es satt hatte, von deutschen Besuchern immer wieder beschuldigt zu werden: „Du nimmst den Arabern die Küche weg.“ Und in Naumburg treffen sie Hans Püschel, der nach der Wende die SPD mitgründete, um dann zur NPD überzutreten und als Holocaustleugner aufzutreten. In Schweden treffen sie den Rabbiner der jüdischen Gemeinde von Malmö. In seiner Synagoge sind die Scheiben aus Panzerglas. Der Lehrer einer Malmöer Grundschule erzählt, dass seine 6- bis 12-jährigen Schüler, deren Eltern vor ein paar Jahren nach Schweden kamen, ihre Konflikte aus ihrem Land mitbrachten. Er wird als „Drecksjude“ beschimpft und von Elfjährigen manchmal mit dem Hitlergruß empfangen. Von den 320.000 Einwohnern der Stadt Malmö sind 128.000 Migranten. Auf ihrer 5.000 Kilometer langen Reise diskutieren die Freunde in „Der ewige Antisemit“ klug und witzig, wütend und resigniert, melancholisch und erschüttert über die ewige Frage nach dem Ursprung des Antisemitismus, des Antizionismus, warum sich ausgerechnet die progressive Linke Ende der 60er-Jahre gegen Israel richtete und inwiefern die Zuwanderung aus muslimischen Ländern heute eine Rolle spielt. Trotz allem, so Henryk M. Broder ironisch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Bild oben: © BR – Henryk Broder unterwegs.

Do, 9. Nov · 00:20-01:55 · BR
Berlin ’36

Die USA drohen, nicht an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilzunehmen, falls jüdische Sportler aus dem deutschen Team ausgeschlossen werden. Und so wird Gretel Bergmann von NS-Funktionären in das Trainingslager der Deutschen beordert. Die jüdische Hochspringerin, die schon vor Jahren nach England emigriert war, hatte dort die Meisterschaften gewonnen und gilt als Favoritin für den Olympiasieg. Der Trainer Hans Waldmann ist begeistert von der jungen Sportlerin. Der „Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen“ fordert jedoch von ihm, Bergmann durch falsches Training wettkampfunfähig zu machen. So soll verhindert werden, dass durch den Sieg einer Jüdin die angebliche „Überlegenheit der arischen Rasse“ infrage gestellt wird. Als Waldmann sich weigert, wird er gegen einen anderen Trainer ausgetauscht, der Bergmann das Leben zur Hölle macht. Außerdem schickt der Reichsportführer eine weitere Konkurrentin gegen sie ins Rennen: Marie Ketteler – die in Wahrheit ein Mann ist. Doch die beiden Athleten freunden sich an. Das Historiendrama „Berlin ’36“ ist inspiriert von dem Schicksal der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann. Ihre Konkurrentin Marie Ketteler hieß in Wahrheit Dora Ratjen, war schon vor der Olympiade 1936 bekannt – und tatsächlich ein Mann. Regisseur Kaspar Heidelbach, der bereits 2003 mit „Das Wunder von Lengede“ eine bewegende Episode der deutschen Zeitgeschichte verfilmte, verdichtet die historische Begebenheit zu einem intensiven Drama um die Vermischung von Sport und Propaganda und rückt die Freundschaft zweier anfänglicher Gegnerinnen in den Vordergrund. Deren Zusammenhalt, allen Repressalien der Nazis zum Trotz, geht dank des intensiven Spiels von Karoline Herfurth und Sebastian Urzendowsky unter die Haut. Ein weiterer Glanzpunkt: Axel Prahl als widerständischer Trainer Hans Waldmann.

Do, 9. Nov · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Synagogen – Monumente gegen das Vergessen

Die Geschichte der Synagogen und der jüdischen Gemeinden in Deutschland von den mittelalterlichen Pestpogromen bis zur sog. Reichspogromnacht 1938 veranschaulicht diese Doku anhand von Spielszenen, virtuellen Rekonstruktionen von Monumentalbauten jüdischer Gotteshäuser und Augenzeugenberichten. Die digitale Rekonstruktion unwiederbringlich zerstörter Synagogen in Deutschland ist ein Großprojekt der TU Darmstadt gegen das Vergessen und für die Rückkehr in das architekturhistorische Bewusstsein. Vor einhundert Jahren prägten Synagogen das Bild der großen deutschen Städte: jüdische Gotteshäuser im orientalischen, neoromanischen oder neogotischen Stil, gebaut zumeist von christlichen Stararchitekten. Sie waren Ausdruck des wachsenden Selbstbewusstseins der jüdischen Gemeinden, aber auch des toleranten Miteinanders zwischen Juden und Christen – nach mehr als 1.500 Jahren der Verfolgung und Diffamierung. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ändert sich alles. Hitler setzt eine gigantische Maschinerie der Hetze und des Hasses gegen die jüdische Bevölkerung in Gang und findet Millionen von Erfüllungsgehilfen. In einer einzigen Nacht im Jahre 1938 werden mehr als 1.700 Synagogen zerstört, wird fast die gesamte jüdische Kultur in Deutschland vernichtet. Der Architekturstudent Marc Grellert will sich damit nicht abfinden. Unterstützt von Professor Manfred Koob, Experte der virtuellen Konstruktion historischer Monumente, bauen Forscher und Studenten der TU Darmstadt zerstörte Großsynagogen im Rechner wieder auf. Augenzeugen erinnern sich, wie „ihre“ Synagoge ausgesehen hat. Der Film erzählt in eindrucksvollen Bildern und cineastischen Inszenierungen die Geschichte der Synagogen, aber auch der jüdischen Gemeinden in unserem Land – von den mittelalterlichen Pestpogromen bis zur Reichspogromnacht, dem Terrorakt nationalsozialistischer Willkür. Bewegende Augenzeugenberichte erinnern an diese Tage vor fast acht Jahrzehnten, die zu den dunkelsten in der Geschichte unseres Landes gehören.

Do, 9. Nov · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Esther Bejarano – „Wo Musik spielt, kann es nicht so schlimm sein…“

Der 9. November 1938. SA-Schlägerkommandos und SS-Trupps setzen jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand. Tausende von Juden werden in dieser Nacht gequält, festgenommen, umgebracht. Esther Bejarano, die damals noch Loewy heißt, erlebt die Reichspogromnacht als 14-jährige. Von dieser Nacht an ist nichts mehr wie zuvor. Esther Loewy wird nach Auschwitz deportiert. Eine menschengemachte Hölle. Eine Hölle mit System. Ein „Ort ohne Klang“, wie die Musikerin sagt. Themenabend „Novemberpogrome 1938“ In diesem bewegenden Zeitzeugenportrait erzählt Esther Bejarano von ihrem Martyrium während des Dritten Reiches, bezeugt die sadistischen Grausamkeiten der Nazis und berichtet, warum ihr die Musik im Vernichtungslager das Leben gerettet hat.

Do, 9. Nov · 23:15-00:35 · HR
Der Dokumentarfilm: Kein Platz zum Leben

Die Dokumentarfilmerin Janet Tobias erzählt in „Kein Platz zum Leben“ vom dramatischen Überleben einer Gruppe ukrainischer Juden, die sich fast zwei Jahre lang in unterirdischen Höhlen vor den Nazis versteckten und so überlebten. Die Dokumentarfilmerin Janet Tobias erzählt in „Kein Platz zum Leben“ – Originaltitel „No Place on Earth“ – vom dramatischen Überleben einer Gruppe ukrainischer Juden, die sich während des Zweiten Weltkriegs vor dem nationalsozialistischen Terror verstecken mussten. Sie konnten nur überleben, indem sie 17 Monate lang in unterirdischen Höhlen blieben. 1993 stieß der US-amerikanische Höhlenforscher Chris Nicola durch Zufall bei der Erkundung eines ukrainischen Höhlenkomplexes auf die Spuren der Menschen, die sich 50 Jahre zuvor hier versteckt hatten: Knöpfe, ein Frauenschuh, ein alter Schlüssel als stumme Zeugen der Vergangenheit. Von Ortsansässigen erfuhr Nicola, dass einige jüdische Familien während des Zweiten Weltkriegs in den Höhlen Zuflucht vor den Nazis gesucht hatten. Nicola stellte eigene Nachforschungen an, und tatsächlich gelang es ihm, nach über neun Jahren Suche, einige der Überlebenden, die später nach Kanada und in die USA ausgewandert waren, aufzustöbern. Janet Tobias‘ Dokumentarfilm erzählt deren Geschichte mit einfühlsamem Reenactments und ausführlichen Interviews mit vier der Überlebenden. Sie berichten, wie sie in dem Höhlenkomplex den Holocaust überleben konnten – und reisen zum ersten Mal zurück an den Ort des Geschehens.

Do, 9. Nov · 23:35-00:18 · MDR
Wir waren doch Nachbarn

Die Filmdokumentation beleuchtet auf exemplarische Weise den Ablauf und die Auswirkungen der Reichsprogromnacht in Ostdeutschland. Wer waren Täter und Opfer vor Ort, wer Helfer und Zuschauer? Warum brannte die Synagoge in Suhl, in Görlitz jedoch nicht? Wie lief die Reichspogromnacht auf dem Dorf, in Kleinstädten wie Themar ab? Selbst dort, wo es manchmal nur einen jüdischen Kaufladen oder ein kleines Textil-oder Schuhgeschäft gab, wie im sächsischen Borna wurden Menschen „die Nachbarn waren“ gejagt, wurden Haus und Wohnung geplündert. Die letzten noch lebenden jüdischen Augenzeugen, Kinder und Enkel berichten, welche Bedeutung der 9. November 1938 für die Familie hatte. Bislang unbekannte Fotos, Dokumente und bewegte Bilder veranschaulichen die Abläufe zwischen Eisenach und Dresden.

Do, 9. Nov · 23:40-00:25 · ARD-alpha
Es geschah vor aller Augen

Zeitzeugen kommen zu Wort, jüdische vor allem aber nicht-jüdische, die die Reichskristallnacht miterlebt haben und sich daran erinnern, wie sie die Geschehnisse erlebten, was daheim, in der Schule, auf der Straße gesprochen wurde.  Auch Aussagen, Erinnerungen aus Tagebüchern bereits verstorbener Zeitzeugen berichten von den unterschiedlichsten Erlebnissen Unterschiedliche Erlebnisse,  Erfahrungen und Einschätzungen werden einander gegenüber gestellt. Sie ergeben ein differenzierteres Bild der damaligen Zeit und ihrer Menschen im Umgang mit diesem unerhörten Ereignis, das in der Rückschau wie das Startsignal für den beispiellosen Völkermord an den Juden gelten kann. Der Film macht verständlich, warum sich Menschen, Beteiligte, Angehörige und „bloße Zuschauer“ verhalten haben, wie sie sich verhielten. Am Schluss steht die Erkenntnis, dass es tausend Gründe für das Mitmachen, Wegschauen und Geschehen-Lassen  gibt, aber keine Entschuldigung.

Fr, 10. Nov · 00:35-01:20 · HR
Bubis – Das letzte Gespräch

Die Autorin Johanna Behre und der Regisseur Andreas Morell dokumentieren das Leben und Wirken von Ignatz Bubis in angespannten Zeiten. „Bubis – Das letzte Gespräch“ ist eine Annäherung an Ignatz Bubis und eine Auseinandersetzung mit diesem Land. Ein Nachdenken über das Ankommen und Weggehen, über Zugehörigkeit und Fremdsein. Bubis‘ damalige Bilanzen und Prognosen – der Hass und die Gewalt – das ist auch die Gegenwart: Deutschland im Jahr 2017. Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Wenige Monate vor seinem Tod gibt Ignatz Bubis im Jahre 1999 sein letztes Interview. Seine Lebensbilanz ist unüberhörbar: „Ich habe nichts oder fast nichts erreicht.“ Das Gespräch mit den beiden Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann erscheint im Stern und entfacht eine heftige Debatte. Es wird ein Gespräch über Angst, Schuld, Deutschland und sein Leben als Jude in Deutschland. Bubis sinnt nach über die Macht des Zufalls und spricht über die Deutschen und ihren Umgang mit dem Holocaust. Bis heute gilt dieses Interview als Bubis‘ Vermächtnis. Die unmittelbare Erfahrung von Bubis‘ Desillusionierung und seine Einsamkeit, sie werden zum Ausgangspunkt der Erzählung. Für die Dokumentation, eine Zusammenarbeit von hr, rbb, NDR und AVE, wurde das letzte Interview mit dem Schauspieler Udo Samel als Ignatz Bubis so einfach wie eindrucksvoll in Szene gesetzt. Es bildet den Rahmen für die Dokumentation. Interviews mit Bubis‘ Tochter Naomi in Tel Aviv, den Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann, mit Weggefährten – wie Salomon Korn, Michel Friedman und Daniel Cohn-Bendit – entwerfen ein intimes und umfassendes Porträt. Ihre Erinnerungen und sorgfältig ausgewählte Archiv-Sequenzen führen zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Ignatz Bubis als Immobilieninvestor in Frankfurt am Main etablierte und recht bald als „jüdischer Spekulant“ angegriffen wurde, zurück in die Jahre seines politischen Engagements als „deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“, als Brückenbauer, als Mahner und „moralische Autorität“ im Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Entstanden ist dabei eine intensive bild- und wortgewaltige Annäherung an einen streitbaren, engagierten Deutschen – der die deutsche Gesellschaft, in der er lebte, zu Lebzeiten nicht in Ruhe ließ. Der unbequem war, der sich angesichts von ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, Ausschreitungen und rechtsradikalen Wahlerfolgen einmischte und seine Stimme erhob. Die Autorin Johanna Behre und der Regisseur Andreas Morell dokumentieren das Leben und Wirken von Ignatz Bubis in angespannten Zeiten. „Bubis – Das letzte Gespräch“ ist eine Annäherung an Ignatz Bubis und eine Auseinandersetzung mit diesem Land. Ein Nachdenken über das Ankommen und Weggehen, über Zugehörigkeit und Fremdsein. Bubis‘ damalige Bilanzen und Prognosen – der Hass und die Gewalt – das ist auch die Gegenwart: Deutschland im Jahr 2017.

Fr, 10. Nov · 02:10-04:00 · Das Erste (ARD)
Hanussen

Während des Ersten Weltkriegs erkennt ein Arzt bei dem Österreicher Klaus Schneider die Fähigkeit, Gedanken zu lesen und die Zukunft vorherzusagen. In den Jahren nach dem Krieg begeistert Schneider, der sich inzwischen Erik Jan Hanussen nennt, das Publikum mit seinen verblüffenden Fähigkeiten und wird auch über Deutschlands Grenzen hinaus ein Star. Er genießt den Reichtum und seinen Ruhm, pflegt Kontakte zu den besten Kreisen der Gesellschaft. 1930 sagt er Hitlers politischen Triumph voraus und wird immer stärker in die mörderische Welt der Politik hineingezogen. Klaus Maria Brandauer verkörpert in István Szabós meisterhaftem Drama „Hanussen“ den legendären Hellseher Erik Jan Hanussen, der 1933 von den Nazis ermordet wurde. Europa, während des Ersten Weltkriegs. Der österreichische Soldat Klaus Schneider (Klaus Maria Brandauer) wird im Feld verwundet und in ein Lazarett eingeliefert. Bei seiner Untersuchung macht der Arzt Dr. Bettelheim (Erland Josephson) eine verblüffende Entdeckung: Der Patient ist in der Lage, Gedanken zu lesen und zukünftige Ereignisse vorauszusagen. Nach seiner Genesung und dem Ende des Krieges beginnt Schneider, aus seinen Fähigkeiten Kapital zu schlagen. Aber erst als er sich mit seinem gewieften Kriegskameraden Nowotny (Károly Eperjes) zusammentut, den glamourösen Künstlernamen Erik Jan Hanussen annimmt und den tragischen Untergang eines Ozeandampfers voraussagt, nimmt seine Karriere Fahrt auf. Nicht einmal eine Anklage wegen Hochstapelei kann seinen Aufstieg bremsen, im Gegenteil: Der vom Gericht bezeugte, triumphale Beleg seiner Fähigkeiten macht ihn endgültig zum Star. Auch international findet Hanussen in den folgenden Jahren immer größere Beachtung. Von Ruhm und Reichtum verwöhnt, kostet er mit seiner Lebensgefährtin Valery de la Mer (Grazyna Szapolowska) das schöne Leben aus. In der besseren Gesellschaft Berlins ist er ein gern gesehener Gast. Den politischen Veränderungen, die sich gegen Ende der 20er Jahre anzukündigen beginnen, steht er zunächst gleichgültig gegenüber. Hanussen bezeichnet sich stets als unpolitischen Künstler, dennoch sagt er 1930 Hitlers Machtantritt voraus. Dies bringt ihm die Gunst des „Führers“ ein, seine Freunde hingehen reagieren entsetzt, nicht zuletzt Dr. Bettelheim, der als Jude schon bald um sein Leben fürchten muss. Seine eigene jüdische Herkunft kaschiert Hanussen kaum, er hält sich aufgrund seiner glänzenden Beziehungen für unantastbar. Bis er bei einem spektakulären Auftritt mit der Vorhersage des Reichstagsbrands für einen Eklat sorgt und als Verräter bei den Nazis in Ungnade fällt. Nach „Mephisto“ und „Oberst Redl“ war „Hanussen“ der letzte Teil einer Trilogie, in der Regisseur István Szabó und sein Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer Aufstieg und Fall dreier historischer Persönlichkeiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts thematisierten. Obwohl man längst nachgewiesen hat, dass Hanussens Hellseherei allein auf Tricks und Täuschungen basierte, bieten die Gründe für seine Kenntnis über die Wahl Hitlers und den Reichstagsbrand bis heute Stoff für Spekulationen. „Hanussen“, detailreich ausgestattet und von Kameramann Lajos Koltai bestechend fotografiert, wurde 1989 für den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert. Klaus Maria Brandauer erhielt für seine eindringliche Darstellung eine Nominierung zum Europäischen Filmpreis.

Fr, 10. Nov · 02:35-03:25 · arte
Durch die Nacht mit … Joann Sfar und Javier Mariscal

Fantasievoll, rasant, pulsierend: Mit dem französischen Comic-Künstler Joann Sfar und dem spanischen Designer Javier Mariscal wird der Streifzug durch das nächtliche Barcelona zu einem wilden Comic-Strip. Es geht um fantastische Literatur und Vampirsagen, sprechende Lampen oder die Poesie einer Gartenbank. Die motivhungrigen Zeichner tauchen ein in das Universum Mirós, schwelgen im Retro-Design, lassen sich von einer Klezmer-Band inspirieren und schweben in den Sonnenuntergang hoch über dem Hafen der Metropole. Von Mariscals Kreativlabor in einem alten Industriepark ziehen sie zu Barcelonas Special-Effect-Gurus. Leidenschaftlich diskutieren sie die gefühlvollen Filmfiguren aus Mariscals „Chico & Rita“ und die surrealen Animationen von Sfars „Gainsbourg“. In einer kubanischen Bar lassen sie mit Regisseur Fernando Trueba die wilde, extrovertierte Zeit des kubanischen Jazz wieder aufleben. Es geht um kulturelle Klischees, Symbole, Visionen, und Sfar, dessen populärstes Werk sich um das Judentum dreht, bekennt, „kein bisschen religiös“ zu sein. Vor allem aber wird gezeichnet. Immerzu und überall. Auf Tischdecken, Fenster, Telefonhörer. Das pulsierende Barcelona ist ein unerschöpflicher Quell an Motiven. Wo das Zeichnen für Sfar ein Weg ist, an die Realität heranzukommen und den Fluss der Zeit anzuhalten, macht Mariscal ein Spiel daraus, jedem Ding ein kleines Lächeln zu verleihen. So entsteht im Lauf dieser spanischen Nacht ein heiteres, visuell opulentes Portfolio, das von einer Stadt erzählt, die vor Lebenslust und Modernität vibriert und in der man sich zu vergnügen versteht.

Fr, 10. Nov · 17:40-18:35 · arte
In den Hügeln der Negev

Für den Beduinenstamm El Talalka in der Negev-Wüste im Süden Israels sind die Lebensbedingungen prekär. Die israelische Regierung hat zudem beschlossen, die Behausungen der arabischen Beduinen zu zerstören, um die Nomaden in einer Stadt sesshaft – und damit besser kontrollierbar – zu machen. Die Dokumentation berichtet über den Alltag des Beduinen Muhammad, der täglich um den Erhalt der traditionellen Lebensweise der Beduinen inmitten einer modernen Welt kämpfen muss, zugleich aber für seine Kinder ein Leben im Zeichen des Fortschritts erhofft. Muhammad reibt sich in seinem einsamen Kampf auf. Wird ihm sein Glaube eine Hilfe sein?

Fr, 10. Nov · 18:35-19:20 · arte
Wasser ist Zukunft: Der Jordan – Fluss des Friedens?

Der Jordan ist die wichtigste Wasserquelle für Jordanier, Israelis und Palästinenser – und sowohl eine Wiege der Kulturen als auch Grenzfluss zwischen Israelis, Jordaniern und Palästinensern. Immer wieder birgt sein Wasser Grund für Konflikte – aber auch für Verhandlungen und Verträge zwischen Israelis und Arabern. Die Dokumentation taucht ein ins Jordantal – die Kornkammer und den Gemüsegarten Israels und Jordaniens, wo die intensive Landwirtschaft dem Fluss das Wasser abgräbt. Am Toten Meer kommt nur noch ein Rinnsal an. Doch in Israel, Jordanien und Palästina gibt es heute Menschen, die den Jordan retten wollen. Als Israel und Jordanien 1994 Frieden schließen, gründet der israelische Umweltschützer Gidon Bromberg gemeinsam mit jordanischen und palästinensischen Partnern die Umweltorganisation EcoPeace. Über alle Grenzen hinweg arbeiten ihre Aktivisten heute nicht nur für den Schutz der Natur, sondern auch daran, das Vertrauen zwischen den Menschen aufzubauen. In Jordanien reaktiviert EcoPeace einen Regenwasserspeicher, um in der Wüste einen Wald wachsen zu lassen. Im palästinensischen Jericho lernen Schüler, wie man mit einfachen Mitteln Haushaltswasser recycelt. In Israel beweisen Fischfarmer, dass sich mit neuen Technologien viele Millionen Liter wertvolles Jordanwasser sparen lassen. Zukunftsperspektiven in noch größeren Dimensionen eröffnen moderne israelische Meerwasserentsalzungsanlagen, die mehr Trinkwasser produzieren als zur Versorgung der Bevölkerung nötig ist. Je weniger Wasser dem heiligen Jordan entnommen werden muss, desto eher kann er wieder werden, was er früher war: die Lebensader des Nahen Ostens.

Sa, 11. Nov · 17:35-18:00 · arte
Verschollene Filmschätze – 1940. Charlie Chaplin dreht „Der große Diktator“

Die Dreharbeiten zu Charlie Chaplins „Der große Diktator“ beginnen im September 1939 in Hollywood, nur wenige Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die Arbeit am Film dauert an, während Hitler immer größere Teile Europas verwüstet. Die Handlung spielt in einem imaginären Land, das unschwer als das Dritte Reich erkennbar ist. Der Film soll auf die Gefahren des Nationalsozialismus und die entsetzliche Judenverfolgung durch das Hitler-Regime aufmerksam machen. In seiner Wahlheimat, den USA, stößt Charlie Chaplin mit seinem Projekt zunächst auf Skepsis. Er erhält zunächst keine große Unterstützung für seinen Film. Viele Amerikaner sind gegen den Kriegseintritt der USA. Was hat Chaplin bewogen, den Film dennoch fertigzustellen und sogar selbst zu finanzieren? Und wer filmte die farbigen Amateuraufnahmen von den Dreharbeiten am Set? Was verraten die Bilder über die Arbeitsmethoden des Regisseurs, Schauspielers und Produzenten Charlie Chaplin?

So, 12. Nov · 15:30-15:45 · RBB
Laurel und die Bagels – Jüdisches Gebäck – neu entdeckt

Laurel Kratochvilas Welt ist rund, schmackhaft und hat ein Loch – Laurel hat ein Faible für Bagels. Die junge Frau aus Boston ist Wahl-Berlinerin und hat ihre Bagel-Leidenschaft nach Deutschland mitgebracht. Sie verdankt die Liebe zu dem jiddischen Gebäck ihrer Großmutter, von der sie die besten Rezepte hat. Laurel Kratochvila stammt aus einer säkularen jüdischen Familie, wollte eigentlich Medizin studieren, ging dann nach Israel und arbeitete für eine NGO. In Prag lernte sie dann ihren Mann kennen. Das Paar betreibt inzwischen in Berlin einen Buchladen. Und dort kann man seit einiger Zeit die Bagels von Laurel genießen. Das handtellergroße Gebäck mit Loch in der Mitte ist in den USA sehr beliebt. Der Name kommt aus dem Jiddischen. Juden aus Osteuropa haben es im 19. Jahrhundert dorthin gebracht. In den USA, erzählt Laurel Kratochvila, gebe es eine regelrechte jüdische Food-Revolution, weil viele junge Menschen die Rezepte ihrer jüdischen Großeltern entdecken. Dass auch in Berlin die Highlights aus der jüdischen Küche eine Renaissance erfahren, dazu will sie mit ihren Bagels beitragen.

Mi, 15. Nov · 18:35-19:20 · arte
Städte am Meer: Tel Aviv

Tel Aviv war einst der rettende Hafen für Juden aus der Diaspora, heute reißt der Strom freiwilliger Zuwanderer nicht ab. Die Dokumentation zeichnet ein facettenreiches Bild von Israels zweitgrößter Stadt, deren Name so viel wie „Hügel des Frühlings“ bedeutet. Tel Aviv wurde buchstäblich auf Sand gebaut, nachdem jüdische Familien 1909 mit Muscheln vom Strand die Parzellen ausgelost hatten, auf denen sie die ersten Häuser errichteten. Nazi-Verfolgung, stalinistische Bedrohung und Anfeindungen in arabischen Ländern machten sie zum Zufluchtsort für Juden unzähliger Nationalitäten. In Israel heißt es, Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv tanzt. Lifestyle, Kreativität und Individualität sind die Visitenkarte der Stadt am Mittelmeer. Wer hier mithalten will, nimmt sich einen Personal Trainer wie Maria Pomerantz. Die Bodybuilderin erzielt Spitzenhonorare, indem sie ihre Kunden quält. Die Sicherheitsstandards der immer wieder von terroristischen Anschlägen bedrohten Stadt sind hoch. Dennoch gibt die Dokumentation Einblick in den War-Room, ein multimedial ausgerüstetes Krisenzentrum drei Stockwerke unter der Erde, und begleitet den städtischen Sicherheitschef David Aharony. Um die alltäglichen Sorgen der Bewohner Tel Avivs kümmern sich etwa die Gassigeher von DogMen, einem Start-up, das einen allumfassenden Service für rund 80.000 Hunde bietet. Der neueste Trend ist die vegane Küche. Als die Restaurantchefin Nana Shrier Fleisch von ihrer Speisekarte verbannte, prophezeiten ihr viele das Aus. Aber bis heute wird im „Nanuchka“ jeden Abend auf den Tischen getanzt.