Den Tatsachen ins Auge blicken

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Diese Bundestagswahl ist definitiv eine Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Über 13 Prozent für die AfD, drittstärkste Partei, die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet…

„Sie sind wieder da“, „genau wie 1930“, das sind viele Reaktionen, die man hören und lesen kann. Ist der Vergleich mit den Nationalsozialisten tatsächlich angebracht? Drastisch formulierte es der Journalist und Publizist Karl Pfeifer: „Weil die AfD ca. 13 Prozent bei den Bundestagswahlen erhalten hat, schlagen „Antifaschisten“ einen falschen Alarm. Sie setzen die AfD mit der Nazipartei 1933 gleich und merken in ihrer Einfalt gar nicht, dass sie den Nationalsozialismus damit verharmlosen.“ Ist also Zurückhaltung angebracht? 

Nein, nur keine Gleichsetzung. Aber wir brauchen den historischen Vergleich, weil wir um die Konsequenzen des Nicht-Erkennens wissen. Die AfD mag nicht die Vernichtung aller Juden planen, aber wir sollten sehr genau hinhören. Wenn zum Beispiel AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland nach der Wahl sagt: „Die Bundesregierung kann sich warm anziehen. Wir werden Frau Merkel, oder wer immer es wird, jagen. Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen.“

Zuhören und konsequent dagegen halten, denn wir wissen, wohin das Gerede vom Menschenjagen führen kann.

Zum Wahlergebnis erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, er erwarte von den demokratischen Kräften, „dass sie das wahre Gesicht der AfD enthüllen und die leeren, populistischen Versprechen der Partei entlarven.“ Ich befürchte, das ist nicht nötig, denn die AfD wurde genau für das gewählt, was sie auch ist, eine reaktionäre, rassistische, anti-feministische, teils antisemitische Partei, die sich den Mund nicht verbieten lassen will. 13 Prozent der Wähler haben die AfD nicht nur gewählt, weil sie was gegen Flüchtlinge hat, die allermeisten von ihnen fühlen sich in ihrem reaktionärem, rassistischem, anti-feministischem, teils antisemitischem Weltbild von den übrigen Parteien nicht vertreten.

Das ist ein Grund, sich große Sorgen zu machen. „Jetzt gilt es, im Parlament selbst für die Demokratie zu kämpfen und ihre Werte vehement zu verteidigen. Die anderen im Bundestag vertretenen Parteien dürfen sich von der AfD weder gegeneinander ausspielen noch provozieren lassen“, heißt es vom Zentralrat der Juden in Deutschland.

Das gleiche gilt auch für die Gesellschaft insgesamt, lassen wir uns nicht gegeneinander ausspielen und provozieren, Christen, Juden, Muslime, Frauen, Männer… Sorgen wir dafür, dass unser Land nicht zu einem reaktionärem, rassistischem, anti-feministischem und antisemitischem Alptraum verkommt.