Freundschaftsanfragen aus dem Irak

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Dass bei vielen Menschen in der arabischen Welt das Wort „Israel“ nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst, ist hinlänglich bekannt. Das aber hält die Mitarbeiter des Referats für digitale Diplomatie nicht davon ab, auch auf Arabisch mit den Nutzern der sozialen Netzwerke zu kommunizieren. Bereits seit mehreren Jahren unterhält das Außenministerium etwa die Facebook-Seite „Israil tatakalum bi-l-‘arabiya“ (Israel spricht Arabisch)…

Dort nun, so erzählt es Yonathan Gonen, der Leiter der Abteilung für digitale Diplomatie auf Arabisch, ereigneten sich seit einiger Zeit erstaunliche Dinge: Seit dem jüngsten Anschlag auf dem Tempelberg und den darauffolgenden Ereignissen erlebe man eine regelrechte Solidaritätswelle von Nutzern – aus dem Irak.

Das Außenministerium erhalte in den vergangenen Tagen unzählige Bilder und Nachrichten der Freundschaft, Unterstützung und sogar Aufrufe zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Irak und Israel. Darüber hinaus haben irakische Nutzer verschiedene Facebook-Seiten eingerichtet, und sogar eine Internetseite, deren Ziel die Aufnahme von Beziehungen zwischen den beiden Ländern ist.

Die Reaktionen enthielten etwa Kritik an der „Scheinheiligkeit der arabischen Völker“, gemeint sind Ägypten und Jordanien, die einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen haben. Eine der zentralen Behauptungen ist, dass diese Länder nicht berechtigt seien, Kritik an Normalisierungsbestrebungen in den Beziehungen zu Israel zu üben, wenn sie selbst doch Frieden geschlossen hätten. Ein weiteres zentrales Argument ist, dass die Normalisierung mit Israel keine Schande sei, solange die Interessen beider Staaten gewahrt würden. Parallel dazu gibt ein Teil der Nutzer zu, dass ihr Wunsch nach der Aufnahme von Beziehungen zu Israel nicht durch Liebe zu dem Land motiviert sei, sondern vor allem durch ihre Enttäuschung über die arabischen Staaten und ihren Wunsch, den Terror im eigenen Land zu besiegen.

Sayed aus Bagdad zum Beispiel schreibt an das israelische Außenministerium: „Alle Iraker sind auf eurer Seite, nicht unbedingt aus Liebe. Israel hat uns nicht [einmal] mit Steinen beworfen, und unsere arabischen Brüder haben uns Selbstmörder geschickt und sie finanziert und uns bekämpft.“

Abdallah Bassem aus Bagdad schreibt: „Eine Botschaft aus Bagdad nach Tel Aviv: Wir erkennen den Staat Israel an – das auserwählte und siegreiche Volk. […] Wir als Iraker würden uns freuen, Israel zu besuchen und würden den Besuch von Israelis in ihrer zweiten Heimat, dem großen Irak, sehr begrüßen.“

Badr aus Basra schreibt: „Die Iraker haben jahrelang gelitten, während sich die Israelis schon Jahrzehnte weigern, mit dem Terror zu leben. Man muss die Palästinenser in Länder ausweisen, die Tod und Zerstörung propagieren.“

Das Außenministerium sendete Badr die folgende Antwort: „Wir teilen Ihre mutige Auffassung und wissen, dass Sie gelitten haben. Was Terror betrifft, sitzen wir im selben Boot, und hoffen, dass die Söhne des Irak in Sicherheit werden leben können. Was Ihren Vorschlag betrifft: Wir werden niemals jemanden ausweisen, da wir alle Söhne derselben Region sind, und es keine Alternative zu einem gemeinsamen Leben gibt. Wir glauben an Frieden in der Region.“

Ein interessanter Punkt, der in den Reaktionen der Iraker, die ans Außenministerium geschrieben haben, immer wiederkehrt, ist, dass der Staat Israel Realität und seine Existenz eine Tatsache ist und es schade sei, Energien und Geld darauf zu verwenden zu versuchen, diese Realität zu verändern. Hierzu haben nicht wenige Nutzer geschrieben, dass das irakische Volk des Tötens und Blutvergießens müde sei, und eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel den Irak wirtschaftlich voranbringen und bei seinem Wiederaufbau helfen würde.

Natürlich gibt es auch andere Stimmen: So schreibt etwa ein Nutzer, jeder Iraker, der etwas auf sich halte, würde für die „Befreiung Palästinas und Jerusalems“ eintreten.

Yonathan Gonen erklärt, die Iraker seien in dieser Frage wohl gespalten, „aber die Tatsache, dass solche [pro-israelischen] Ansichten überhaupt offen und ohne Angst geäußert werden, zeugt davon, dass es sich nicht nur um ein Randphänomen handelt. Hätte jemand so etwas vor 20 oder 30 Jahren offen gesagt, wäre die Person dafür gehängt worden.“

Sogar Emoticons mit Herzchen und Küssen gingen immer wieder ein, so ein Mitarbeiter des Außenministeriums. „Für uns ist das wie die Luft zum Atmen“, erklärt er, „denn es gleicht ein wenig die Beschimpfungen aus, die wir jeden Tag, jede Stunde, Minute und sogar jede Sekunde erhalten. Es macht einfach Spaß, das zu sehen.“

Ynet, 08.08.17, Newsletter der Botschaft des Staates Israel
Shabbat-Gruß des Außenministeriums aus Eilat auf Arabisch