Behance

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„Behance“ ist der Name einer Online-Plattform, worauf sich Angehörige kreativer Berufe präsentieren und entdeckt werden können. In Ausstellungen rund um den Globus werden zur gleichen Zeit Werke ausgewiesener Künstler gezeigt, die an dieser Community angeschlossen sind. 9 „Behance- Künstler“ unterschiedlicher Nationalität und Ausrichtung treten am Standort München in der von Philip Below geleiteten „Galerie Ars 24“ auf…

Kurator der Werkschau ist der ungarische Maler, Zeichner und Grafiker Moran Haynal, der mit einer traditionsgebundener und besonders innovativer Technik zugleich arbeitet. Er ist Mitglied des Ungarischen und Israelischen Künstlerbundes sowie der Wiener Secession und der Association Nationale des Arts Plastiques (UNESCO). Kalligraphie und die in Beth El Sofrut erlernte alte jüdische Schriftkunst bleiben eine absolute Domäne dieses Künstlers, der seine frühe Kindheit in Berlin verlebt, Kunst an der Wiener Kunstakademie und schließlich Kommunikationswissenschaften in Budapest studiert hat. Seine Werke verstehen sich als glanzvolle Umsetzung der überlieferten Technik, womit jüdische Schreiber die gezeichnete Linie mit einer geschriebenen Zeile ersetzten, um das traditionelle Bilderverbot umzugehen. Haynals großformatige Gemälde mit ihren erotisch anmutenden Frauenportraits von blendender Schönheit und den dekorativen Elementen, die er aus der hebräischen Schreibkultur oder aus der heutigen Werbung filtriert, hängen ganz am Anfang der Ausstellung im ersten Stockwerk. Sie stehen am Beginn des roten Fadens, der sich durch die Schau durchzieht und immer wieder auf ihn und sein Schaffen zurückführt. Die Ausstellung orientiert sich in der Tat keineswegs an einem vorgegebenen Thema oder an einem Konzept. Sie baut vielmehr auf Verknüpfungen, Connections – besser noch – auf Correspondances, die der Besucher selbst ausfindig machen kann und soll. Denn das Kunstwerk – wie Francis Bacon suggeriert – „entsteht im Kopf des Betrachters…“

Frauenbildnisse gemalt auf sehr unterschiedlicher Art sind die am Meisten verbreiteten Motive. Nachdenkliche Damen – etwas in sich versenkt – aus bürgerlichen Verhältnissen, blicken zu uns aus den Bildern der jungen Israelin Ofra Ohan, deren klassischer Stil uns ins XIX. Jahrhundert zurückversetzt. Ein Hauch von Nostalgie für eine verlorene Welt steckt vielleicht in den kleinformatigen Werken – darunter auch Stillleben -, in denen sich – wer weiß – ein biographischer Zug dieser Künstlerin verbirgt, die u.a. Sujets aus alten Fotos aus dem Familienalbum aussucht, die sich am Besten eignen, um in moderne Malerei übersetzt zu werden. Dabei ist für sie die Auswahl der Bilder wichtiger als das Motiv selbst. Frauenköpfe mit variierender Kopfbedeckung – eine Araberin – eine Inderin – inspirieren die aus Budapest stammende, seit ihrem 15 Lebensjahr in Israel lebende Malerin Racheli Neumann. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermengen sich auf beinah symbiotischer Art in den quasi naiven Selbstbildnissen, die in einer Art „phantastischen Realismus“ jenseits von Ort und Zeit angesiedelt sind.

Das „Wunder des Lebens“, die „Macht der Liebe“ versinnbildlicht wiederum die Münchner Fotografin und Illustratorin Kris Tell in Werken, die einen neuen Zugang zur Kunst suchen. Sie erzählt auf ungewöhnlicher Art die Geschichte einer Geburt in Bildern, in denen sich starke Emotionen in einer ganz reellen Situation entfalten und ausbrechen. Und wieder Frauengestalten sind in den Werken von Nathalie Bräutigam zu sehen, einer Grafikerin und Modezeichnerin, die ihren Weg aus der Scheinwelt der Mode zur Kunst gefunden hat. In ihren Bildern finden Computertechnik und manuelle Arbeit zueinander, wobei Drucke oft im Nachhinein auch mittels Stiften, Farben oder Collagen verarbeitet werden.

Ihre Werke hängen im Parterre neben den großformatigen, ins Auge stechenden Gemälden der Künstlerin Bettina Nuschei, die – wie das Bild „Perfect Pink“ – den Besuchern im Eingangsbereich wie in einem Farbenrausch entgegentreten. Die in Graz geborene Malerin, die die Kunstakademie in Rom absolviert , in New York studiert hat und ein Jahr lang als Andy Warhols Schülerin in dessen legendären Factory tätig war, lebt heute zwischen München, Mallorca – und sonst wo auf der Welt…Einen Namen hat sie sich auf internationaler Ebene mit der Schaffung von Bildern mit einer raumverändernden Wirkung gemacht , die – dank der Macht der Farbe – räumliche Dimensionen transformieren und in Traumlandschaften umwandeln. Mit Moran Haynal verbindet sie der schon sehr frühe Umgang mit Zahlen und Buchstaben, den sie auf Aufenthalte in Ägypten zurückführt, wo sie eine Form von „Hyperlettrismus“, einer imaginären Kalligraphie, entwickelt hat. Seit nun 20 Jahren arbeitet Bettina Nuschei klassisch-minimalistisch mit Marmorstaub und Pigmenten auf verschiedenen Unterlagen wie Glas, Plexiglas, Beton oder Stahl. Wiederkehrendes Thema ihrer abstrakten Bilder, in denen sie mit Nummern und Buchstaben spielt, ist „Zeichen geben – Zeichen setzten“.

Der Grafik aber auch der Illustration und somit der Schreibkunst nahe steht – auf anderer Art – auch die in Deutschland geborene und in Indien aufgewachsene Mediengestalterin und Buchillustratorin und -restauratorin Kerstin Klein. Akribisch, mit äußerster Sorgfalt bringt sie nach einer dem Pointillismus verwandten Technik Menschen und Tiere mit Tusche zu Papier, die – oft verfremdet in erotischen Darstellungen – „Punkt für Punkt“ das Licht der Welt auf dem weißen Blatt erblicken. Mit seiner jungen, spielerischen und aussagekräftigen Kunst wühlt Ray Moore seit Anfang dieses Jahrzehnts die Münchner Kunstszene auf. Der in Brookshaven im US-Bundestattat Mississipi geborene Künstler war bereits 2011 „Artist in Residence“ der Landeshauptstadt München. Die Schrift verbindet auch diesen Künstler, der sich zunächst für Musik als „Ablenkung vom Alltag“ interessierte, mit dem Kurator. Es handelt sich in seinem Fall meistens um Textfragmente, die er in energiegeladenen Kompositionen mit Acrylfarbstrichen in den Orange-Rottönen oder auch in Schwarz-Weiß auf Hintergründen aus Holzresten oder alten Zeitungen schwungvoll einbringt. Die frühere Erfahrung dieses „malenden Poeten“ – wie er definiert wurde – in der Hip-Hop-Lyrics und als Rap-Produzent fließt in Werke ein, die vom sozialen Engagement durchdrungen sind.

Mitbegründerin der Künstlergruppe „Labyrinth“ ist die – wie Moran Haynal – in Budapest geborene und seit Mitte der Siebziger Jahren Deutschland lebende Eva Sárosi. Seit 1980 künstlerisch aktiv, findet sie ab 2003 Zugang zur Bildhauerei und ist seitdem immer wieder an Gemeinschaftsausstellungen und Bildhauersymposien beteiligt. Unter dem viel bedeutenden Titel „Alabaster-Mystik“ zeigt sie in diesem Rahmen eine rätselhaft Doppelskulptur in den grau-schwarzen Tönen sowie zwei weiteren Arbeiten von hieratischer Eleganz aus weißem Kalkstein, die sie „Farn“ und „Fenster zum Licht“ genannt hat.

Die mit großem Sachverstand und viel Liebe zur Kunst kuratierte Ausstellung ist nur bis zum 21.Mai zwischen 13:00 und 18:00 Uhr in der Kistlerhofstraße 70 / Geb. 79 – 81379 München (U3 – Aidenbachstraße) zu sehen. www.behance.net

Bild oben: (c) Moran Haynal