Sei stark und tapfer!

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Michael Berger über Juden in Deutschen und Österreichisch-Ungarischen Armeen im Ersten Weltkrieg…

Von Israel Schwierz

Kurz vor Jahresende 2016 erschien in der Reihe Geschichtswissenschaft in den wissenschaftlichen Beiträgen aus dem Tectum Verlag die Dokumentation von Hauptmann Michael Berger, Offizier im Stab eines Bundeswehrkommandos in Berlin, Mitglied des Vorstandes des Bundes Jüdischer Soldaten (RjF) und früherer Historikeroffizier und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr, der bereits zahlreiche Arbeiten zur Geschichte jüdischer Soldaten veröffentlicht hatte.

Nach einem kurzen Gedenkwort am Anfang der Dokumentation, einer Widmung an seine Frau Nicoleta und einem Grußwort des bayerischen Staatsministers des Inneren für Bau und Verkehr Joachim Herrmann folgt eine sehr informative Einführung in den gesamten Themenbereich von der Integration über die Ausgrenzung und Vernichtung der jüdischen Soldaten und solcher jüdischer Abstammung bis zum Neubeginn.

Im ersten Teil des Werkes – von der Epoche der Emanzipation bis zum Ersten Weltkrieg – wird der Leser nicht nur mit der Geschichte der jüdischen Soldaten in den Deutschen Armeen, auch an Fallbeispielen Deutscher Jüdischer Soldaten ( Major Meno Burg, Dr. Ludwig Frank, u.am.) gründlichst vertraut gemacht, sondern auch mit der ihrer jüdischen Kameraden in der k.u.k. Österreichisch-Ungarischen Armee.

Der zweite Teil der Arbeit hat die Zeit der Republiken zum Inhalt: die Deutschen Juden und ihre Stellung in Republik und Reichswehr. Besonders die Arbeit des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1919 – 1938), der als jüdischer Frontkämpferbund gegen den wachsenden Antisemitismus und für die Rechte seiner Mitglieder kämpfte, wird hier sehr eindrucksvoll dargestellt, auch am Fallbeispiel von Rittmeister d.R. Dr. Bernhard Weiß in Berlin. Die Juden im Bundesheer der Ersten Republik in Österreich und die Arbeit des Bundes jüdischer Frontsoldaten Österrreichs (BJF) – hier besonders als Fallbeispiele die Leistungen der Offiziere Emil von Sommer und Sigmund Edler von Friedmann – werden dem Leser ebenfalls sehr treffend nahegebracht.

Der dritte Teil der Dokumentation ist dem Jüdischen Widerstand gewidmet: die Aktivitäten deutscher und österreichischer Juden im Spanischen Bürgerkrieg werden hier sehr beeindruckend beschrieben, auch die Motivationen und die Schicksale der Spanienkämpfer – wieder sehr informativ an den Fallbeispielen von Dr. Julius Deutsch und Kriegsberichterstatterin Gerda Taro dargestellt. Auch die bis heute ungesühnten Kriegsverbrechen der Legion Condor und deren falsche Heldenverehrung und ihre Folgen werden dankenswerterweise erwähnt.

Der vierte Teil der Arbeit hat die Zeit der Verfolgung – die Schicksale jüdischer Frontsoldaten in der Shoah – zum Inhalt. An den Fallbeispielen von Alwin Lippmann, der als Frontsoldat in Auschwitz ermordet wurde, der österreichischen Offiziere Oberst Otto Grossmann und Feldmarschallleutnant Johann Friedländer, die ebenfalls ermordet wurden wird dem Leser die unendliche Brutalität und Menschenverachtung des NS-Regimes und seiner ausführenden Organe und Personen gegen diejenigen, die stets dem Staate als treue und tapfere Soldaten dienten, in erschreckender Klarheit vermittelt.

Ein Ausblick :“ Juden in Bundeswehr und Bundesheer – Jüdisch-religiöser Lebensweg und Militärdienst“, eine Erklärung über die vom Bund jüdischer Soldaten gestiftete „Berhard-Weiß-Medaille“, Berichte über die Aktivitäten des Bundes jüdischer Soldaten, ein sehr bewegender und erschütternder Bericht mit der Überschrift“ Ich klage an! Es gibt immer einen Dreyfus!“ , ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Personenregister, ein Anhang mit wichtigen Daten des Bundes jüdischer Frontsoldaten Österreichs von 1935 sowie eine ausführliche Vita des Autors schließen diese in der Tat einmalige, äußerst informative aber auch zu Herzen gehende Dokumentation harmonisch ab.

Die vorliegende Dokumentation enthält nicht nur eine große Anzahl von äußerst wertvollen Informationen, mit ihrer Konzeption hat Hauptmann Michael Berger den jüdischen Soldaten, die er so eindrucksvoll beschrieben hat, auch gleichzeitig ein ewiges Denkmal gesetzt. Dafür gebührt ihm der tiefste Dank und die höchste Anerkennung alles, denen der ehrliche Umgang mit dem Schicksal der jüdischen Soldaten in Deutschland und Österreich ein Herzensanliegen ist.

Dieses Werk sollte in keiner Bibliothek der Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich fehlen, genauso wie in keiner Bibliothek der jüdischen Kultusgemeinden in beiden Länder und dazu noch in allen Universitäts- und Hochschulbibliotheken und weiteren Bildungseinrichtungen.

Michael Berger, „Sei stark und tapfer! Juden in Deutschen und Österreichisch-Ungarischen Armeen im Ersten Weltkrieg. Jüdische Frontkämpferbünde in der Weimarer und der Republik Deutschösterreich, Tectum Verlag, Band 29, 383 S., Euro 34,95, Bestellen?