Israel im Nahen Osten, der Nahe Osten in Israel

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Israel ist kein fremdes Element in der Region und sollte endlich ohne Angst oder Arroganz mit seiner Umgebung leben…

Von Assaf David
Erschienen auf der Webseite der Rosa Luxemburg Stiftung, Israel Office

Die Ansicht, dass Israel ein fremdes Element im Nahen Osten und daher eine bedrohte Festung ist, wird von allen ExpertInnen und MeinungsmacherInnen geteilt, die in der israelisch-jüdischen politischen Sphäre und Öffentlichkeit Wissen über den Nahen Osten vermitteln und den Diskurs darüber prägen. Weder israelische WissenschaftlerInnen noch das sogenannte Friedenslager schlagen einen alternativen Ansatz vor, der Israel als das sieht, was Israel ist: ein Land, das gut in den Nahen Osten passt, und das lernen kann und muss, ohne Angst oder Arroganz mit seiner Umgebung zu leben.

Eine Untersuchung der Wurzeln des arabisch-israelischen Konflikts ähnelt dem Schälen einer Zwiebel: Die erste Schale ist der palästinensisch-israelische Konflikt, darunter verbirgt sich die zweite Schale, der arabisch-jüdische Konflikt um das Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan. Dieser Konflikt und seine Entwicklung während des letzten Jahrhunderts gehen wiederum auf das Sykes-Picot-Abkommen (1916) und die Konferenz von Sanremo (1920) zurück: Hier wurde beschlossen, das Territorium des Osmanischen Reichs – die letzte panislamische Großmacht, die im Zuge des Ersten Weltkriegs unterging – zwischen Großbritannien und Frankreich – den führenden Kolonialmächten in der Region – aufzuteilen. Wichtig für die Geschichte des Konflikts war zudem die Balfour-Erklärung (1917), in der Großbritannien der zionistischen Bewegung versprach, die Errichtung einer „nationalen Heimatstätte für das jüdische Volk“ in Palästina zu unterstützen. Die Balfour-Erklärung war unter anderem Gegenstand der Sanremo-Konferenz, und so wurde der Regierung Ihrer Majestät nicht nur das Mandat für Palästina übertragen, sondern auch die Verantwortung für die Errichtung einer nationalen Heimstätte für alle Jüdinnen und Juden in einem Gebiet, in dem sie nur eine kleine Minderheit (circa 11 Prozent der Bevölkerung) inmitten einer arabisch-palästinensischen Mehrheit darstellten.

Der Kern des Konflikts zwischen Israel und den PalästinenserInnen ist die Auseinandersetzung darüber, wem dieses Land gehört und wem die Souveränität darüber zusteht. Jüdinnen und Juden betrachten das Land als ihre Heimat und leiten ihr Recht auf Souveränität aus ihrer langen Geschichte in diesem Land ab sowie aus der Notwendigkeit, als verfolgte Minderheit einen eigenen Staat in einem eigenen Land zu gründen. PalästinenserInnen hingegen sind nicht davon überzeugt, dass dies die historische Heimat der Jüdinnen und Juden ist, und in jedem Fall sehen sie sich, zumindest seit der frühen nationalen Ära im späten 19. Jahrhundert, als Herren des Landes. Diese Haltung basiert auf der Tatsache, dass sie zu jener Zeit die absolute Mehrheit der Bevölkerung darstellten, und auf dem Prinzip des Selbstbestimmungsrechts der Völker, das seit dem Ende des Ersten Weltkrieges eine Grundregel der internationalen Beziehungen ist.

In den Augen der zionistischen Bewegung war die Balfour-Erklärung die Realisierung eines historischen Rechts auf das Land der Vorfahren, aus dem die Jüdinnen und Juden viele Jahrhunderte vorher verbannt worden waren. Gleichermaßen sahen sie es als eine legitime und geschickte Nutzung der gegenwärtigen politischen Umstände, die Großbritannien dazu brachten, das jüdische Streben nach einer Rückkehr nach Zion zu unterstützen. In den Augen der AraberInnen und PalästinenserInnen hingegen war – ungeachtet dessen, ob dies das Land der Vorfahren der Jüdinnen und Juden war oder nicht – die entscheidende Tatsache, dass am Anfang des 20. Jahrhunderts die Mehrheit der Bevölkerung arabisch war. Aus arabischer Sicht handelten die Jüdinnen und Juden in unfairer Weise, als sie ihren Einfluss auf die damalige internationale Situation dazu ausnutzen, um das Land auf Kosten der AraberInnen zu besiedeln und diese zu verdrängen. Und die britische Regierung handelte in unfairer Weise, als sie ihre Position als damalige Großmacht in der internationalen Arena ausnutzte, um ein nationales Projekt einer religiösen Gemeinschaft zu fördern, die in ein Land einwanderte, das den Briten nicht gehörte.

Aus diesem Grund lehnte die palästinensisch-arabische nationale Bewegung im Mandatsgebiet die verschiedenen lokalen oder auf internationaler Ebene vorgebrachten Vorschläge zur Teilung des Landes zwischen Jüdinnen und Juden auf der einen und AraberInnen auf der anderen Seite ab. Für die Jüdinnen und Juden war dies ein Beweis für die Halsstarrigkeit und ablehnende Haltung der AraberInnen und ihrer mangelnden grundsätzlichen Bereitschaft, die Jüdinnen und Juden „zurück“ in das Land ihrer Vorfahren zu lassen und sie dort wieder aufzunehmen. Für die AraberInnen war ihre Haltung Ausdruck des Unwillens, eine unfaire und ungerechte Wirklichkeit zu akzeptieren, die der Mehrheit der Bevölkerung, die keinen internationalen Einfluss hatte, aufgezwungen wurde. Während Jüdinnen und Juden ihre Haltung gleichermaßen als gerecht und weise ansahen, weil die Regierung Ihrer Majestät im Grunde auf ihrer Seite stand, können PalästinenserInnen und AraberInnen heute rückblickend behaupten: Unsere Position war vielleicht nicht klug angesichts der Unterstützung der Jüdinnen und Juden durch die Großmacht, und sie führte dazu, dass die palästinensische Nationalbewegung den Staat verlor, der ihr auf fast der Hälfe des Mandatsgebietes (d. h. eine Fläche, die doppelt so groß ist wie das Gebiet, das sie heute auf der Basis der Grenzen von 1967 erhalten soll) versprochen wurde, aber unsere grundsätzliche Ablehnung jeglicher Teilung war und bleibt gerecht.

Zu Beginn des Jahres 1947 beschloss die britische Regierung, das Mandat für Palästina an die Vereinten Nationen zurückzugeben, und im April setzten diese einen Sonderausschuss für Palästina ein, der über das Schicksal des Gebietes entscheiden sollte. Ende August empfahlen die Mitglieder einstimmig, das Land in zwei unabhängige Staaten zu teilen, einen jüdischen (ca. 55 Prozent des Territoriums) und einen arabischen (ca. 45 Prozent), mit Jerusalem als einer internationalen Enklave in einem Gebiet von circa 100 Quadratkilometern. Am 29. November genehmigte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Vorschlag der Kommission in einer Resolution, die später als „Teilungsplan“ bekannt wurde. Die Jewish Agency akzeptierte die Entscheidung, aber die repräsentativen Institutionen der PalästinenserInnen und die arabischen Regierungen blieben ihrer Auffassung von Gerechtigkeit treu und lehnten sie ab. Am Tag darauf brach ein Bürgerkrieg zwischen Jüdinnen bzw. Juden und AraberInnen in Palästina aus. Am 14. Mai 1948 beendeten die Briten offiziell ihr Mandat für Palästina und David Ben-Gurion rief den Staat Israel aus. Am nächsten Tag fielen arabische reguläre Armeen ins Land ein und schlossen sich den lokalen Kämpfern an, die gegen die Jüdinnen und Juden kämpften.

Am Ende des schwierigen Krieges zwischen den jüdischen Milizen, die teilweise während des Krieges gebildet und zur israelischen Armee wurden, und den palästinensischen Milizen sowie den regulären arabischen Armeen waren die AraberInnen geschlagen. Die meisten der arabischen BewohnerInnen flohen aus dem Land, um ihr Leben zu retten, und einige wurden vertrieben. Es gelang den Jüdinnen und Juden große Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen, mehr als dem jüdischen Staat gemäß dem Teilungsplan zustand; und bis zum Juli 1949 stabilisierte sich der neue Staat, der Staat Israel, auf circa 79 Prozent des Territoriums von Palästina zur Zeit des Mandats.

Aus nationaler arabischer und palästinensischer Sicht ist jede Anerkennung des Staates Israel, selbst innerhalb der Grenzen von 1948/49, ein Akzeptieren der grundlegenden Ungerechtigkeit, die der palästinensisch-arabischen Seite aufgezwungen wurde. So können die Friedensabkommen, die zwischen Israel und souveränen arabischen Staaten wie Ägypten (1979) und Jordanien (1994) sowie zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation („Oslo-Abkommen“ im Jahr 1993) unterzeichnet wurden, als eine schmerzliche und nicht selbstverständliche offizielle arabische Anerkennung der Existenz des Staates Israel gesehen werden. Israel seinerseits findet es schwierig, sich damit zufriedenzugeben. Seine Existenz ist ohnehin durch seine militärische und technologische Überlegenheit gesichert, und was es von der palästinensisch-arabischen Seite fordert, ist die Anerkennung seines Existenzrechts. Mit anderen Worten: Die Art und Weise, in der die Idee des zionistisch-jüdischen Nationalstaates verwirklicht wurde und wird, steht in grundsätzlichem Widerspruch zu der Art und Weise, in der der palästinensische Nationalismus gesehen wird, sowohl unter den AnhängerInnen eines historischen Kompromisses (die Palästinensische Autonomiebehörde) als auch unter seinen GegnerInnen (vor allem die Hamas).

Das Argument, dass der nationale Konflikt zwischen Israel und den PalästinenserInnen ein Konflikt über die israelische Besetzung der Gebiete jenseits der Grünen Linie ist, die während des sechstägigen Blitzkrieges im Juni 1967 erobert wurden, ist richtig, und deshalb ist der Konflikt nur in dem Maße lösbar, in dem die beiden nationalen Bewegungen bereit sind, eine für sie nicht ideale Realität – aus jüdischer Sicht ist ihr eine Gefahr, aus palästinensischer Sicht eine Ungerechtigkeit immanent – zu akzeptieren und ihr sie definierendes Ethos aufzugeben. Dies ist umso schwieriger, wenn man/frau bedenkt, dass im Laufe der Jahre die religiöse Dimension im nationalen Ethos, sowohl auf jüdischer als auch auf arabischer Seite, zugenommen hat, der zufolge das gesamte Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan den Gläubigen der jeweiligen Religion geweiht ist. Normalerweise geht dieser Glaube einher mit der Leugnung der Heiligkeit des Gebiets für die Gläubigen der anderen Religion oder mit ihrer Wahrnehmung als „problematisch“. Die meisten Jüdinnen, Juden und AraberInnen, die einen religiösen Nationalismus vertreten, lehnen die „Zwei-Staaten-Lösung“ auf der Grundlage der Grenzen von 1967 ab, weil diese Lösung auf der Annahme beruht, dass obwohl es unter Jüdinnen, Juden und AraberInnen Menschen mit einer religiösen und nationalen Sehnsucht nach dem ganzen Land gibt, die nationalen Bewegungen einem territorialen Kompromiss zustimmen müssen, durch den sie nur einen Teil des Gebiets bekommen. Aber auch unabhängig von der Zunahme religiöser Gefühle dienen Friedensabkommen lediglich der Eindämmung des Gegensatzes zwischen den beiden nationalen Bewegungen und nicht der Lösung des Konflikts, solange das gegenwärtige nationale Ethos auf der jüdischen und der arabischen Seite vorherrscht. Im besten Fall werden die Jüdinnen und Juden dazu verurteilt, stets mit dem Gefühl der Gefahr zu leben, und die AraberInnen dazu, stets mit dem Gefühl der Ungerechtigkeit zu leben. So ist es kein Wunder, dass pragmatische friedensorientierte Ansätze auf der zionistischen Seite immer von dem Gefühl der Gefahr angetrieben werden und dem Wunsch und der Notwendigkeit, diese einzudämmen. Mit anderen Worten: Diese Ansätze werden nicht aus der Überzeugung heraus verfolgt, dass „Frieden“ mit der anderen Seite möglich ist, sondern basieren auf der Überzeugung, dass es möglich ist, die andere Seite vorübergehend vom Krieg abzuhalten.

Die kurze Grabrede des Stabschefs Moshe Dayan bei der Beerdigung von Ro’i Rotberg, einem Mitglied des Kibbutz Nachal Oz, der bei einem Angriff aus dem Hinterhalt am 29. April 1956 getötet wurde und dessen Leichnam am Tag darauf schwer geschändet zurückkam, wurde veröffentlicht und schließlich als kardinaler Text der israelischen Existenz analysiert. Dayan sagte:

„Gestern Morgen wurde Ro’i ermordet. Die Stille des Frühlingsmorgens täuschte ihn und er sah nicht die, die ihm am Feldrand auflauerten. Lassen Sie uns heute nicht den Mördern die Schuld geben. Was geht es uns an, dass sich ihr brennender Hass auf uns richtet? Seit acht Jahren sitzen sie in den Flüchtlingslagern im Gazastreifen, und vor ihren Augen verwandeln wir das Land und die Dörfer, in denen sie und ihre Vorfahren lebten, für uns in unser Erbe.

Nicht von den Arabern im Gazastreifen, denn von uns selbst wurde Ro’is Blut gefordert. Wie konnten wir unsere Augen verschließen und nicht klar unser Schicksal sehen und die Berufung unserer Generation in ihrer ganzen Brutalität? Haben wir vergessen, dass auf den Schultern dieser Gruppe von jungen Menschen, die in Nachal Oz wohnen, die schweren Tore zum Gazastreifen lasten? Jenseits der Grenzlinie liegt ein Meer des Hasses und des Wunsches nach Rache, das auf den Tag wartet, an dem die Ruhe unsere Wachsamkeit schmälert, auf den Tag, an dem wir auf die Botschafter der schikanösen Heuchelei hören, die uns dazu aufrufen, unsere Waffen niederzulegen.

Zu uns und nur zu uns schreit Ro’is Blut aus seinem zerrissenen Körper. Denn wir schworen tausendfach, dass unser Blut nicht umsonst vergossen wird, und gestern wurden wir wieder verführt, glaubten, was wir hörten.

Heute rechnen wir mit uns selbst ab. Wir sind die Siedlergeneration: Ohne Stahlhelm und ohne Waffe können wir keinen Baum pflanzen und kein Haus bauen. Lasst uns nicht zurückschrecken vor dem Anblick der Boshaftigkeit, die entflammt ist und die Leben von Hunderttausenden von Arabern erfüllt, die um uns herum leben. Lasst uns unseren Blick nicht abwenden, damit wir nicht geschwächt werden. Das ist das Los unserer Generation. In unserem Leben haben wir die Wahl, entweder vorbereitet und bewaffnet, stark und zäh zu sein, oder das Schwert wird uns aus der Hand geschlagen und wir verlieren unser Leben.

Ro’i, der Junge, der von Tel Aviv fortging, um ein Haus in den Toren zum Gazastreifen zu bauen, um uns als Mauer zu dienen. Das Licht seines Herzens blendete ihn und so sah er das Blitzen des Schlachtmessers nicht. Die Sehnsucht nach Frieden betäubte seine Ohren, und so hörte er das Geräusch des lauernden Mordes nicht. Die Tore zum Gazastreifen lagen schwer auf seinen Schultern und erdrückten ihn.“ [1]

Dayan wurde später der Architekt des Friedensabkommens zwischen Israel und Ägypten. Aber bis heute gibt es Menschen, die in seinen Bemerkungen eine kalte und grausame und zugleich realistische und nüchterne Sicht auf die Existenz des Staates Israel und darauf, was für seine Zukunft richtig ist, sehen. In ihren Augen enthält die Grabrede eine Reihe von Codes, die benötigt werden, um die militärische Aggression und Israels Isolation in seiner Umgebung zu dechiffrieren.

Dayan forderte seine ZuhörerInnen auf, zwei Tatsachen anzuerkennen. Diese sind nicht schlecht oder gut, sondern einfach Gegebenheiten, die die Lebensumstände der Jüdinnen und Juden ebenso wie die der AraberInnen prägen: erstens, dass der Kampf der AraberInnen gegen Israel verständlich ist, weil Israel ihnen ihr Land weggenommen und sie zu Flüchtlingen gemacht hat. Der Hass und der Wunsch nach Rache sind natürlich und als solche werden sie nicht verschwinden. Deshalb ist Israel dazu verurteilt, damit zu leben. Zweitens, und als Folge daraus, die Tatsache, dass Israel durch das Schwert leben wird, und wenn es das Schwert aus der Hand legt, wird es seine Existenz verlieren.

Interessanterweise schreibt Dayan die Schuld nicht den AraberInnen, sondern seinen politischen oder ideologischen jüdischen GegnerInnen zu. In einem direkten, trotzigen und widersetzlichen Sinne brachte ihre bösartige Selbstzufriedenheit Israel den Mord an Rotberg ein. In einem tieferen Sinne sind die GegnerInnen jedoch nicht schlecht; sie sind einfach leichtgläubig, wenn sie für Israel ein Leben in Frieden wollen, das unmöglich ist. Rotberg war einer von ihnen. Das Licht seines Herzens blendete seine Augen und die Sehnsucht nach Frieden machte ihn taub, und so sah er nicht das Blitzen des Schlachtmessers und hörte nicht die Geräusche des Mordes. Und die Ironie dabei ist, dass Rotberg überhaupt hinging, „um uns als Mauer zu dienen“. Er hielt das Schwert in der Hand, wollte aber glauben, dass es anders sein könnte, und deshalb fiel er.

* * *

Die Frage nach dem Existenzrecht des Staates Israel und dem Zyklus der erwarteten Rache, die die Geschichte des arabisch-jüdischen Konflikts erzeugt, bleibt bestehen. Zugleich stellt sich heraus, wenn wir die Existenz des Staates Israel betrachten, dass sowohl Jüdinnen und Juden als auch AraberInnen glauben, dass Israel ein fremdes Element im Nahen Osten ist. Aber diese Wahrnehmung entspricht nicht der Realität. In Wirklichkeit ist Israel, im Guten und im Schlechten, fest eingebunden in die Region, in der es sich befindet, viel mehr, als es in den demokratisch-liberalen Westen eingebunden ist, und noch viel mehr, als Jüdinnen, Juden und AraberInnen, die sich Israel vorstellen, zuzugeben bereit sind.

Erstens sind Israel und all seine Nachbarn junge Nationalstaaten, die infolge des Rückzugs der westlichen Kolonialmächte aus der Region in der Mitte des letzten Jahrhunderts entstanden sind. Alle Länder der Region müssen sich mit Prozessen auseinandersetzen, die typisch für postkoloniale Länder sind: vor allem mit der Bedrohung für die nationale Identität, die von übergreifenden Identitäten (religiösen und Pan-Bewegungen) und von lokaleren Identitäten (Communities, Herkunft oder ethnische Zugehörigkeit) ausgeht, sowie mit einer diskursiven und politischen Praxis innerhalb von Staat und Gesellschaft, die militärisch-sicherheitspolitische und nicht zivilgesellschaftliche Fragen in den Vordergrund stellt. Zweitens ist Israel ein Land, in dem eine bestimmte Nationalität in Verbindung mit einer bestimmten Religion die Macht innehat und über die Ressourcen verfügen kann. So ist es auch in den anderen Ländern der Region (mit Ausnahme des Libanons). Drittens konkurrieren in allen Ländern der Region, einschließlich Israel, Religion und Staat um die Vorherrschaft und um die Gestaltung der öffentlichen Sphäre. Viertens ist die israelische Gesellschaft trotz all ihrer Vielfalt kollektivistisch, und in diesem Punkt ist sie den Gesellschaften in der Umgebung sehr viel ähnlicher als denen im demokratisch-liberalen Westen. Fünftens ist der Mizrachi-Charakter in all seinen verschiedenen Aspekten ein wichtiger Bestandteil der israelischen Identität, einschließlich der jüdischen.

Mit anderen Worten: Israel als Staat, als Gemeinschaft und als Bevölkerung passt gut in der arabischen Nahen Osten. Wie präsent ist diese Tatsache in den Arbeiten der wichtigsten ExpertInnen und MeinungsmacherInnen in Israel in Bezug auf den Nahen Osten? Kaum. Das ist so, weil es für sie bequem ist zu denken, dass Israel ein liberales westliches Land ist, das sich von seiner nahöstlichen Umgebung unterscheidet. Das ist nur teilweise wahr, nur bezüglich bestimmter Aspekte; in Bezug auf andere wichtige Aspekte, vor allem im Hinblick auf die langfristigen Entwicklungen, ist Israel ein stolzes nahöstliches Land.

Von hier aus kann das Gefühl der Bedrohung und der immanenten Gefahr, das in Israel und im Zionismus brodelt, aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden: Wenn Israel ein liberales, westliches Land ist, das sich von seinen Nachbarn unterscheidet, dann stellt der arabische und orientalische Charakter der Umgebung notwendigerweise eine Bedrohung dar. Es gibt bekannte Wege, mit Bedrohung umzugehen: Wenn es eine akute Bedrohung ist, muss etwas gegen sie unternommen oder gelernt werden, mit ihr in einer gespannten Koexistenz zu leben. Wenn es eine potenzielle Bedrohung ist, kann sie ignoriert werden, solange sie winzig und unbedeutend ist, aber sobald sie sich regt und zunimmt, muss sie überwacht und beobachtet werden, damit realisiert werden kann, wann sie das Niveau einer akuten Bedrohung erreicht hat. Diese Wege sind genau die vom Staat Israel und von seinen ExpertInnen und MeinungsmacherInnen in Bezug auf Israels Beziehungen zu AraberInnen, dem Islam und dem Nahen Osten gewählten. Da alle drei als Bedrohung angesehen werden, entsteht eine „Pfadabhängigkeit“, die uns scheinbar verpflichtet, die einmal eingeschlagenen Wege im Umgang mit der „Bedrohung“ nicht zu verlassen.

Die Friedensverträge zwischen Israel und Ägypten, Jordanien und den PalästinenserInnen sollten in erster Linie die Bedrohung eindämmen. Aber eine akute Bedrohung, auch wenn sie eingedämmt oder neutralisiert ist, verändert nur ihren Status und wird zu einer potenziellen Bedrohung. Man/frau kann sie ignorieren, wenn sie klein ist (wie im Fall von Jordanien); man/frau kann sie mit Sorge verfolgen, wenn sie größer ist (wie im Fall von Ägypten); und man/frau kann darüber diskutieren, ob man/frau etwas gegen sie unternehmen, in gespannter Koexistenz mit ihr leben, sie ignorieren oder sie überwachen sollte (wenn es sich um PalästinenserInnen handelt). Selbst nachdem die Bedrohung eingedämmt oder sogar neutralisiert worden ist, ist es jedoch unmöglich aufzuhören, sie als Bedrohung zu behandeln und zu beginnen, sie als Chance für eine echte Einbindung in die Region, in der Israel lebt, zu sehen. Mit anderen Worten: Es ist unmöglich, die sicherheitspolitische „Diskette“ durch eine zivilgesellschaftliche zu ersetzen.

Daraus leitete sich auch Israels Haltung und die seiner ExpertInnen und MeinungsmacherInnen in Bezug auf die Revolutionen des „arabischen Frühlings“ ab. Man/frau kann sich über das staatliche Establishment nicht beschweren: Die Organe des Sammelns, Forschens und Auswertens von Informationen sind in allen Ländern von Natur aus konservativ, staatsorientiert und viel mehr über Risiken besorgt, als an Chancen interessiert. Kein Wunder also, dass die staatlichen Behörden in Israel, als der arabische Frühling begann, eine pessimistische Sicht auf die Ereignisse vertraten und die Rückkehr der repressiven Regime gegenüber einer demokratischen und islamischen Option bevorzugten. Der Grund dafür ist gerechtfertigt, zumindest teilweise: Instabilität und eskalierende Gewalt in der arabischen Welt und gewiss der Zerfall einiger Staaten stören nicht nur die Ruhe des Staates Israel, sondern mehr noch die Ruhe der BürgerInnen in den Nachbarländern selbst.

Aber welche Haltung nehmen die ExpertInnen und MeinungsmacherInnen in der öffentlichen und politischen Sphäre, in der Wissenschaft und in den Medien ein? Diesbezüglich ist es schwierig, Zynismus zu vermeiden: In einem fortschrittlichen, liberalen, westlichen Land sollen und müssen sie eine alternative, pluralistische und multidimensionale Sicht auf die Wirklichkeit anbieten. Die führenden ExpertInnen und MeinungsmacherInnen in Israel akzeptieren zwei Komponenten des vorherrschenden Paradigmas: dass Israel erstens ein fremdes Element in der Region ist und infolgedessen zweitens einer ständigen realen Bedrohung ausgesetzt ist. Dieses Paradigma verblendet viele Menschen, sodass sie nicht sehen, dass es zum Beispiel keinen großen Unterschied zwischen der Integration der Muslimbrüder in die politischen Regime der Nachbarländer und den Rangeleien zwischen den konservativ-religiösen Parteien und den liberal-säkularen Parteien in Israel gibt. Der politische Islam wird von den ExpertInnen und MeinungsmacherInnen in Bezug auf den Nahen Osten als Bedrohung wahrgenommen, während der politische Judaismus als Realität angesehen wird, als ein – wenn auch nicht wünschenswertes, so doch aber natürliches – Produkt des demokratischen Prozesses, das es hinzunehmen gilt.

Werfen wir jetzt einen Blick auf die israelische akademische Welt. Ist die Nahostforschung in Israel überhaupt in der Lage, alternatives, kritisches und komplexes Wissen über das, was im heutigen Nahen Osten geschieht, zu liefern? Darüber hinaus: Wird in der israelischen akademischen Welt eigentlich anerkannt, dass Israel zum Nahen Osten gehört? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares „Nein“. Wenn dies der Fall wäre, würde zu Israel und zum Nahen Osten in demselben Studiengang („area studies“, Regionalstudien) gelehrt und studiert werden. In den verschiedenen Kursen wären die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Staat, Religion und Staat, Militär und Politik, Sozialgeschichte, Soziologie und anderes mehr Themen in Bezug auf alle Länder im Nahen Osten, einschließlich Israel. Aber das Studium des modernen Israels ist in der Regel hauptsächlich in der sozialwissenschaftlichen Fakultät (Soziologie und Anthropologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften etc.) angesiedelt, während israelische und jüdische Geschichte sowie nahöstliche und arabische Geschichte in getrennten Abteilungen an der geisteswissenschaftlichen Fakultät gelehrt werden.

Studiengänge zum modernen Nahen Osten im Allgemeinen und solche, die insbesondere einen interdisziplinären Ansatz verfolgen, fehlen in der israelischen akademischen Welt aus zwei Gründen: die Auffassung, dass das Studium des „Nahen Ostens“ notwendigerweise und ausschließlich das Studium der Geschichte der AraberInnen und des Islams ist, und das mangelnde Interesse der israelischen Orientalistik an wirklicher interdisziplinärer Forschung. Mit anderen Worten: Es ist fraglich, ob die israelische Orientalistik in ihrer jetzigen Form überhaupt in der Lage ist, eine ausreichende Anzahl an WissenschafterInnen hervorzubringen, die das Geschehen im Nahen Osten aus einer Vielzahl von Perspektiven und wissenschaftlichen Disziplinen heraus analysieren kann. Denn das allein könnte den hiesigen akademischen Diskurs bereichern, der sich auf die Geschichte konzentriert oder bestenfalls zusätzlich noch den modernen politischen und radikalen Islam untersucht. Ohne Sozialwissenschaften – Soziologie, politische Ökonomie, politische Psychologie, Politikwissenschaft, Anthropologie und Kulturwissenschaften – ist es unmöglich, wirklich umfassendes Wissen über eine Gesellschaft, egal welcher Art, zu erlangen. All dies bietet die israelische Orientalistik heute nicht, und in Ermangelung eines entsprechenden Studien- und Forschungsprogramms ist es zweifelhaft, ob sie dazu überhaupt in der Lage ist. Und dies zu einer Zeit, in der interdisziplinäre Studien zum modernen Nahen und Mittleren Osten in der liberalen westlichen akademischen Welt, zu der wir ja so gern gehören wollen, blühen und gedeihen.

Jetzt wenden wir uns einer der wichtigsten Institutionen zu, die in Israel Wissen über den Nahen Osten vermitteln: das Middle East Media Research Institute (MEMRI), das ein wichtiges Zentrum für den öffentlichen Diskurs über die Region ist. Das MEMRI hat sich auf seine Fahne geschrieben, „die Nachbarn zu treffen, Frieden zu machen“, aber jede/r, der/die einen Blick auf seine Veröffentlichungen wirft, gewinnt den Eindruck, dass das Kennenlernen der NachbarInnen in erster Linie das Ziel verfolgt, die vorhandene Konzeption – dass die AraberInnen und der Islam sich wesentlich von Israel und dem Judentum unterscheiden – zu bestärken, statt die komplexe Realität zu zeigen, die dieses Paradigma infrage stellt. Unter diesen Umständen kann gewiss von „Frieden“ nicht die Rede sein. Andere außeruniversitäre Forschungsinstitute und Informationsdienste in Israel sind kaum oder gar nicht in der Lage, in arabischer Sprache zu forschen, und daraus ergibt sich die Unfähigkeit, sich mit der Komplexität der Wirklichkeit in der arabischen und muslimischen Welt auseinanderzusetzen; bzw. die Flut von Informationen und Analysen, die das sicherheitsorientierte „Paradigma der Bedrohung“ widerspiegeln. Und es stellt sich die Frage: Was gefällt uns an einem Kennenlernen, das uns in dem bestätigt, was wir eh schon wissen?

Die israelischen Medien beziehen die meisten ihrer Informationen von ebendiesen Institutionen. Mitunter geben sie WissenschaftlerInnen eine Bühne, aber diese verfügen, wie erwähnt, über fundiertes historisches Wissen, während es ihnen oft an Wissen, Zeit, Aufmerksamkeit und wissenschaftlichen Instrumenten und Ansätzen mangelt, die für eine Analyse des heutigen Geschehens erforderlich sind. Mit Ausnahme von vereinzelten Stimmen bestätigen die namhaftesten und beliebtesten KommentatorInnen im israelischen öffentlichen Diskurs – sei es aus akademischer oder Medienperspektive – das Paradigma der Bedrohung und bekräftigen es.

Einer der größten Fehler des akademischen und öffentlichen Nahostdiskurses ist das Festhalten an der imaginären Trennung zwischen Israel und den Ländern des Nahen Ostens und der Glaube, dass das, was bei „ihnen“ passiert, sich wesentlich von dem unterscheidet, was bei „uns“ geschieht. Daraus folgt, dass es keinen Grund oder keine Notwendigkeit gibt, sie zu vergleichen. Denn sie sind nicht nur zwei getrennte und unterschiedliche Untersuchungsgebiete, sondern auch zwei wesentlich verschiedene Welten. Das Ergebnis ist, dass der öffentliche Diskurs im Allgemeinen und insbesondere die Berichterstattung über den Nahen Osten die Überzeugung widerspiegelt, dass Kritik an AraberInnen und dem Islam professionell legitim ist und „die Realität widerspiegelt“, während Kritik an Missständen und ähnlichen Problemen bei „uns“ im besten Fall in den Bereich der parteipolitischen Berichterstattung fällt und im ärgeren Fall als „politisch voreingenommen“, „unprofessionell“ oder explizit als „links“ gesehen wird. Diese voreingenommene Strukturierung ist eine der Folgen der Arbeit jener dominanten Forschungsinstitute und Informationsdienste, die nur den Beitrag der arabischen Seite zur Fortsetzung des Konflikts untersuchen. Obwohl einige von ihnen die Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens einhalten, erzeugen sie dennoch ein verzerrtes und unvollständiges Bild der Realität.

Ist „Erlösung“ von den zivilgesellschaftlichen Organisationen und insbesondere von dem sogenannten Friedenslager in Israel zu erwarten? Leider scheint das nicht der Fall zu sein. Die meisten dieser Organisationen verzichten von vornherein auf jede wirkliche Einbindung in die Region. Sie sind im besten Falle dazu fähig, in neoliberalem Englisch mit der liberalen arabischen Elite zu kommunizieren. Alternatives Wissen über die arabische Region können diese Organisationen sicherlich nicht produzieren, da die meisten ihrer Mitglieder zu einer privilegierten und hegemonialen jüdischen Gruppe gehören, die kein Arabisch spricht. Ärger noch: Sie überlassen die AbsolventInnen der Arabistik, der Islam- und der Nahostwissenschaften dem Staatsapparat, sowohl im zivilen als auch im Militär- und Sicherheitsbereich, der sie mit Freude in seinen Reihen akzeptiert und ihnen viele Möglichkeiten bietet, das Paradigma der Bedrohung auszubauen. (Die Organisationen selbst geben sich mit den AbsolventInnen der Naturwissenschaft von Eliteuniversitäten in den Vereinigten Staaten zufrieden. Diese AbsolventInnen haben vielleicht ein Talent, Geld zu sammeln und SpenderInnen zu beeindrucken, jedoch sind Islam, der Nahe Osten und Arabisch für sie in erster Linie Begriffe, die sie hören, aber nicht wirklich verstehen.)

* * *

Vor diesem Hintergrund wird die Notwenigkeit verständlich, das Inseldenken in Bezug auf die Rolle und Existenz Israels im Nahen Osten, das auf Unwissenheit, fehlendem Verständnis und Ängsten beruht, zu ändern und Israel dazu aufzurufen, seine Stellung als regionale Macht anzuerkennen, die lernen kann und muss, in und mit seiner Umgebung ohne Angst und ohne Arroganz zu leben.

Aber bis der langersehnte Paradigmenwechsel kommt, können selbst diejenigen, die die Sichtweise des damaligen Stabschefs Moshe Dayan auf die Wirklichkeit akzeptieren, den Frieden couragiert fördern und mehr in Ruhe und Frieden leben, als wir es heute tun. Dayan selbst hat praktisch diese Option eröffnet: Er hat in der Grabrede drei Mal erwähnt, dass es sich um die Lebenswirklichkeit seiner „Generation“ handelt. Diese Wirklichkeit ist nicht zeitlos, mythisch. Sie anzuerkennen ist jedoch seiner Meinung nach entscheidend für die Selbsterhaltung unserer Generation. „Unsere Generation“ ist nicht unbedingt eine Altersgeneration, und vielleicht hat Dayan nicht geglaubt, dass seine Kinder oder Enkel in einer anderen Wirklichkeit leben werden. Aber es ist doch eine „Generation“. Dies ist eine Bewusstseins-Generation von Jüdinnen, Juden und AraberInnen, die keine andere Wirklichkeit kennen. Wenn wir „gewinnen“, wird die nächste Generation – auf beiden Seiten – in einer Wirklichkeit der Trennung zwischen den beiden Parteien aufwachsen, die auf gegenseitiger Abschreckung und nicht auf dem Streben nach gegenseitiger Unterwerfung basiert. Die nächste Generation in Israel wird vielleicht nicht in der Lage sein, ohne das Schwert zu existieren, aber sie könnte es aus der Hand legen. Sie könnte den Blick abwenden, ohne Stärke einzubüßen, und den Stahlhelm und die Waffe für den Notfall im Lager deponieren.

So paradox dies auch scheinen mag: Diese Veränderung von einer Generation zur nächsten ist von unserer Fähigkeit abhängig, „den Hass zu sehen“, der auf der anderen Seite ist. Es ist ein Sehen, das sowohl beobachtet als auch versteht. Diese Beobachtung richtet sich nicht allein auf die negativen Seiten unserer NachbarInnen, sondern versucht, die Motive des Hasses zu verstehen, die sich aus der kompromisslosen und deswegen vielleicht hoffnungslosen Forderung nach „Gerechtigkeit“ ergeben. Die israelische Rechte mag sich fürchten vor einem solchen Eintauchen in die Tiefen des Bewusstseins, das einen wirklichen Versuch enthält, mit den Augen der anderen Seite zu sehen und entblößt auf ihren Schmerz zu schauen. Zugleich muss auch die israelische Linke in sich gehen: Sie muss in der Tat den Hass auf der anderen Seite sehen, ohne ihn aufzuheben, zu unterdrücken oder ihm mit Selbstgefallen zu begegnen. Zugleich darf sie nicht das Argument akzeptieren, dass dies alles ist, was es auf der anderen Seite gibt. Diese Öffnung führt zu einer wirklichen Rebellion gegen das Paradigma. Nur wenn wir all dies als Teil unserer Umgebung verstehen, es kennenlernen und akzeptieren, damit zu leben, nur dann wird eine nachhaltige Zukunft im Nahen Osten denkbar.

Dr. Assaf David ist Leiter des Forums für Regionales Denken, das im Juli 2011 von einer Reihe von NahostwissenschaftlerInnen gegründet wurde. Das Forum versucht dazu beizutragen, das Paradigma der Trennung zwischen Israel und dem Nahen Osten infrage zu stellen und eine wesentliche Veränderung im israelischen Diskurs über den Nahen Osten herbeizuführen. Seine Mitglieder bemühen sich darum, eine Alternative zu den stereotypen Darstellungen der BewohnerInnen des Nahen Ostens im israelischen Bewusstsein auszuarbeiten und den israelischen Diskurs über den Nahen Osten durch zivilgesellschaftliches Denken, Vertrautheit, Verständnis und vor allem Empathie zu erweitern, in der Hoffnung, sich mit der Umgebung und den NachbarInnen unmittelbar zu treffen, die AraberInnen anzuerkennen und sie, ihre Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik kennenzulernen. Schließlich geht es dem Forum auch darum, ein Bewusstsein für das Arabische, das es im Jüdischen und im Israelischen gibt, zu schaffen.

(Übersetzt von Ursula Wokoeck Wollin)

Die Rosa Luxemburg Stiftung, Israel Office informiert mit ihrer neuen Plattform über Israel aus linker Perspektive: http://www.rosalux.org.il/.

Bild oben: Protest für soziale Gerechtigkeit in Tel Aviv; auf dem Schild auf Arabisch: „Beweg‘ Dich!“ und auf hebräisch „Ägypten das ist hier“ in Anspielung auf die ägyptische Revolution; 2011 (Foto: Activestills)

[1] Vgl. die Grabrede von Moshe Dayan unter: https://he.wikisource.org/wiki/נאום_נחל_עוז_(משה_דיין) sowie die englische Übersetzung unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Death_and_eulogy_of_Roi_Rotberg.

1 Kommentar

  1. Wollte tatsächlich nach erstem Lesen auf die vielen völligen Ungereimtheiten eingehen, nach wiederholtem Versuch das Geschreibsel mit Realitäten in Einklang zu bringen, erinnerte ich mich zum Glück an die Marxistische Gruppe, die prinzipiell Halb-Teil- und Viertelwahrheiten während meiner Studentenzeit an die Leser und Hörer brachte.

    Meiner persönlichen Meinung nach lohnt sich das Lesen hier nicht.

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