Wiener Mosaik

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Kurznachrichten aus Österreich…

Von Peter Stiegnitz

Türkische Faschisten

Die israel- und judenfeindliche türkische Organisation der  „Grauen Wölfe“ wütete auch in Wien; ihre Anhänger haben ein Vereinslokal der kurdischen Arbeiterpartei (ATIGF/Föderation der Arbeiter und Jugendlichen aus der Türkei in Österreich) verwüstet. Sie brachen die Türen auf, rissen Plakate von den Wänden und setzten diese in Brand. Vor dem Gebäude skandierten die Angreifer Parolen und schrien, dass man das Haus niederbrennen sollte. In einer Aussendung der Föderation hieß es unter anderem: „Gewaltattacken auf pro-kurdische Kundgebungen und Demonstration von Wien über Linz bis Bregenz stehen auf der Tagesordnung.“

„Stolpersteine“ in Salzburg

In Salzburg sind jetzt weitere Grundsteine verlegt worden. Unter anderem auch für Stefan Zweig, seine erste Ehefrau und zwei Töchtern Zweigs vor der „Zweig-Villa“ „Stolpersteine“. Der Historiker und Germanist Gert Kerschbaumer war der „Pate“ für den Stein. Auch andere, nicht nur jüdische Opfer der NS-Barbarei erhielten in Salzburg ihre Gedenksteine.

NS-Kozentrationslager

Auf eine interessante Tagung luden das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, das Institut für Kulturwissenschaften und das Wissenschaftliche Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien ein: „Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Neue Forschungsprojekte in Österreich und Polen“. Interessante Referate bereicherten die Tagung. So sprach unter anderem sprach Slawomir Buryla von der Universität Ermland-Masuren über den „Holocaust in der polnischen Kultur (1939-2015)“ und Heidemarie Uhl von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über „Die Transformation des Holocaust-Gedenkens in Österreich“. Adam Sitarek (Institut für Nationales Gedenken/Lodz) untersuchte „Das Wissen der Häftlinge des Ghettos Litzmannstadt über das Vernichtungslager Kulmhof“; Ursula Mindler-Steiner (Universität Graz) berichtete über „Die Erfahrung des Holocaust in Literatur und Selbstzeugnissen“ und Walter Manoschek gemeinsam mit Thomas Pawlowski (Universität Wien) die „Überlebenstrategien der österreichischen Juden“ in mehreren Ghettos, sowie Andreas Kranebitter (KZ Gedenkstätte Mauthausen)  über „Das Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen in internationaler Perspektive.“

„Yiddish Revue

Jetzt etwas Erfreuliches: Die in Wien lebende US-jüdische Schauspielerin und Sängerin Deborah „Scheiny“ Gzesh brachte jüngst in der ehemaligen Synagoge in St.Pölten (Niederösterreich) eine für hierzulande noch unbekannte jiddische Lieder. Begleitet hat sie die Klezmer-Gruppe „Gojim“ mit den Künstlerinnen Martina Cizek und Maria Düchler. Diese Veranstaltung stand in Kooperation mit dem „Institut für jüdische Geschichte in Österreich“ und mit dem Verein „Zur Förderung der Urbankultur – Zur schönen Realität“.

Metternich und die „jüdischen Themen“

Jüdische Themen kann man direkt, aber auch indirekt behandeln, wobei das leichten Weg wählten auch die „Freunde der jüdischen Indirekte fast immer schwieriger als das Direkte zu erkennen ist. Genau diesen, alles andere als Literatur“, als sie die monumentale Biografie „Metternich – Stratege und Visionär“ des Münchner Historikers Wolfram Siemann (C.H.Beck, München  Mett2016) zum „Buch des Monats“ wählten. Was hatte Metternich mit den Juden zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Aber nur auf den ersten. Metternich wurde nämlich, vor allem von dem englischen Historiker Algernon Cecil und sein österreichischer Kollege Heinrich von Srbik, bewusst in de judenfeindliche „Rassenlehre“ gedrängt. Von Ceil, der Hitler für einen „großen Europäer“ und „Retter vor einem Terrorismus“ (gemeint wohl der Kommunismus) hielt, gelobt zu werden, wie er das Metternich tat, ist allein schon verdächtig. Der größte „Beschmutzer“ Metternichs war der biologische Rassist Srbik, der im Metternichschen politischen System den „übergeordneten Begriff der Rasse“ zu erblickten glaubte. Siemanns großer Verdienst liegt auch in dem Nachweis der grauslichen Geschichtsfälschung von Srbik, der damit der NS-Barbarei einen „Beweis“ für ihre Mordtaten in die Hand legte. Noch 1951 vertrat der unbelehrbare Sribik die These „der möglichst unbefangenen Wertung der Rassenideologie“. Metternich, den Siemann völlig richtig als einen „Kosmopoliten“ bezeichnet, kannte weder eine Rassenthese, noch das Fundament aller Faschismen, den überzogenen Nationalismus. Er war ein Freund der Reichsidee.

Im „Wohnzimmer der Familie Glück“

„Geschichte in Geschichten“ nennt das Wiener Jüdische Museum seine Ausstellung über die Familie Glück, die 1900 aus den nordöstlichen Kronländern der Monarchie nach Wien zog; Dabei geht es um das Thema „Migration“, die heute auch in Österreich aktuell ist; es war damals, wie auch heute eine Frage der„Integration“. Ob man die damals nach Wien „heimgekehrten“ jüdischen Zuwanderer mit den heutigen, vorwiegend jungen muslimischen Männern, für welche die Israel- und Judenfeindlichkeit – ohne zu verallgemeinern – nichts Unbekanntes ist, vergleichen kann, darüber lässt sich diskutieren.