Die Bedeutung eines Handschlags

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Der ägyptische Judoka Islam El Shehaby weigerte sich, die Hand von Ori Sasson zu schütteln, der ihn gerade besiegt hatte – ein klarer Bruch der Judo-Etikette. Sasson, der später die Bronzemedaille im 100kg-Männer-Wettkampf gewann, betrübte dies kaum. Als er dazu befragt wurde, sagte er nur, er ignoriere die Brüskierung und konzentriere sich auf das Gewinnen einer Medaille. „Mein ganzes Leben lief auf diesen wunderbaren Moment zu,“ sagte er…

Leitartikel der Jerusalem Post
Übersetzt aus dem Englischen

Internationale Medien allerdings waren durchaus der Meinung, dass Shehabys Verhalten Aufmerksamkeit verdiene.

Es handelt sich hierbei um einen sehr öffentlichen Fall von politischer Einmischung in ein Sportevent. Der Ägypter hat absichtlich und offensichtlich die Normen des Verhaltens beim Judo gebrochen, um seinen Protest gegen den jüdischen Staat zu demonstrieren.

Dies war nicht das erste Mal, dass Athleten von muslimischen Staaten ihre Abneigung gegen israelische Athleten zeigten.

Nur Tage vor Sassons Sieg hat eine saudische Judowettkämpferin ihre Teilnahme abgesagt, da die Möglichkeit bestand, in der nächste Runde gegen eine Israelin anzutreten.

Offiziell soll sie verletzt gewesen sein, doch scheint der wahre Grund eher, dass sie einem Kampf gegen eine Israelin aus dem Weg gehen wollte.

Und dann hat auch noch die libanesische Delegation israelischen Wettkämpfern den Zugang zu einem Bus verwehrt. (…)

Vor siebzig Jahren hat George Orwell in seinem Essay “Sportsgeist” den Aufstieg von Sportwettkämpfen mit dem Aufstieg von Nationalismus in Zusammenhang gebracht. Eine Niederlage ist nicht nur der Beweis der Schwäche, Minderwertigkeit oder Instabilität eines Spielers, es ist eine Demütigung weit über das Spielfeld hinaus, das schlecht auf den Stamm oder die Nation des Verlierers ausstrahlt.

Das bedeutet nicht, dass Sport die Ursache von Bigotterie oder Rassismus ist, vielmehr verbindet er die mitreißende Leidenschaft mit Tribalismus und Nationalismus.

Vor seinem Kampf mit Sasson war Shehaby Tribalismus ausgesetzt, der auch teils religiös ist. In den sozialien Medien wurde Shehaby dafür angegriffen, überhaupt anzutreten. Er stand unter großem Druck, den Wettkampf zu gewinnen, denn dies hätte Schande über Israel gebracht.

Nationalismus, religiöser Stolz und Tribalismus befeuern nicht notwendigerweise den Hass aufeinander. Es ist eines der Ziele der Olympischen Spiele, die Nationen der Welt einander näher zu bringen, um in einer Atmosphäre der Sportlichkeit und gegenseitigem Respekt gegeneinander anzutreten.

Politik sollte keine Rolle spielen und Rivalität im Rahmen von Wettkämpfen mit Regeln und Etikette ausgetragen werden. Im sportlichen Kontext ist daher eine Verletzung der Regeln, und sei es nur eine kleine wie das Ablehnen des Handschlags mit einem sportlichen Gegner, wichtig. (…)

Im Gegensatz zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, hat Luz Long den Handschlag dazu genutzt, die rassistische Naziideologie abzulehnen. Nachdem er gegen Jesse Owens im Weitsprung verloren hat, schüttelte er vor Hunderttausenden Zuschauern Owens Hand.

Owens sagte später zu dem Erlebnis: „Man kann alle Medaillen, die ich gewonnen habe einschmelzen, und sie wären nicht einmal eine Vergoldung der 24-Karat-Freundschaft, die ich in dem Moment für Luz Long empfand.“

Die Kraft eines Handschlags sollte nicht unterschätzt werden.

JPost, 14.8.2016, Newsletter der Botschaft des Staates Israel
Bild oben: Der Ägypter Islam El Shehaby verweigert dem Israeli Ori Sasson den Handschlag (Foto: Screenshot)

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