Der jüdische Friedhof von Höchberg

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In Höchberg im Landkreis Würzburg existierte vom Beginn des 17. Jahrhunderts (gegründet von Jehuda Löb Ben Abraham Kaz s.A.) bis zu ihrer Vereinigung mit der Jüdischen Gemeinde Würzburg 1938 eine Jüdische Gemeinde. Sie besaß eine zunächst 1661 erbaute Synagoge, die aber 1721 durch eine neue ersetzt wurde…

Judith Bar-Or

Außer dieser Synagoge, die 1904 renoviert worden war, besaß die Kultusgemeinde Höchberg eine Mikwe, ein eigenes Schulhaus mit Internat, das von 1865 bis 1931 als „Israelitische Präparanden- und Bürgerschule“ (gegründet 1841 von Gemeinderabbiner Lazarus Ottensooser , der den Unterrichtsbetrieb zunächst in seiner Wohnung begann) benutzt wurde und einen 1821 am südöstlichen Ortsende angelegten Friedhof. Dieser war am 17.Juni d.J. das Ziel einer Exkursion des Hebräisch-Lektürekurses der Universität Würzburg, zu dem dessen Leiterin Dr. Monika Berwanger Interessierte eingeladen hatte. Als Berater hatte sie auch Rektor i.R. Israel Schwierz,  einst Vorstandsmitglied der IKG Würzburg, früherer Lay Leader der jüdischen  US-Militärgemeinde Franken in Würzburg, Mitarbeiter von Naftali Bar-Giora Bamberger bei dessen Memor-Buch „Der Jüdische Friedhof in Höchberg“  und Autor mehrerer Dokumentationen über jüdische Themen in Bayern und Thüringen gewinnen können.

Zu Beginn  der Exkursion gab Schwierz einen kurzen, knappen Überblick über die Geschichte und Lage des Friedhofes in Höchberg. Danach durchstreiften die Teilnehmer der Veranstaltung das Areal und entzifferten zahlreiche Grabinschriften, besonders diejenigen der Rabbiner Abraham Bing  s.A., der zahlreichen Angehörigen der Rabbinerfamilie Bamberger und natürlich die beiden rechts vom Eingang befindlichen Gräber des weltberühmten „Würzburger Raw“ Rabbiner Seligman Bär Bamberger s.A. und seiner Ehefrau.  Am Ende der Friedhofsbegehung konnten noch zahlreiche anstehende Fragen geklärt werden.

Danach begaben sich die Exkursionsteilnehmer noch in die nahe gelegene  ehemalige Synagoge von Höchberg, die heute als evangelische Kirche genutzt wird. Hier hatten sie Gelegenheit, den rechts neben dem Eingang befindlichen  sehr schönen Original-Chuppah-Stein (Hochzeitsstein) zu betrachten, aber auch den in der Mauer gegenüber dem Eingang vorhandenen Stein mit hebräischer Inschrift. Es war für alle erfreulich festzustellen, wie vieles heute noch an die ehemalige Funktion des Bauwerks als Synagoge erinnert.

Zum Schluss der Veranstaltung, an der neben Studierenden auch katholische Theologen teilnahmen, bedankte sich deren Veranstalterin,  Frau Dr. Monika Berwanger sehr herzlich bei Israel Schwierz und allen Exkursionsteilnehmern für ihre Mitarbeit und überreichte Schwierz ein Geschenk.

Es ist heutzutage gar nicht mehr so selbstverständlich, dass sich Studierende der Universität Würzburg  und katholische Theologen mit speziellen jüdischen Themen auseinandersetzen. Daher gebührt der Leiterin der Exkursion, Frau Dr. Berwanger, Dank und Anerkennung aller für ihren Mut und ihr unermüdliches Engagement, nicht nur von Seiten der Theologen und des Hebräisch-Lektürekurses, sondern von allen, denen der ehrliche und aufrichtige Umgang mit der Geschichte ihrer fränkischen Heimat ein Herzensanliegen ist.