Gegenwart der Abwesenheit / Hinterblieben

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Zwei Fotoausstellungen im Willy-Brandt-Haus Berlin…

PRESENCE OF THE VOID / GEGENWART DER ABWESENHEIT

Die sehr persönlichen Fotografien der Ausstellung „Presence of the Void“ stammen von zehn palästinensischen und israelischen Frauen, die alle enge Familienmitglieder durch den jahrzehntelangen Israelisch-Palästinensischen Konflikt verloren haben. Der verlorene Mensch kann in einem Zimmer voller Erinnerungen gegenwärtig werden, durch eine stehen gebliebene Armbanduhr, ein Fenster, an dem die Mutter stand als sie von dem Tod erfuhr, vielleicht sogar durch ein Kind, das den Namen des Gestorbenen trägt.

© Masha Litvak, Kibbutz Negba/Israel, Verlor ihren Vater und ihren Bru-der Arnon, Besuchte Hanan Lubadeh in Nablus / Palästina Die Armbanduhr ihres Bruders Arnon, nach seinem Tod in seinem Nachlass gefunden.
© Masha Litvak, Kibbutz Negba/Israel, Verlor ihren Vater und ihren Bru-der Arnon, Besuchte Hanan Lubadeh in Nablus / Palästina
Die Armbanduhr ihres Bruders Arnon, nach seinem Tod in seinem Nachlass gefunden.
Hintergrund des bilateralen Fotoprojekts ist es, die Geschichte des Anderen kennenzulernen und auch seinen Verlustschmerz nachempfinden zu können. So besuchen sich israelische und palästinensische Frauen gegenseitig. Dabei entsteht ein Foto, das an die geliebte Person erinnert. Das Projekt erzählt aber auch von der Kraft des Dialogs und der Hoffnung auf Versöhnung.

Für einige der Frauen war es die erste Bekanntschaft mit einer Kamera. Begleitet wurden sie von den palästinensischen und israelischen Fotografen Vardi Kahana, Ata Awwisat und Micky Kretzmann.

Parents Circle-Families Forum (PCFF) besteht seit 1995. Dem Forum gehören über 600 Palästinensern und Israelis an, die Familienmitglieder durch den Konflikt verloren haben. Der PCFF fördert Versöhnung als Alternative zu Rache und Gewaltspiralen. Die Vision ist, eine Einstellungsveränderung herbei zu führen, die eine Voraussetzung für ein nachhaltiges Friedensabkommen ist.

BEREAVED / HINTERBLIEBEN

Bild oben: © Rina Castelnuovo, Robi Damelin und Bushra Awad, Westbank 2013.

„Nach mehr als 30 Jahren, in denen ich Krieg und Begräbnisse fotografiert habe, finde ich Hoffnung darin, die trauernden Familien zu treffen und ihren Versöhnungsprozess mitzuerleben. Wenn sie dies tun können, sollte es jeder andere ebenfalls können.“
Rina Castelnuovo

Als Fotografin für die New York Times ist Rina Castelnuovo über drei Jahrzehnte lang Zeugin des israelisch-palästinensischen Konflikts; dabei hat sie sich zum Ziel gesetzt, vor allem die menschlichen Opfer zu dokumentieren. Sie entwickelte einen Stil, der möglichst unaufdringlich hinter den politischen Auseinandersetzungen die persönlichen Schicksale aufspürt.

In ihrer ergreifenden Fotoserie Bereaved porträtiert sie Israelis und Palästinenser, die durch Terrorangriffe, Selbstmordattentate oder dem Militärdienst Geschwister und Kinder verloren haben. Sie trauern zusammen und begreifen, dass es sehr wichtig ist, die Geschichte der anderen Seite kennenzulernen. Sie wissen, dass die einzige Möglichkeit, die Barrieren einzureißen und aus ihrer Dunkelheit zu ent-kommen, darin besteht, einander zu verstehen und Versöhnung zu leben.

Rina Castelnuovos Mitgefühl zeigt sich in der Intimität der Aufnahmen, in denen es ihr gelingt, für einen kurzen Moment die Seele der Porträtierten einzufangen.

Sie lebt und arbeitet in Jerusalem.

Ausstellungen vom 23. Juni bis 14. August 2016
Dienstag bis Sonntag 12 bis 18 Uhr | Eintritt frei | Ausweis erforderlich

WILLY-BRANDT-HAUS
Stresemannstr. 28
10963 Berlin
(U-Bhf. Hallesches Tor)

Eröffnung am Mittwoch, den 22. Juni 2016, um 19.00 Uhr

Begrüßung Gisela Kayser, Geschäftsführerin Freundeskreis Willy-Brandt-Haus
Dr. Volker Pellet, Protokollchef des Regierenden Bürgermeisters
Rednerin: Prof. Dr. Gesine Schwan, ehem. Präsidentin Europa-Universität Viadrina
Gespräch (in engl. Sprache) Robi Damelin, Israelische Sprecherin PCFF / Mazen Faraj, Palästinensischer Direktor PCFF
Redner: Prof. Dr. Werner Widuckel und Ina Darmstädter (PCFF Freundeskreis Deutschland)