Unerklärte Kriege gegen Israel

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Jeffrey Herf analysiert in seiner neuen Studie „Undeclared Wars with Israel“ die Beteiligung der DDR und der radikalen Linken Westdeutschlands an den militärisch-terroristischen und den politischen Kriegen gegen Israel…

Von Martin Jander

Kriege gegen Israel gibt es bereits so lange wie es den Staat Israel gibt. Besser gesagt es gibt sie sogar schon seit es die Idee eines jüdischen Staates gibt. Seit Theodor Herzl, in Reaktion auf den Antisemitismus in Europa und weltweit, die Idee der Entstehung einer jüdischen Heimstatt in die Debatte warf und seit die ersten Juden, viele aus Osteuropa, sich auf den Weg nach Israel machten, wird Krieg gegen sie geführt.[1]

Jeffrey Herf fügt mit seiner neuen Studie der offen zu Tage liegenden Geschichte der Kriege gegen Israel zwei weniger gut erforschte „unerklärte Kriege“ hinzu, die von der DDR und großen Teilen der westdeutschen Linken seit 1967 geführt wurden. Die DDR belieferte die Feinde Israels mit Waffen, trainierte und beriet ihre Armeen. Außerdem hatte sie erheblichen Anteil an den Versuchen, Israel in der UNO als rassistischen Apartheid-Staat zu diskreditieren.

Teile der westdeutschen radikalen Linken lieferten zwar keine Waffen an die Feinde Israels, sie wurden umgekehrt von diesen Feinden bewaffnet und legten damit selbst Hand an. Auch sie beteiligten sich zusätzlich mittels Publikationen und Propagandakampagnen an der Delegitimierung der einzigen Demokratie im Nahen Osten.

Die DDR und die radikale Linke schlossen mit der Übernahme des Antizionismus an die nazistische Politik an, die nicht nur auf die Vernichtung allen jüdischen Lebens auf unserem Planeten gerichtet war, sondern auch mit Partnern aus der arabischen Welt, die Entstehung einer Heimstadt für Juden unmöglich machen sollte.[2]

Antisemitismus und Antizionismus in der DDR und bei der radikalen Linken Westdeutschlands sind, so Herf, nicht einfach nur als politische Überzeugungen anzusehen. Der Übergang zur Gewaltausübung, zum Versuch Israel auszulöschen, war in beiden Fällen gegeben.[3] Die DDR und die radikale Linke haben mit dieser Politik gegen das von ihnen selbst immer wiederholte Prinzip der politischen Linken nach der Shoah verstoßen: „Nie wieder“.

Unerklärter Krieg der DDR

Die DDR erreichte ihre eigene internationale Anerkennung seit den 60er Jahren vor allem durch eine militant antizionistische Positionierung in der Dritten Welt. Den Beginn dieser von der SED insbesondere seit dem 6-Tage-Krieg gestarteten Brüderschaft im Geist und im Krieg mit Ägypten, Syrien und anderen Staaten wie Bewegungen, bildete eine Rede Ulbrichts in Leipzig am 15. Juni 1967, in der er seinen Zuhörern mitteilte, die „Imperialisten“ würden erneut, nach Vietnam, im Nahen Osten eine „Aggression“ ausüben, die vor allem gegen Ägypten und Syrien gerichtet sei.[4]

Die „Aggression“, so Ulbricht weiter, sei gegen den Wunsch der arabischen Länder gerichtet, ökonomische Unabhängigkeit zu erlangen und ihre Ressourcen, vor allem das Öl, vor imperialistischer Ausbeutung zu sichern. Die israelische Regierung habe sich zum Instrument der imperialistischen Bestrebungen der USA und der NATO gemacht. Die Bundesrepublik Deutschland sei ebenfalls Teil dieser imperialistischen Strategie und habe Israel zu diesem Zweck mit schweren amerikanischen Offensivwaffen ausgerüstet. Die Orientierung Ägyptens, Syriens, Algeriens und anderer arabischer Länder an einem „nichtkapitalistischen Weg“ und zur Freundschaft mit der Sowjetunion, bedrohe die „globale Strategie des Imperialismus“.

Die Hilfen der Bundesrepublik Deutschland für Israel bezeichnete Ulbricht in dieser Rede als „blutigen Hohn“ und als „zynisch“. In Wahrheit sei dies nicht der Anfang einer nach der Shoah notwendigen Übernahme von Verantwortung für die Verbrechen, diese Unterstützung diene in Wahrheit imperialen Interessen und werde dazu genutzt, Tausende Araber und ihre Familien mit Napalm zu töten oder auf andere Weise brutal zu misshandeln.

Dass gerade Ägypten und Syrien Israel vor dem 6-Tage-Krieg massiv bedroht hatten und dessen Zerstörung mehrfach ankündigten, verschwieg Ulbricht.[5] Die Umkehrung von Aggression und Verteidigung, von Täter und Opfer blieb das Kennzeichen der antiisraelischen DDR-Propaganda bis kurz vor ihrem Untergang.

In jahrelanger Arbeit hat Jeffrey Herf aus den DDR-Archiven von SED-Politbüro, DDR-Ministerrat, DDR-Außenministerium, DDR-Verteidigungsministerium u. a. alle verfügbaren Details über die Verträge, die Waffenlieferungen selbst, ihre Lieferwege und die beteiligten Kooperationspartner im unerklärten Krieg der DDR gegen Israel herausgefischt. Syrien, Irak, Ägypten, die PLO und die PFLP, Waffen und Waffentraining gab es für die Feinde Israels in großer Zahl. Herf fand die Belege dieser Kriegsbeteiligung der DDR in Archiven, die seit den 1990er Jahren frei zugänglich sind. Für sie hat sich aber bislang offenbar niemand interessiert. Herf referiert sie ausführlich und will damit sicher gehen, dass zukünftige Forschung sie nicht mehr ignorieren kann.

Unerklärter Krieg der radikalen Linken

Teile der westdeutschen Linken waren, ebenfalls seit 1967, Brüder im Geiste und „Waffenbrüder“ der Feinde Israels. Insbesondere die RAF, die „Bewegung 2. Juni“ und die „Revolutionären Zellen“ befanden sich nicht nur ideologisch im Krieg mit USA und Israel, ihre Kämpfer legten auch selbst Hand an.

Unvergessen, in Herfs Buch ausführlich dargestellt, ist z. B. die Entführung eines Flugzeugs der Air France am 27. Juni 1976 nach Entebbe, bei der das gemischte Kommando aus Mitgliedern der PFLP und der deutschen „Revolutionären Zellen“, unterstützt vom Hitler-Bewunderer Idi Amin aus Uganda, am Flughafen von Entebbe die jüdischen von den nicht-jüdischen Passagieren trennte und die Freilassung von inhaftierten und verurteilten Terroristen aus israelischen und deutschen Gefängnissen erzwingen wollte. Der Terminal wurde von Spezialkräften der israelischen Armee gestürmt. Die beiden Mitglieder der „Revolutionären Zellen“, Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, wurden bei dem Sturm der Spezialkräfte getötet.

Das aber war nicht das einzige Mal, dass deutsche Linksterroristen in den Kriegen gegen Israel selbst Hand anlegten.[6] Herf zeichnet diese Zusammenhänge in seiner Studie breiter nach als es irgendwo anders zu finden wäre. Den Anfang bildete, in Propaganda und Aktion, der Freundeskreis um Dieter Kunzelmann, dessen Mitglied Albert Fichter am 9. November 1969 eine Bombe in das jüdische Gemeindezentrum in West-Berlin gelegt hatte. Der Sprengsatz explodierte aufgrund eines technischen Defekts nicht, aber die Bombenbastler hatten bereits ein Bekennerschreiben in die Welt gesetzt, in dem sie, unmissverständlich wie Ulbricht in seiner Rede zwei Jahre zuvor, ihre Absichten kundtaten.

Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden seien, so heißt es in dem Flugblatt mit dem Titel „Shalom und Napalm“, selbst Faschisten geworden. In Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital versuche dieser neue Faschismus das „palästinensische Volk auszuradieren“. Die Solidarität der radikalen Linken werde sich in Zukunft nicht mehr mit Aufklärungskampagnen begnügen, sondern „die enge Verflechtung des zionistischen Israel mit der faschistischen BRD durch konkrete Aktionen schonungslos bekämpfen.“[7]

Die Gleichsetzung Israels mit dem deutschen Nationalsozialismus blieb ein Bestandteil der Propaganda von Teilen der Neuen Linken und wurde erst seit den 80er Jahren deutlich kritisiert. Ganz wie die Propaganda der DDR diente sie dazu, die Verhältnisse von Aggression und Verteidigung, zwischen Opfer und Täter umzukehren.

Der propagandistische Krieg vieler Teile der radikalen Linken gegen Israel ging, wie Herf in seiner Studie zeigt, weit über die bewaffneten Gruppen hinaus. Der Autor referiert die Aktionen der radikalen Linken in seinem Buch ausführlich und fand außerdem, wie im Fall der DDR-Außenpolitik, viele Dokumente, die bereits seit dem Beginn der 90er Jahre öffentlich zugänglich sind, die bislang aber noch nicht in dem Masse dargestellt und analysiert wurden, wie es nötig ist.

Die Kooperation der deutschen Linksterroristen mit den Feinden Israels wurde über die PLO und ihre Unterorganisationen, wie zum Beispiel die PFLP, organisiert. Eine wichtige Vermittlung bildete, wie Herf ausführlich zeigt, das Ministerium für Staatssicherheit. Nach der Einrichtung eines Büros der PLO in Ost-Berlin im Jahr 1973, der ersten Vertretung der PLO in Ost-Europa, beriet das Ministerium für Staatssicherheit gemeinsam mit dem Geheimdienstkoordinator der PLO, Abu Iyad, über die Regeln, die in der Zusammenarbeit gelten sollten. Eine der wesentlichen Regeln war, wie Herf zeigen kann, dass die DDR palästinensische Terroristen ausbilden würde und auch, im Falle der Krankheit, pflegen würde.

Dass dieses Training von Kämpfern auch die Anschläge der Palästinenser in Israel und in den von Israel besetzten Gebieten einschloss, war selbstverständlich. Dass dies auch die Unterstützung von international operierenden Linksterroristen aus der Bundesrepublik einschließen konnte, war auch selbstverständlich. Anschläge aber in West-Europa, die in die DDR zurück verfolgbar wären, die sollten ausgeschlossen sein.[8] PLO und Stasi wollten gemeinsam dafür sorgen, dass dies nicht möglich sein sollte. DDR-Funktionäre agierten auf der Linie, Anschläge in Israel und in anderen Teilen der Welt seien unproblematisch. Anschläge in Westeuropa, falls sie in die DDR zurück verfolgbar wären, nicht.

Immer noch: Kriege gegen Israel

Das Buch ist aber nicht nur ein Ereignis im Zusammenhang mit der Erforschung der DDR-Außenpolitik und der Erforschung der DDR-Unterstützung für den internationalen Terrorismus, es ist auch ein lauter Protestruf gegen eine wissenschaftliche und politische Öffentlichkeit, die die Warnungen des Zentralrats der Juden in Deutschland, aber auch der Vertreter Israels in der UNO und vieler anderer überhörte und häufig nicht wahrnehmen wollte und will.

Direkt nach der Eröffnung des PLO-Büros in Ost-Berlin 1973, warnte Heinz Galinski, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von West-Berlin, in der „Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung“ vor einer sich verstärkenden Aktivität arabischer Terroristen, die vom Boden der DDR ausgehen werde. Die Anwesenheit der Freunde Arafats werde sicher auch in West-Berlin und in West-Deutschland zur Verstärkung antizionistischer und antisemitischer Aktivitäten führen und damit auch den Neo-Nazismus fördern. Er sagte voraus, dass die PLO auch Waffentrainings für Terroristen organisieren und die so trainierten Kämpfer in alle Welt schicken werde. Galinski sollte Recht behalten. Nicht umsonst war er mehrfach das Ziel terroristischer Anschläge.

Herf hat sich, wie er im Vorwort des Buches schreibt, die Methode des Historikers Saul Friedländer zu eigen gemacht, der in seinem Werk über die Shoah ganz ausführlich die Quellen der verfolgten, bedrohten, exilierten und der ermordeten Juden zitiert.[9] Im Protest gegen die bis heute andauernde Nichtwahrnehmung solcher Dokumente und ihres Inhalts, insbesondere vieler Schreiben des Vertreters Israels an alle anderen Mitglieder der UNO, an den Präsidenten der UNO und an die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates, referiert Jeffrey Herf auch diese Dokumente ausführlich. Herf will auch in diesem Falle sicher gehen, dass zukünftige Forschung an diesen belegten Kriegshandlungen gegen Israel nicht mehr vorbei kann.

Herfs Buch ist neben der historischen Analyse auch eine Untersuchung über die Methoden des Propagandakrieges gegen Israel, der bis heute anhält. Dieser politische Krieg gegen das Land ist notwendige Voraussetzung und untrennbarer Bestandteil der militärisch/terroristischen Kriege. Herf benennt die Regeln dieses Propaganda-Krieges in seinem Buch mehrfach und fasst sie in sieben Schritten zusammen.[10]

Erstens: Wenn Opfer von Terroranschlägen Juden oder Israelis sind, wird der Terror nicht Terror genannt, sondern Widerstand. Zweitens: Wenn ein Anschlag von Palästinensern oder anderen Arabern ausgeführt wird, sollte über ihn überhaupt nicht berichtet werden. Drittens: Wenn es sich nicht vermeiden lässt, über einen solchen Anschlag zu berichten, der von Palästinensern und/oder Arabern ausgeführt wurde, sollte hinzugefügt werden, dass Terrorismus der arabischen/palästinensischen Sache schade. Viertens: Verweise von israelischen oder amerikanischen Medien und Politikern sollten grundsätzlich „Propaganda“ genannt werden, die dazu bestimmt sei, einen gerechten Kampf um nationale Befreiung zu diskreditieren. Fünftens: Der Fokus der Berichterstattung sollte immer auf Israels Handlungen der Selbstverteidigung liegen, die man als unprovozierte Aggression, rassistisch und expansionistisch bezeichnet. Sechstens: Wenn es unterschiedliche Beurteilung der Fakten im Konflikt im Nahen Osten gibt, sollen die arabisch/palästinensichen Quellen immer als wahr, alle anderen immer als unwahr bezeichnet werden. Siebtens: Alle Mutmaßungen, dass arabische/palästinensische Politik etwas mit Antisemitismus zu tun habe, sollten als Diffamierung zurückgewiesen werden.

Wir lesen in diesem Buch also neben einer exzellenten und in jahrelanger mühevoller Arbeit zusammengetragenen Analyse, den Protestruf eines Wissenschaftlers, der sich seit seinen Studienjahren, u. a. auch in Frankfurt am Main 1978 – 1979, mit der Shoah und ihren Folgen in den beiden deutschen Staaten beschäftigt hat und der zunehmend dünnhäutiger wird, wie wenig, nicht nur in Deutschland, verstanden ist, dass Israel seit seiner Gründung erklärten und unerklärten Kriegen ausgesetzt ist. Leider ist bislang nur eine Arbeit von Jeffrey Herf in deutscher Sprache erhältlich. Es handelt sich um das Buch „Zweierlei Erinnerung“[11], das Herf als Vorläufer des neuen Buches über die unerklärten Kriege gegen Israel ansieht. Bereits in diesem Buch hatte er die Orientierung der SED auf eine antizionistische Politik seit den frühen 50er Jahren sichtbar gemacht. Alle anderen Bücher gibt es leider nur in Englisch.[12]

Jeffrey Herf, Undeclared Wars, East Germany and the West German Far Left 1967 – 1989, Cambridge University Press 2016, ISBN 978-1-107-08986-0, 27.64 Euro, 500 S., Bestellen?

[1] Aus meiner Sicht ist eines der besten Bücher zur Geschichte der Kriege gegen Israel: Benny Morris, Righteous Victims – A History oft the Zionist – Arab Conflict 1881 – 2001, New York 1999.

[2] Jeffrey Herf hat diesen Teil der nationalsozialistischen Politik in seinem 2009 erschienenen Buch „Nazi Propaganda for the Arab World“ analysiert.

[3] Siehe hierzu auch das Interview, das Herf zu seinem Buch gegeben hat: http://fathomjournal.org/undeclared-wars-on-israel-east-germany-and-the-west-german-far-left-1967-1981-an-interview-with-jeffrey-herf/

[4] Siehe die ausführliche Interpretation dieser Rede bei Jeffrey Herf, Undeclared Wars with Israel, Cambridge University Press 2016, S. 55ff. 

[5] Siehe hierzu die Geschichte des 6-Tage-Krieges u. a. bei haGalil: https://www.hagalil.com/israel/geschichte/kriege-3.htm

[6] Siehe einen Überblick zur Kooperationsgeschichte deutscher und palästinensischer Terroristen: http://publikative.org/2011/10/11/vereint-gegen-israel-die-ddr-und-der-westdeutsche-linksterrorismus/

[7] Vgl. die ausführliche Darstellung der Radikalisierung der westdeutschen Linken und ihrer antiisraelischen Orientierung im Kapitel „Radicalization of the West German New Left, 1968 – 1969“, in: Jeffrey Herf, Undeclared…. a. a. O., S. 96ff.

[8] Vgl. zu den Absprachen zwischen Stasi und PLO insbesondere das Kapitel „An Alliance Deepens: East Germany, the Arab states, and the PLO: 1978 – 1982“, in: Jeffrey Herf, Undeclared…. a. a. O., S. 342ff.

[9] Siehe: Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, München 1998; ders., Die Jahre der Vernichtung, München 2006.

[10] Siehe z. B. Jeffrey Herf, Undeclared…, a. a. O., S. 163.

[11] Jeffrey Herf, Zweierlei Erinnerung, Berlin 1998. (Jeffrey Herf, Divided Memory, Harvard University Press, London 1997)

[12] Die wesentlichen Publikationen Herfs sind: Jeffrey Herf, Reactionary Modernism, Cambridge University Press 1986; ders., War by Other Means, Free Press 1991; ders., The Jewish Enemy, Belknap Press 2006; ders. (Ed.), Anti-Semitism and Anti-Zionism in Historical Perspective, London 2007; ders.: Nazi Propaganda for the Arab World, London 2009.  

5 Kommentare

  1. @ nussknacker56:

    „Die erste Selektion von Juden und Nichtjuden nach dem Ende des Faschismus wurde unter tatkräftiger Hilfe von Linken vorgenommen. Das zählt – und nicht irgendwelche blumigen Ausreden und Absichtsbekundungen.“

    Sagen wir mal so, die momentan beliebteste Geschichtsschreibung geht von der obigen nach der Staatsgründung in den arabischen Ländern aus. Überraschend zeitgleich mit dringend benötigten Waffenlieferungen für Israel aus dem Ostblock.

    Ab 67 waren, wie oben erwähnt: „Teile der westdeutschen Linken waren, ebenfalls seit 1967, Brüder im Geiste und „Waffenbrüder“ der Feinde Israels. Insbesondere die RAF, die „Bewegung 2. Juni“ und die „Revolutionären Zellen“ befanden sich nicht nur ideologisch im Krieg mit USA und Israel,“

    Teile.

    Falls man heutzutage als linker SPD´ler noch zu Deinem Feinbild gehören darf, kann ich Dir mitteilen, daß ich seit über dreißig Jahren mich sowohl als links wie auch als Unterstützer des Staates Israel sehe.

    Halte Menschen, die sich über nicht selbst gelesene Bücher äußern, für echt gefährlich.

    • @ente

      Ich habe etwas Mühe, Deinen Beitrag zu verstehen. Also der Reihe nach. Als erstes eine Bemerkung zur politischen Herkunft. Es dürfte auch für Dich unschwer zu erkennen sein, dass ich zumindest längere Zeit in der Linken beheimatet war. Ich kann allemal auf genügend eigene Erfahrungen zurückgreifen, wenn ich von der „Linken“ rede.

      Ente, Du sprichst von „Teilen“. Also müsste demzufolge noch ein relevanter Teil einer Linken existieren, die sich einer progressiven Politik verpflichtet fühlen. Kannst Du mir einen Tipp geben, wo diese sich versteckt hat? Dass es noch kleine Gruppen und Einzelne gibt, ist unbestritten; eine imaginäre linke Fünf-Prozent-Hürde dürfte sie nur mit Mühe überschreiten.

      „Halte Menschen, die sich über nicht selbst gelesene Bücher äußern, für echt gefährlich.“

      ???
      Mal abgesehen davon, dass ich ganz andere Menschen für „gefährlich“ halte: Es handelt sich hier um eine Rezension, wozu ich zu einigen Aspekten meine Meinung geäußert habe. Wollte ich eine Gegenrezension veröffentlichen, wäre das Lesen des Buches tatsächlich nötig. So bleibt mir ein Rätsel, was Deine Aussage zu bedeuten hat.

      • @nussknacker56:

        Danke für Deine Antwort. Entschuldige meinen schwer verständlichen Beitrag.

        Zusammengefasst versuchte ich darzulegen, daß

        1. mir nicht der „Atem stockt“ wenn ein Rezensent über ein mir unbekanntes Buch berichtet

        2. würde ich persönlich nicht versuchen, dessen Meinung ohne eigenes Ursprungslesen weiterzuentwickeln oder zu kommentieren

        3. sprach der Martin Jander von der radikalen Linken, die sicherlich genauso schwer zu definieren ist, wie relevant oder progressiv bei Dir oben

        4. Freue ich mich über kommunikative Menschen. ( Sogar wenn ich deutlich anderer Meinung bin)

  2. PS: Schade, dass das Buch von Jeffrey Herf nur auf englisch erhältlich ist. Vielen Dank an Martin Jander für die Besprechung.

  3. Man meint, der Atem müsse einem stocken. Sie (die Linke) muss doch merken, in wessen Fußstapfen sie sich stellt. Doch nein – sie will es nicht merken, sich verweigert sich jeglicher historisch-politischer Reflektion, sie ist mit Eifer, mit Überzeugung an derselben Sache, an der sich schon die Nazis mit grausigem Erfolg versuchten. Die Linke möchte mit denen nicht verwechselt werden, deshalb versehen sie ihre Bemühungen mit anderen Begriffen: Antizionismus, Antiimperialismus, Internationale Solidarität usw.

    Damit glauben sie , davonzukommen und die faktische Konsequenz ihres bewussten Handelns verschleiern zu können. Vor sich selbst und vor dem kritischen Betrachter. Dagegen muss mit aller Härte und ohne Illusionen argumentiert werden. Wer das Geschäft der Nazis zu Ende führen will, darf nicht mit einer Linken verwechselt werden, die angetreten ist, soziale und ökonomische Ursachen für Elend und Krieg zu beseitigen.

    Die erste Selektion von Juden und Nichtjuden nach dem Ende des Faschismus wurde unter tatkräftiger Hilfe von Linken vorgenommen. Das zählt – und nicht irgendwelche blumigen Ausreden und Absichtsbekundungen.

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