Die antisemitische Agitation der Aula

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Die beiden Anführer der rechtsextremistischen FPÖ HC Strache und Norbert Hofer wurden bereits von der israelischen Regierungspartei Likud nach Israel eingeladen. Im am 31. Mai 2016 veröffentlichten Rechtsextremistenbericht der Grünen fand ich einige Zeilen, die den israelischen Behörden bei der Beurteilung von Strache & Co dienlich sein könnten…

Von Karl Pfeifer

„Notierenswert erscheint die am 21. April von Udo Guggenbichler ( Albia Wien, gleichzeitig Wiener FPO-Landtagsabgeordneter) verbreitete Erklärung von Verbindungsstudenten zur Distanzierung vom Antisemitismus.

Interessanterweise wollte oder konnte Guggenbichler auch auf mehrmalige Nachfrage keinen einzigen Korporierten namhaft machen, der außer ihm diese Initiative unterstützt hatte.

Auch die antisemitische Agitation der Aula, Zentralorgan der völkischen Verbindungen in Österreich im Besitz der Freiheitlichen Akademikerverbände, ging im Berichtszeitraum unvermindert weiter.

Die Aula stellt nach wie vor eines der relevantesten (traditionellen) publizistischen Foren der extremen Rechten in Osterreich dar. 2015 bot die Grazer Monatsschrift das gewohnte Potpourri aus rassekundlichen Ergüssen, antisemitischen Verschwörungs-phantasien, Verunglimpfung von NS-Opfern und Antifaschist/innen sowie kaum verhohlener NS-Nostalgie.

Dargebracht wurde all dies in dermaßen verschärfter Form, dass eine Einstufung der Zeitschrift als neonazistisch zumindest (wieder) diskutabel erscheint.

Einlassungen über die „Tatsache, das es verschiedene Menschenrassen gibt“, über die „bedrohte[n] Europiden“ (Oktober, 26f.), über „Rassenmischung – multikulturelle Gesellschaft genannt“ oder „die eurasisch-negroide Umvolkung deutschen Landes und ganz Europas“ (Dezember, 32, 17) standen im vergangenen Jahr neben Attacken auf die „egalitäre Utopie, alle Menschen seien gleich“ (Oktober, 26), oder auf den „umtriebigen jüdischen Spekulanten“ George Soros (Marz, 5), der „die Vermischung von Menschenrassen durch die Forderung von Völkerwanderungen“ erstrebe und vermittels der „Rothschild-Herrschaftsmethode“ zusammen mit der restlichen „heimatlose[n] Weltfinanz […] die totale Kontrolle über Völker, Staaten und deren Regierungen“ ausübe (Marz, 44–46). Den von der Aula affirmativ überbrachten Mythen zufolge stehen Israel bzw. der „politische Zionismus“ hinter dem selbst-ernannten Islamischen Staat (Februar, 42) und „ein Rothschild“ hinter dem Attentat auf Charlie Hebdo, wie Burschenschafter Walter Marinovic (Germania Salzburg) argwohnte, der im selben Artikel Martin Luthers Pogromanleitung „Von den Juden und ihren Lugen“ wohlwollend referierte (Februar, 30f.).

Über „jüdische Selbstausgrenzung“ in der europäischen Geschichte durfte NPD-Kader Karl Richter sich im Mai verbreitern. Die „christlich-jüdische Symbiose“ sei „künstlich, unhistorisch“ und müsse „der nichtjüdischen Normalbevölkerung erst auf allen Kanälen suggeriert werden“, nicht zuletzt durch „die Infiltration des globalen ‚Weltgewissens‘ mit dem Holocaust-Dogma“. Der Holocaust sei für das Judentum heute „Quelle der Kraft, wenn auch einer negativen, parasitären“. Auschwitz werde „zum Nasenring, an dem sich die Volker willenlos herumführen lassen“ (Mai, 12f.). Gedenkveranstaltungen durch „KZ Besessene“ (Juni, 32f.) waren dem Aula-Autor und Burschenschafter Fred Duswald (Danubia München) ein Dorn im Auge, der ferner von „Mauthausen- Befreite[n] als Massenmorder“ und „Landplage“ zu berichten wusste (Juli/August, 91).

Letztgenannter Artikel brachte die Blattlinie der Aula einer breiteren Öffentlichkeit zu Bewusstsein, nachdem die Grazer Staatsanwaltschaft in ihrer Begründung für die Einstellung eines Verfahrens gegen Duswald weitgehend dessen Geschichtsentstellungen gefolgt war. Abgerundet wird das Bild von Klagen über den „giftigen Nektar“ des Feminismus im Allgemeinen und „selbsternannte Frauenbefreierinnen wie die US-jüdische Lesbe Shulamith Firestone“ im Besonderen (November, 58). In parteipolitischer Hinsicht lasst die Aula (Selbstbezeichnung: „Das freiheitliche Monatsmagazin“) keinen Zweifel an ihrer engen FPO-Anbindung, die durch hymnische Berichterstattung („Die Kraft am Puls des Volkes!“, Juli/August, 24) und Gefälligkeitsinterviews ebenso dokumentiert wird wie durch umfangreiche Inserate der nach aktuellen Umfragen stärksten Partei des Landes.“