Traumatisierung überleben und verarbeiten

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Leben und Werk des Pioniers einer Psychologie des Terrors Ernst Federn (26.8.1914 – 24.6.2007)…

Roland Kaufhold

Der österreichisch-amerikanische Psychoanalytiker und Shoah-Überlebende Ernst Federn (1914 – 2007) gehörte zu den Pionieren einer Psychologie des Terrors.

Ernst Federns Leben trägt die Signatur des 20. Jahrhunderts: Es führte von Wien über Dachau und Buchenwald nach Brüssel in die USA und 1973  wieder nach Wien. Ernst Federn, der vor 71 Jahren, am 11. April 1945, von amerikanischen Truppen aus Buchenwald befreit wurde, gilt als einer der führenden Historiker der Psychoanalyse, der Psychoanalytischen Pädagogik und einer Psychologie des Terrors. Mit dieser 2007 erstmal in einem Buch veröffentlichten Studie erinnern wir an Ernst Federns höchst außergewöhnlichen Lebensweg und sein Wirken als jüdischer Überlebender.

„Doch bin ich überzeugt, daß letzten Endes Verstand und wahrhaftige Gesinnung sich durchsetzen und meine Erfahrungen, die ich hier niedergeschrieben habe, von Nutzen sein können. Ist doch die menschliche Natur ein dauernder Kampf mit unseren ursprünglichen Trieben, und wie Freud gezeigt hat, muß man ihn wissenschaftlich zu verstehen suchen. (…) Eben weil der Mensch eine besonders bösartige Spezies ist, ist es so wichtig zu erkennen, daß er aber auch die Fähigkeiten besitzt, seine ›Bestialität‹ zu überwinden und die ursprünglichen Triebe zu kulturvollem Tun umzugestalten. Diese Aufgabe wird dem Individuum wesentlich leichter, das von seinen atavistischen Trieben und ihrer Gewalt Kenntnis hat. Daher meine ich, daß es von großem Wert ist, in schrecklichen Geschehnissen nicht bloß blindes Wüten unbekannter Mächte zu sehen, sondern notwendige Folgen von psychischen und sozialen Bedingungen«.
Ernst Federn im Juni 1946, 14 Monate nach seiner Befreiung aus Buchenwald

„Tagebücher, die während der Shoah geschrieben wurden, sind die beste und authentischste Quellen, durch die wir einen unmittelbaren Einblick in die persönliche Gefühlswelt von Juden unter dem Nazi-Regime bekommen können.“ Dies schreibt der israelische Shoah-Forscher Gideon Greif (2005, S. 85) in einer soeben  publizierten Studie über jüdische Schicksale während der Shoah. Er stellt hierin zwei Tagebücher von Juden vor, welche von den deutschen Nationalsozialisten ermordet worden sind.

Ernst Federns Leben verlief, trotz des unser Vorstellungsvermögen überschreitenden Terrors, dem er ausgeliefert war, glücklicher. Es trägt wie kaum ein anderes die Signatur des 20. Jahrhunderts. Er überlebte eine siebenjährige Gefangenschaft in Dachau und Buchenwald – äußerlich und innerlich ungebrochen.

Ernst Federns Leben führt über Wien, Dachau und Buchenwald nach Brüssel, dann in die USA – und 1972 schließlich wieder zurück nach Wien. Vor einem Jahr feierte er in Wien, umgeben von seinen Freunden und Schülern,  vielfach ausgezeichnet, seinen 90. Geburtstag. Er ist einer der Pioniere der Psychoanalyse, der Psychoanalytischen Sozialarbeit – und zugleich ein Begründer einer Psychologie des Terrors. Diese wegweisenden Studien hatte er bereits unmittelbar nach seiner Befreiung geschrieben – sie blieben jedoch ein halbes Jahrhundert lang ungelesen. Seine Biographie, seine zahlreichen Studien, sein Wirken überwindet den Bruch, den der Nationalsozialismus gerissen hat – obwohl Ernst Federn die Psychoanalyse ursprünglich gar nicht zum Beruf ergreifen wollte. Sein unverwüstlicher Optimismus ermöglichte es ihm, die schwersten Traumatisierungen zu ertragen, sie schrittweise in seine Biographie zu integrieren.

Ich möchte mit einer Szene aus dem Jahr 1958 beginnen. Der seinerzeit 44jährige Ernst Federn erhält in den USA Besuch von seinem Freund Edgar Conrady. Gemeinsam waren die beiden Freunde im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit worden. Edgar erinnert seinen Freund an dessen unverbesserlichen Optimismus, der es ihnen ermöglicht hatte, die schwierigsten Situationen in Buchenwald durchzustehen. Gemeinsam hatten sie am Appellplatz gestanden, mit Blick auf das Krematorium – sowie zugleich auf das Eingangstor von Buchenwald. Edgar weist auf den Kamin des Krematoriums: „`Siehst du dort den Rauch! Da gehen wir mal raus!´ Und da habe ich zu ihm gesagt“ – so Ernst Federn – : `Da das Tor! Da gehen wir mal heraus.´ Edgar erwiderte: `Du bist verrückt, wenn Du so etwas glaubst.“ (Rösing 1992)

13 Jahre später erinnert ihn Edgar an diese Szene: „Also Ernst, Du warst doch wirklich verrückt im Lager mit Deinem Optimismus. Aber es war gut, Dir zuzuhören. Gib doch endlich zu, dass man das nicht hat überleben können.“ Und da hab´ ich ihm gesagt: `Aber Edgar, wir haben doch überlebt und sitzen jetzt da.´ – `Du bist immer noch verrückt!´“ (nach Rösing 1992, s. auch Kuschey 2003, S. 763f., 785f., 833).

In dem Kinofilm „Überleben im Terror“ (Rösing 1992) fügt Ernst Federn eine psychologische Deutung seiner eigenen Verarbeitung hinzu: Diese traumatischen Erfahrungen waren so überwältigend zerstörerisch, ähnelten einer psychotischen Scheinwelt, dass man sie Jahre später gar nicht mehr zu glauben vermochte – selbst als unmittelbar Betroffener. Sie erschienen als so irreal, so abgespalten, so verrückt, wie sie ja auch eigentlich waren.

Eine zweite Szene mag Ernst Federns sehr persönliche Verarbeitung seiner Terrorerfahrungen, seine ungebrochene innere Kontinuität, seine seelische Kraft, verdeutlichen: Kurz nach seiner Befreiung nahm er wieder brieflich Kontakt zu seinen Eltern auf, wie auch zun seiner Verlobten Hilde Federn (geb. Paar), welche sieben lange Jahre in Wien auf ihn gewartet hatte. Sein Vater Paul Federn war ein enger Mitarbeiter Freuds und von 1924 bis 1938 dessen Stellvertreter in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung gewesen (s. Kaufhold 2001, S. 54-64, 79-82, 87-94).

Bereits im Juli 1945 knüpft Ernst Federn erneut an seine Bekanntschaft mit Anna Freud an. Er schreibt ihr in einem geradezu euphorischen Ton: „Ich fühle mich ganz als Fortsetzer meines Vaters und betrachte es als meine Lebensaufgabe, das Werk des Professors in den Dienst einer besseren Weltordnung zu stellen“ (Kuschey 2003, Bd II. S. 938).

Mit diesen wenigen Worten markierte der seinerzeit 31jährige bereits wesentliche Elemente seines lebenslangen wissenschaftlichen und sozialpädagogisch-therapeutischen Engagements: Er stellt sich selbst, als treuer Sohn seines Vaters Paul Federn, in die Tradition der Freudschen Psychoanalyse – verstanden als Instrument der Selbsterkenntnis, der Kulturkritik, der Gesellschaftsreform. In seinem Werk „Ein Leben mit der Psychoanalyse“ sollte er ein gutes halbes Jahrhundert später bemerken: „Von früher Jugend an – ich war vierzehn – hatte ich mein Leben dem Ideal verschrieben, die Menschheit zu verbessern; ich hatte diese romantische Idee von meinem Vater übernommen. Ein solcher Idealismus war unter den jungen Menschen jener Zeit nicht ungewöhnlich“ (Federn 1999, S. 17).

Der Zeitpunkt dieser Selbstbeschreibung erscheint auf den ersten Blick als verstörend unzeitgemäß: Der junge, gleichermaßen politisch engagierte als auch psychoanalytisch vorgebildete Intellektuelle hatte erst drei Monate zuvor mit sehr viel Glück die Hölle überlebt: Am 11. April 1945 war Ernst Federn, kräftemäßig erschöpft und mit fortdauernden, auch die Phase seiner Befreiung begleitenden Todesdrohungen konfrontiert, befreit worden. Als Trotzkist, der auch im Konzentrationslager das ihm von der mehrheitlich kommunistisch dominierten „Häftlingsselbstverwaltung“ abgeforderte Bekenntnis zu Stalin verweigert hatte, war er doppelt bedroht gewesen: Durch die Nazis wie auch durch einige einflussreiche Stalinisten.

Und doch hatte Ernst Federn in Dachau und Buchenwald über die ganz außergewöhnliche Gabe verfügt, sein familiäres Erbe zum eigenen Überleben – wie auch zum Überleben zahlreicher Freunde – einzusetzen. Federn, dessen Vater mit ihm ab seinem 18. Lebensjahr psychoanalytische Gespräche geführt hatte, lernte in Buchenwald bald zwei Freunde kennen, mit denen er auf psychoanalytischer Basis ihre gemeinsame terroristische Lebenssituation zu analysieren vermochte – eine Möglichkeit, welche er Jahrzehnte später als entscheidende Hilfe des Überlebens interpretieren sollte (s. Federn 1999, S. 26-30): Er lernte in Buchenwald gute Freunde und Gesprächspartner kennen: Den 1940 in Auschwitz ermordeten Psychoanalytiker Dr. Otto Brief – ein Schüler Wilhelm Reichs – sowie Bruno Bettelheim. Sie versuchten zu überleben, innerlich Widerstand zu leisten, indem sie ihre verstörende terroristische Realität zu begreifen versuchten. In nächtlichen Gesprächen entwarfen sie gemeinsam die Grundlagen einer Psychologie des Terrors, welche sie beide einige Jahre später in eigenständigen wissenschaftlichen Studien zusammenführen sollten.

Die Szene ihres Kennenlernens, beim gemeinsamen „Ziegelschupfen“, steht repräsentativ für Ernst Federns Gabe, auch in schwierigsten Situationen gute Freunde fürs Leben zu finden. In seinem Beitrag „Bruno Bettelheim und das Überleben im Konzentrationslager“ erinnert er sich:

„Wir kamen von Dachau nach Buchenwald Ende September (1939) an sehr schönen sonnigen Herbsttagen. Da man noch nicht wusste, was mit uns anzufangen sei, wurden wir zum Ziegelschupfen für einen Bau eingeteilt. (…) Der Mann neben mir ließ jeden zweiten Ziegel fallen. Ich wurde böse und rief ihm zu: `Warum läßt du Niemand alle Ziegel fallen!´ Die Antwort kam prompt: `Sind das Deine Ziegel, was geht das Dich an?´ `Ich bin Bettelheim.´`Und ich bin Federn.´`Was, Federn? Verwandt mit Paul?´- `Ich bin sein Sohn.´ Damit war die Freundschaft besiegelt“ (Federn 1999, S. 107).

Bettelheim hatte bekanntlich ein entschieden glücklicheres Schicksal als Ernst Federn: Mitte April 1939, anlässlich Hitlers 50. Geburtstages, war dieser zusammen mit einigen hundert weiteren Gefangenen von den Nazis freigelassen worden.

Die Szene dieser Freilassung seines Freundes, welche zugleich eine Szene der enttäuschten Hoffnung war, ist Ernst Federn auch über 50 Jahre danach noch in dichter Erinnerung. Sie mag die schmerzhafte Ambivalenz veranschaulichen, von welcher Federns Gefangenschaft über viele Jahre hinweg geprägt war: Die Hoffnung auf eine Befreiung nicht aufzugeben – weil er sonst jeglichen Lebensmut verloren hätte, der übermenschlichen Kraft zum Widerstehen verlustig gegangen wäre – aber diese Phantasie doch nicht zu konkret werden zu lassen. Federn erinnert sich:

„Ich habe bereits erwähnt, daß zu Hitlers Geburtstag am 20. April [1939] wahrscheinlich hunderte Gefangene entlassen wurden. Es war ein Frühlingstag und es wurde nicht gearbeitet. Wir gingen im Lager herum, und alle paar Minuten wurde ein Name aufgerufen, um entlassen zu werden. So sehr ich hoffte, meiner wäre darunter, er war es nicht“ (in: Kuschey 2003, S. 526).

Und Federn fügt hinzu:

„Erst in den Vereinigten Staaten erfuhr ich, daß meine Eltern versucht hatten, über Schweizer Freunde bei Himmler anläßlich seines Besuches in Basel für mich zu intervenieren. Er soll geantwortet haben, daß ich so lange in Haft bleiben würde, als die Juden in den Vereinigten Staaten gegen das Deutsche Reich mit Lügenpropaganda vorgehen. Auch Hilde wußte das nicht, lief von Büro zu Büro, flog nach Berlin und verschaffte Schiffskarten und Visa bis zur Kriegserklärung der Vereinigten Staaten“ (ebda.).

Bettelheim emigrierte sofort in die USA, engagierte sich bald darauf, freundschaftlich unterstützt durch einige befreundete Wiener Emigranten (s. Aichhorn 2003, Kaufhold 2014), in sehr radikaler Weise für eine milieutherapeutische Arbeit mit psychisch sehr kranken Kindern; wie auch für eine wissenschaftliche, psychoanalytisch orientierte „Aufarbeitung“ der Shoah – ein Engagement, welches in seinem Ergebnis wieder mit Ernst Federns Studien zusammenkommt. Bettelheim hat in seinen zwischen 1943 und 1989 entstandenen Schriften in einer ihn nach meinem Dafürhalten auszeichnenden autobiographischen Offenheit immer wieder die Verarbeitung seiner eigenen Shoah-Erfahrungen als treibenstes Motiv seines pädagogisch-therapeutischen Engagements benannt – bis hin zu seinem tragischen Freitod. Und, dies möchte ich an dieser Stelle hervorheben: Obwohl Federn und Bettelheim in ihrer Persönlichkeit recht unterschiedlich waren, bzgl. der Frage der Widerstandsmöglichkeiten im Konzentrationslager kontroverse Positionen bezogen, so hatte Bettelheim in Ernst Federn einen überaus treuen Freund. Wohl keiner seiner Freunde ist den posthumen Angriffen gegen den toten Juden Bettelheim, der nicht mehr zu antworten vermochte, öffentlich so entschieden entgegengetreten wie Ernst Federn! (s. Federn 1985, 1990, 1994, 2003; Kaufhold 2001, 2014, Kaufhold & Hristeva, 2014)

An dieser Stelle treffen wir auf eine Parallelität in der Biographie Ernst Federns und Bettelheims, welche nach meinem Verständnis als paradigmatisch für das Schicksal der in Wien Anfang des vorigen Jahrhunderts erblühten, von Sigmund Freud nachdrücklich geförderten psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung zu stehen scheint – eine Bewegung, eine modifizierte psychoanalytische Praxis, die 1939 vollständig ausgelöscht worden ist. Ich bin zutiefst davon überzeugt – und habe dies auch in mehreren Studien dargestellt – dass wir die Tragweite dieses Verlustes nicht angemessen zu verstehen vermögen, wenn wir uns innerlich nicht wirklich mit dem Ausmaß dieses Verlustes, diesen verbrecherischen Taten, auseinandersetzen. Ernst Federn hat 1993, in dem gemeinsamen Interview mit Rudolf Ekstein, über deren Schicksal im Nationalsozialismus unzweideutig bemerkt: „Die Psychoanalyse konnte als Heilmethode überleben, die Psychoanalytische Pädagogik wurde in Deutschland von den Nazis vernichtet und entstand erst wieder nach etwa 20 Jahren“ (Kaufhold 1993a, S. 14).

Gehen wir einen Schritt zurück, zu Ernst Federns Kindheit und Jugend: Beide – Federn und Bettelheim – waren im Freudschen Wien aufgewachsen, hatten sich in ihrer sie gleichermaßen zutiefst prägenden Jugend leidenschaftlich für die junge psychoanalytisch-pädagogische Bewegung  interessiert. Sie hatten Freuds sexualaufklärerischen und kulturkritischen Schriften ab den 20er Jahren unmittelbar nach ihrem Erscheinen gelesen, hatten sich mit August Aichhorn, Siegfried Bernfeld und Otto Fenichel – Bettelheim auch mit dem kämpferischen Wilhelm Reich – identifiziert – und hatten doch zugleich in Wien nicht vorgehabt, diese zum Beruf zu wählen! Den Entschluss hierzu fassten beide erst nach ihrer Emigration in die USA, wohl auch als kurative Reaktion auf ihre traumatischen Erfahrungen.

Ernst Federn hatte sich bereits sehr früh für die Politik, für soziale Reformen interessiert: In Wien wuchs er in einem Elternhaus auf, welches sein väterlicher Freund und Förderer Isvan Hollós einmal treffend wegen seiner Liberalität als „Pension zur aufgelassenen Ich-Grenze“ bezeichnet hat (Plänkers/Federn 1994, S. 85). Dort, im väterlichen Haus, begegnete er nahezu allen Wiener PsychoanalytikerInnen – allen voran Anna Freud, Siegfried Bernfeld und August Aichhorn, seine lebenslangen, idealisierten Vorbilder. Über Aichhorns Einfluss auf sein späteres psychoanalytisch-milieutherapeutisches Wirken sollte er Jahrzehnte später ausführen: „Ich verstand auch sehr früh, daß ein Freund meines Vaters, August Aichhorn, jungen Menschen half, die in Not waren; das hat mich so tief beeindruckt, daß ich den Wunsch hatte, auch einen solchen Beruf zu ergreifen“ (Federn 1999, S. 326f.).

Die Erziehungpraxis seiner Eltern war von aufklärerischen psychoanalytisch-pädagogischen Erkenntnissen geprägt (Federn 1999, S. 319-329). Er erinnert sich keiner Gewalt, keiner Tabus, hingegen einer ausgeprägten Diskussionskultur. Geld spielte keinerlei Rolle, sein Vater behandelte viele Patienten kostenlos, war zum Umgang mit Geld wohl auch nicht in der Lage, was der Familie verschiedentlich ernsthafte Schwierigkeiten einbrachte. Sein oberstes Prinzip hingegen sei die Loyalität zu einer „Sache“ gewesen, welche man als richtig und wegweisend erkannt habe. Und dies war für die Federns eben zuvörderst die Freudsche Psychoanalyse.

Sein Vater sei zu der Erkenntnis gelangt, dass Eltern ihre Kinder eigentlich nicht erziehen, sondern beschützen sollten. Sie sollten ein Anwalt der Kinder sein – die Erziehung komme durch die gesellschaftlichen Einflüsse und Anforderungen von sich aus hinzu.

Bei seinen Erinnerungen an seine Mutter Wilma, welche von einer außergewöhnlichen Willensstärke gewesen sein muss, wird hingegen seine Ambivalenz, spürbar, wenn er ausführt:

„Die Art der Bestrafung meiner Mutter war absolut unpsychoanalytisch. Sie entzog ganz einfach uns Kindern ihre Aufmerksamkeit, indem sie sagte: `Ich liebe Dich nicht mehr.´ Dies war verheerend und führte zu schnellem Nachgeben. Aber im Alter von 17 Jahren revanchierte ich mich und sprach sechs Wochen lang nicht mit ihr, bis sie zusammenbrach und meine Überlegenheit ein für allemal feststand“ (Federn 1999, S. 325).

Seine Eltern verstanden sich beide als überzeugte Sozialisten, und Ernst Federn identifizierte sich vollständig mit deren Überzeugungen. „Für mich hat es eigentlich etwas anderes als Sozialismus nicht gegeben“ (Kuschey 2003, S. 79), betont Federn im Rückblick auf seine Wiener Jugend in einem haltgebenden Elternhaus. Seine Mutter hatte beispielsweise 1919 den ältesten Freund ihres Mannes, den Psychoanalytiker Eduard Hitschmann, aus der Wohnung hinausgeworfen, weil der sich erleichtert über den Tod von Rosa Luxemburg geäußert hatte (s. Reiter 2004, S. 362f.). Diese ambivalenzfreie Identifikation bildete in ihm eine unerschütterliche innere Identität – was ihm in Buchenwald erkennbar eine Überlebenshilfe bot.

Den größten Gewinn hat Ernst Federn jedoch aus dem offenen Umgang mit der Sexualität gezogen: „Die wichtigste Auswirkung der Psychoanalyse auf unsere Erziehung aber war eindeutig die Toleranz unserer Sexualität gegenüber – Masturbation eingeschlossen -, dies war zu jener Zeit eine seltene Einstellung. Ich kann mich nicht erinnern, je gedacht zu haben, daß Sexualität etwas Schlechtes sei. Wenn ich mich mit meinen Freunden vergleiche, kann ich feststellen, daß ich mehr Glück gehabt habe als sie“ (ebda.).

Mit 13 Jahren wollte Ernst Federn ein Erzieher werden, so einer wie August Aichhorn, „ein Freund meines Vaters“, der „jungen Menschen half, die in Not waren“ (Federn 1999, S. 326). Paul Federn selbst ist ja der Begründer einer milieutherapeutischen Behandlung der Schizophrenie gewesen, indem er bereits 1905, neun Jahre vor Ernst Federns Geburt, mit der Behandlung von Psychotikern begann. Später hat er dann im Sinne einer psychoanalytischen Sozialarbeit (s. Maas 2004) eine psychotische Frau – eine  junge Malerin – zusammen mit der Krankenschwester Gertrud Schwing sowie seiner Ehefrau bei sich zuhause behandelt. Sie lebte über einen längeren Zeitraum in der Familie, und Ernst Federns Erinnerungen an diese Frau sind auch Jahrzehnte später nicht verblasst (vgl. Kuschey 2003, S. 316, 360, 535; Kaufhold 2001, S. 92-94; Schwing 1940).

Diese familiäre Atmosphäre, aber auch die ärztliche Tätigkeit seines Vaters während des Ersten Weltkrieges in einem Gefängnis, förderte bereits früh sein Interesse an einer sozialtherapeutischen Arbeit mit psychisch Kranken – welche er im eigentlichen Sinne erst ab 1972, nach seiner Rückkehr nach Wien, zu realisieren vermochte. Federn hebt hervor:

„Es waren Bemerkungen und Erzählungen meines Vaters, die mich bereits im Alter von 13 Jahren veranlaßten, mich für die Ursachen kriminellen Verhaltens zu interessieren. Bald darauf die Lektüre von Victor Hugos berühmten Roman `Die Elenden´. Mit 18 studierte ich dann Strafrecht und Kriminologie. Ein Jahr Untersuchungshaft und sieben Jahre Konzentrationslager gaben mir ein weiteres Verständnis für die Psychologie des Inhaftierten“ (Kaufhold 2001, S. 90).

Ernst Federn wandte sich mit 14 Jahren der sozialistischen Politik zu, arbeitete zusammen mit dem späteren österreichischen Justizminister Christian Broda in einer marxistischen Schülergruppe und interessierte sich für die Anwendung der Psychoanalyse auf soziale Fragen. Seine Hinwendung zur Politik vollzog sich vor allem unter dem Einfluss von Therese Schlesinger (1872-1940), die eine sozialistische Abgeordnete im Parlament und eine enge Freundin der Familie Federn war.

Der weitere Verlauf seines Lebens, welches ihn von Wien über Dachau und Buchenwald nach Belgien, ab 1948 in die USA und 1972 wieder zurück nach Wien führte – wahrlich eine einmalige Biographie, kein Wiener Emigrant aus unserem Feld ist auf Dauer wieder nach Wien zurückgekehrt – sei nur kurz skizziert:

Ernst Federn studierte in Wien Jura und Sozialwissenschaften mit dem Wunsch, einmal ein sozialistischer Politiker zu werden. Er engagierte sich bei den ab 1934 verbotenen «Revolutionären Sozialisten», was mehrfache Inhaftierungen durch die politische Polizei und seinen Ausschluss von der Universität zur Folge hatte. Aus dieser Not heraus arbeitete er als „Sekretär“ seines Vaters und beteiligte sich an der Bearbeitung des von diesem sowie von Heinrich Meng ab 1926 herausgegebenen «Psychoanalytischen Volksbuchs». Dieses Werk – es erlebte fünf Auflagen, die zahlreichen Autoren wohnten bei seiner Erstauflage in Wien, Berlin und Basel, bei seiner Drittauflage waren sie nahezu alle emigriert, lebten verstreut in der Welt – stellte einen ersten, interdisziplinären Versuch dar, psychoanalytische Erkenntnisse auch breiteren Bevölkerungskreisen zur Verfügung zu stellen.

Selbst in dieser Phase der Illegalisierung war der junge revolutionäre Ernst Federn von einer unerschrockenen Entschlossenheit. Er phantasierte sich als einen jungen Lenin, als einen zukünftigen führenden sozialistischen Politiker, die Revolution stand bevor, der Nationalsozialismus erschien nur als eine eher marginale Gefahr: „Ich habe meiner Frau gesagt, daß das jetzt schwierig ist, aber sie sehr bald Präsidentin eines sozialistischen Europa sein wird. (…) Wir waren natürlich sehr jung und sehr dumm in einem gewissen Sinn. Auf der anderen Seite furchtbar ehrgeizig und natürlich auch sehr gescheit, wenn man so will“ (Kuschey 2003, S. 119, vgl. Reiter 2004, S. 363).

Federns Verschleppung im Mai 1938 nach Dachau, dann nach Buchenwald, ist von ihm in seinen Schriften zur Psychologie des Terrors als ein traumatischer Schock beschrieben worden. Durch seine außergewöhnlich mutige Widerstandstätigkeit gegen die Nazis, welche ihm in den Jahren 1936 – 1938 bereits eine insgesamt einjährige Gefangenschaft in Wiener Gefängnissen eingebracht hatte, war er quasi bereits als „gelernter Häftling“ ins Konzentrationslager gekommen.

Dort jedoch wurde ihm schlagartig bewusst, dass er sich sofort innerlich von allen ihm vertrauten psychologischen Erwartungen verabschieden musste. Widerstand gegen ein solches totalitäres System – und ich muss betonen, Ernst Federn spricht hier ausschließlich vom Überlebenskampf in Buchenwald (!) – war im eigentlichen Sinne nicht möglich (s. Federn 1985). Federn betont:
„Es gab keinen Widerstand, es gab nur Anpassung. (…) Ich meine, es kommt darauf an, was man unter Widerstand versteht. Innerlich musste man derselbe bleiben, der man war. Aber es gab nur Anpassung. (…) Also mir war sehr bald klar, hier bin ich ein Sklave und kann nur überleben, wenn ich als Sklave nützlich bin“ (Rösing, 1992, S. 2).

Es gab für Ernst Federn keinen Widerstand – oder eben doch: Durch seine Weigerung, den ihm zugeschriebenen Opferstatus zu übernehmen, durch seine Solidarität mit gleichgesinnten Mitgefangenen, denen er immer wieder von der Psychoanalyse zu erzählen vermochte, deren Fehlleistungen er gelegentlich deutete, sofern dies eine Überlebenshilfe war, denen er sonntags Vorträge über die Weltsituation hielt.

Wie bereits erwähnt wurde Ernst Federn in Buchenwald von zwei Seiten her bedroht: Durch die Nationalsozialisten, wie auch von Vertretern der so genannten Häftlingsselbstverwaltung. Diese setzte sich mehrheitlich aus Vertretern der Kommunistischen Partei zusammen. Die Stalinisten  duldeten abweichende Standpunkte, wie sie Federn vertrat, nicht: «Als Begründer der österreichischen Sektion der Vierten Internationale wurde ich im Lager von den Stalinisten isoliert», schreibt Federn über diese Zeit. «Mit einem Trotzkisten zu reden, war verboten. Es gab allerdings einen berühmten kommunistischen Gefangenen, der im Lager unerhörte Dinge durchgestanden hatte. Mit dem habe ich sehr viel über Psychoanalyse gesprochen. Er ließ es sich nicht verbieten, mit mir zu sprechen. Da er großen Einfluss auf die anderen hatte, bekam ich den Ruf des Psychoanalytikers im Lager. Man konnte nun doch mit mir sprechen, die Leute konnten mit mir über sich und ihre Probleme reden.»

Entscheidend für sein Überleben – natürlich verdankte er dieses zuvörderst, wie er immer wieder betont hat, einer Ansammlung äußerst glücklicher, lebensrettender Zufälle – war seine innere Identität als politischer Widerstandskämpfer. Das Bewusstsein, wegen seines antifaschistischen Engagements für die Demokratie verfolgt zu werden, erleichterte es ihm später, seine siebenjährige Mißhandlung frei von Ressentiments wissenschaftlich aufzuarbeiten. Ernst Federn hat immer wieder betont, dass er sich niemals als Opfer gefühlt habe: „Nein, das ist der große Unterschied: Die aus politischen Gründen eingesperrt worden sind, haben das mehr oder weniger erwartet. Und es ist ein Teil dessen, was man als Kämpfer gegen den Faschismus in Kauf nehmen mußte. Man war also kein Opfer insofern. Das war der Gegner“ (Rösing 1992, S. 16).

Ernst Federn hat verschiedentlich ausgeführt – dies mag uns als unvorstellbar erscheinen -, dass er niemals Hass gegen seine Peiniger empfunden habe. So hat er einmal in einem Interview formuliert:
„Sehen Sie, der Haß ist immer das Umgekehrte von der Liebe. Da dreht sich die Liebe in ihr Gegenteil um. Und für mich waren die Nazis und die Stalinisten politische Gegner, die ich bekämpft habe und mit denen man keinen Kompromiß machen kann. Aber hassen kann ich den Gegner nicht. Er ist kein Gegenstand des Hasses, weil er kein Gegenstand der Liebe ist“ (Peglau 1995, S. 5, vgl. Kaufhold 2014, S. 18).

Ernst Federn erinnert sich in seinen Erzählungen über Buchenwald zahlreicher Situationen unglaublichen Glücks. Sein unverwüstlicher Optimismus, welcher erkennbar aus seinem beschützenden und anregenden Elternhaus erwachsen war, stellte für viele Mitgefangene eine ganz außerordentliche, die inneren Widerstandskräfte aufrecht erhaltende Ermutigung dar: Federn betont im Rückblick: „Für mich war mein Optimismus ganz entscheidend für mein Überleben. Ich war völlig überzeugt, daß mir nichts passiert“ (Plänkers/Federn 1994, S. 154).

Federns Überleben, dies sei nur erwähnt, wurde vor allem durch die regelmäßigen Geldüberweisungen durch seinen Vater aus den USA – über Heinrich Meng in Basel  – sowie durch Hilde Federns kontinuierliche Unterstützung ermöglicht (Kuschey 2003, S. 101, 205, 308, 536, 989). Seine Verlobte Hilde Federn emigrierte nicht, sie blieb in Wien, nahm die eigene existentielle Gefährdung als „Halbjüdin“ aus Liebe zu ihrem Verlobten in Kauf. Sie blieb mit der Ungewissheit über das weitere Schicksal ihres Verlobten zurück. Sie versucht zu erfahren, wie es ihm geht, was er zum Überleben benötigt. Sie erhält, bis auf eine monatliche, zensierte Postkarte, keine Informationen und ist dem Alpdruck der Gerüchte ausgeliefert. Zugleich wurde eine Fortsetzung ihres Engagements in der psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung durch den Rassismus verhindert (s. Kuschey 2003, S. 120-130, 207-220, 296-323, 900-909, s. Kaufhold 2001, S. 65-67, 76f.).

Ihre Bereitschaft, ihren tief berührenden Briefwechsel mit Wilma Federn – Ernst Federns Mutter – aus den Jahren 1938 und 1939 sowie 1946 -1949 Bernhard Kuschey zur wissenschaftlichen Aufarbeitung anzuvertrauen (s. Kuschey, 2003, S. 296-324) ist Ausdruck eines ganz außergewöhnlichen Vertrauens. Seine Lektüre ermöglicht ein tiefes Einfühlen in ihre erschütternden Nöte und Überlebenshoffnungen, ihre gemeinsamen verzweifelten Rettungsbemühungen für den in Dachau und Buchenwald festgehaltenen Ernst Federn. So schrieb sie am 10. Januar 1939 an Wilma Federn, die nach New York emigriert war: „Kannst Du Dir meinen Zustand vorstellen, es gibt für mich keine ruhige Minute mehr, jedes Geräusch vom Gang macht mich wahnsinnig, jedes Läuten läßt mich tödlich erschrecken.“ Zehn Monate später scheint sie wieder etwas Hoffnung geschöpft zu haben: „E(rnst)s letzte Karte liegt bei. Deine Angst um mich ist völlig unbegründet, ich werde bestimmt durchhalten, ganz sicher, sei unbesorgt. Doch Deine Briefe tun mir so gut, ich finde in ihnen so viel vertrautes und heimatliches, obewohl ich doch in der Heimat bin.“

Am 19. Januar 2005 ist Hilde Federn von uns gegangen. Unsere Erinnerung an diese liebe, tapfere Frau, der wir sehr viel zu verdanken haben, wird in uns lebendig bleiben (s. Kaufhold 2005, Kaufhold & Hristeva, 2014).

Hilde und Ernst Federn 1994, © Psychosozial Verlag & Marita Barthel-Rösing

Am 11. April 1945 wird Federn durch US-amerikanische Truppen befreit. Eine Rückkehr nach Österreich, das von den Russen besetzt war, erscheint dem jungen Trotzkisten als zu gefährlich – eine realistische Einschätzung: Sein Freund Karl Fischer beispielsweise wurde vom sowjetischen Geheimdienst entführt und nach Sibirien verschleppt. Federn war innerlich ungebrochen geblieben. Noch im Lager, am 20. April 1945, veröffentlicht er mit drei anderen Häftlingen die «Erklärung der internationalistischen Kommunisten Buchenwalds», in der sie sich gegen den Stalinismus wandten und für eine österreichische Räterepublik eintraten. Federn geht gemeinsam mit belgischen Mithäftlingen nach Brüssel, wo er unter großer Anteilnahme von der Öffentlichkeit empfangen wird. Ein ihm völlig Unbekannter, Lazaire Liebmann, tritt an ihn heran und bietet ihm an, in seinem Haus zu wohnen: „Ich höre, es ist ein Jude aus Buchenwald hier, ich möchte ihn sprechen.“ Und sagt: „Mein Sohn, mein ältester Sohn ist in Auschwitz umgekommen. Ich nehme sie als Sohn an.“ (Rösing 1992, S. 15)

Diese emotionale Unterstützung – ich erinnere an Hans Keilsons (1979) diesbezüglichen Studien zur sequentiellen Traumatisierung – dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der junge Intellektuelle die Kraft aufbrachte, sich sowohl emotional als auch intellektuell mit den erlebten Verbrechen auseinanderzusetzen, diese zu ertragen, hierdurch schrittweise zu verarbeiten. In den ersten Brüsseler Monaten ist er geradezu euphorisch, setzt sein Wiener politisches Engagement fort, arbeitet u.a. mit Ernest Mandel und Heinz Kühn zusammen. Zugleich gelingt es ihm endlich, wieder in Kontakt mit seiner Verlobten Hilde Paar zu kommen. Deren Photo hat er in den schrecklichen sieben Jahren die ganze Zeit hindurch direkt über seinem Herzen aufbewahrt.

Ernst Federn hatte – wie sein 1998 publizierter Briefwechsel mit Bruno Bettelheim eindrücklich dokumentiert (Kaufhold 2014b) – große Pläne: Er plant ein Buch zum Verhältnis von Psychoanalyse und Marxismus. Vor allem jedoch arbeitet er, auf der Grundlage der freudschen Erkenntnisse über das menschliche Seelenleben, an einer «Psychologie des Terrors». Bereits im Juli 1945, drei Monate nach seiner Befreiung (!), verfasst er die 50seitige Studie „Der Terror als System: Das Konzentrationslager“  – ein erster Versuch der Vergegenwärtigung der grausamen Verbrechen in Dachau und Buchenwald (Federn 1998c). Elf Monate später schließt Ernst Federn seine bedeutsamste Studie, seinen «Versuch einer Psychologie des Terrors», ab, in welcher er auf psychoanalytischer Grundlage seine fürchterlichen Erfahrungen verarbeitet. Er zeigte auf, wie im Konzentrationslager der individuelle menschliche Sadismus durch ein perfides System gezielt zum Zweck der grausamen, kollektiven Zerstörung instrumentalisiert worden war. Die Etablierung eines kriminellen Über-Ichs förderte die sadistischen Triebe der Einzelnen: «Mit der SS-Uniform wurde der Verbrecher zum Ehrenmann, wurden seine Schandtaten zum Dienst am Volk» (Federn 1998). Federn beschönigt in der Studie nichts, klagt nicht an, sondern analysiert die erlebte Vergangenheit frei von moralisierendem Unterton.

Jedoch: Auch diese bedeutsame frühe Studie zum nationalsozialistischen Terror blieb ohne jegliche Rezeption. Sie wurde 1946 in Brüssel von einer winzigen französischsprachigen Zeitschrift gedruckt, wurde ansonsten jedoch vollständig vergessen. Ein wirkliches Interesse fanden diese eigentlich nur bei Bruno Bettelheim, wie dem Briefwechsel dieser beiden zu entnehmen ist (vgl. Kaufhold 2014b). Bereits im Juli 1945, unmittelbar nach Federns Befreiung, hatten sie brieflich wieder Kontakt aufgenommen, ihre lebenslange Freundschaft erneuert.

In den USA – wie auch in Europa – bestand keinerlei Interesse mehr an Federns wegweisenden Forschungen zum Nationalsozialismus. In seinem Vorwort zu seinen erst 50 Jahre später publizierten Terrorstudien benennt Ernst Federn die lebensrettende Bedeutung seines Wunsches, die nationalsozialistischen Verbrechen gegenüber der Nachwelt zu dokumentieren:

„Vom Anbeginn meiner Haft im Konzentrationslager hatte ich die Idee, das aufzuschreiben, was ich beobachten und studieren konnte. Diese Einstellung war für mich sichtlich eine große Hilfe, um zu überleben. Ich war von der freudschen Erkenntnis überzeugt, daß der Mensch beide Qualitäten, die des bösartigen Verhaltens und die der höchsten geistigen Leistungen, in sich trägt, es daher die Aufgabe sein muß, daß immer die zweite die Oberhand behält.“ (Federn 1998, S. 7)

Am 1. Januar 1948 emigrierten die Federns nach New York, wohin seine Eltern zehn Jahre zuvor geflohen waren – gut zehn Jahre später als der große Strom der vor den Nazis vor allem in die USA geflüchteten deutschsprachigen Psychoanalytiker und Psychoanalytischen Pädagogen. Diese hatten sich in der Zwischenzeit beruflich längst etabliert, in ihrer neuen, amerikanischen Heimat eine neue Identität aufgebaut, sich hierbei wohl auch innerlich von einem Teil ihrer europäischen, ihrer politischen Identität verabschieden müssen (Jacoby 1990, Kaufhold, 2003a, Wirth & Haland-Wirth, 2003, Kaufhold & Hristeva, 2014).

Ernst Federn absolviert in den USA, anfangs weniger aus Überzeugung als aus Not, eine Ausbildung als social worker, als psychoanalytischer Sozialarbeiter. Der frühe Tod seiner Mutter sowie seines Vaters, 1949 und 1950, ein bzw. zwei Jahre nach seiner Ankunft in den USA, stellt eine weitere außergewöhnliche Belastung dar. Federn nimmt aber auch in dieser schwierigen Lebensphase sein väterliches Erbe an und publiziert gemeinsam mit Herman Nunberg – bei welchem er von 1950-1953 in den USA seine Lehranalyse gemacht hatte – in nahezu isolierter Position in vieljähriger Arbeit die „Protokolle der Wiener Mittwochgesellschaft“ (Nunberg/Federn 1967-1975, Federn 1984, Plänkers/Federn 1994, S. 15-48). Diese hatte Sigmund Freud Paul Federn bei dessen Emigration anvertraut. Unter den deutschsprachigen Analytikern bestand in den ersten Jahren nach deren Erscheinen keinerlei Interesse an dieser profunden historischen Forschung. Federn wirkt bis 1972 in den USA als psychoanalytischer Sozialarbeiter und Sozialtherapeut mit Drogenabhängigen sowie mit „Kriminellen“. Er war jahrelang Leiter der New Yorker „KZ-Association of Former Inmates of Concentration Camps“ und verfasst in diesen Jahren eine psychologische Studie zur Autobiographie von Rudolf Höss (s. Federn 1998a).

Erst eine kleine Erbschaft ermöglicht es den Federns, 1964 (!) erstmals wieder besuchsweise nach Österreich zu kommen. 1972 kehren Hilde und Ernst Federn auf Einladung der österreichischen Regierung wieder nach Wien zurück, und er engagiert sich – maßgeblich unterstützt durch den damaligen sozialistischen Justizminister und Jugendfreund Christian Broda – als Konsulent an der Reform des österreichischen Strafvollzugs. Federn unterstützt die Einführung psychoanalytisch-sozialtherapeutischer Arbeitsformen im Gefängnis und arbeitet, entsprechend  der Methode August Aichhorns (1878 – 1949), als Therapeut und Supervisor in zwei österreichischen Gefängnissen. Gemäß seiner Erfahrung können Gefangene im Gefängnis gut therapiert werden, weil sie sich durch den Ausschluss von der Öffentlichkeit besonders intensiv mit sich selbst beschäftigen. Gefangene haben ihm immer wieder versichert, dass eine Stunde Therapie für sie wie eine Stunde der Freiheit sei. Als Grundsatz seiner sozialtherapeutischen Arbeit benennt Federn: „Für mich ist jeder Gefangene – egal was er gemacht hat – ein Mensch mit menschlichen Problemen. Mit diesen Grundsätzen habe ich sehr viel bewirkt.“ (in: Kaufhold 2001, S. 89)

In einer Studie über den therapeutischen Umgang mit der Gewalt hat Federn eine unmittelbare Verknüpfung zwischen seinen Lagererfahrungen sowie seiner Arbeit im Strafvollzug gezogen:

„Ich habe so lange und so intensiv unter Gewalt gelebt, daß ich ohne ungebührlichen Narzißmus behaupten kann, daß ich etwas von ihr verstehe. (…) Ich weiß, wie es ist, Opfer von Gewalt zu sein, weiß aber auch, wie man sich fühlt, wenn man selbst gewalttätig sein will. (…) Auch nach so vielen Jahren sind diese Bilder in mir noch so lebendig. Und sie haben mich gelehrt, daß man bei genauer Introspektion Versuchungen zu häßlichem, gewalttätigem Verhalten auch bei sich selbst finden kann. Es ist daher wichtig, sich selbst zu kennen. Und um sich selbst zu kennen, müssen Sie lernen, Gewalttätigkeit zu verstehen“. (Federn 1999, S. 86)

Ernst Federn 1994 an seinem Urlaubsort im Defereggental in Österreich, © Roland Kaufhold

1988 habe ich Hilde und Ernst Federn erstmals auf einem kindertherapeutischen Kongress erlebt. Als ich mich wenige Jahre später, 1992, nach Bettelheims Freitod, an Ernst Federn und Rudolf Ekstein wandte, sich an einem Buch über Bettelheim zu beteiligen, war ich beeindruckt und bewegt von ihrer Hilfsbereitschaft, ihrer Offenheit – eine Reaktion, die ich bei den akademisch „etablierten“ Kollegen aus dem Bereich der deutschsprachigen Psychoanalytischen Pädagogik niemals erlebt habe. Sie luden mich zu einem Kennenlernen ein, vertrauten mir ihre privaten Materialien an, hierunter auch ihre Briefwechsel mit Bettelheim (Kaufhold 1994, 2014b), und ich verbrachte einige Urlaube mit Hilde und Ernst Federn.

Wie soll ich meine Dankbarkeit gegenüber Hilde und Ernst Federn ausdrücken? Die Psychoanalytikerin Else Pappenheim, 1911, wenige Jahre vor Federn in Wien geboren und ebenfalls nach New York emigriert – wo heute Federns Sohn Tom lebt -, hat kürzlich im Interview mit Handlbauer die treffenden Worte hierfür gefunden:

„Was mir an ihm wirklich imponiert: der Mann war sieben Jahre im Konzentrationslager und ist trotzdem anständig geblieben. (…) Er hat eine besonders liebe Frau und hat trotz allem zustande gebracht, nicht nur ein normales Leben zu führen, sondern sogar sehr engagiert mit Gefangenen in Stein zu arbeiten. Das imponiert mir. Er ist wirklich ein hochanständiger Mensch. (…) Er ist von Kreisky eingeladen worden zurückzukommen, ist wirklich ein Idealist in vieler Beziehung und ein Optimist. Ich habe ihn gefragt, ob es in Österreich wirklich so schlimm ist und er hat gesagt, `aber nein, es ist ja alles nicht so arg´ – die Gemeinde und die Regierung täten sehr viel gegen den Antisemitismus. Er, der ein wirkliches Opfer war, sagt das. Ich muss sagen, es imponiert mir, dass jemand so – nicht nur anständig, sondern – gut bleiben kann und nicht bösartig geworden ist. Das ist schon allerhand, dass einer das überlebt und trotzdem noch an die Menscheit glaubt. Das bewundere ich.“ – so Else Pappenheim (Handlbauer 2004, S. 272).

Literatur

Aichhorn, T. (2003): Bruno Bettelheims „Wiener Tradition“. In: Kaufhold et.al. (Hg.) (2003), S. 71-90.

Bettelheim, B. (1980): Erziehung zum Überleben. Zur Psychologie der Extremsituation. München.

Bettelheim, B. (1990): Themen meines Lebens. Essays über Psychoanalyse, Kindererziehung und das Schicksal der Juden. Stuttgart.

Dahmer, H. (2005) Ernst Federn und die Erosion der Psychoanalyse, Werkblatt, 22. Jg., Nr. 54, Heft 1/2005.

Federn, E. (1951): The Contribution of Psychoanalysis to Criminology as reflected in recent professional Literature. Unveröffentl. Diplomarbeit an der New York School of Social Work, Columbia University, New York. (Eine gekürzte Übersetzung ist erschienen in der Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis, 19. Jg., Heft 4/2004, 367-389.)

Federn, E. (1976): Marxismus und Psychoanalyse. In: Die Psychologie des 20. Jahrhunderts, Bd. II: Freud und die Folgen (1). Hg. Dieter Eicke. Zürich, S. 1037–1058.

Federn, E. (Hg.) (1984): Freud im Gespräch mit seinen Mitarbei­tern. Aus den Protokollen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Frankfurt/M.

Federn, E. (1985): Weitere Bemerkungen zum Problemkreis »Psycho­analyse und Politik«. In: Psyche 4/1985, S. 367–374.

Federn, E. (1988): Die Emigration von Sigmund und Anna Freud. Eine Fallstudie. In: Stadler, F. (Hg.): Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil Österreichischer Wissenschaft 1930–40. Wien-München, S. 247–250.

Federn, E. (1990): Leserbrief an »Commentary« vom Dezember 1990 zum Artikel von Angres: »Who really was Bruno Bettelheim?«. Veröffentlicht in Kaufhold (1999), S. 162f.

Federn, E., & Wittenberger, G. (Hg.) (1992): Aus dem Kreis um Sigmund Freud. Frankfurt/M.

Federn, E. (1993): Zur Geschichte der Psychoanalytischen Pädagogik. In: Kaufhold (Hg.) (1993), S. 70–78.

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Federn, E. (1998a): Einige klinische Bemerkungen zur Psychopathologie des Völkermords. In: Kaufhold (Hg.) (2014), S. 76–88.

Federn, E. (1998b): Fritz Grünbaums 60. Geburtstag im Konzentrationslager. In: Kaufhold (Hg.) (2014), S. 95–97.

Federn, E. (1998c): Der Terror als System: Das Konzentrationslager (Juli 1945). In: Kaufhold (Hg.) (2014), S. 179–218.

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Kaufhold (Hg.) (1994): Annäherung an Bruno Bettelheim. Mainz, S. 276-299 (für 12 € beim Autor erhältlich).

Kaufhold, R. (1994): Material zur Geschichte der Psychoanalytischen Pädagogik: Zum Briefwechsel zwischen Bruno Bettelheim und Rudolf Ekstein. In: Kaufhold (Hg.) (1994): Annäherung an Bruno Bettelheim. Mainz, S. 276-299 (für 12 € beim Autor erhältlich).

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Kaufhold, R. (Hg.) (2014): Ernst Federn: Versuche zur Psychologie des nationalsozialistischen Terrors. Gießen (Psychosozial-Verlag).

Kaufhold, R. (2014a): Material zur Geschichte der Psychoanalyse und der Psychoanalytischen Pädagogik: Zum Briefwechsel zwischen Bruno Bettelheim und Ernst Federn. In: Kaufhold (Hg.) (2014b), S. 145-172.

Kaufhold, R. & B. Nitzschke (Hg.) (2012): Jüdische Identitäten nach dem Holocaust in Deutschland. Schwerpunktband der Zeitschrift Psychoanalyse – Texte zur Sozialforschung Heft 1/2012

Kaufhold, R. & G. Hristeva (Hg. (2014): „Gewalttätigkeiten verstehen“. Zum 100. Geburtstag des Psychoanalytikers und psychoanalytischen Sozialarbeiters Ernst Federn. Schwerpunktband der Zeitschrift Psychoanalyse – Texte zur Sozialforschung Heft 2/2014

Keilson, H. (1979/2006): Sequentielle Traumatisierung bei Kindern. Stuttgart (Neuauflage: Psychosozial-Verlag).

Kuschey, B. (2003): Die Ausnahme des Überlebens. Ernst und Hilde Federn. Eine biographische Studie und eine Analyse der Binnenstruktur des Konzentrationslagers. Bd. I und II. Gießen (Psychosozial-Verlag).

Maas, M. (2004): Der Prophet im eigenen Lande … Ernst Federns langer Weg für die psychoanalytische Sozialarbeit, Kinderanalyse, 12. Jg., Heft 3/2004, S. 272-285.

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Nunberg, H., & Federn, E. (Hg.) (1967 – 1975): Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Bd. I – IV. Frankfurt/M. (Fischer TB).

Peglau, A. (1995): „Nackt / Wolf unter Wölfen?“. Interview mit Ernst Federn. In: Ich – die Psychozeitung, S. 3-5.

Plänkers, T., & Federn, E. (1994): Vertreibung und Rückkehr. Interviews zur Geschichte der Psychoanalyse und Ernst Federns. Tübingen (edition diskord).

Reiter, B. (2004): Laudatio auf Ernst Federn. In: Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis, 19. Jg., Heft 4/2004, 361-366.

Rösing, W. (1992): Überleben im Terror – Ernst Federns Geschichte. Dokumentarfilm, 95 Minuten (Filmmanuskript).

Schwing, G. (1940): Ein Weg zur Seele des Geisteskranken. Zürich.

Wirth, H.-J./T. Haland-Wirth (2003): Emigration, Biographie und Psychoanalyse. Emigrierte PsychoanalytikerInnen in Amerika. In: Kaufhold et. al. (Hg.) (2003), S. 91-120.

Diese Studie ist 2007 erschienen in: Matthias Krisor, Kerstin Wunderlich (Hrsg.) (2007): Gerade in schwierigen Zeiten: Gemeindepsychiatrie verankern (Pabst Science Publishers). Wir danken dem Autor und dem Verlag für die Nachdruckrechte. 

Ein von Roland Kaufhold erstellter umfangreicher haGalil-Themenschwerpunkt zu Ernst Federn findet sich hier:

https://www.hagalil.com/archiv/20-10/04/ sowie hier:

https://www.hagalil.com/2010/04/federn-einfuehrung/

Die wichtigsten Werke von und über Ernst Federn:

Federn, E. (1999): Ein Leben mit der Psychoanalyse. Von Wien über Buchenwald und die USA zurück nach Wien. Gießen (Psychosozial-Verlag).

Kaufhold, R. (2001): Bettelheim, Ekstein, Federn: Impulse für die psychoanalytisch-pädagogische Bewegung. Mit einem Vorwort von Ernst Federn, Gießen (Psychosozial-Verlag)

Kaufhold, R. (Hg.) (2014): Ernst Federn: Versuche zur Psychologie des nationalsozialistischen Terrors. Material zum Leben und Werk von Ernst Federn, Gießen (Psychosozial-Verlag).

Kaufhold, R. & G. Hristeva (Hg. (2014): „Gewalttätigkeiten verstehen“. Zum 100. Geburtstag des Psychoanalytikers und psychoanalytischen Sozialarbeiters Ernst Federn. Schwerpunktband der Zeitschrift Psychoanalyse – Texte zur Sozialforschung Heft 2/2014

Kuschey, B. (2003): Die Ausnahme des Überlebens. Ernst und Hilde Federn. Eine biographische Studie und eine Analyse der Binnenstruktur des Konzentrationslagers. Bd. I und II. Gießen (Psychosozial-Verlag).