Brief aus Budapest

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Das Schicksal der Budapester Juden, 1944 den Todesmarsch antreten zu müssen, kannte der bisher einzige Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész, aus eigener, bitterer Erfahrung. Der 14-jährige Junge kam zuerst nach Auschwitz-Birkenau und von dort nach Buchenwald, wo er 1945 befreit wurde…

Von Peter Stiegnitz

Mit seinem Buch, „Roman eines Schicksalslosen“, wurde Kertész, vor allem im deutschen Sprachraum, international bekannt. Es ist ergreifend wie der Autor vom Blickwinkel eines 14-Jährigen die Verfolgung und Vernichtung der Opfer erleben musste. Auch mehrere seiner Romane, stellvertretend erwähnen wir hier nur sein „Kaddisch für ein nichtgeborenes Kind und „Liquidation“, beschäftigen sich mit der NS-Barbarei. 2002 erhielt  Kertész den Literatur-Nobelpreis.

Imre Kertész hatte in seiner Heimat keinen leichten Stand gehabt. Seine Gegner warfen ihm „Nestbeschmutzung“ vor. So war es kein Wunder, dass er viele Jahre in Berlin verbracht hat, wo im Jahre 2012 an der Berliner Akademie der Künste das Imre-Kertész-Archiv eröffnet wurde; der Akademie hatte er auch seinen Vorlass (Nachlass zu Lebzeitung) gegeben.

Mein Freund, Dr. Stephan Jusits machte mich darauf aufmerksam, dass Kertész in seinen Büchern sich nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit der politischen Gegenwart – und vielleicht auch Zukunft – beschäftigt hat. So warnte er bereits in seiner „Letzten Einkehr“ (2009 erschienen)  dass in Europa – im Schatten des Holocaust –  „alle Toren dem Islam“ aufgemacht werden, „da man nicht wagte, über Rasse und Religion zu sprechen …“. Die Folgen dieser prophetischen Worte erleben wir heute in fast allen europäischen Staaten.