Das Amerlinghaus verwechselt antijüdische Hetze mit Diskussionen über die politische Lage in Israel

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Ein Nachtrag zur BDS Debatte in Wien…

Von Karl Pfeifer

Wenn Neonazis juden- und israelfeindliche Hassparolen verbreiten, hätte es kein Problem, dies auch zu benennen. Aber wenn eine Gruppe die sich links gibt, Äußerungen von sich gibt, die oberflächlich betrachtet, wie politische Meinungen aussehen, bei näherer Betrachtung jedoch die Realität grob verzerrende, Israel diffamierende, antisemitische Stereotype transportierende Behauptungen sind, dann können oder wollen sie das nicht erkennen. Zumal ja die Boykottbewegung gegen den jüdischen Staat sich politisch korrekt als Verfechter der Meinungsfreiheit und mutiger Kritiker gibt.

Der Vorstand des Amerlinghaus fragt, „wie eine Kritik an der Politik des Staates Israel formuliert werden kann, die sich klar von jedem Antisemitismus abgrenzt.“ Antisemiten behaupten, es gäbe ein Kritiktabu an Juden und an Israel. Dieses fiktive Tabu, welches im Sinne eines gesellschaftlichen Verbots aus deutscher und österreichischer NS-Geschichte resultieren soll, wird als unumstößlicher Fakt dargestellt. Der Stereotyp des MEINUNGSDIKTATS setzt eine außergewöhnliche Machtposition und eine große gesellschaftliche Einflussnahme voraus.

Kann man den verhetzenden Boykott gegen einen Staat allein wirklich mit Kritik verwechseln?  Wie hält es der Vorstand des Amerlinghaus mit Boykott gegen China wegen der Besetzung Tibets? Oder gegen Marokko wegen der Okkupation der Westsahara? Oder gegen Russland wegen der Annexion der Krim? Oder gegen EU-Anwärter Türkei wegen der Besetzung Nordzyperns? Für Maßnahmen gegen andere Länder wegen vergleichbarer oder schlimmerer Menschenrechtsverletzungen interessieren sich linke „Israelkritiker“ offenbar nicht.

Um dem Vorstand des Amerlinghauses zu helfen, rate ich ihnen den 3 D-Test von Nathan Scharansky anzuwenden und die von BDS angewendete Dämonisierung, Doppelstandards und Delegitimierung als das zu benennen was sie sind.

Der deutsche Politikwissenschaftler Martin Kloke hat es auf den Punkt gebracht: „Der Antizionismus, auch in seiner „gebildeten“ Variante, hat seine Unschuld verloren, die er früher einmal gehabt haben mag. Wer nach Auschwitz – und auch angesichts gegenwärtiger Drohungen islamistischer Akteure (nicht nur des Iran) – dem Staat Israel seine Legitimität abspricht, zieht nicht nur Millionen israelischer Juden, sondern auch Diaspora-Juden den existentiellen Daseinsteppich unter den Füßen weg. Solange es Antisemitismus gibt, bleibt Israel potentieller Rettungsanker, eine Art Versicherungspolice – unabhängig von der Zusammensetzung seiner Regierung oder der Art und Weise seines (kritikwürdigen) Regierungshandelns.“

© Karl Pfeifer

1 Kommentar

  1. Hallo Herr Pfeifer,
    herzlichen Dank für Ihren Beitrag, der es auf den Punkt gebracht hat.

    Noch nie ist eine vermeintliche Israelkritik im Rahmen von „man darf ja nichts gegen Israel oder den Juden sagen“ als das aufgezeigt worden, als was es ist: eliminatorischer Antisemitismus.

    Die Atomvereinbarung der EU, Russland und der USA mit dem Iran zeigen leider nur zu deutlich, das jener Antisemitismus in Kauf genommen wird. Dabei wird törichter Weise davon ausgegangen, dass der Iran sich wie Russland oder den USA im kalten Krieg verhält und „nur“ mit der A-Bombe droht.

    Kyniker

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