Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. März 2016…

Di, 1. Mär · 10:45-12:00 · PHOENIX
Thema: NPD – Verbieten?

Anlässlich der Wiederaufnahme eines Verbotsverfahrens durch das Bundesverfassungsgericht beleuchtet das phoenix Thema die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD). Nach dem gescheiterten ersten Versuch wollen die Vertreter der Bundesländer erneut die Verfassungswidrigkeit der Partei durch das Bundesverfassungsgericht feststellen lassen und damit ein Verbot erreichen. Im Studio diskutiert phoenix-Moderator Klaus Weidmann mit dem ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum und dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz. Das erste Verfahren wurde 2003 eingestellt. Das Verfassungsgericht stellte eine ?mangelnde Staatsfreiheit? fest, weil V-Leute des Verfassungsschutzes in der Führungsebene der NPD tätig waren. Moderation: Klaus Weidmann Darin die Dokumentation: Die NPD ? Der falsche Feind? Warum ein Verbot gefährlich ist Ein Film von Heiner Hoffmann und Ulrich Neumann Groß war die Erleichterung in Politik und Öffentlichkeit, als das Bundesverfassungsgericht Ende vergangenen Jahres verkündete, dass das Verbotsverfahren gegen die NPD nunmehr im zweiten Anlauf im März 2016 eröffnet werde. Das frühere, erste Verbotsverfahren war an der V-Mann-Problematik gescheitert. Damals hatte das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ den führenden NPD-Funktionär Wolfgang R. Frenz aus NRW als V-Mann enttarnt. In der Folge stellte sich heraus, dass bis zu 20 Prozent der Führungspositionen dieser Neonazi-Partei mit V-Leuten besetzt war. Deshalb entschied das Bundesverfassungsgericht 2003, kein Verbotsverfahren durchzuführen. Mehr Risiken als Nutzen? Inzwischen haben Bund und Länder die V-Leute aus den Spitzengremien der NPD abgezogen. Umso größer ist die Hoffnung, dass jetzt im zweiten Anlauf ein NPD-Verbot gelingen sollte. So wünschenswert das auch sein mag, ist es aber auch sinnvoll? Oder sind heute mit einem möglichen NPD-Verbot inzwischen mehr Risiken als Nutzen verbunden? Diese NPD ist heute ? nicht mehr wie vor zehn Jahren ? eine aufstrebende, ständig stärker werdende Partei, sondern eine Organisation, die sich mit ihren Intrigen selbst zerlegt. Soll man wirklich eine sieche, an sich selbst scheiternde und sterbende Partei verbieten? Der Film wird sich dezidiert mit der Frage beschäftigen, welche gefährlichen Folgen ein mögliches NPD-Verbot haben könnte.

Di, 1. Mär · 21:45-22:37 · arte
Der Rote Baron – Manfred von Richthofen

Manfred von Richthofen gilt als Inbegriff des guten Kriegshelden. Mit 80 Luftsiegen im Ersten Weltkrieg wurde er zum Vorbild stilisiert – seine Fairness und Ritterlichkeit rühmen NATO-Kommandeure bis heute. Doch die Legende ist falsch: Richthofen war besessen von der Menschenjagd, süchtig nach dem brennenden Abschuss. Geschaffen wurde die Mär vom „guten Ritter der Lüfte“ im Ersten Weltkrieg, um die schlechte Moral von Truppe und Volk zu stärken. Richthofens Buch „Der Rote Kampfflieger“ wird zum Bestseller, er selbst zum Superstar des Kaisers. Sein wahres Wesen – brennender Ehrgeiz, Skrupellosigkeit und Blutrausch – werden herausretuschiert. Nur seine Mutter ahnt es und schreibt darüber in ihrem Tagebuch. 1918 wird Manfred abgeschossen. 1923 entdecken die Gegner der Weimarer Republik die Richthofen-Legende wieder, bald nimmt der letzte Kommandant des Richthofen-Geschwaders Kontakt zur Mutter auf. Sein Name: Hermann Göring. Er bewegt die Mutter zur Neuherausgabe von Manfreds Heldenbuch und verfasst selbst das pathetische Vorwort. Im Dritten Reich wird es ein Bestseller und Richthofen zum Vorbild der Flieger-Hitlerjugend und Held der Nazis. Der Historiker Joachim Castan hat erstmals und exklusiv Zugang zu den Familienarchiven der Familie sowie dem bislang unveröffentlichten Tagebuch der Mutter. Seine Entdeckungen belegen eindrucksvoll, wie das Leben Manfred von Richthofens von Kaiser und Nazis zur eigenen Mythenbildung missbraucht wurde – und wie sorglos Bundeswehr und NATO bis heute mit diesem Erbe umgehen. In aufwendigen Reenactment-Szenen werden zentrale Lebensstationen von Richthofens dargestellt.

Di, 1. Mär · 22:45-23:30 · HR
Mörderisches Finale

Im Frühjahr 1945 erreicht der NS-Terror noch einmal einen grausamen Höhepunkt. Die einen hoffen auf die nahe Befreiung, die anderen noch immer auf den versprochenen Endsieg. Zehntausende werden in den letzten Tagen und Wochen vor Kriegsende noch zum Opfer des NS-Terrors, viele zu Tätern. In den Justizakten sind über 400 solcher Endphasenverbrechen dokumentiert. Die Autorin Christine Rütten schildert einige davon und nimmt die Ermittlungen gegen die Täter journalistisch wieder auf. Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes lenkt diese Dokumentation damit den Blick auf ein Weltkriegskapitel, das auch lange nach 1945 noch seine Schatten wirft. Es ist ein schmaler Grat zwischen Leben und Tod in diesen Tagen. Im Frühjahr 1945 erreicht der NS-Terror noch einmal einen grausamen Höhepunkt. Die einen hoffen auf die so nahe Befreiung, die anderen noch immer auf den versprochenen Endsieg. Ein Hitlerjunge im hessischen Wetterfeld erhält vom Bürgermeister im April 1945 einen Mordauftrag. Er soll einen angeblichen Verräter aus dem Weg schaffen. „Der Bürgermeister befiehlt das, das muss gemacht werden. Nicht denken, Klappe zu. Befehl und Gehorsam“, erinnert der damals 16-Jährige sich. In Brettheim bei Rothenburg ob der Tauber nehmen einige Bürger vier Hitlerjungen die Waffen ab und werden vor ein SS-Standgericht gestellt. Martha Gillessen sitzt im Gestapo-Keller in Dortmund, weil sie eine Jüdin versteckt hat. Zusammen mit ihrer Tochter und 300 Widerstandskämpfern und Kriegsgefangenen bangt sie um ihr Leben. Werden die Alliierten rechtzeitig kommen? „Sie hat immer allen Mut gemacht“, erinnert sich die Tochter. Im Arresthaus von Beerfelden im Odenwald sitzt ein junger Wehrmachtssoldat wegen Fahnenflucht fest. Auch ihm droht ein Standgericht. Zehntausende werden in den letzten Tagen und Wochen vor Kriegsende noch zum Opfer des NS-Terrors, viele zu Tätern. In den Justizakten sind über 400 solcher Endphasenverbrechen dokumentiert. Die Autorin Christine Rütten schildert exemplarisch einige davon und nimmt die Ermittlungen gegen die Täter journalistisch wieder auf. Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes lenkt diese Dokumentation damit den Blick auf ein Weltkriegskapitel, das auch lange nach 1945 noch seine Schatten wirft. Die Täter kommen in den Nachkriegsprozessen mit milden Strafen davon. Die überlebenden Opfer und die Kinder der Toten sind bis heute traumatisiert. Und in vielen Dörfern wird bis in die dritte Generation über das mörderische Finale geschwiegen.

Mi, 2. Mär · 00:30-02:10 · arte
Hanna K.

„Hanna K.“ erzählt die Geschichte der jüdisch-amerikanischen Hanna Kaufman – Tochter von Holocaust-Überlebenden und Strafverteidigerin in Israel. Sie soll den palästinensischen Selim verteidigen, der wegen Terrorismus angeklagt ist. Selim gibt an, er habe das Haus seiner Familie, das mittlerweile russischen Juden gehört, wieder in seinen Besitz bringen wollen. Es gelingt Hanna, ihn vor dem Gefängnis zu bewahren, doch man deportiert Selim nach Jordanien. Als er nach Israel zurückkehrt, wird er wegen illegaler Immigration inhaftiert. Hanna stellt weitere Nachforschungen an und versteht, dass die Enteignung der Palästinenser eine Folgeerscheinung des Holocausts ist. Die Staatsanwaltschaft schlägt Hanna einen Deal vor: Wenn sie das Verfahren fallenlässt, wird man Selim eine südafrikanische Staatsbürgerschaft verschaffen, wodurch er legal nach Israel zurückkehren und das Grundstück beanspruchen kann. Während ihre Kollegen bedingungslose Solidarität mit dem Staat Israel fordern, ist Hanna hin- und hergerissen. Sie verliert schließlich den Fall und bekommt ein Kind von einer Affäre, doch ihr Leben scheint unerfüllt. Als Selim sich im Gefängnis fast zu Tode hungert, wird er in Hannas Obhut entlassen. Joshua, der Vater von Hannas Kind, beobachtet misstrauisch, wie sich eine Liebesbeziehung zwischen Hanna und Selim entwickelt. Als sich ein Attentat auf die ehemals palästinensische Stadt Kfar Rimon ereignet, ist Joshua sicher, dass Selim damit zu tun hat.

Mi, 2. Mär · 00:30-02:10 · BR
Vier Neurosen und ein Todesfall

Der jüdische Patriarch Cooperberg, eben noch kerngesund, muss sich überraschend einer Krebsoperation unterziehen. Während er unter dem Messer liegt, findet sich die zerstrittene Familie am Krankenbett des Vaters ein. In dieser angespannten Situation brechen alte Wunden auf, und obwohl der Vater noch lebt, tobt schon der Konkurrenzkampf um seine Nachfolge im Geschäft. Während Edward, ein erfolgreicher Theaterproduzent, seinen jüngeren Bruder Eli auszubooten versucht, der als erfolgloser Poet ohnehin nichts von Geschäften versteht, kämpft Susan, eine überspannte Künstlerin, verzweifelt um die Liebe ihrer hartherzigen Mutter Shirley. Nach einem Rundruf ihrer gebieterischen Mutter Shirley (Ellen Burstyn) treffen sich die erwachsenen Cooperberg-Geschwister im Hospital, um im Krankenzimmer ihres Vaters auf das Ergebnis seiner Krebsoperation zu warten. Die Mitglieder der schrecklich netten jüdischen Familie können einander nicht ausstehen, und so prallen in der angespannten Situation Ängste und gepflegte Stadtneurosen ungemindert aufeinander. Edward (Mark Blum), ein erfolgreicher Theater-Produzent und Mutters erklärter Liebling, erweist sich als notorischer Schürzenjäger. Sogar während der Vater unter dem Messer liegt, muss er zwanghaft mit einer Krankenschwester (Geneviève Brouillette) anbändeln – und wird in der Tiefgarage prompt von seiner leidgeprüften Gattin Linda (Macha Grenon) beim Seitensprung erwischt. Bruder Eli (Ted Levine), ein geborener Loser und verkrachter Poet, ist seit zehn Jahren von seiner Frau Diane (Mary McDonnell) geschieden, hat aber einmal wöchentlich mit ihr Sex auf öffentlichen Toiletten. Nesthäkchen Susan (Amanda Plummer), eine überdrehte Künstlerin, die abstrakte Bilder malt und den Eltern auf der Tasche liegt, kämpft verzweifelt um die Liebe ihrer Mutter. Um nicht erkannt zu werden, verkleidet sich Joelle (Geneviève Bujold), die heimliche Geliebte des Patriarchen, als katholische Schwester. Misstrauisch beäugt wird das illustre Familientreffen von einem schweigsamen Fernsehtechniker (Roc LaFortune), der große Mühe mit dem TV-Apparat im väterlichen Krankenzimmer hat. Aus rätselhaften Gründen ist nur ein Kanal zu empfangen, der eine endlose Dokumentation über den Holocaust zeigt. Erst als die Nachricht vom Tod des Vaters eintrifft, empfängt der Fernseher alle Programme, Sport, Krimis, Shows, Werbung.

Do, 3. Mär · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin

Beziehungstat oder politisch motivierter Mord? In ihrem ersten Fall muss Hauptkommissarin Sara Stein auf dem schmalen Grat zwischen Vorurteilen, falschen Verdächtigungen und enttäuschten Erwartungen die Wahrheit finden. Der Auftakt zu dieser neuen Krimireihe spielt in Berlin und wird in der nächsten Folge in Tel Aviv fortgesetzt. Die junge Berliner Kommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz) lebt in Kreuzberg, mittendrin im pulsierenden Brennpunkt so vieler unterschiedlicher Kulturen. Dass sie selbst Jüdin ist, spielte bislang in ihrem Leben eine untergeordnete Rolle, bis siebei ihrem neuen Fall mit dem Mord an der jungen Israeli Tamar Levi (Hen Yanni) konfrontiert wird. Tamar war ein Star der Berliner Club-Szene, selbstbewusst, lebenshungrig, mit wechselnden Liebschaften. Und sie hat kurz vor ihrem Tod abgetrieben. Grund genug für ihren Freund, den Palästinenser Khalid (Camill Jammal), sie zu töten? Oder steckt der strenggläubige Avigdor (Aram Tafreshian), der Tamar aus Israel gefolgt ist, obwohl er mit ihrer Schwester Ronit (Neta Riskin) verlobt war, hinter der Tat? Oder hat das Verbrechen einen politischen Hintergrund? Für Sara eine Gratwanderung. Zum ersten Mal handelt sie nicht allein als Hauptkommissarin Sara Stein, sondern auch als Jüdin, zumindest in den Augen ihrer Umgebung. Eine unerwartete Wendung nimmt das Geschehen, als Khalid seinen Vater Tarik (Ramin Yazdani) beschuldigt und dieser den Mord gesteht. Fall gelöst? Für Sara eine viel zu einfache Lösung. Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, und ermittelt beharrlich weiter. Sie verbeißt sich regelrecht in den Fall, auch wenn darunter ihr Privatleben leidet. Denn ausgerechnet jetzt lernt sie den israelischen Musiker David Shapiro (Itay Tiran) kennen, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt – und sie sich in ihn. Führt ihr Weg sie nach Israel? Wenn es um Migration und Angekommensein in Deutschland geht, gibt es keine einfachen Antworten. Das merkt auch Sara Stein, als ihre Chefin sie mit der sachlichen Feststellung „Sie sind doch auch Jüdin“ konfrontiert. Auf einmal fühlt Sara, was es heißt, anders zu sein. Mit feinem Gespür für solch leise Zwischentöne hat Regisseur Matthias Tiefenbacher diese erste Folge der neuen Reihe „Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin“ inszeniert und die bewährte Zusammenarbeit mit Kameramann Holly Fink erfolgreich weitergeführt. Katharina Lorenz gibt der Hauptfigur Sara Stein eine entwaffnende Direktheit und Natürlichkeit, lässt ihr aber auch Raum für zarte und weiche Momente. Unterstützt wird sie von Katharina Marie Schubert, Kirsten Block und Aljoscha Stadelmann, ihren Kollegen, die Sara jeder auf seine Weise besonders fordern. Als Saras neue Liebe David ist der israelische Schauspielstar Itay Tiran zu sehen.

Sa, 5. Mär · 00:35-00:43 · arte
Nach dem Krieg

„Nach dem Krieg“ ist die Geschichte eines kleinen Jungen im Deutschland der Nachkriegszeit. Das Land liegt in Trümmern. Der 11-jährige Paul wartet immer noch verzweifelt auf die Rückkehr seines Vaters aus dem Krieg. Seine Mutter hingegen hat die Hoffnung aufgegeben und will mit Sam, einem afroamerikanischen Besatzungssoldaten, eine neue Familie aufbauen. Für Paul ist es schwierig genug, eine neue Vaterfigur zu akzeptieren. Einen dunkelhäutigen Amerikaner in der Familie zu haben, geht für Paul, der in Nazideutschland aufgewachsen ist, jedoch entschieden zu weit. Paul sucht einen Weg, um Sam loszuwerden. Je schneller desto besser. Er fasst den Plan, den neuen Liebhaber seiner Mutter umzubringen. Er tauscht Schokoladentafeln, die er von Sam regelmäßig geschenkt bekommt, auf dem Schwarzmarkt gegen ein Messer ein. Jedoch ist es später Sam, der ihm den richtigen Umgang mit dem Messer zeigt. Ein Moment der Annäherung. Wird Paul seinen Mordplan dennoch umsetzen oder gelingt es ihm, den früheren Feind als neue Vaterfigur in seinem Leben zu akzeptieren?

Sa, 5. Mär · 22:30-23:45 · PHOENIX
Kein Asyl – Anne Franks gescheiterte Rettung

Im Nebel der Zeit verschwand vor 70 Jahren ein wichtiger Schatz der Geschichte. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin fand während ihrer Arbeit an den Holocaust Manuskripten im YIVO-Archiv (Institut für Jüdische Forschungen) die verschollen geglaubten Dokumente von Anne Franks Vater Otto, der verzweifelt versuchte, seine Familie vor den Fängen der Nazis zu schützen. Ottos Briefe zeigen sein herzzerreißendes Scheitern, einen sicheren Hafen für seine Töchter Anne und Margot und seine Frau Edith zu finden. Alle Versuche, in den USA Asyl zu bekommen, scheiterten. Sie erzählen ein bisher unbekanntes Kapitel aus Anne Franks Leben. Anne Franks überlebende Verwandte Buddy Elias und Eva Schloss erzählen von der bisher unbekannten, verzweifelten Suche der Familie Frank nach Zuflucht.

Sa, 5. Mär · 23:45-00:00 · PHOENIX
Von Untertauchern und Lebensrettern – Ein Dorf als Versteck für NS-Verfolgte

Sevenum ist ein kleines niederländisches Dorf bei Venlo und war im zweiten Weltkrieg Zufluchtsort für Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden. Niederländische Widerstandsgruppen sorgten dafür, dass hier hunderte Juden, verfolgte Niederländer oder abgeschossene Piloten der Alliierten versteckt wurden. Auch Mirjam Winter mit ihren Eltern und ihrer Schwester, eine jüdische Familie aus Kempen am Niederrhein lebte dort in einem Versteck. Reporter Markus Waerder ist mit der 92-Jährigen, die inzwischen Mirjam Honig heißt, in die Region gefahren und hat Zeitzeugen und Verstecke besucht, ohne die viele Menschen den Krieg nicht überlebt hätten.

So, 6. Mär · 09:30-10:20 · WDR
Mondscheinsonate – Die Volkspianistin Elly Ney

Um 1900 verkörperten Beethoven und seine Musik das Bild eines männlichen, kraftvollen Titanen und seine Klavierwerke galten für Frauen als unspielbar. Elly Ney war eine der wenigen Ausnahmen. Wie keine Interpretin zuvor identifizierte sie sich mit dem Leben und der Musik Beethovens. Sogar ihr Äußeres gestaltete sie à la Beethoven – mit verinnerlichtem, grimmigem Blick und ungezähmter, wilder Frisur. Nach ihrem Debüt in der New Yorker Carnegie Hall und einer glanzvollen Karriere in den USA wurde sie im Dritten Reich zur Beethoven-Ikone, die ihre Konzerte wie Andachten zelebrierte, in denen sie das „Heiligenstädter Testament“ rezitierte. „Die Ney“ war die einzige deutsche Pianistin, der es zu ihrer Zeit gelang, sich neben ihren männlichen Kollegen Artur Schnabel, Wilhelm Backhaus und Wilhelm Kempff als Beethoven-Interpretin solistisch und vor dem Orchester einen Namen zu machen. Ihre Aufnahmen des Beethovenschen Klavierwerks sind legendär. In seiner biografischen Dokumentation zeichnet Axel Fuhrmann einerseits die außergewöhnliche pianistische Karriere Elly Neys nach. Andererseits sucht er mit Zeitzeugen und Historikern nach Erklärungen dafür, warum sie eine Nationalsozialistin und Helferin des Hitler-Regimes wurde, die bis zu ihrem Tod 1968 ihre Schuld nicht eingestand. Der Film erzählt, wie die NS-Propaganda Beethoven für ideologische Zwecke nutzte und welche Rolle Elly Ney bei der Verbreitung seiner Musik spielte. An Originalschauplätzen und mit Foto-, Film- und Briefdokumenten aus privaten und öffentlichen Archiven geht Axel Fuhrmann auf eine spannende Spurensuche im Leben und Wirken Elly Neys. Die Schriftpsychologin Roswitha Klaiber untersucht Briefe Elly Neys, in denen sie Hinweise auf ihre Persönlichkeit findet. Am Klavier analysiert die Pianistin Ragna Schirmer ausgewählte Plattenaufnahmen Elly Neys, um ihren einzigartigen Interpretationsstil zu ergründen. Dabei geht sie der Frage nach, wie sich Neys Spiel von dem anderer Pianistinnen und Pianisten ihrer Zeit, beispielsweise Dame Myra Hess, Annie Fischer und Artur Schnabel unterscheidet.

So, 6. Mär · 23:55-00:40 · ZDF
Um Gottes Willen – Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit mit Bundespräsident Joachim Gauck

Auf der zentralen Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit werden Persönlichkeiten mit der „Buber-Rosenzweig-Medaille“ für ihr Engagement im christlich-jüdischen Dialog ausgezeichnet. In diesem Jahr erhält die Medaille der Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Micha Brumlik für seine Verdienste im christlich-jüdischen Dialog. Mit der Auszeichnung wird Brumliks Einsatz für eine Verständigung zwischen Juden und Christen in Deutschland geehrt. Als ausgewiesener Kenner sowohl der jüdischen wie auch christlichen Geschichte, Kultur und Religion hat er mit seinen religionsphilosophischen und journalistischen Beiträgen dem gegenseitigen Verständnis von Juden und Christen wesentliche Impulse gegeben. Sein unermüdliches Engagement in jüdischen wie christlichen Gemeinden, auf Kirchentagen, bei nationalen und internationalen Konferenzen und in interreligiösen Gesprächskreisen beförderte die Begegnung zwischen Juden und Christen maßgeblich. Als Intellektueller mischt er sich kritisch und pointiert in gesellschaftspolitische Debatten ein. Als liberal-religiöser Jude demonstriert er dadurch exemplarisch, dass Religiosität und Vernunft, religiöse Identität und demokratisches Selbstverständnis nicht in Widerspruch zueinander stehen, sondern auf inspirierende und fruchtbare Weise einander ergänzen können. Das Jahresthema der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, „Um Gottes Willen“, soll die neuerliche Präsenz des Religiösen in der säkularen modernen Gesellschaft zur Debatte stellen. Mit seinem gesellschaftspolitischen Engagement und seinem dialogischen Denken verkörpert der Preisträger, Professor Dr. Micha Brumlik, dieses Jahresthema auf vorbildliche Weise. Die jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929), nach deren Namen der Preis benannt ist, haben dem dialogischen Denken bis heute starke Anregungen gegeben, die für die moderne jüdische und christliche Theologie richtungsweisend sind. Die Laudatio hält Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017. Das ZDF überträgt eine Zusammenfassung der Feier, die von Gundula Gause moderiert wird, aus dem Theater am Aegi in Hannover.

Mo, 7. Mär · 22:15-23:00 · RBB Berlin
Das Geheimnis der Zugvögel

Jedes Frühjahr ist Israel Schauplatz eines einzigartigen Spektakels: Viele Millionen Zugvögel passieren die Landbrücke zwischen Afrika, Asien und Europa. Entlang des Großen Afrikanischen Grabenbruchs ziehen Störche, Flamingos, Pelikane, Greif- und Singvögel aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten nach Norden. Die großen Vögel brauchen die Thermik der Berge, um kräftesparend zu segeln. Offene Meere sind für sie unüberwindbar. Im Süden Israels liegt ihr erster großer Rastplatz nach dem erschöpfenden Nonstop-Flug über die Wüsten Afrikas. Jedes Frühjahr ist Israel Schauplatz eines einzigartigen Spektakels: Viele Millionen Zugvögel passieren die Landbrücke zwischen Afrika, Asien und Europa. Entlang des Großen Afrikanischen Grabenbruchs ziehen Störche, Flamingos, Pelikane, Greif- und Singvögel aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten nach Norden. Im Süden Israels ist ihr erster großer Rastplatz nach dem erschöpfenden Nonstop-Flug über die Wüsten Afrikas. – Ein überlebenswichtiger Zwischenstopp, hier können sie ihre Energiereserven auffüllen. Die großen Vögel brauchen zudem die Thermik der Berge, um kräftesparend zu segeln. Offene Meere sind für sie unüberwindbar. Die hohe Konzentration an Zugvögeln auf engstem Raum ist ein ideales Forschungsfeld – ein Hotspot der Ornithologie. Doch noch immer ist der Vogelzug für die Wissenschaft ein Rätsel: Warum ziehen die Tiere Tausende Kilometer weit über die Kontinente hinweg? Was ist der Ursprung des Vogelzugs? Über kleine Rucksacksender auf dem Rücken der Zugvögel verfolgt der israelische Wissenschaftler Ran Nathan die Tiere in Raum und Zeit wie mit einem Flugschreiber. Das ermöglicht die hochsensible GPS-Satellitentelemetrie. Im Himmel über Israel herrscht während der Zugzeiten Hochbetrieb: Die Jahrmillionen alten Zugrouten der Vögel kreuzen die Flugrouten der Menschen. Für ein Flugzeug ist schon die Kollision mit einem Pelikan gefährlich. Bei einem Zusammenstoß kann er wie ein Geschoss einschlagen. Der renommierte Ornithologe Yossi Leshem hatte die rettende Idee: Als Pionier der Vogelschlag-Forschung entwickelte er mithilfe eines ehemaligen Wetter-Radars ein effektives Frühwarnsystem für den Vogelzug. Mittlerweile international ein Muss für Flughäfen. An den elektromagnetischen Wellen kann der Wissenschaftler erkennen, wie viele Vögel in welche Richtung und auf welcher Höhe gerade fliegen. Jedes Jahr Ende März folgen den Schwärmen der Zugvögel die Schwärme der Vogelkundler aus aller Welt. Sie feiern das Festival des Vogelzugs. Für eine Woche strömen sie zu Hunderten in die Hafenstadt Eilat am Roten Meer. In diesem südlichsten Badeort Israels brechen Wissenschaftler und Vogelfreaks in aller Frühe auf zu Führungen in den Bergen, um zu beobachten, zu forschen und zu fotografieren. Der Berliner Naturfotograf Thomas Krumenacker hat sich mit seinen fantastischen Aufnahmen einen Namen gemacht. Er kommt jedes Jahr, er kennt die besten Plätze, immer auf der Jagd nach dem besonderen Motiv. Die Welt der Vögel ist seine Passion. Er gibt dem Phänomen des Vogelzuges ein Gesicht.

Mo, 7. Mär · 22:45-23:30 · Das Erste (ARD)
Terror von rechts – Die neue Bedrohung

Deutschland, Ende 2015: Mehr als 500 mal wurden Flüchtlingsunterkünfte angegriffen, mehr als doppelt so viele wie im letzten Jahr. Darunter waren viele Brandanschläge und – was kaum einer weiß – auch Anschläge mit Sprengstoff. Ermittler und Politik sind aufgeschreckt. Hinter den verbal-radikalen Pegida-Parolen wird eine Szene sichtbar, die vor Gewalt und womöglich terroristischen Anschlägen nicht mehr zurückschreckt. Vier Jahre nach dem Auffliegen der NSU-Mordserie gibt es einen neuen Terror von Rechts: Deutsche Neonazis verfügen über hunderte Schusswaffen. Sie beschaffen Pyrotechnik und Sprengstoff. Sie planen Anschläge und sie führen sie durch. Die Täter bleiben oft unerkannt. Manche tauchen ab. Wie gehen Ermittlungsbehörden und Justiz damit um? In aufwendigen Recherchen zu aktuellen Fällen stellt der Film fest: Allzu oft werden Anschläge banalisiert, Ermittlungsansätze bei Seite geschoben, Täter verharmlost. Gewalttätige Neonazis werden abgetan als „Waffennarren“, die im „Suff“ auf „dumme Ideen“ gekommen seien. Sprengstoffanschläge auf Asylunterkünfte mit tödlich wirkenden Sprengladungen wurden von der Polizei zunächst als „Böllerwürfe“ eingestuft. Doch es waren nicht ein paar Sylvesterkracher, sondern selbstgebaute Sprengsätze. Auch bei der Zahl der Verletzten korrigierte sich die Polizei Monate später: Nicht einer, sondern mindestens sieben Menschen wurden verletzt. In einem anderen Fall wird ein polizeibekannter Rechtsextremist von der Staatsanwaltschaft nicht dem rechten Spektrum zugeordnet. Wegen seiner 1,5 kg TNT will die Justiz gar nicht weiter ermitteln und das Verfahren wird eingestellt. Man könne dem Neonazi schließlich nicht nachweisen, dass er damit eine Bombe bauen wollte. Die Recherchen haben mehrere solche Fälle ans Tageslicht gebracht: Mal wurden die Ermittlungen eingestellt. Mal wurde keine Anklage erhoben, mal nicht zugelassen. Oder die Urteile endeten mit Bewährungsstrafen. Die Justiz verurteilt ganz aktuell Neonazis für den Bau einer fertigen Rohrbombe mit tödlicher Splitterwirkung zu Bewährungs- und Geldstrafen. Das Wort „Terror“ wird weder vom Richter noch seitens der Strafverfolger in den Mund genommen. Die Neonazis umgehen Verbote rechter Kameradschaften. Neue Strukturen haben sich gebildet. Verurteilte Rechtsterroristen sind wieder aktiv. Der Filmemacher Thomas Reutter ist ihnen begegnet. Diese Doku stellt die Frage: Wie konsequent geht Deutschland wirklich gegen Rechtsterrorismus vor? Sind Ermittler und Richter immer noch auf dem rechten Auge blind? Was macht die Politik. Angeblich greift der Staat hart durch, wie jetzt aktuell in Bamberg. Aber treffen solche Polizeiaktionen nur einige wenige Aktivisten der Szene und der neue Terror von Rechts wird weiter übersehen und verharmlost?

Di, 8. Mär · 22:40-00:35 · 3sat
Rosa Luxemburg

1906, ein Gefängnis in Warschau: Inhaftiert ist die „Vorwärts“-Redakteurin Rosa Luxemburg. Es ist nicht ihre erste Haft, denn sie hatte früh begonnen sich politisch zu engagieren. Margarethe von Trottas Biografie „Rosa Luxemburg“ ist eines der wenigen herausragenden Porträts heroischer Frauen im westdeutschen Kino. Barbara Sukowas beeindruckende Leistung in der Hauptrolle wurde mit dem Darstellerpreis von Cannes gewürdigt. Unter dem Eindruck der Ersten Russischen Revolution ist sie nach Polen gekommen, um mit ihrem Geliebten Leo Jogiches die Ideen der Arbeiterbewegung zu verbreiten. Geboren wurde sie 1871 als Tochter einer wohlhabenden, polnisch-jüdischen Kaufmannsfamilie. Nach ihrer Promotion zum Dr. jur. ließ sie sich in Berlin nieder und trat der SPD bei. Innerhalb der deutschen Sozialdemokratie, neben Figuren wie August Bebel und Karl Kautsky, wirkte sie wie ein Paradiesvogel: eine eigenwillige, dem Leben zugewandte Frau, kompromisslos im Privatleben und in ihrer Politik. Nachdem Bebel ihre Freilassung aus der Warschauer Zitadelle erkauft hat, gerät die hoch begabte Journalistin und Rednerin in Konflikt mit der zunehmend staatstragenden Linie ihrer Partei. Verbündete findet sie in Clara Zetkin, mit deren Sohn Kostja sie ein Verhältnis beginnt, und schließlich in Karl Liebknecht, dem einzigen Reichstagsabgeordneten, der 1914 gegen die Kriegskredite stimmt. Luxemburgs leidenschaftliche Reden gegen den Krieg führen zum Zerwürfnis mit der SPD, zu Prozessen und weiteren Haftstrafen. Aber weder Isolation noch Krankheit brechen ihren Geist. Als Mitbegründerin des „Spartakus“-Bunds und Redakteurin der „Roten Fahne“ setzt sie nach dem Krieg ihre Arbeit unter veränderten Vorzeichen fort. Den Optimismus ihres Genossen Liebknecht, der auf eine deutsche Revolution hofft, teilt sie allerdings nicht. Und die Ereignisse geben ihr auf furchtbare Weise recht: In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 werden Luxemburg und Liebknecht verhaftet und ermordet.

Di, 8. Mär · 22:55-23:47 · arte
Kriegsfotografinnen

Mehr Frauen als Männer berichten heute aus Krisengebieten. Manche kommen an Orte, die Männern verwehrt sind. Der Film stellt Frauen vor, deren Kriegsfotos in den letzten hundert Jahren um die Welt gingen und immer noch gehen. Mehr Frauen als Männer berichten heute aus Krisengebieten. Manche kommen an Orte, die Männern verwehrt sind. Die Dokumentation stellt Frauen vor, deren Kriegsfotos in den letzten hundert Jahren um die Welt gingen und immer noch gehen. Die französische Kriegsfotografin Christine Spengler (geb. 1945) ist eine der wenigen, die den Krieg scheinbar unversehrt überstanden haben. In der Dokumentation von Sigrid Faltin wird sie die Fotos berühmter Kolleginnen einordnen und über das Leben als Fotografin an Brennpunkten berichten, das sie nach Vietnam, Afghanistan, in den Iran und den Tschad geführt hat. Alice Schalek (1874 – 1956) aus Wien gilt als die erste Frau, die an der Front fotografierte. Als Berichterstatterin für die Neue Freie Presse machte sie Fotos von österreichischen Soldaten im Ersten Weltkrieg, Bilder, die heute auf uns statisch und gestellt wirken. Damals hat die Tatsache, dass eine Frau solche Fotos schoss, selbst progressive Männer wie Karl Kraus entsetzt. Im Spanischen Bürgerkrieg machte sich Gerda Taro (1910 – 1937) einen Namen. Die Jüdin und Sozialistin aus Stuttgart war die Lebensgefährtin des legendären Magnum-Fotografen Robert Capa. Beide dokumentierten den Krieg auf der Seite der Republikaner, Gerda Taro wurde dabei während eines Luftangriffs der deutschen Legion Condor von einem Panzer überrollt. Sie war 26 Jahre alt und die erste Fotografin, die Opfer eines Kriegs – und ihrer Arbeit – wurde. Lange war sie vergessen, jetzt haben neuere Forschungen ergeben, dass viele Fotos, die Capa zugeordnet waren, von ihr stammen. Sieben Jahr nach Taros Tod zog eine Amerikanerin mit der Kamera gegen die Deutschen zu Felde. Lee Miller. Erst wurde sie berühmt als Model und Muse von Man Ray und Jean Cocteau, später mit ihren Fotos vom Kriegsende in Deutschland. Das Bild von Lee Miller in Hitlers Badewanne ist legendär. Camille Lepage starb zu jung, um Geschichte zu schreiben. Die Französin dokumentierte die Gräuel im Bürgerkrieg von Zentralafrika, die selbst die UNO aufschreckten. Ihre Mission musste sie mit dem Leben bezahlen. Französische Soldaten fanden die Leiche der 24-Jährigen im Kampfgebiet. In diesem Jahr zeigen Ausstellungen in Berlin, London und Paris Bilder dieser Fotografinnen und damit die Aktualität ihrer Fotos. Die Dokumentation fragt darüber hinaus: Was sehen Frauen im Krieg, was Männern entgeht? Was unterscheidet die Bilder der Kriegsfotografinnen von den Fotos ihrer Kollegen? Was treibt diese Frauen an?

Mi, 9. Mär · 21:55-23:25 · arte
Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam

Hannah Arendt ist eine der einflussreichsten politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Doch was sagt ihr Werk jungen Leuten von heute, einer Generation, die sich jenseits nationaler oder kontinentaler Beschränkungen bewegt, und die Partei ergreift für ein „Denken ohne Geländer“ (Hannah Arendt) der Systeme, Ideologien und Wunschvorstellungen? Ob im Arabischen Frühling, beim Protest gegen politische Repressionen in der Ukraine, in Hongkong, in Kanada, dem Engagement der Occupy-Bewegung, bei NGOs oder beim Publikmachen staatlich sanktionierten Ausspionierens ganzer Völker. Politik wird dort verstanden als eine „Sache der Freiheit gegen das Unheil der Zwangsherrschaft jeglicher Art“, so wie es Hannah Arendt einst beschrieb. In jüngster Zeit hat Hannah Arendts Werk eine neue Aktualität erhalten. Ihr Buch „Über die Revolution“ nimmt eine zentrale Bedeutung bei der politischen Debatte von Oppositionellen in den Ländern des Arabischen Frühlings ein; ihr Essay „Macht und Gewalt“ hilft bei der Betrachtung der Unrechtsregimes unserer Tage und ihr „Bericht von der Banalität des Bösen“, das vermutlich zu den meist zitierten Versuchen zählt, die Wurzeln und Abgründe des nationalsozialistischen Regimes in der Person von Adolf Eichmann zu erfassen, verweist auf unsere modernen Gesellschaften. Der Film spielt auf zwei Ebenen. Er porträtiert Hannah Arendt, ihre „Vita activa“, und zeichnet ihren exemplarischen Weg als deutsche Jüdin nach, die sich stets dem Ungehorsam verpflichtet fühlte. Geboren 1906 in Hannover, Studium bei den Philosophen Karl Jaspers und Martin Heidegger, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, Flucht aus Nazi-Deutschland und Emigration in die USA, wo sie sich in der zionistischen Bewegung und der Erforschung und Deutung des Totalitarismus widmete. Hannah Arendt ging es vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Massenbewegung und dem totalitären Bewusstsein stets darum, den Menschen vor seiner Degradierung zum Konsumenten, „Automaten“ und reinen Bürokraten zu bewahren. Denn diese sind willenlose Wesen, die „leer“ sind und mit denen Ideologen alles machen können. Hannah Arendts politisches Denken blieb stets der Aktualität verbunden. Und so schlägt der Film immer wieder Brücken zu gegenwärtigen Entwicklungen und Brennpunkten nach Ägypten, in die Ukraine, nach Israel, Hongkong und Kanada. In der Begegnung mit jungen Menschen wird Hannah Arendts Denken nachgespürt. Die Dokumentation holt Hannah Arendt ins Heute und thematisiert ihre Relevanz für politisches Handeln unserer Tage.

Do, 10. Mär · 00:30-01:15 · SWR BW
Die NPD – Der falsche Feind?

Groß war die Erleichterung in Politik und Öffentlichkeit, als das Bundesverfassungsgericht Ende vergangenen Jahres verkündete, dass das Verbotsverfahren gegen die NPD nun mehr im zweiten Anlauf im März 2016 eröffnet werde. Das frühere, erste Verbotsverfahren war an der V-Mann-Problematik gescheitert. Damals hatte das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ den führenden NPD-Funktionär Wolfgang R. Frenz aus NRW als V-Mann enttarnt. In der Folge stellte sich heraus, dass bis zu 20 Prozent der Führungspositionen dieser Neonazi-Partei mit V-Leuten besetzt waren. Deshalb entschied das Bundesverfassungsgericht 2003, kein Verbotsverfahren durchzuführen. Inzwischen haben Bund und Länder die V-Leute aus den Spitzengremien der NPD abgezogen. Umso größer ist die Hoffnung, dass jetzt im zweiten Anlauf ein NPD-Verbot gelingen sollte. So wünschenswert das auch sein mag, ist es aber auch sinnvoll? Oder sind heute mit einem möglichen NPD-Verbot inzwischen mehr Risiken als Nutzen verbunden? Diese NPD ist heute – nicht mehr wie vor zehn Jahren – eine aufstrebende, ständig stärker werdende Partei, sondern eine Organisation, die sich mit ihren Intrigen selbst zerlegt. Soll man wirklich eine sieche, an sich selbst scheiternde und sterbende Partei verbieten? Der Film wird sich dezidiert mit der Frage beschäftigen, welche gefährlichen Folgen ein mögliches NPD-Verbot haben könnte.

Do, 10. Mär · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Der Tel-Aviv-Krimi: Shiv’a

Sara Stein, Polizistin aus Berlin, ist ihrer Liebe David nach Tel Aviv gefolgt. Dass David Jude ist, ist für Sara nebensächlich, ist sie doch selbst Jüdin, und weder für Sara noch für David spielt die Religion eine große Rolle. Sara arbeitet weiter als Polizistin. Schnell erkennt ihr Chef Shimon Ben Godin, welch gute Polizistin sie ist. Das macht sie ihm aber nicht sympathischer, Sara muss um seine Anerkennung kämpfen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben beginnt für sie, die Religion eine Rolle zu spielen – und auch ihre Nationalität, denn einerseits ist Sara Jüdin, aber sie ist auch Deutsche. In ihrem zweiten Fall ist Sara Stein in Tel Aviv, der brodelnden Metropole am Mittelmeer, angekommen. Sara Stein (Katharina Lorenz), Berliner Kriminalkommissarin mit jüdischen Wurzeln, ist inzwischen mit dem israelischen Musiker David Shapiro (Itay Tiran) verheiratet und lebt in Israel. Noch bevor sie offiziell ihren Dienst im Kommissariat in Tel Aviv antritt, wird sie mit einem diffizilen Fall betraut: Chief-Inspektor Noam Shavit wurde ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Mord an einem Kollegen – eine heikle Sache, denn natürlich ist der Kollegenkreis persönlich getroffen. Dass dennoch objektiv ermittelt wird, soll Sara sicherstellen, und so wird sie Inspektor Jakoov Blok (Samuel Finzi) zur Seite gestellt. Eine Aufpasserin aus Deutschland? Kein leichter Anfang für Sara. Doch sie lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Sie verlässt sich wie immer auf ihren Instinkt und ihre eigenen Beobachtungen. Handelt es sich wirklich um einen Raubmord, wie es zunächst den Anschein hat? Das Opfer wurde mit einer Plastiktüte erstickt, am Tatort wurden die gleichen Faserspuren gefunden wie bei einem Raubmord, an dem Noam vor zwei Jahren gearbeitet hat und der ungeklärt blieb. Doch steckt deshalb der gleiche Täter hinter der Tat, wie Blok glaubt? Kann Sara ihm überhaupt vertrauen? Denn offensichtlich hat er etwas zu verbergen. Sara sucht die Wahrheit, unbeirrbar und ohne Rücksicht – auch, wenn sie selbst dabei in Gefahr gerät. Die weltliche Sara wird in ihrem ersten Fall an ihrer neuen Wirkungsstätte in Tel Aviv mit einer Religiosität konfrontiert, die ihr selbst fremd ist. Sie muss erkennen, wie sehr sich tiefgläubige Menschen durch religiöse Gesetze und Konventionen gebunden fühlen und menschliche Tragödien auslösen können. Holly Finks Kamera taucht tief ein in das moderne Israel, in dem soeng wie vermutlich an keinem anderen Ort der Welt unterschiedliche Traditionen und Religionen aufeinandertreffen. Araber, Drusen, orthodoxe und weltliche Juden und mittendrin Katharina Lorenz als Kommissarin Sara Stein, eine junge Frau, die der Liebe wegen nach Tel Aviv gezogen ist und dort einen beruflichen und privaten Neuanfang wagt. Matthias Tiefenbacher hat diesen Krimi mit großem Gespür für Fremdsein und Suche nach Geborgenheit sowie mit einem wunderbaren Ensemble aus israelischen, arabischen und deutschen Schauspielern nach einem Drehbuch von Maureen Herzfeld und Martin Kluger inszeniert.

Fr, 11. Mär · 00:00-01:45 · SWR BW
Hannah Arendt

Hannah Arendts Denken veränderte die Welt. Ihre gesellschaftspolitischen Schriften über totalitäre Systeme und Demokratie prägen bis heute unsere Sichtweise auf das 20. Jahrhundert und sind aus unserem Verständnis für politische Zusammenhänge – auch der aktuellen – nicht mehr wegzudenken. Als die jüdische Philosophin Hannah Arendt 1961 in Jerusalem den Gerichtssaal betritt, um über den Prozess gegen den Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann zu berichten, erwartet sie, auf ein Monster zu treffen. Stattdessen erlebt sie einen Niemand. Die geistlose Mittelmäßigkeit Eichmanns passt nicht zum abgrundtief Bösen seiner Taten. Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich (Axel Milberg) schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat. Im Auftrag der Zeitung „The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Als sie 1961 in Jerusalem den Gerichtssaal betritt, erwartet sie, auf ein Monster zu treffen, und ist zunächst irritiert. Die geistlose Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte. Dieser Widerspruch beschäftigt Hannah Arendt sehr. Zurück in New York liest sie hunderte Prozessakten, recherchiert, diskutiert mit ihrem Mann Heinrich Blücher und ihren Freunden. Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie mit dem Titel „Eichmann in Jerusalem“, deren provozierende These von der „Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Die Reaktionen sind verheerend und niederschmetternd. Hannah Arendt wird geächtet und angefeindet. Das Unverständnis einiger ihrer Freunde trifft sie hart. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Sie bleibt konsequent bei ihrer Haltung, kämpft und scheut keine Auseinandersetzung, wenn es um für sie so wichtige Themen wie Totalitarismus und Macht geht. Denn sie will verstehen. Auch wenn das bedeutet, „dahin zu denken, wo es weh tut“. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt aber auch zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen).

Fr, 11. Mär · 21:00-22:30 · ARD-alpha
Das zerrissene Leben – Zwischen Heimat und Emigration

Der Dokumentarfilm von Eva König und Michael Krawczyk erinnert an die Vertreibung der jüdischen Mitbürger Münchens während der nationalsozialistischen Diktatur. Die Autoren haben in den Vereinigen Staaten, in Großbritannien und Israel Zeitzeugen und deren Nachkommen interviewt, die über die erzwungene Emigration, den Verlust ihrer Heimat und das neue Leben in der Fremde berichten. Wenige Wochen nach der Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten damit, alle Staatsorgane und gesellschaftlich relevanten Gruppen unter ihre Herrschaft zu zwingen. Als letztes Bundesland wurde im März 1933 auch Bayern „gleichgeschaltet“, wo sich zuvor heftiger Widerstand geregt hatte. Bereits im Januar 1933 war es in den Straßen Münchens zu antisemitischen Pogromen gekommen. Mit den gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Boykottaktionen und Berufsverboten institutionalisierten die Nationalsozialisten den Terror in den folgenden Monaten. Ihr von Anfang an erklärtes Ziel: ein „judenfreies“ Deutschland. München als künftige „Hauptstadt der Bewegung“ diente ihnen dabei als Blaupause für die Ausgrenzung, die Ausplünderung und die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung; allesamt Vorstufen des ab 1942 systematisch durchgeführten Massenmordes an den europäischen Juden. Doch 1933 dachten viele jüdische Deutsche, Hitler und seine Parteigenossen würden sich nicht lange halten. Ihre Heimatliebe und ihr Patriotismus, ebenso die Angst vor einer ungewissen Zukunft in der Fremde hielten viele dieser Menschen davon ab, Deutschland endgültig den Rücken zu kehren. Auch erschwerten restriktive Ausreisebedingungen und Zwangsabgaben den „Emigrationswilligen“ bald den Weg in die Freiheit. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges schließlich machte es den in Deutschland gebliebenen Juden fast unmöglich, ihrer Verfolgung zu entgehen.

Sa, 12. Mär · 07:30-07:56 · arte
Xenius: Synagogen – Prachtvolle Zeugnisse jüdischen Lebens

Die Sendung „Xenius“ ist das werktägliche Wissensmagazin auf ARTE. 26 Minuten Sendezeit sind einem besonderen Thema aus dem Alltagsleben und der großen Welt der Naturwissenschaft und Forschung gewidmet. Mit ihrem Wissensmobil touren die Moderatoren durch Europa, immer auf der Suche nach dem Wissen, das die Welt bewegt. Unorthodoxe Fragestellungen sind dabei ebenso zu erwarten wie spannende Begegnungen mit den führenden Köpfen der Wissenschaft. „Xenius“ ist Roadmovie, Schatzsuche und Wissenssendung zugleich. Noch vor hundert Jahren prägten Synagogen das Stadtbild deutscher Städte. Monumentale Prachtbauten, nicht selten erschaffen von christlichen Stararchitekten. Doch im Zuge der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten wurden nahezu alle Synagogen zerstört – und mit ihnen fast die gesamte jüdische Kultur. „Xenius“ begibt sich mit beeindruckenden Bildern auf die Spur dieser Synagogen – vom Mittelalter bis heute. Die „Xenius“-Moderatoren Emilie Langlade und Adrian Pflug zeigen archäologische Funde, die bis in eine mittelalterliche Synagoge führen, sie erinnern an die Reichspogromnacht 1938 und besuchen eine liberale jüdische Gemeinde in München, die bald eine eigene Synagoge bauen möchte. Wie gestalten Juden heute in Deutschland ihr Gemeindeleben? Die beiden „Xenius“-Moderatoren sprechen mit einem Rabbiner und Kindern über ihren Glauben. Ein Team der Technischen Universität Darmstadt lässt die Synagogen, die im Dritten Reich zerstört wurden, wiederauferstehen – zumindest per Computer. Die virtuellen Bilder zeugen von der einstigen Pracht und Schönheit der Synagogen in Deutschland. „Xenius“ stellt das ungewöhnliche Projekt vor. (Bild oben aus der Sendung)

So, 13. Mär · 09:30-10:00 · HR
Was aber bleibet? Meinhard Schmidt-Degenhard im Gespräch mit Marina Weisband, Psychologin und Ex-Politikerin

Dass sich alles ändert, und zwar so schnell wie nie zuvor, klingt wie ein Gemeinplatz, scheint aber doch zu stimmen: Neue Technologien, allen voran die Digitalisierung, verändern den Alltag, die Arbeitswelt ist kaum wiederzuerkennen, politische Umbrüche und Millionen von Menschen, die auch in Europa Zuflucht suchen, fordern heraus. Wir stecken tief drinnen in einer Zeit der neuen Unübersichtlichkeiten und Unsicherheiten. Da stellt sich die Frage: Was hat bei all dem noch Bestand, was aber bleibet? Was gilt unumstößlich? Welche Erkenntnisse und Werte können uns noch als Richtschnur in all diesen Umbrüchen helfen? Woran dürfen, ja müssen wir festhalten? Und wovon sollten wir uns besser verabschieden? In den diesjährigen Gesprächen zur Fastenzeit spürt „Horizonte“ den Dingen nach, die bleiben, und jenen, die sich ändern (müssen). Wie schnell doch die Zeit vergeht. 2011: Auf ihrem Bundesparteitag wählte die Piratenpartei die bis dahin völlig unbekannte Marina Weisband, Jahrgang 1987, zu ihrer Geschäftsführerin. Plötzlich bekamen die Piraten ein Gesicht – ein junges und hübsches, wie viele Kommentatoren bemerkten. Die Partei der Computer-Nerds und Tranzparenz-Dogmatiker schien im Aufwind. Inzwischen sind die Piraten nach vielen Richtungsstreitigkeiten in der Bedeutungslosigkeit versunken. Marina Weisband hat die Geschäftsführung der Partei schon 2012 verlassen, um ihr Psychologie-Studium zu beenden, sagt sie. Sie sei eben clever und wisse, dass man ein untergehendes Schiff verlassen müsse, sagen manche. Dass sie zurückkehren werde, hatte Weisband bei ihrem Rücktritt angekündigt. Die Frage war nur: wo und wie? Mitglied ist sie bei den Piraten immer noch, die Politik hat sie noch lange nicht abgeschrieben. Ihre jüngste Idee: Aula – ein Schulprojekt, durch das Schüler lernen sollen, ihr Umfeld und ihre Schule demokratisch zu gestalten. Auch im Netz ist Weisband so aktiv wie eh und je. Sie bloggt und twittert täglich, über das bedingungslose Grundeinkommen, die Krise in der Ukraine oder die Situation der Flüchtlinge in Deutschland – über all das, was sich täglich ändert und wandelt. Da liegt die Frage an die junge Politikerin nahe: Was aber hat in ihren Augen Bestand? Auf was setzt sie in Zeiten der sogenannten neuen Unübersichtlichkeit? Die Erfahrungen der Flüchtlinge, die unsere Gesellschaft herausfordern und verändern, kann Marina Weisband gut nachvollziehen: Sie selbst saß damals in der ersten Klasse, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Ihre Familie hatte die Ukraine verlassen müssen, denn als sogenanntes Tschernobyl-Kind war sie sterbenskrank. Wäre sie in der Ukraine geblieben, hätte sie wohl nicht überlebt. Der Tod, hieß es einmal über Marina Weisband, sei eine „Art negatives Kraftfeld“ in ihrem Leben. Ruhe ertrage sie nicht, erzählt die immer-aktive Weisband. Ein weiteres Kraftfeld ist für sie die Religion. Als erste in ihrer Familie lebt sie ihren jüdischen Glauben – er gebe ihr Halt und Grundvertrauen. Und da ist sie wieder: die Frage nach dem, was bleibt. Als „digital native“ steht Weisband ja eher für all das, was sich ändert. Obwohl sie so jung ist, hat sie bereits den Aufstieg und den Fall einer ganzen Partei miterlebt. Und nicht zuletzt hat sie zuerst beinahe ihr Leben – und dann ihre erste Heimat verloren. Was also bleibt für Marina Weisband?

So, 13. Mär · 20:15-22:35 · arte
Die Nacht der Generale

1942: Die Wehrmacht hat halb Europa überrannt. In Polen probt das Reich für die Weltherrschaft und ranghohe SS-Männer feiern in der Hauptstadt Warschau unweit des jüdischen Ghettos frivole Feste, während die Bevölkerung um ihr Leben bangt. Als eine polnische Prostituierte ermordet in ihrer Wohnung gefunden wird, ruft man zu später Stunde einige deutsche Generäle. Diese stellen die Bewohner des Hauses an den Pranger – man vermutet hinter dem Vorfall eine Aktion des polnischen Widerstands, denn die Tote war in Wirklichkeit eine deutsche Agentin. Doch ein Beobachter hat durch ein Loch in der Flurkammer den Täter gesehen: Ein roter Streifen auf seiner Hose identifiziert ihn unmissverständlich als deutschen General. Der junge Offizier Major Grau wird mit der Aufklärung des Falls beauftragt und trägt einige belastende Indizien zusammen. Und ausgerechnet die drei ranghohen Generäle Tanz, Kahlenberge und von Seidlitz-Gabler haben kein Alibi. Es stellt sich heraus, dass zwar nur einer der Täter ist, jedoch alle etwas zu verbergen haben: Neben der Aufdeckung einer außerehelichen Affäre und der Beteiligung an einem Umsturzplan kann Grau schließlich einen der Generäle des Mordes an der Prostituierten überführen. Doch die erfolgreiche Aufklärung wird ihm zum Verhängnis …

So, 13. Mär · 22:30-23:30 · ARD-alpha
Hubert Fichte – Der schwarze Engel

Der Hamburger Schriftsteller Hubert Fichte (1935-1986) ist eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschsprachigen Nachkriegsschriftstellern. Halbjude, Halbwaise, bisexuell und Erforscher der Subkulturen, des Abseitigen und des Exotischen ist er nach bürgerlichen Maßstäben gerechnet ein Ausgeschlossener, ein ’schwarzer Engel‘. Hubert Fichte wird 1935 in Brandenburg geboren. Die Familie zieht nach Hamburg. Der Vater, ein jüdischer Kaufmann, flieht nach Schweden. Nach Kriegsende arbeitet die Mutter als Schauspielerin und Souffleuse an verschiedenen Hamburger Theatern. Fichte wird zum Kinderdarsteller an diversen Bühnen. Für seine Schauspielerkarriere bricht Fichte die Schule ab. Der Stimmbruch wird für ihn zum Karriereknick. Die staatliche Schauspielprüfung besteht er nicht. Fichte orientiert sich neu. Es entstehen erste Erzählungen, Texte für den Rundfunk sowie ein Theaterstück. Nach Ausflügen in die Provence, in die Landwirtschaft und nach Schweden, lernt Fichte 1961 seine spätere Lebensgefährtin kennen, die Fotografin Leonore Mau. Fichte erforscht den Kiez. Er sammelt Stimmen, interviewt Prostituierte, Stricher und Besitzer einer Etage im Palais d’Amour auf St. Pauli. 1968 beginnt Fichte mit der Erkundung der afroamerikanischen Welt, ihrer Religionen, der Verbindungen zwischen Tradition, Magie und moderner Plastikkultur. Wie bei keinem anderen Autor sind bei Fichte Biografie und Werkgeschichte miteinander verschränkt. Vom Erzählungsband ‚Aufbruch nach Turku‘ über die ‚Palette‘ und den ‚Versuch über die Pubertät‘ bis zur neunzehnbändigen ‚Geschichte der Empfindlichkeit‘ deckt sich der Schreibprozess mit den Reisen, die der Autor zusammen mit Leonore Mau unternommen hat: nach Portugal, Griechenland, Marokko, Brasilien, Haiti, in die USA, nach Tansania, Senegal und Togo. 1982 kehrt Fichte von seiner dritten Brasilienreise zurück. Der Hamburger Hauptbahnhof – zentrales Ziel der Exkursionen des Autors in die Gegen- und Stricherwelt – ist umgebaut. Erste Meldungen von Aids erreichen die Öffentlichkeit. 1986 stirbt Hubert Fichte an Lymphdrüsenkrebs, vermutlich eine Folge der Immunschwäche Aids. Bis zuletzt arbeitet er an der Vollendung der ‚Geschichte der Empfindlichkeit‘.

Di, 15. Mär · 20:15-21:00 · ZDF
Wir Nachkriegskinder – Zeit des Aufbruchs

Wie wir wurden, was wir sind: Am Beispiel prominenter Lebensläufe entwirft die zweiteilige Dokumentation ein persönliches und berührendes Bild der deutschen Nachkriegszeit. Mit authentischen Bildern und Erlebnisberichten lassen die Filme, im Umfeld des ZDF-Dreiteilers „Ku’damm 56“, die spannende Etappe im Werdegang der beiden deutschen Staaten – ihre Anfangsjahre – Revue passieren. Ebenso packend wie unterhaltsam. Elmar und Fritz Wepper, Peter Sodann, Michael Degen, Wibke Bruhns und Eva-Maria Hagen: Sie gehören einer Generation an, die unser Land bis heute prägt. Im und durch den Krieg vaterlos geworden, mussten sie von klein auf lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbst um ihr Dasein zu kümmern. Sie haben an der Seite ihrer Mütter Notzeiten, Bombennächte und Vertreibung überstanden, die Befreiung von der NS-Diktatur erlebt. Und doch war die Epoche nach 1945 für die meisten auch einfach eine aufbauende Zeit, geprägt von Zuversicht, Improvisationsgeist und der Überwindung überholter Moralvorstellungen. Peter Hartl und Peter Adler zeichnen diese aufregenden Jahre in prominenten Lebensläufen nach, die wenig bekannte Kindheitserlebnisse offenbaren: So berichten die Schauspieler Peter Sodann sowie Fritz und Elmar Wepper, wie sie ohne ihre im Krieg vermissten Väter heranwuchsen. DEFA-Filmstar Eva-Maria Hagen schildert, wie sie als Flüchtlingskind mit ihrem Bruder im Wald und auf Feldern Essbares zusammenklaute. Der Bühnen- und Filmdarsteller Michael Degen, der den Massenmord an den Juden mit seiner Mutter nur im Versteck überleben konnte, musste sich im Trümmerland der Täter eine neue Existenz aufbauen. Wibke Bruhns, erste Nachrichtenfrau des deutschen Fernsehens, deren Vater den Widerstand gegen Hitler mit dem Leben bezahlte, wurde noch in den 50er Jahren als „Verräterkind“ gebrandmarkt. Ihre frühen Jahre waren oft mühsam und entbehrungsreich. Gleichwohl bahnten sie sich erfolgreich ihren Weg – ebenso wie das Nachkriegsland, in das sie hineinwuchsen. Illustriert werden ihre Erinnerungen durch außergewöhnliche Filmbilder und animierte Zeichnungen im Stil der Graphic Novel. Teil 2 der Dokumentation „Wir Nachkriegskinder“ wird am Dienstag, 22. März 2016, 20:15 Uhr, ausgestrahlt.