Beates Märchenstunde

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Gestern war es soweit, die Angeklagte Beate Zschäpe ließ durch ihren Anwalt nach mehr als zweijährigen Schweigen eine Erklärung im Rahmen des NSU Prozesses in München verlesen. Neben mir saß ein Angehöriger eines Mordopfers auf der Besuchertribüne im Gerichtsaal und schüttelte währenddessen permanent den Kopf. Dieses Kopfschütteln war mehr als verständlich. Die Aussage war nichts weiter als eine dummdreiste Märchenstunde…

Von Max Brym

Beate Zschäpe verkaufte sich darin als „weibliche Unschuld“ aus dem Thüringer Wald. Angeblich wusste sie nichts von geplanten Morden, sowie nichts über einen Bombenanschlag und nichts von Banküberfällen. Angeblich bekam sie erst hinterher etwas von diesen Aktionen mit, was sie in „Depressionen“ und „schwere Gefühlswallungen“ stürzte. Täglich trank sie nach eigenen Aussagen mehrere Flaschen Sekt. Allerdings konnte sie sich als „armes Weib“ nicht von der beiden Uwes lösen. Ihre emotionalen Bindung an diese Männer waren einfach zu stark. Am Schluss ihrer Aussage bekannte sie sich moralisch schuldig und entschuldigte sich bei den Opfern der NSU Mordserie. Die komplette Aussage, genauso wie die Entschuldigung, sind einen feuchten Kehricht wert. Wer dieser Frau etwas glaubt, der glaubt auch noch, dass der Mond eine Kuh ist, einen Euter hat und Milch gibt. Dennoch gilt es, die Aussage in einem bestimmten Kausalzusammenhang einzuordnen.

Beate Zschäpe zementiert mit ihrer Aussage die Legende von dem NSU als Dreierbande. Sämtliche Untersuchungsausschüsse auf Bundes und Landesebene im Rahmen des NSU gehen jedoch von einem ziemlich großen Umfeld des NSU aus. Der Verfassungsschutz führte Hunderte von Agenten im Umfeld des NSU. Nicht umsonst wurden nach dem Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ganze Aktenberge in den Landesämtern für Verfassungsschutz vernichtet. Allerdings ist es den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen auf Bundes und Landesebene gelungen, den Nachweis zu führen, dass allein in Thüringen seit den neunziger Jahren insgesamt 6 Millionen DM an bestimmte Leute des Thüringer Heimatschutzes bezahlt wurden. Aus diesem Kreis ging der NSU hervor. Im Jahr 2006 war der VS – Agentenführer Timme aus Hessen, zuständig für Nazileute, bei dem Mord an einem türkischen Geschäftsmann in dessen Internetladen in Kassel. Angeblich pflegte er nur dort nur seine Sex- Kontakte und bekam von dem Mord nichts mit. Der unmittelbare Vorgesetzte der ermordeten Polizisten M. Kiesewetter war Mitglied der deutschen Sektion des Ku-Klux-Klan.

Frau Zschäpe erklärte gestern: “Die Polizistin wurde umgebracht, weil die Männer Waffen brauchten.“ Auch das ist komplett unsinnig. Das Trio war nicht auf die Pistole einer Polizistin angewiesen, sie hatten ein umfangreiches Waffenarsenal. Es ist nicht einmal klar, wie die beiden Uwes zu Tode kamen. Die Selbstmordthese erklärt nichts. Angeblich soll innerhalb von 15 bis 20 Sekunden, ein Uwe den anderen Uwe erschossen und das Auto in Brand gesetzt haben, um sich dann selbst zu erschießen. Es fragt sich nur, warum keine Gehirnmasse im Wohnwagen gefunden wurde. Es ist völlig unerklärlich warum in der Lunge des letzten „Selbstmörders“ keinerlei Brandschadstoffe nachgewiesen werden konnten. Offensichtlich hat das Theater von Beate Zschäpe nur ein Ziel, nämlich um lebenslänglich herumzukommen und gleichzeitig den Staat mit seiner dubiosen Rolle im Zusammenhang mit dem NSU völlig außen vor zu lassen. Die komplette Aussage scheint ein Deal zwischen dem Verfassungsschutz und der Angeklagten zu sein. Beate Zschäpe präsentiert sich als harmloses Weibchen, die Rolle des Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit der Mordserie bleibt außen vor.

Die heutige Medienberichterstattung versuche gerade den letzten Zusammenhang bewusst zu ignorieren, obwohl es mittlerweile eine umfangreiche Literatur über die Verwicklung von Staatsorganen mit dem NSU Mordtrio gibt. Kürzlich hat Wolfgang Schorlau einem Bestseller unter dem Titel „Die Schützende Hand“ geschrieben. In dem Buch wird munitös nachgewiesen wie eng das Trio mit Verfassungsschutzagenten verbunden war. Es kann und konnte auch gar nicht anders sein. Im Jahr 1998 wurde bei dem Trio eine Hausdurchsuchung wegen Waffenbesitz und NS Propagandamaterial durchgeführt. Während die Garage untersucht wurde, konnte sich das Trio völlig ungehindert aus dem Haus entfernen und abreisen. Die Rolle der schützenden Hand kam gestern in der Aussage der NS Dame natürlich nicht vor. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Staatsanwaltschaft und das Gericht jetzt Fragen dazu stellt. Es steht zu befürchten, dass genau in diese Richtung nicht gefragt wird. Zudem müssen dem Anwalt der Angeklagten die Fragen schriftlich vorgelegt werden. Kritische Fragen der Opferanwälte werden mit Sicherheit ignoriert.

Im Frühjahr 2016 erscheint „Politisch Inkorrekt. 2015 – Die Fakten“.