Post ans KaDeWe

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Vergangene Woche veröffentlichte die EU eine neue Vorgabe, wonach Produkte aus israelischen Siedlungen in besetzten Gebieten besonders gekennzeichnet werden müssen. Produkte aus dem Westjordanland, Ost-Jerusalem sowie von den Golanhöhen können danach nicht mehr als „Produkte aus Israel“ bezeichnet werden. Betroffen sind davon vor allem Weine, Kosmetika, Obst und Gemüse…

Während über Folgen und Umsetzung für den Einzelhandel noch Unklarheit herrscht, hat ausgerechnet das KaDeWe in Berlin in vorauseilendem Gehorsam die betreffenden Artikel aus dem Sortiment genommen. Für Dr. Martin Kloke, regelmäßiger haGalil Autor, Anlass für ein Schreiben an das KaDeWe:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

Presseberichten ist zu entnehmen, dass Sie israelische Waren aus ihrem Angebot genommen haben, die aus dem Westjordanland oder vom Golan stammen. Ja, geht’s noch? Haben Sie angesichts von Terror, Krieg und Flüchtlingskrisen in Europa und Nahost keine anderen Probleme? Es gibt Dutzende anderer Konfliktgebiete auf dieser Welt, in denen u. a. territoriale Dispute schwelen: Haben Sie sich dort jemals um Fragen von Kennzeichnung, Ausgrenzung und Boykott gekümmert? Nur wenn’s um Israel und Juden geht, schlägt ein doitsches Kaufhaus die Hacken zusammen und beteiligt sich an der Diskriminierung des weltweit einzigen jüdischen Staates. Bitte überdenken Sie Ihre Entscheidung! Oder wollen Sie sich in eine Traditionslinie mit denjenigen stellen, die 1933 den Boykott jüdischer Geschäfte in Deutschland angeführt haben? Ein solches Geschäftsgebaren würde langfristig auch Ihren ureigenen Interessen schaden, denn nicht wenige Kunden werden ab sofort mit einer gewissen Kaufzurückhaltung reagieren und ihre Einkäufe woanders tätigen.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Kloke“

Schreiben Sie ebenfalls: http://www.kadewe.de/de/startseite/kontakt/

Nachtrag 22.11.:

KaDeWe hat schnell und konstruktiv auf die zahlreichen Proteste reagiert. Dr. Martin Kloke erhielt das folgende Antwortschreiben:

Sehr geehrter Herr Dr. Kloke,
Die 8 israelischen Weine werden ab sofort wieder im Sortiment sein. In diesem Fall – es ging um eine Empfehlung der Europäischen Union – ist hausintern zu rasch und unsensibel gehandelt worden.
Wir bedauern, dass es durch dieses falsche Verhalten seitens der KaDeWe Group zu Missverständnissen gekommen ist und bitten, dies zu entschuldigen.
Das KaDeWe führt ein internationales Sortiment, darauf sind wir sehr stolz. Teil dieses Sortiments sind selbstverständlich auch über 200 israelische Produkte.
Das KaDeWe steht für Weltoffenheit und Internationalität. Wir lehnen jeder Form von Diskriminierung und Intoleranz ab.
Mit freundlichen Grüßen,
Geschäftsleitung KaDeWe

1 Kommentar

  1. Es ist, leider, in einem gewissen Sinne schon mutig von der KaDeWe die Produkte wieder in ihr Sortiment zu nehmen. Es werden nicht wenige vermeintliche Gutmenschen das kritisieren.
    Und wenn die Kennzeichnung, laut EU, zur bewussten Kaufentscheidung dienen soll, so kann ich nur sagen: prima, dann werde ich mir bewusst diese qualitativ vorzüglichen Produkte kaufen! So unterstütze ich sogar palästinensische Familien … (nicht klar warum?!).

    Es ist das Ãœbel der heutigen Denkweise, dass jedes „Volk“ ein Anrecht auf einen eigenen Staat haben soll. Spanien würde zerfallen (Basken & Co.) und Belgien, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ach ja, GB mit Schottland und Wales ebenso.
    Kyniker

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